Was ist transdisziplinäre (Biodiversitäts-)Forschung, wie sieht sie aus und warum ist sie wichtig?
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- Petra Färber
- vor 8 Jahren
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1 Was ist transdisziplinäre (Biodiversitäts-)Forschung, wie sieht sie aus und warum ist sie wichtig? Dr. Carsten Mann,
2 Gliederung 1) Transdisziplinäre (Biodiversitäts-)Forschung Ausgangslage Charakteristika & Erwartungen Herausforderungen 2) Beispiele ELaN (lokal/regional) Politikinnovation: Biodiversity Offsets (global)
3 Transdisziplinärer (Biodiversitäts-)Forschung Ausgangslage: 1) Gesellschaftspolitischer Krisendiskurs: Drängende globale & komplexe Probleme (SD, FCCC, CBD) 2) Wissenschaftlicher Krisendiskurs: Atomisierung der Disziplinen ; Relevanz & Robustheit Forderung nach anderen Modus der Wissensproduktion - Inter- und Transdisziplinarität (Mittelstraß 1998) - Mode 2 (Gibbons 1994) - Post-normal science (Funtowics und Ravez 1993, 2001)
4 Transdisziplinärer (Biodiversitäts-)Forschung Charakteristika: Aufgreifen einer gesellschaftlichen Problemlage in der Schnittmenge von Natur und Gesellschaft (hier: Verlust der Artenvielfalt) Komplexe Systeme: unklare Wechselwirkungen, Systemgrenzen; Unsicherheiten Betroffenheit verschiedener Akteure/Ebenen (Vielzahl legitimer Sichtweisen) Erarbeitung von umsetzungsrelevantem Handlungswissen Social Institutions Environment Sustainable Development Economy
5 Transdisziplinärer (Biodiversitäts-)Forschung Problemorientierte Forschung mit Beitrag zur Problemlösung, Dialog der Interessen führen (Probleme Lösung) Notwendigkeit des Einbezugs heterogener Wissensbestände (Disziplinen übergreifend, Praxiswissen) Das Ziel der Transdisziplinären Forschung ist es, empirisches und praktisches Wissen zur Lösung, Verminderung oder Vermeidung lebensweltlicher Probleme beizutragen (Pohl und Hirsch Hadorn 2006).
6 Transdisziplinärer (Biodiversitäts-)Forschung Erwartungen: Vermeidung der Entwicklung einseitiger Lösungsstrategien, die Probleme zweiter Ordnung nach sich ziehen Angemessene und ausgewogene Lösungen im Hinblick auf das Leitbild nachhaltige Entwicklung Innovative und robuste (eingebettete) Lösungen
7 Transdisziplinärer (Biodiversitäts-)Forschung Herausforderungen: 1) Gemeinsame Problembeschreibung 2) Auswahl & Funktion der beteiligten Akteure 3) Prozessgestaltung
8 Herausforderung 1: Gemeinsame Problembeschreibung
9 Herausforderung 2: Auswahl beteiligter Akteure Wer ist Entscheidungsträger, wer ist betroffen? Welche Legitimation haben die Aussagen einzelner Vertreter/innen (Verbänden, Ministerien, Forschung etc.)? Unterschiedliches Vorwissen, unterschiedliche Ressourcen, Einfluss (Macht), spezifische Handlungslogiken und Sachzwänge Bandbreite gesellschaftlicher Positionen!
10 Anzahl der Beteiligten Herausforderung 2: Funktion beteiligter Akteure Werden informiert (z.b. Broschüre, Ausstellung, Veröffentlichungen) Liefern Daten (z.b. Befragung, Fallstudie) Erproben und geben Feedbacks (z.b. Praxisprojekt, Workshops) Planen und entscheiden (z.b. Praxisbeirat) Implementieren (z.b. Praxisprojekt) Intensität der Beteiligung Gestalten den Forschungsprozess mit (z.b. gemeinsame Indikatorenauswahl)
11 Herausforderung 3: Prozessgestaltung Es gibt nicht die Methode, ist aber methodengeleitet! Wichtig: Prozess muss für alle Beteiligten (Disziplinen, Praxis/Wissenschaft) nachvollziehbar sein. Möglichkeiten für eine Beteiligung /Einfluss für Akteure schaffen. Problem: Kontinuität, Ehrenamt, Verwaltungsstrukturen Ermöglichung des gleichberechtigten Einbezugs verschiedener Wissensformen, keine implizite Hierarchisierung Balance finden zwischen Fokussierung (Gefahr der Vereinfachung) und nicht bewältigbarer Komplexität => Kommunikation!
