Waldbau. Verstehen, wie Bäume wachsen und danach handeln
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- Angelika Dressler
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1 Waldbau Verstehen, wie Bäume wachsen und danach handeln
2 Andreas Matt Studium der Forstwissenschaft in München und Krakau Referendariat bei Landesforsten Rheinland-Pfalz seit 2005 freiberuflicher Forstsachverständiger Diplom Forstwirt (univ.) MSc Assessor des Forstdienstes Inhaber: Forstbüro Matt Kontakt: Forstbüro Matt Grabenstr. 1, Trier Forstbüro Matt 2
3 Themen I. Was sind die Ziele des Waldbaus und wie kann ich sie am besten erreichen? II. Behandlung nach Entwicklungsphasen Etablierung Qualifizierung Dimensionierung - Reifung III. Klassische Ansätze Wann sind sie noch gerechtfertigt sind Forstbüro Matt 3
4 I. Ziele des Waldbaus Produktion von Holz 1. von hohem Wert (die 2% echtes Wertholz bringen ca. 25% des Holzerlöses) 2. in möglichst kurzer Zeit ( höherer Erlös/Jahr) 3. mit geringem Aufwand 4. bei niedrigem Betriebsrisiko 5. unter Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, 6. der biologischen Vielfalt und 7. des ästhetischen Wertes des Waldes Forstbüro Matt 4
5 1. Holz von hohem Wert Der Wert des Holzes wird bestimmt durch: (in absteigender Wichtigkeit) a) Durchmesser b) Astigkeit c) Gesundheit d) Jahrringbau e) Abholzigkeit f) Krümmungen g) Drehwuchs h) Farbe i) Verkernung Forstbüro Matt 5
6 a) Durchmesser bei gleicher Qualität immer der dickere Stamm der wertvollere (außer Extreme) Produkt aus Alter und Jahrringbreite lange Umtriebszeiten führen aber meist zu niedrigeren jährlichen Durchschnittserlösen (v.a. wenn Verzinsung berücksichtigt wird) Ziel sind also höhere jährliche Zuwächse (breitere Jahrringe) Forstbüro Matt 6
7 Wie erreicht man höhere Zuwächse? Im Gegensatz zur Höhe hängt der Durchmesserzuwachs weniger vom Standort (Bonität) ab Ausschlaggebend ist vielmehr die Assimilationsleistung der Bäume (also: wie viel Biomasse durch Photosynthese produziert wird) Forstbüro Matt 7
8 Wohin geht die Biomasse? Wurzeln 6% Zweige 8% Blätter 7% Stamm 24% Atmung 55% Forstwirtschaftlich interessant ist nur der Volumenzuwachs am Stamm (24%) Forstbüro Matt 8
9 Wovon hängt die Biomasseproduktion ab? fast ausschließlich von der Größe der Krone - Große Krone viele Blätter viel Photosynthese viel Biomasse / Zuwachs - je mehr Platz die Krone hat (sprich: je stärker durchforstet wurde), desto größer wird sie - im Alter wachsen Kronen langsamer und die Stabilität sinkt mit steigender Höhe / Alter früh stark durchforsten, später langsam reifen lassen Forstbüro Matt 9
10 Vorteile dickerer Bäume Wenige dicke Bäume bringen pro Hektar den gleichen Gesamtzuwachs (in fm) wie viele dünne, aber: sie erzielen höhere Preise pro fm und verursachen geringere Erntekosten (Stück- Masse-Gesetz) höherer Gewinn für den Waldbesitzer Forstbüro Matt 10
11 b) Astigkeit Äste, insbesondere tote oder gar faule senken erheblich den Wert des Holzes Forstbüro Matt 11
12 Forstbüro Matt 12
13 Forstbüro Matt 13
14 Forstbüro Matt 14
15 Forstbüro Matt 15
16 Forstbüro Matt 16
17 Forstbüro Matt 17
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19 b) Astigkeit Äste, insbesondere tote oder gar faule senken erheblich den Wert des Holzes Es kommt darauf an, unter der großen Krone ein möglichst astfreies Stammstück zu erziehen (Erdstammstück). Die untersten 25% des Stammes enthalten 50% des Holzvolumens und sogar 80% des Holzwertes darauf kommt es an! Forstbüro Matt 26
