Kostenlos 15. Ausgabe September Jubiläumsausgabe

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1 Kostenlos 15. Ausgabe September 2014 Jubiläumsausgabe

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3 0 9 / S e i t e 3 Inhalt Vorwort... 5 Weiter so Gratulation zum 10-jährigen Jubiläum... 6 Zwischenzeugnis für die Autismusambulanz Halle Autismus: Verstehen annehmen - unterstützen Zur traditionellen Sicht von Autismus Zum DSM Zum Autismus-Spektrum Zum Verständnis von Verhaltensauffälligkeiten Zur Positiven Verhaltensunterstützung Positive Verhaltensunterstützung als Einzelhilfe Unterstützerkreis Funktionales Assessment Zum Unterstützungsprogramm Schlussbemerkung Einblicke in die Arbeit der Autismusambulanz Arbeitsweise und Rahmenbedingungen Der Weg zu uns Unser Leistungsangebot Herausforderungen im Alltag einer Autismusambulanz Zusammenfassung und Ausblick Abbildungen in dieser Zeitungsausgabe: Die Fotografien, die in der aktuellen Ausgabe unserer Zeitung abgebildet sind, sind eine erste Auswahl der Dokumentation unserer zahlreichen Sommerprojekte. Die Sommerferien sind fast vorbei und damit auch die meisten unserer Angebote. Wir hatten sehr viel Freude daran und hoffen, allen Teilnehmern eine gute und interessante Zeit geboten zu haben. Die kommende Zeitungsausgabe werden wir nutzen, um ausführlich darüber zu berichten.

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5 0 9 / S e i t e 5 Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, ich sage in diesem Vorwort mal nichts und lasse die Kollegen sprechen. Wir haben in den letzten 10 Jahren für Sie und mit Ihnen. Für die daraus entstandenen Erfahrungen, die gute Zusammenarbeit und das uns entgegengebrachte Vertrauen sagen wir Dank und weiter. Das Team der Autismusambulanz Halle KONTAKT Autismusambulanz Halle Willy-Brandt-Straße Halle/ Saale Tel: Fax:

6 0 9 / S e i t e 6 Weiter so Gratulation zum 10-jährigen Jubiläum Grußwort von Prof. Dr. Georg Theunissen Als meine Mitarbeiterin H. Paetz und ich im Jahr 2010 das an der Stimme autistischer Personen (Empowerment) orientierte Buch Autismus im Kohlhammer-Verlag veröffentlichten, gab es aus der Hallenser Autismus- Ambulanz Kritik hatten wir doch von der Homepage der Autismus-Ambulanz die dort ausgewiesene Definition von Autismus zitiert und damit den Eindruck erweckt, dass in der Ambulanz nach traditionellen medizinisch-psychiatrischen Auffassungen über Autismus defizitorientiert gearbeitet würde. Der Einwand kam von zwei Mitarbeiterinnen, die uns zwar zustimmten, dass die zitierte Definition wenngleich weit verbreitet veraltet sei, dass sie jedoch noch aus der Gründungszeit der Hallenser Ambulanz stamme und heute in Bezug auf die dort praktizierte Arbeit überholt sei. Daher würde die Definition jetzt überarbeitet und aktualisiert. Zugleich erhielt ich freundlicherweise eine Einladung, die Arbeit der Autismus-Ambulanz vor Ort kennen zu lernen. Abb.: Ritterwanderung August 2014