12 Das Projekt ELaN (BMBF) Schnittstellenmanagement als Schlüssel!
13 Das Projekt ELaN (BMBF) Ziel: Kontinuierliche Kopplung der Ergebnisse Praxis Praktiker beeinflussen den Forschungsverlauf Abstimmung mit Praxisbeirat (Verbände, Verwaltung, Wirtschaft) Kontinuierliches (Neu)Justieren des Forschungsprozesses/Fakten Neue Allianzen und Netzwerke Gemeinsames Arbeiten in Workshops Stakeholder-Workshops (Problemverständnis, Handlungsmöglichkeiten) Abstimmung der Projektergebnisse/Transfer Angepasste Produkte/Sprache/Medien (z.b. versch. Entscheidungshilfen, Governancestrategie)
14 Das Projekt Innovation in Governance (BMBF SÖF) Biodiversity Offsets/Credit trading Systems Mechanismus zur Wiederherstellung bzw. Kompensation von Biodiversitätsschäden durch Entwicklungsprojekte (marktbasiert) Analyse: Schnelle & internationale Verbreitung Transnationale Expertennetzwerke, Politikindustrien (=> Business) Nebenfolgen: De-Kontextualisierung, Verdrängung von Alternativen 14
15 Name Organization Absher, James US Forest Service (FS) Bishop, Joshua International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) Bruns, Elke Institut für nachhaltige Energie- und Ressourcennutzung (Institute for Sustainable Use of Energy and Ressources) Carrol, Nathaniel Ecosystem Marketplace Cornwall, Amanda Department of Sustainability, Victoria/Australia Darbi, Marianne Leibniz Institute of Ecological Urban and Regional Development Dickie, Ian Economics for the Environment Consultancy (EFTEC) Ekstrom, Jonathan The Biodiversity Consultancy cy.com Hough, Palmer US Environmental Protection Agency (EPA) Kapila, Sachin Shell Karousakis, Katia Organisation of Economic Co-operation and Development (OECD) Korn, Horst Federal Agency for the Nature Conservation, Germany/Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) Lohmann, Larry The Cornerhouse Mead, Deborah L. US Fish and Wildlife Service (FWS) Rempel, Ron U.S. Geological Survey (USGS) Robertson, Morgan University of Kentucky, Department of Geography Rosenstock, European Commission Directorate-General Manfred for the Environment Spash, Clive L. Department of Socio-Economics, WU Vienna University of Economics and Business Stöcker, Ulrich Deutsche Umwelthilfe (German Environmental Aid) Szaramowicz, Martin Bundesverband der Flächenagenturen in Deutschland (National Pooling Association, tur.de Germany) ten Kate, Kerry Business and Biodiversity Offsets Programme (BBOP) Wätzold, Frank Helmholtz Centre for Environmental Research (UFZ) Wilgis, Randy National Mitigation Banking Assoc. tba Federal Agency for the Nature
16 Fazit Transdisziplinäre (Biodiversitäts-)Forschung erlaubt eine mit der Praxis abgestimmte Problembeschreibung & Handlungsstrategien (Chance: Perspektivenerweiterung und Erkenntnisgewinn; reality-check!) Hilft frühzeitig einen Eindruck von unterschiedlichen Deutungen und Lösungen (Konflikte) zu erhalten, um später Probleme zu vermeiden. Grenzarbeit und Schnittstellenmanagement erfordert Kompetenzen und innovative Methoden (z.b. Mapping, Modellierung, Kommunikation)! Die Durchführung transdisziplinärer Prozesse ist zeitaufwendig; Qualitätssicherung schwierig. Doch: i.d.r. hohe Praxis-/Politikrelevanz!
17 Hilfreiche Literatur
18 Literatur Funtowicz, S. and Ravetz, J. (2001): Post-Normal Science. Science and Governance under Conditions of Complexity. In: Decker, M. (Hg.), Interdisciplinarity in Technology Assessment. Implementation and its Chances and Limits. Berlin: Springer, S Funtowicz, S.O. and Ravetz, J. (1993): The Emergence of Post-Normal Science, in: R. von Schomberg (ed.), Science, Polities, and Morality. Scientific Uncertainty and Decision Making, Dordrecht, Boston, London: Kluwer Academic Publishers Gibbons, M., Limoges, C., Nowotny, H., Schwartzman, S., Scott, P. and Trow, Martin (1994): The new production of knowledge. The dynamics of science and research in contemporary societies. London u.a.: Sage. Mittelstraß, J Interdisziplinarität oder Transdisziplinarität? In: Ders. (ed.): Die Häuser des Wissens. Suhrkamp: Frankfurt a. M., S Pohl, C. und Hirsch Hadorn, G. (2008): Methodenentwicklung in der transdisziplinären Forschung. In Bergmann M. and Schramm E. (eds): Transdisziplinäre Forschung. Integrative Forschungsprozesse verstehen und bewerten, pp Frankfurt/New York: Campus Verlag.
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