20 Forstbüro Matt 27
21 Forstbüro Matt 28
22 Wie erreiche ich Astfreies Holz? Totastverlierer (dazu zählen die meisten Laubbäume) verlieren ihre noch dünnen Äste von selbst, wenn sie im Dichtstand aufwachsen (seitliche Beschattung) Totasterhalter (alle Nadelbäume, Kirsche und Pappel) hier können astfreie Stämme nur durch Astung erreicht werden (Investition!) Aststärke aber durch Schatten reduzierbar Forstbüro Matt 29
23 Astung bis zur endgültigen Kronenbasis an Z-Bäumen von Totasterhaltern (Nadelbäume, Kirsche und Pappel) ausnahmsweise auch einzelne Äste von Totastverlierern bis 3 cm, die wegen mangelndem Dichtstand nicht rechtzeitig abgestorben sind lohnt sich nur bei gutem Standort und Wertholzerwartung (Ausnahme: Douglasie) Forstbüro Matt 30
24 c) Gesundheit Wertmindernd wirken v.a. Fäulen Fäulen können vermieden werden durch: geeignete Baumartenwahl (keine Fichte auf ehem. Acker, Kalk oder bekanntem Rotfäulestandort) Vermeidung von Eintrittspforten (Wunden durch Schäl-, Fäll- oder Rückeschäden, abgebrochene Kronenteile, abgestorbene Starkäste, Zwiesel...) Forstbüro Matt 33
25 d) Jahrringbau Wichtig ist vor allem ein gleichmäßiger Aufbau. Diesen erreicht man durch regelmäßige Durchforstungen Für einige Verwendungsformen hat auch die Jahrringbreite eine Bedeutung: Nadelhölzer sind bei breiten Jahrringen weicher und daher weniger stabil, dafür besser schälbar (Furnier) Bei Eichen und Eschen ist es genau umgekehrt bei anderen Laubhölzern macht es keinen Unterschied Forstbüro Matt 34
26 e) Abholzigkeit Abholzigkeit misst, um wie viel cm der Durchmesser des Stammes pro Meter abnimmt. Sie ist meist nur im Kronenbereich und an Randbäumen so groß (> 1-2 cm/lfm), dass sie zu Abwertungen führt das wertvolle Erdstammstück hat kaum Abholzigkeit Forstbüro Matt 35
27 f) Krümmungen Entstehen, wenn: Bäume Gegenständen (z.b. Schlagabraum) oder dem Schatten anderer Bäume ausweichen oder wenn sie sich nach Schneedruck o.ä. wiederaufrichten. Krumme Bäume sind bei den ersten Durchforstungen zu entnehmen Forstbüro Matt 36
28 g) Drehwuchs Gibt an, wie stark der Faserverlauf im Baumstamm von der Längsachse abweicht Gleichmäßiger Kronenaufbau soll Drehwuchsneigung senken stark drehwüchsige Bäume bei Durchforstungen entnehmen Forstbüro Matt 37
29 h) Farbe und i) Verkernung Erkennt man erst nach der Ernte des Holzes nach heutigem Kenntnisstand waldbaulich nicht beeinflussbar Forstbüro Matt 38
30 I. Ziele des Waldbaus Produktion von Holz 1. von hohem Wert (die 2% echtes Wertholz bringen fast 25% des Holzerlöses) 2. in möglichst kurzer Zeit ( höherer Erlös/Jahr) 3. mit geringem Aufwand 4. bei niedrigem Betriebsrisiko 5. unter Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, 6. der biologischen Vielfalt und 7. des ästhetischen Wertes des Waldes Forstbüro Matt 39
31 Der Produktionszeitraum wird bestimmt durch: a) die Wahl der Baumart b) die Wahl des Erntezeitpunktes c) den Standort (Bonität) d) den Standraum des einzelnen Baumes e) Verbiss und Überschattung in der Jugend f) andere Schäden wie Käfer, Windwurf etc Forstbüro Matt 40
32 a) die Wahl der Baumart Laubholz Umtriebszeit Nadelholz Umtriebszeit Eiche 180 Fichte Buche Douglasie 80 Esche 120 Kiefer Ahorn 120 eur. Lärche Roteiche 100 jap. Lärche 60 Erle 80 Birke 80 Hainbuche Forstbüro Matt 41
33 b) die Wahl des Erntezeitpunktes Optimal, wenn der laufende (Wert-) Zuwachs unter den durchschnittlichen fällt Wenn der Wert des aktuellen Bestandes in Zukunft langsamer zunimmt als der Wert eines neuen Bestandes im Schnitt pro Jahr = Forstbüro Matt 42