7 0 9 / S e i t e 7 Dieses Angebot nahm ich dankend und sehr gerne an; und tatsächlich konnte ich mich rasch überzeugen, dass keineswegs eine nur an herkömmlichen Vorstellungen und Defiziten ausgerichtete heilpädagogische oder therapeutische Arbeit geleistet wurde. Ganz im Gegenteil: vieles von dem, was heute in der modernen Lehre im Bereich der Behindertenarbeit als State of the Art gilt, zählt zum Repertoire der heilpädagogischen oder therapeutischen Praxis. Das gilt zum Beispiel für die Konzeption einer Autismus-Ambulanz, die über eine Pathologisierung und Therapeutisierung autistischer Personen hinausgeht, indem sie sich als eine lebensweltbezogene Anlauf-, Beratungs-, Förder- und Unterstützungsstätte für alle Kinder, Jugendlichen oder Erwachsenen aus dem Autismus-Spektrum sowie für Angehörige oder andere Bezugspersonen versteht. Ferner betrifft es die Orientierung an den Kompetenzen, Ressourcen, Stärken und Bedürfnissen eines autistischen Kindes, Jugendlichen oder Erwachsenen, außerdem die Durchführung persönlicher Zukunfts- oder Lebensstilplanungen und den Rückgriff auf so genannte evidenzbasierte oder wissenschaftlich fundierte Methoden sowie die Bemühungen um ein flexibles und ganzheitliches Unterstützungskonzept mit Förderungen und Maßnahmen, die in verschiedenen Bereichen des Lebens (z.b. Familie, Kindergarten, Schule, Freizeit, Arbeits- oder Wohnstätten) angeboten werden. Nicht unerwähnt lassen möchte ich zudem die Einbeziehung der wichtigsten Bezugspersonen Unterstützungsarbeit, Beratungsangebote und offene Treffen für Eltern oder Familien mit einem autistischen Kind und Geschwistern, Beratungs- und Fortbildungsangebote für Bezugspersonen, Fachleute wie Erzieherinnen, Lehrkräfte, Mitarbeiter/innen in Behinderteneinrichtungen oder von Ämtern sowie die fortlaufende Überprüfung und Reflexion der eigenen Arbeit. Für all diese Angebote steht ein interdisziplinäres Team bereit, das sich nicht Abb.: Spendenübergabe Lions Club Halle Dorothea Erxleben Juli 2014 in die

8 0 9 / S e i t e 8 nur mit hohem Interesse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Autismus-Spektrum engagiert, sondern das sich ebenso durch eine Aufgeschlossenheit gegenüber neuesten medizinischen, neurowissenschaftlichen, pädagogischen und therapeutischen Erkenntnissen auszeichnet, die nicht etwa vorschnell, enthusiastisch oder unvermittelt aufgenommen werden, sondern nur nach sorgfältiger Reflexion und Diskussion in die praktische Arbeit einfließen. Diese Offenheit und Behutsamkeit gegenüber Neuem hat sich gleichfalls an anderer Stelle gezeigt, wo die anfangs kritisierte Definition von Autismus auf der Homepage durch eine neue Sicht im Sinne des Autismus-Spektrums ersetzt wurde. Zurecht wird dabei auf eine Erkenntnis verwiesen, dass Vorstellungen über Autismus und Diagnosen einem gesellschaftlichen Wandel unterliegen, der durch ständig wachsendes Wissen bestimmt wird. Dass sich das Team der Hallenser Autismus-Ambulanz diesem Weg der reflektierten Offenheit gegenüber Neuem sowie der damit verknüpften Bereitschaft, sich selbst und die Arbeit ständig weiterzuentwickeln, verschrieben hat, ist ein Gütekriterium, welches Kooperationsformen mit meinem Arbeitsbereich ermöglicht hat und darüber hinaus der Anerkennung und Wertschätzung bedarf. Vor diesem Hintergrund möchte ich dem Team und der Leitung der Hallenser Autismus-Ambulanz mit den Worten Weiter so herzlichst zum 10-jährigen Jubiläum gratulieren. Prof. Dr. Georg Theunissen Lehrstuhl Geistigbehindertenpädagogik und Pädagogik bei Autismus Institut für Rehabilitationspädagogik Philosophische Fakultät III Erziehungswissenschaften Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Halle georg.theunissen@paedagogik.uni-halle.de

