PATHOLOGISCHES KAUFEN eine psychische Erkrankung?
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- Frida Pfeiffer
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1 PATHOLOGISCHES KAUFEN eine psychische Erkrankung? PD Dr. med. Dr. phil. Astrid Müller Klinik für Psychosomatik & Psychotherapie, MHH 19. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e. V. (DGZ) 27. September 2014
2 Oniomanie die krankhafte Kauflust, die den Kranken veranlasst, sobald sich ihm dazu Gelegenheit bietet, ohne jedes wirkliche Bedürfnis in großen Mengen einzukaufen, Hunderte von Halsbinden oder Handschuhen, Dutzende von Anzügen, Hüten, Überröcken, Schmucksachen, Spazierstöcken, Uhren. In einzelnen Fällen verbindet sich damit der Trieb, allen möglichen Personen Geschenke zu machen... Kraepelin E (1909) Psychiatrie. Ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte. Johann Ambrosius Barth, Leipzig, S
3 Psychische Probleme Entgleister, bedarfsunabhängiger, nicht-zweckgebundener, unkontrollierbarer Warenkonsum Leidensdruck Finanzielle, soziale, berufliche Probleme Beschaffungsdelinquenz DD: Manie O Guinn & Faber. Compulsive Buying: A Phenomenological Exploration. J Consum Res 1989;16: McElroy et al. Compulsive buying: a report of 20 cases. J Clin Psychiatry 1994;55:
4 Ist zu viel kaufen krank? Impulsive Buying Compulsive Buying Kaufsucht Pathologisches Kaufen
5 Häufigkeit in klinischen Stichproben Stationäre Psychiatriepatienten (SKID) USA (N=204): 9% (Grant et al. Am J Psychiatry 2005;162: ) D (N=234): 6% (Müller et al. Psychiatry Res 2011;188: ) Patienten mit dopaminerger Medikation PD (N=3090): 7% (Weintraub et al., Arch Neurol 2010;67: )
6 Geschätzte Punktprävalenz in der Bevölkerung 1990 a W: 5% O: 1% 2000 b W: 8% O: 6% 2010 c,d 7-8% 2011 d 9% 2012 d 10% a Scherhorn et al. J Consum Policy 1990; b Neuner et al. J Econ Psychol 2005; c Müller et al. Psychiatry Res 2010; d Hubert et al., J Consum Protect 2014
7 Typisch weiblich? Je jünger desto kaufsüchtiger? Scherhorn et al. J Consum Policy 1990; Neuner et al. J Econ Psychol 2005; Koran et al. Am J Psychiatry 2005; Müller et al. Psychiatry Res 2010; Hubert et al. J Consum Protect 2014
8 Nicht-substanzgebundene Sucht? Craving, Cue Reactivity Kontrollverlust Beibehaltung des VH trotz negativer Konsequenzen Anfangs pos. Verstärkung, dann neg. Verstärkung ABER: Rauscherleben anders/geringer Entzugserscheinungen vs. Auslösesymptomatik Keine organischen und zentralnervösen Veränderungen Marketingstimuli, Bezahlmodi u.ä. beeinflussen Kaufverhalten Cave: Medikalisierung von Verhaltensauffälligkeiten Marcks. Br J Addict 1990; Potenza. Addiction 2006; Grüsser et al. Nervenarzt 2007; Brewer & Potenza. Biochem Pharmacol 2008; Croissant et al. Psychiatr Prax 2009; Mann et al. Nervenarzt 2013; Starcke et al. J Behav Addict 2014; Trotzke et al. Psychosom Med 2014 u.a.