34 c) der Standort (Bonität) Im Wald wird in der Regel nicht (mehr) gedüngt, entwässert etc. (höchstens gekalkt) insofern ist der Standort vorgegeben durch geeignete Baumartenwahl kann ich aber das Beste aus meinem Standort rausholen (Die Bonität gibt an, wie hoch eine Baumart auf dem gegebenen Standort in einem bestimmten Alter werden kann) Forstbüro Matt 44
35 d) der Standraum der Bäume wird durch die Durchforstungen festgelegt je größer, desto schneller wächst der Baum aber: Astreinigung und Stabilität beachten Forstbüro Matt 45
36 e) Verbiss und Überschattung in der Jugend Verbiss hängt direkt von der Wilddichte und somit den Abschusszahlen ab Verantwortung des Jägers führt zu Entmischung und Zuwachsverlust Zäune oder Einzelschutz teuer, aber oft unumgänglich; Überschattung je nach Baumart nützlich oder schädlich; leicht steuerbar Forstbüro Matt 46
37 f) andere Schäden wie Käfer, Windwurf etc. können die gesamte Planung zunichte machen das Risiko lässt sich durch geeignete Pflanzenwahl und sachgerechten Waldbau deutlich reduzieren Forstbüro Matt 47
38 I. Ziele des Waldbaus Produktion von Holz 1. von hohem Wert (die 2% echtes Wertholz bringen fast 25% des Holzerlöses) 2. in möglichst kurzer Zeit ( höherer Erlös/Jahr) 3. mit geringem Aufwand 4. bei niedrigem Betriebsrisiko 5. unter Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, 6. der biologischen Vielfalt und 7. des ästhetischen Wertes des Waldes Forstbüro Matt 48
39 Alle restlichen Ziele werden durch naturnahem Waldbau erreicht: geringerer Arbeitsaufwand, wenn man mit der Natur arbeitet statt gegen sie, naturnahe Wälder sind resistenter gegen Schäden und können sich auch besser regenerieren, sie beeinträchtigen nicht die Funktionsfähigkeit des Bodens und beherbergen eine hohe Biodiversität Forstbüro Matt 49
40 Themen I. Was sind die Ziele des Waldbaus und wie kann ich sie am besten erreichen? II. Behandlung nach Entwicklungsphasen Etablierung Qualifizierung Dimensionierung - Reifung III. Klassische Ansätze Wann sind sie noch gerechtfertigt sind Forstbüro Matt 50
41 II. Die Entwicklungsphasen Die vier Phasen spiegeln wieder, was man im jeweiligen Alter durch waldbauliche Maßnahmen erreichen will: Etablierung Qualifizierung Dimensionierung Reife Forstbüro Matt 51
42 Grundsätzliches Die Entwicklungsphasen laufen von Natur aus immer in dieser Reihenfolge ab was einmal verpasst wurde, kann nicht später nachgeholt werden! lichtliebende Bäume (Licht- / Pionierbaumarten) reagieren anders als schattertragende (Schatt- / Klimaxbaumarten) Forstbüro Matt 52
43 Lichtbaumarten benötigen v.a. in der Jugend viel Licht wachsen anfangs sehr schnell, lassen aber schon bald nach produzieren früh, häufig und leichte Samen haben kürzere Lebenserwartung Durchlaufen alle Phasen schneller (Entwicklung nicht verschlafen!) Forstbüro Matt 53
44 Schattbaumarten können auch lange im Schatten wachsen wachsen in der Jugend weniger schnell, dafür lässt das Wachstum erst spät nach haben später, seltener und schwerere Samen sind sehr langlebig Phasen werden langsamer durchlaufen (richtigen Zeitpunkt abwarten!) Forstbüro Matt 54
45 Einteilung der Baumarten Lichtbaumarten Mitteltyp Schattbaumarten Weiden Kiefern Hainbuche Pappeln Kirsche Linden Erlen Eichen Buche Lärchen Ulmen Tanne Birken Ahorn Fichte Innerhalb der Spalten nach abnehmendem Lichtbedürfnis sortiert Forstbüro Matt 55