9 0 9 / S e i t e 9 Abb.: Tolle Wolle und Bautag August 2014

10 0 9 / S e i t e 10 Abb.: Bautag August 2014

11 0 9 / S e i t e 11 Abb.: Tolle Wolle August 2014

12 0 9 / S e i t e 12 Zwischenzeugnis für die Autismusambulanz Halle Nele Dreyer Die Autismusambulanz Halle ist seit beim Internationalen Bildungsund Sozialwerk e.v. tätig. Die Schwerpunkte dieser Tätigkeit sind: Beratung Früh- und Einzelförderung Einzel- und Gruppensozialtraining Erwachsenenarbeit Schulbegleitung Arbeits- bzw. Studienbegleitung Förderung mit musik- und kunsttherapeutischen Elementen Elternarbeit (Elterncafé, Elternkreis, Info-Abende) Betreuung über das Pflegeleistungsergänzungsgeld Freizeit- und Ferienangebote Gesprächsrunden Weiterbildungen / Informationsveranstaltungen Die Autismusambulanz Halle ist eine äußerst engagierte, motivierte, zuverlässige und verantwortungsbewusste Einrichtung. Ihre hoch professionelle Arbeit und ihr souveränes Auftreten zeichnen sie aus. Sie erledigt die ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit mit einem hohen Maß an Flexibilität und Strukturiertheit. Die Autismusambulanz Halle zeigt ein außerordentliches Engagement bei den täglichen Arbeitsaufgaben. Ihre Offenheit für Neues und ihre unendliche Kraft haben in den letzten 10 Jahre zu einer stetigen qualitativen und quantitativen Weiterentwicklung geführt. Dies vor allem dank des großen persönlichen Einsatzes der

13 0 9 / S e i t e 13 MitarbeiterInnen, die sich jeder Herausforderung stellen und diese hervorragend meistern. Besonders hervorzuheben ist das große kreative Potenzial der Einrichtung, welche sich sowohl in der alltäglichen Arbeit, in besonderen Projekten, als auch in der Schönheit ihrer Räume zeigt. Die Autismusambulanz Halle wird von den MitarbeiterInnen sehr geschätzt. Ihr freundliches und geselliges Wesen machen sie zu einer beliebten Kollegin. Sie schafft es, die unterschiedlichsten Menschen zu vereinen. Sie zeigt gegenüber Vorgesetzten stets ein einwandfreies Verhalten, was von hoher Loyalität geprägt ist. Gegenüber Klienten, Ämtern oder anderen Institutionen tritt sie immer wertschätzend, höflich, sicher und gewandt auf. Ihr Talent, nicht nur theoretisch ganzheitlich zu denken, sondern es auch zu leben, nach links und rechts zu schauen, systemisch zu arbeiten und für die rundum-belange der unterschiedlichsten Klienten da zu sein, zeichnen sie aus. Die Autismusambulanz Halle bringt sich auch in die Gesamtbelange des Regionalbereichs Leipzig / Halle / Wittenberg des Internationalen Bildungs- und Sozialwerk e.v. stets motiviert und aktiv ein, welches sie zu einem sehr geschätzten Teammitglied macht. Wir bedanken uns für die bisherige engagierte Zusammenarbeit, freuen uns außerordentlich, dass es sie schon so lange gibt und wünschen ihr für ihre Zukunft alles Gute und weiterhin noch viel Kraft, Energie und Freude für die kommenden Aufgaben. Die Autismusambulanz Halle hat das Leben von vielen Menschen berührt. Meines ganz besonders. Dafür sage ich DANKE. Nele Dreyer Regionalleitung Leipzig/Halle/Wittenberg Leipzig, (Diese Beurteilung wurde unverschlüsselt erstellt.)

14 0 9 / S e i t e 14 Abb.: Alpakawanderung und Ausflug zum Straußenhof Juli 2014

15 0 9 / S e i t e 15 Abb.: Ausflug zum Straußenhof und Hundetage Juli 2014

16 0 9 / S e i t e 16 Abb.: Reitertage August 2014

17 0 9 / S e i t e 17 Autismus Verstehen - annehmen - unterstützen Prof. Dr. Georg Theunissen Neuere Statistiken aus führenden Industrienationen zeigen auf, dass heute Autismus nicht mehr als eine seltene Behinderungsform in Erscheinung tritt. Nach US-amerikanischen Untersuchungen nimmt Autismus im Kontext von Behinderungen derzeit am stärksten zu. So wurden vor wenigen Monaten in den USA neueste Zahlen veröffentlicht, nach denen davon ausgegangen werden kann, dass bei 86 Neugeborenen mit einem autistischen Kind gerechnet werden muss. Für Deutschland liegen allerdings keine verlässlichen Daten vor. Es scheint sich aber auch hierzulande die Zahl an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer Autismus-Diagnose deutlich zu erhöhen. Expert(inn)en gehen davon aus, dass die Prävalenz unabhängig von sozio-ökonomischen Einflussfaktoren bei etwa ein Prozent liegt. Interessant ist die Frage nach den Gründen für den skizzierten Trend. Neben einem wachsenden gesellschaftlichen Bewusstsein und einer größeren Sensibilität in Bezug auf Autismus, wird auf verfeinerte, genauere Instrumente zur Erfassung bzw. Diagnostizierung autistischer Merkmale verwiesen. Ferner spielen Interessen und die Hoffnung von Eltern eine Rolle, durch eine Autismus-Diagnose anstelle einer anderen Diagnose wie etwa geistige Behinderung bessere Unterstützungsleistungen zu bekommen (vgl. Theunissen 2014c). Insofern hat die Zunahme an Autismus-Diagnosen auch einen artifiziellen Charakter, der jedoch statisch gesehen nicht überbewertet werden darf. Vielmehr erklärt sich der reale Zuwachs durch einen Nachholeffekt (v. a. in Bezug auf das sogenannte Asperger-Syndrom) sowie durch ein verbessertes Assessment zur Klassifizierung und Diagnostizierung von Autismus (vgl. Riedel & Tebartz van Elst 2014).

