Ist die Sömmerung von Milchkühen wirtschaftlich interessant?
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- Teresa Weber
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1 Ist die Sömmerung von Milchkühen wirtschaftlich interessant? 1. Rahmenbedingungen Im Zusammenhang mit der Agrarpolitik wird diese Frage vor allem für potentielle Neueinsteiger zu einer wichtigen Grundsatzfrage. In der Schweiz werden von knapp 580`000 Milchkühen ca. 100`000 Tiere gesömmert. Im Kanton St. Gallen als einer der grossen Alpkantone werden ca. 10`000 Milchkühe gesömmert. Erfahrungsgemäss stammen mehr als die Hälfte der Alptiere aus dem Berggebiet, dieser Anteil dürfte aufgrund der wegfallenden Tierbeiträge mittelfristig sinken. Wenn die Milchkuhsömmerung auf dem heutigen Stand erhalten werden soll, sind Neueinsteiger aus dem Unterland notwendig. Aufgrund unterschiedlicher Alpungssysteme im Kanton lassen sich drei unterschiedliche Typen von Milchkuhlieferanten unterscheiden Woher stammen die Kühe? Ziele der Alpkuhsömmerung Potential und Gefahren für die Sömmerung mit Milchkühen Produkte und Vermarktung Selbstbewirtschafter, vor allem In der Region Toggenburg, Alpstein Eigener Heimbetrieb, geschlossenes System Futtergrundlage des Heimbetriebes vergrössern, Familientraditionen erhalten Arbeitsbelastung Alpund Heimbetrieb (pendeln) Betriebsumstellungen auf andere Tiere Teilweise mangelhafte Wertschöpfung der Alpmilch Potential vorhanden, falls weniger Vieh auf dem Heimbetrieb Konsummilch Alpkäse oder zentrale Vermarktung Gesamter Milchkuhbestand in der Sömmerung auf Korporationsalp v.a. im Sarganserland Aus dem Dorf oder der Region Arbeitsentlastung auf dem Heimbetrieb Verbesserte Wertschöpfung Vergrösserung der Futtergrundlage Erhaltung von Alptraditionen Betriebsumstellungen teilweise grosse Mengen an Alpkäse für den Einzelbetrieb Potential vorhanden, auch für grössere Tierbestände wenn bisherige Bestösser verzichten Alpkäse und weitere Alpprodukte durch Landwirt Zentrale Vermarktung durch die Alp Einzelkühe in Sömmerung auf Korporationsalp v.a. Sarganserland und übrige Regionen Aus dem Dorf, Region und übrigen Ost Schweiz Alpprodukte für den Eigenbedarf oder Direktverkauf Sympathie/ Solidarität zur Alpung Gefahr eines Wechsels auf andere Alpen Verzicht auf die Alpung Potential für Neueinsteiger vorhanden, v. a. für Einzeltiere Alpkäse durch Landwirt Um das vorhandene Potential an Alpungsplätzen zu nutzen, muss die Sömmerung für alle Beteiligten wirtschaftlich interessant sein. Die beste Wertschöpfung wird ohne Zweifel mit einer Milchverarbeitung direkt auf der Alp erreicht, wobei dabei der Produkteerlös ein wesentlicher Bestandteil ist.
2 Anfragen von Landwirten aus dem Mittelland zeigen, dass durchaus Interesse an der Milchkuhalpung besteht. Bei der Vermarktung der Produkte möchten aber die wenigsten den Käse zurücknehmen, was die Alpbetriebe in der Vermarktung zukünftig vor neue Herausforderungen stellen wird. 2. Beitragsarten der Sömmerung mit der AP 2014/2017 Beitragsart Sömmerungsbeitrag Fr / Normalstoss Normalstoss= 1 GVE während 100 Tagen Alpzeit Milchkühe zwischen 56 und 99 Tagen Alpzeit erhalten den vollen Beitrag von Fr Begrenzt bis Fliesst teilweise in die Gesamtabrechnung der Sentengesellschaft Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Teil kann durch die Eigentümerschaft der Alp beansprucht werden. Verkäsungszulage Fr / pro Kg verkäste Milch Milchpreisstützungsverordnung Silofreie Milch Fr / pro Kilo verkäste Milch Alpungsbeitrag Fr.370. / Normalstoss Geht direkt an den Tierbesitzer Zusätzlich sind im Rahmen von Landschaftsqualitätsprojekten und für Biodiversitätsflächen zusätzliche Beiträge möglich. 3. Welche Kühe eignen sich zur Sömmerung? Diese Frage ist im Zusammenhang mit Neueinsteigern absolut zentral, längst nicht alle Kühe eignen sich für die Sömmerung. In einem geschlossenen System wie im Toggenburg ist der Spielraum in Bezug auf Laktationsstadium und andere wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Alpung wesentlich grösser. Die Tiere verbleiben in der gleichen Herde und werden vom Landwirt selber betreut. Welche Eigenschaften zeichnen die geeignete Alpkuh aus? Klauen/ Fundament Eutergesundheit Milchleistung Weidegewohnt Gesundes Klauenwachstum, Klauenpflege spätestens im März gemacht, keine Gelenkprobleme, marschtüchtiges Fundament Nur Kühe mit verkehrstauglicher Milch sömmern 900 bis 1500 kg pro Sommer, je höher die Sömmerungskosten desto mehr Milch ist notwendig. Die Personalkosten pro kg verarbeitete Milch betragen ca. 50 bis 55 Rappen Futterangebot besteht zu 100 % aus Weidegras, Kühe müssen das Futter selber holen