46 1. Die Etablierung vom Moment, an dem der Baum keimt, bis die Verjüngung als gesichert gelten kann Ziel ist, dass überall auf der Fläche Bäume von den gewünschten Arten aufkommen dabei sollen sie ausreichend dicht stehen, um sich später selbst qualifizieren zu können Forstbüro Matt 56
47 Wie erreiche ich das? am besten durch Naturverjüngung: reiche genetische Auswahl ungestörte Entwicklung der Wurzeln keine Kosten für die Pflanzung Forstbüro Matt 57
48 Vorraussetzungen für Naturverjüngung Vorhandensein eines standortgeeigneten, hochwertigen Altbestandes ausreichende Samenproduktion (Mastjahr) keine störende Bodenvegetation/Streu angepasste Wildstände angemessene Lichtverhältnisse (entsprechend den Ansprüchen der jew. Art) Forstbüro Matt 58
49 Steuergröße ist dabei das Licht je heller der Altbestand gestellt wird, desto mehr Verjüngung kommt wenn ich einen höheren Anteil Klimaxarten will, darf ich nicht zu sehr aufhellen es verjüngen sich nur die Baumarten, deren Samen in letzter Zeit auf den Boden kamen: entsprechende Altbäume in der Nähe, die ein Mastjahr hatten; Streuauflage oder Konkurrenzvegetation dürfen Bodenkontakt nicht verhindern Forstbüro Matt 59
50 Steuergröße ist dabei das Licht abhängig vom Altbestand kann ich so die Artenzusammensetzung und Dichte der Verjüngung, aber auch der Konkurrenzvegetation beeinflussen Forstbüro Matt 60
51 Die Notlösung: Pflanzung wenn der Altbestand aus ungeeigneten Arten oder Qualitäten besteht (auch hier auf Licht achten: z.b. Buchen-Voranbau unter Fichte) kein Altbestand vorhanden ist (Erstaufforstung, große Sturmlöcher...) am besten vor Ort gewonnene Wildlinge zumindest aber lokale/angepasste Herkünfte Forstbüro Matt 61
52 Welche Baumarten eignen sich Standortfaktoren beachten: Frische (= Feuchtegehalt) des Bodens Wärmestufe der Region Nährstoffgehalt / Ausgangsgestein evtl. vorhandene Staunässe dann mit den Ansprüchen der Baumarten vergleichen Forstbüro Matt 62
53 Forstbüro Matt 63
54 nass trocken Bodeneigenschaften: sauer basisch 64
55 Beim Pflanzen darauf achten: dass die Pflanzen frisch sind die Wurzeln nicht beschädigt sind die Pflanzen nicht unterschnitten wurden die Herkunft nachvollziehbar ist Dass Pflanzverfahren der Wurzel anpassen, nicht umgekehrt! Forstbüro Matt 65
56 Pflanzen in Klumpen ich pflanze nur so viele Klumpen, wie Bäume im Endbestand stehen sollen mind. 20 Bäume (bei Klimaxarten mind.40) in einem Kreis von 5-7 m Durchmesser auf dem Rest der Fläche keine Investition auch bei der Pflege von Naturverjüngung auf (markierte) Klumpen konzentrieren Forstbüro Matt 66
57 Verbissschutz, wo nötig: Einzelschutz im Klumpen meist günstiger als Zaun außerdem wird so der Lebensraum des Wildes nicht zerschnitten Forstbüro Matt 67
58 2. Qualifizierung von der gesicherten Verjüngung bis zum Erreichen der gewünschten astfreien Schaftlänge Ziel ist es, die Voraussetzung für spätere Wertholzerzeugung zu schaffen dafür sollen alle unteren Äste absterben (bis etwa 25 % der Höhe des Endbestandes) Forstbüro Matt 68
59 Wie erreiche ich das? durch Engstand beschatten sich die Bäume so sehr, dass die unteren Zweige absterben deshalb wird möglichst wenig eingegriffen! lediglich Protzen werden zurückgenommen (besser als abschneiden: umknicken oder ringeln so bleibt der Engstand erhalten, ohne dass sie sich auf Kosten Besserer breit machen) Forstbüro Matt 69