18 0 9 / S e i t e 18 Zur traditionellen Sicht von Autismus Nach ICD 10 der Weltgesundheitsorganisation oder dem US-amerikanischen System DSM IV gilt Autismus als tiefgreifende Entwicklungsstörung. Die in beiden Systemen vorgenommene Einteilung in verschiedene Formen von Autismus, vor allem die Unterscheidung zwischen frühkindlichem (oder klassischem) Autismus und Asperger-Syndrom, geht zurück auf die Erstbeschreiber L. Kanner (1943) und H. Asperger (1944), die unabhängig voneinander auffällig zurückgezogene und einzelgängerische Kinder als autistisch beschrieben. Aus den von ihnen beschriebenen Auffälligkeiten sind dann in der Folgezeit drei Kernbereiche von Funktionsstörungen (triad of impairments) hervorgegangen: 1) Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion und zwischenmenschlichen Beziehungen Hierzu werden zahlreiche Defizite genannt, so zum Beispiel das Unvermögen vieler autistischer Menschen, altersentsprechende Beziehungen zu entwickeln, fehlende Freundschaften zu Gleichaltrigen, der fehlenden Wunsch, mit anderen Interessen zu teilen, die verminderte Fähigkeit soziale bzw. nonverbale Signale anderer Personen intuitiv zu erkennen und zu interpretieren, sozial und emotional unangepasstes Verhalten oder fehlende soziale und emotionale Gegenseitigkeit. 2) Beeinträchtigungen der (verbalen) Kommunikation Während Personen, denen ein (schwerer) frühkindlicher Autismus nachgesagt wird, sich häufig kaum sprachlich verständigen können (z. B. nur mit Lauten, in Ein- oder Zwei-Wort-Sätzen oder Echolalie), fallen sogenannte Asperger- Autisten oft durch eine monotone Sprachmelodie, einen exzentrischen oder auch pedantischen Sprachstil auf. 3) Ein eingeschränktes Repertoire an Interessen und Aktivitäten, verbunden mit repetitiven oder stereotypen Verhaltensweisen Hierbei geht es zum Beispiel um eine Fixierung auf spezielle Dinge, die üblicherweise nicht als Spielzeug verkauft werden, um den ungewöhnlichen Gebrauch der Dinge, um eine lang anhaltende Beschäftigung mit bestimmten (Teil-)Objekten, um eine rigide Befolgung von Routinen, um ein Beharren auf Routine sowie Streben nach Gleicherhaltung der Umwelt, um ein zwanghaftes Verhalten oder auch um motorische Manierismen oder Auffälligkeiten (Hände flattern, bizarre Fingerbewegungen, Drehbewegungen, Zehengang, Hyperaktivität, Unbeholfenheit in der Grob- oder Feinmotorik, unbeholfene Körpersprache, eingeschränkte Gestik und Mimik).