9 Impulskontrollstörung? Spannungsbogen Unangemessenheit der Verhaltensmuster Starker Handlungsdrang, Impulsdurchbrüche Fehlen einer vernünftigen Handlungsmotivation Unfähigkeit zur Unterdrückung oder zum adäquaten Umgang mit den Impulsen Verhalten trotz schädlicher Konsequenzen Du Toit et al. Compr Psychiatry 2001; Dell Osso et al. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 2006; Black. Dialogues Clin Neurosci 2010; Müller et al. Am J Addict 2014
10 DSM-5: Hoarding Disorder a Specifier: Excessive acquisition Excessive buying Acquisition of free things Occasional stealing Kernsymptome zwanghaften Hortens unterscheiden sich nicht bei hortenden Personen mit und ohne exzessives Kaufen. Bei Personen, die sowohl zwanghaft horten als auch pathologisch kaufen besteht eine stärkere Ausprägung von Symptomen pathologischen Kaufens als bei Personen, die lediglich exzessiv kaufen. b a APA, 2013; b Möllenkamp, de Zwaan & Müller. Psychopathology 2014
11 Offline CB Online CB Internet Addiction Müller, Brand et al. Oxford Handbook of Digital Technology, in press
12 Psychische Komorbidität
13 Psychische Komorbidität Depressionen Angststörungen zwanghaftes Horten Binge-Eating-Störung Persönlichkeitsstörungen Black et al. Am J Psychiatry 1998; Christenson et al. J Clin Psychiatry 1994; Schlosser et al. Gen Hosp Psychiatry 1994; Frost et al. J Anxiety Disord 2009; Müller et al. Psychother Psychosom Med Psychol 2009; Behav Res Ther 2007; Psychiatry Res 2010; Möllenkamp et al. Psychopathology 2014
14 Ätiologie
15 Materielle Werteorientierung + + Narzissmus PATHOLOGISCHES KAUFEN - - Impulskontrolle Rose. Psychol Addict Behav 2007;21:
16 Kaufen zur Emotionsregulation? Spannung Erregung Unruhe Vergnügen Befriedigung Entspannung Reue Schuldgefühle Selbstvorwürfe
17 Within-day analyses: negative affect 18 17, , , ,5 Negative Verstärkung Hours relative to CB episode PANAS_NEG Müller et al. Psychiatry Res 2012;200:
18 Within-day analyses: positive affect PANAS_POS Belohnungssuchend??? Hours relative to CB episode Müller et al. Psychiatry Res 2012;200:
19 15 IGT-Nettoscore 10 IGT Net Score Unvorteilhaftes, riskantes Entscheidungsverhalten CB+ CB- Voth Müller. Compr Psychiatry 2014;55: ; Trotzke Brand, under review
20 A Neurological Study of Compulsive Buying Behaviour Verstärktes Wollen des Produkts Geringeres Verlustempfinden für Geld Fig. 3 Activation during the price phase. Stronger activation during the price phase for subsequently notbought products compared with products subsequently bought and differences in activity between noncompulsive (grey) and compulsive buyers (black) in the insula (p<.001; voxel threshold, 10). Results based on group comparison Raab, Elger, Neuner, & Weber. J Consum Policy 2011;34:
21 Behandlung
22 Psychotherapie: KVT Mitchell et al. Behav Res Ther 2006;44: ; Müller et al. J Clin Psychiatry 2008;69: ; Müller et al. Clin Psychol Psychother 2013;20:28-35
23 Therapieziel Kaufabstinenz Angemessenes Kaufverhalten
24 Reflexion und Modifikation von: kaufbezogenen Bagatellisierungen / Rationalisierungen materiellen Einstellungen und Geldmanagement psychischer Vulnerabilität maladaptiven Persönlichkeitsanteilen Veränderter Umgang mit Kaufstimuli durch: Erlernen von Stimuluskontrolle Auf-/Ausbau von Alternativverhalten Kognitive Umstrukturierung Erlernen von angemessenen Strategien zur Emotionsregulation Expositionsübungen Selbstbeobachtung und Verhaltensanalysen Aufbau/Stärken von Änderungsmotivation
25 Zusammenfassung Pathologisches Kaufen ist häufig belastend verbunden mit psych., familiären, finanz. Problemen noch keine anerkanntes Störungsbild kann psychotherapeutisch behandelt werden sollte noch eingehender erforscht werden ein wichtiges Thema für die Prävention
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