60 Entscheidung über Eingriffe kann nur am konkreten Baum getroffen werden (keine flächige Behandlung) dafür muss alle 2-4 Jahre der ganze Bestand abgelaufen werden dabei sind Zugangslinien hilfreich Anlage sobald mannshoch astfrei, 1m breit, Abstand mind. 10 m, jede wird später (wieder) zur Rückegasse Eingriff erfolgt nach folgenden Kriterien: Forstbüro Matt 70
61 1. Ist der Baum so stark, dass er sich im Konkurrenzkampf durchsetzen wird (sog. Supervitaler )? ja nein kein Eingriff 2. Ist der Baum geeignet, Wertholz zu erzeugen? ja nein nein 3. Bedrängt er einen Vitalen, der Wertholz erzeugen könnte? ja Eingriff_ 4. Wird er seitlich abgedrängt oder ist sein Gipfeltrieb beschattet? ja Eingriff_ Forstbüro Matt 71
62 Ein paar Faustregeln Schattbaumarten werfen stärkeren Schatten als Lichtbaumarten, können aber auch mehr ertragen zur Qualifizierung benötigen Bäume Nachbarn, die mind. genauso viel Schatten ertragen, wie sie selbst Totasterhalter verlieren ihre Äste zwar nicht, aber wenn die Äste absterben bevor sie dicker werden, beeinträchtigen sie die Holzqualität weniger und eine evtl. Astung ist nicht so aufwendig Forstbüro Matt 72
63 Der Schatten des Altbestandes (soweit noch vorhanden) sollte schrittweise zurückgenommen werden dabei ist unbedingt darauf zu achten, Fällungsschäden an der Verjüngung zu vermeiden Forstbüro Matt 73
64 3. Dimensionierung Vom Moment, in dem die Astreinigung 25 % der Endhöhe erreicht hat, bis die Baumkronen im Wachstum nachlassen Ziel ist es, den Zuwachs auf die qualitativ höchstwertigen Bäume zu lenken dafür sollen diese Bäume von jeglicher Konkurrenz befreit werden Forstbüro Matt 74
65 Wie erreiche ich das? möglichst viel Platz für die Z-Bäume: damit sie eine große Krone entwickeln, die für viel Zuwachs sorgt damit sie eine hohe Einzelbaumstabilität entwickeln möglichst wenig für ihre Konkurrenten: um sie in ihrer Konkurrenzkraft zu bremsen um den Z-Bäumen wohl dosiert mehr Standraum geben zu können damit die Bestandesstabilität erhalten bleibt Forstbüro Matt 75
66 Einzelbaumstabilität niedriger Schwerpunkt dadurch kurzer Hebel großer Wurzelraum schütz vor Windwurf dicker Stamm schütz vor Windbruch Forstbüro Matt 76
67 Bestandesstabilität die Energie des Windes wird dadurch abgebaut, dass die Kronen zusammenstoßen das geht nur wenn die Bäume dicht stehen dann haben sie aber keine Einzelstabilität schwierig ein Mittelmaß zu finden anfällig gegenüber Durchforstungen Forstbüro Matt 77
68 Was macht einen Z-Baum aus? sehr hohe Vitalität deutlich überdurchschnittliche Qualität ausreichend Abstand zum nächsten Nachbarn (aber: nie schematisch suchen) wenn ich die drei Kriterien ernst nehme, finde ich oft weniger Z-Bäume pro Hektar, als theoretisch möglich wären Forstbüro Matt 78
69 Wie viele Z-Bäume passen auf einen Hektar? Baumart Z-Bäume / ha Benötigte Abstände Eiche, Buche, Ahorn, Esche max. 80 mind. 12 m Douglasie max. 80 mind. 12 m Fichte, Tanne max. 120 mind. 10 m Kiefer, Birke max. 150 mind. 9 m Forstbüro Matt 79
70 Beginn der Dimensionierung bei Birke, Lärche und anderen Laub-Pionierbaumarten: ca. 15 Jahre Kirsche, Esche, Ahorn, Kiefer: ca. 20 Jahre Eiche, Fichte, Douglasie: ca J. Buche, Tanne: ca J Forstbüro Matt 80
71 Am Beginn der Dimensionierung 2-3 rasch wiederkehrend Eingriffe nötig um die Stabilität nicht zu gefährden und die Bildung von Wasserreisern zu vermeiden Rückegassen anlegen (dabei alte Gassen nach Möglichkeit erhalten) Z-Bäume markieren (möglichst keinen Z-Baum direkt an der Rückegasse) Totasterhalter zur Wertholzerzeugung asten (nur die Z-Bäume) Forstbüro Matt 81