3 4. Verminderte Milchleistung und Körpergewichtsverlust Alpkühe haben eine verminderte Milchleistung gegenüber den Heimkühen. Wie hoch diese Differenz ist, hängt u.a. von folgenden Faktoren ab: Futterangebot, Laktationsstadium, Milchleistung, Nährzustand und die Bereitschaft zur Mobilisierung der Körperreserven, Topografie und Distanzen zu den Weiden, Gesundheitszustand, Zufütterung und Rasse (Persistenz). Das Futterangebot sinkt im alpinen Raum durch die kurze Vegetationsdauer wesentlich rascher als auf den Heimbetrieben. Je höher die Milchleistung und je später der Sommer, desto grösser wird das Nähstoffdefizit für die Kuh. Das Nähstoffmanko wird kompensiert durch eine reduzierte Milchleistung bis hin zur Trockenstellung und einen mehr oder weniger grossen Gewichtsverlust. Eine Zufütterung von etwas Dürrfutter innerhalb der erlaubten Mengen verbessert das Wohlbefinden der Kühe. Ein Vergleich von Laktationskurven von gealpten und nicht gealpten Milchkühen zeigt eine Milchdifferenz von ca. 7 bis 10 kg Milch pro Laktationstag während der Sömmerungszeit. Der Gewichtsverlust kann nach der Sömmerung teilweise durch das kompensatorische Wachstum ausgeglichen werden und wird mit einer guten Herbstfütterung rasch wieder aufgeholt. 5. Modellrechnung einer Einzelkuhsömmerung Eine Aussage, zur Wirtschaftlichkeit der Milchkuhalpung in einem geschlossenen System wie z.b. im Toggenburg kann ohne umfangreiche Aufzeichnungen nicht gemacht werden da der Alpbetrieb Teil des Heimbetriebs ist (keine separate Buchhaltung). Die nachfolgenden Aussagen beschränken sich deshalb auf die Fremdalpung von Milchkühen auf Korporationsalpen. Unterschiedliche Abrechnungssysteme bei Korporationsalpen erschweren den Vergleich zwischen den effektiven Kosten pro Kilo Alpkäse oder pro Kilo Milch. Neben der rein finanziellen Seite spielen andere Faktoren für den Entscheid, ob Milchkuhsömmerung ja oder nein, ebenfalls eine wichtige Rolle. Vor allem dort, wo eine Einzelkuh für die Selbstversorgung der Bauernfamilie gesömmert wird, stehen emotionale Gründe im Vordergrund.
4 Beispielberechnung für eine gesömmerte Milchkuh auf einer Korporationsalp 1.Grundlagen Alpzeit 100 Tage Sömmerungskosten zu Gunsten Sentenrechnung 750 Franken Milchleistung 1100 Kilo Käsemenge geht zurück an den Landwirt 100 Kilo Verarbeitungszuschläge und Sömmerungsbeitrag sind in der Sentenrechnung bereits berücksichtigt Alpungsbeitrag (neu AP 2014) 370 Franken Verminderte Milchleistung gegenüber dem Heimbetrieb 850 Kilo Vergleichbarer Deckungsbeitrag pro Kilo Milch auf dem Heimbetrieb 43 Rappen Fr bei 7000 Kilo Milch Futterersparnis auf dem Heimbetrieb 20 Aren im Talgebiet 18 dt TS 2.Wegfallende Erträge/zusätzliche Kosten Sömmerungskosten netto Kraftfutter/ Heu (individuell möglich) Gesundheitskosten Transportkosten Eigene Arbeit für das Alpwerk/3 Std. Milchleistungsdiffernez zum Heimbetrieb Total 1' Wegfallende Kosten/zusätzliche Erträge Alpungsbeitrag (neu AP 2014) Variable Futterbaukosten für 20 Aren/ Heimbetrieb Käseverkauf 100 Kilo à Fr. 16. /kg 1' Total 2' /Std.inkl. Fahrzeit kg x 43Rp /ha LN Ertrag für eine gesömmerte Alpkuh Gewinnschwelle pro Kilo Käse: = Selbstkosten 9.56 Franken Gewinnschwelle pro Kilo Milch 87 Rappen 6. Zusammenfassung Die Sömmerung von Milchkühen ist nicht zuletzt aufgrund der neuen Beiträge der AP 2014 /2017 wirtschaftlich interessant. Damit die Sömmerung ein Erfolg wird und alle Beteiligten im Herbst zufrieden sind, sind die Qualität und die Verkaufserlöse der Alprodukte neben einer gesunden Kuh die wichtigsten Faktoren der Milchkuhsömmerung. Neueinsteiger sollen sich im Vorfeld der Tieranmeldung mit dem Alpmeister der jeweiligen Alp über die Anforderungen an die ideale Alpkuh absprechen, so können Missverständnisse und Enttäuschungen verhindert werden. R. Schwendener Fachstelle Alpwirtschaft LZSG, Salez
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