72 In Mischbeständen beachten: Dimensionierung der Lichtbaumarten beginnt, während die Qualifizierung der Schattbaumarten noch läuft Z-Bäume der Lichtbaumarten möglichst so wählen, dass ihr Standraum nach ihrer Ernte von den längerlebigen Schattbäumen eingenommen werden kann Forstbüro Matt 82
73 Durchforstung in der Dimensionierungsphase nur rund um den Z-Baum soviel entnehmen, dass der Z-Baum bis zum nächsten Eingriff gerade noch freisteht entnehme ich mehr, habe ich Zuwachsverluste und Stabilitätsprobleme auf der Restfläche entnehme ich weniger (bzw. komme ich seltener), kommt es zu gestörten Entwicklung des Z-Baumes (schwacher und ungleichmäßiger Kronen- und Jahrringsaufbau, absterbende Äste schaffen Eintrittspforten für Pilze...) Forstbüro Matt 83
74 I.d.R. kein Eingriff in den Zwischenfeldern Wenn die Kronen seiner Nachbarn sich zu stark entwickeln, kann ich die Freistellung des Z-Baum nur in großen Schritten machen durch Eingriffe wird die Bestandesstabilität herabgesetzt die schwachen Sortimente sind evtl. nicht kostendeckend aufzuarbeiten Forstbüro Matt 84
75 Durchforstungen bringen: etwa 50 % der Holzmasse, aber nur etwa 15 % der Einnahmen und sogar nur etwa 5 % des gesamten Gewinns Es ist gerechtfertigt, sich voll auf den Endbestand (die Z-Bäume) zu konzentrieren Forstbüro Matt 85
76 4. Reife ab Nachlassen des Kronenwachstums bis zur Ernte der qualitativ hochwertige Stamm soll möglichst dick werden bis zum Einleiten der Verjüngung sind i.d.r. Eingriffe kaum mehr nötig Forstbüro Matt 86
77 In der Reifephase wenn ausreichend Z-Bäume vorhanden waren, sind jetzt nur noch sie übrig ihre Kronen haben die baumartspezifische maximale Ausdehnung erreicht der Holzmassezuwachs hält noch lange an die Bäume werden geerntet, bevor der Wertzuwachs unterdurchschnittlich wird vor der Ernte Verjüngung einleiten Forstbüro Matt 87
78 Bei Ernteentscheidung bedenken Entwertungsrisiko durch: Fäulen (v.a. Fichte, Esche) Rotkern bei Buche Stürme u.a. Kalamitäten (standortabhängig) ohne Altbestand keine neuen Samen Verjüngung von Schattbaumarten dauert lang und ist in guter Qualität nur im Schatten möglich bei Überdimensionen Preisabzüge Forstbüro Matt 88
79 Typische Zielstärken Baumart Ertragsklasse Zielstärke (cm) Eichen Buche Fichte, Tanne Douglasie Kiefer Lärche II,5 und besser II,5 - III I,5 und besser I,5 III,0 I,5 und besser I,5 III,0 I,5 und besser I,5 II,5 II,5 III,0 II II,5 und schlechter II,5 und besser II,5 - III 60 und stärker 50 und stärker 60 und stärker 50 und stärker 50 und stärker 40 und stärker 80 und stärker 70 und stärker 60 und stärker 60 und stärker 50 und stärker 60 und stärker 50 und stärker Forstbüro Matt 89
80 5. Zerfallsphase Bäume sterben den Alterstod und werden durch nachwachsende Verjüngung ersetzt kommt in Wirtschaftswäldern nicht vor, weil vorher geerntet wird Ausnahme: Biotopbäume (bewusster Nutzungsverzicht) Forstbüro Matt 90
81 Themen Was sind die Ziele des Waldbaus und wie kann ich sie am besten erreichen? Behandlung nach Entwicklungsphasen Etablierung Qualifizierung Dimensionierung - Reifung Klassische Ansätze Wann sind sie noch gerechtfertigt sind Forstbüro Matt 91
82 Klassische Ansätze schematische Läuterungen Hochdurchforstung Niederdurchforstung Plenterwald Niederwald Forstbüro Matt 92
83 Schematische Läuterungen Stammzahlreduzierungen in der Jugend (Entnahme jeder Reihe) Ziel: höhere Einzelbaumstabilität, Zuwachsgewinn an den Verbleibenden Bäumen, mehr Licht am Waldboden Nachteil: dicke Äste am Erdstammstück Bewertung: der Wertverlust steht in keinem Verhältnis zu den Vorteilen Forstbüro Matt 93
84 Hochdurchforstung Eingriff im Herrschenden Ziele: Erziehung mehrschichtiger Bestände durch Erhalt des Unter- und Zwischenstandes gleichzeitig Lenkung des Zuwachses auf die besseren Stämme des Oberstandes Forstbüro Matt 94
85 Hochdurchforstung 95
86 Hochdurchforstung Vorteile: positive Durchforstungserlöse Mehrschichtigkeit ökologisch wertvoll Nachteile: keine konsequent Z-Baum Förderung nach Durchforstungen sinkt Stabilität vorübergehend Unterstand oft qualitativ ungeeignet für nächste Waldgeneration ( Entsorgungsproblem ) Forstbüro Matt 96
87 Hochdurchforstung - Bewertung gute Alternative für stabile Bestände ohne ausreichende Anzahl an Z-Bäumen weniger Erträge, aber dafür gleichmäßiger über das Bestandesalter verteilt (Vorteil für kleine Waldbesitzer) Forstbüro Matt 97
88 Niederdurchforstung Eingriff in der Unterschicht Ziel: gleichförmiger Altersklassenwald Vorteil: erhöht die Bestandesstabilität Nachteile: Durchforstungen meist nicht kostendeckend ökologisch und optisch eintönige Bestände Forstbüro Matt 98
89 99
90 Niederdurchforstung - Bewertung gerechtfertigt bei sehr labilen Beständen dazu gehören fast alle Fichtenaltbestände in Luxemburg ansonsten ökologisch und ökonomisch negativ zu beurteilen Forstbüro Matt 100
91 Plenterwald Bäume aller Altersklassen kommen gleichzeitig in kleinräumigem Muster auf der Fläche vor orientiert sich am Klimaxstadium der Naturwälder unter Ausblendung von Störungen nur mit Schattbaumarten durchführbar, da Verjüngung im Schatten des Altbestandes Forstbüro Matt 101
92 Plenterwald Vorteile: äußerst stabil und risikoarm auch auf kleinen Flächen jährliche Erträge Nachteile: geringerer jährlicher Zuwachs hohe Ansprüche an waldbauliches Können keine Sparkontofunktion, eher Rente dichte Erschließung erforderlich Eingrenzung auf ertragsschwächere Klimaxbaumarten Forstbüro Matt 102
93 Plenterwald - Bewertung ideal als Schutzwald, da dauerhafte dichte Bestockung gewährleistet Bewirtschaftung aufwendig außerhalb der Gebirge von geringer Bedeutung Forstbüro Matt 103
94 Niederwald Bäume werden alle Jahre (Weiden alle 6-8 Jahre) auf den Stock gesetzt und treiben dann wieder aus (nur best. Arten) die trad. (Eichen-) Niederwälder wurden inzwischen meist in Hochwälder überführt mit steigender Nachfrage nach Energieholz entstehen neue Kurzumtriebsplantagen aus Weiden und Pappel in ebener Lage Forstbüro Matt 104
95 Niederwald - Bewertung naturferne Wirtschaftsform, die Zwischenstellung zwischen Land- und Forstwirtschaft einnimmt Rentabilität hängt neben Energieholzpreisen wesentlich von der Mechanisierbarkeit ab traditionelle Niederwälder haben kulturhistorische Bedeutung, außerdem Lebensraum z.b. für das Haselhuhn Forstbüro Matt 105
96 Themen Was sind die Ziele des Waldbaus und wie kann ich sie am besten erreichen? Behandlung nach Entwicklungsphasen Etablierung Qualifizierung Dimensionierung - Reifung Klassische Ansätze Wann sind sie noch gerechtfertigt sind Forstbüro Matt 106
97 Vielen Dank! für Ihre Aufmerksamkeit Forstbüro Matt 107
98 Quellenangaben Burschel/Huss: Grundriss des Waldbaus Waldarbeiterschulen (Hrsg.): Der Forstwirt Administration des Eaux et Forêts (Hrsg.): Wald und Forstwirtschaft in Luxemburg Landesforsten RLP: Waldbaurichtlinien und persönliche Mitteilungen Landesforstverwaltung NRW: Richtlinien zur Waldbewertung Oesten/Roeder: Management von Forstbetrieben Forstbüro Matt 108
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