19 0 9 / S e i t e 19 Zum DSM 5 Diese traditionelle Sicht ist in den letzten 20 Jahren zusehends in Kritik geraten. So wurde erkannt, dass es zwischen den verschiedenen Autismus-Formen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt. Folgerichtig wurden die bisherigen Einteilungen und Differenzierungen in Frage gestellt. Von hier aus war der Schritt nicht weit, auf eine Einteilung analog der Klassifikationssysteme ICD-10 oder DSM IV zukünftig zu verzichten. Mit dem DSM 5 liegt nunmehr seit Frühjahr 2013 ein entsprechendes System vor, das unter dem neuen Begriff Autism Spectrum Disorder (Autismus-Spektrum-Störung) die bisherigen Merkmale und Symptombeschreibungen verschiedener Autismus-Bilder wie folgt eingeebnet und eingearbeitet hat (übersetzt ins Deutsche vom Verfasser; vgl. Theunissen 2014b, Seite 24f.): A. Dauerhafte Defizite in der sozialen Kommunikation und sozialen Interaktion (die nicht für eine allgemeine Entwicklungsverzögerung sprechen) in allen drei Unterkategorien: 1. Defizite in der sozial-emotionalen Wechselseitigkeit (z. B. im Rahmen einer normalen Konversation; reduzierter Austausch von Interessen oder Emotionen; reduzierte Initiative oder Vermeidung sozialer Interaktionen) 2. Defizite in der nonverbalen Kommunikation im Rahmen sozialer Interaktionen (z. B. schlechte integrierte verbale und nonverbale Kommunikation; fehlender Blickkontakt, schwache Körpersprache, Mimik oder Gestik; Defizite im Verständnis und Gebrauch nonverbaler Kommunikation) 3. Defizite in der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Beziehungen, entsprechend dem Entwicklungsstand (z. B. Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung von Interaktionen in verschiedenen sozialen Kontexten; Schwierigkeiten beim gemeinsamen Phantasiespiel und bei einer Schließung von Freundschaften; scheinbares Desinteresse an anderen Personen) B. Eingeschränkte, repetitive Verhaltensmuster, Interessen oder Aktivitäten in mindestens zwei von vier Unterkategorien: 1. Stereotype(r) oder repetitive(r) Sprache, motorische Bewegungen oder Gebrauch von Objekten (z. B. einfache, motorische Stereotypien; Echolalie, repetitiver Umgang mit Objekten; idiosynkratische [eigensinnige] Sätze)

20 0 9 / S e i t e Exzessives Festhalten an Routine, ritualisiertes Sprachverhalten (verbal, nonverbal), ausgeprägter Widerstand gegenüber Veränderung (z. B. motorische Rituale; Beharren auf Routine oder gleichförmige Nahrung; sich ständig wiederholende Fragen; Veränderungsangst bzw. extreme Stressreaktionen bei schon geringen situativen Veränderungen) 3. Stark eingeschränkte, fixierte Interessen, die mit abnormer Intensität oder Fokussierung einhergehen (z. B. starke Bindung an ungewöhnliche Objekte; eng umschriebene, exzessive, perseverative Beschäftigung mit ungewöhnlichen Dingen oder Interessen) 4. Hyper oder Hypo-ausgeprägtes (Wahrnehmungs-)Verhalten im Hinblick auf sensorische Reize oder ungewöhnliches Interesse an sensorischen Umgebungsreizen (z. B. scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber sensorische Reize wie Schmerz, Hitze, Kälte; ablehnende Reaktion in Bezug auf bestimmte Geräusche oder Gewebe; übermäßiges Beschnuppern oder Berühren von Objekten; Faszination an leuchtenden oder sich drehenden Objekten) C. Die Symptome müssen in der frühen Kindheit vorhanden sein D. Die Gesamtheit der Symptome begrenzen und beeinträchtigen das Alltagsverhalten (everyday functioning) Darüber hinaus gibt es zusätzliche Codes für Komorbiditäten (wie z. B. intellektuelle Beeinträchtigungen [sog. geistige Behinderung ], Sprach- oder Kommunikationsstörungen, Epilepsie, Aufmerksamkeitsstörungen, Regression). Im Unterschied zum DSM IV und zu der bisherigen Übereinkunft, zwischen drei Kernbereichen von Funktionsstörungen (triad of impairments) zu differenzieren, werden mit der Zusammenfassung der ersten beiden Bereiche nur noch zwei Hauptkategorien unterschieden. Dieser Schritt wird vor allem mit der engen Verflechtung von Defiziten in der Kommunikation mit sozialen Verhaltensweisen begründet. Des Weiteren soll die Auswahl der genannten Symptome, die sorgfältig empirisch erforscht wurde, zu einer verbesserten spezifizierten Beurteilung von Autismus im Sinne einer Autismus-Spektrum- Störung beitragen. Hierzu ist zudem eine Einschätzung der beiden Kernkategorien in drei unterschiedliche Schweregrade zur Bestimmung eines Unterstützungsbedarfs vorgesehen. Bis heute wird dieses neue System kontrovers diskutiert. So gibt es zum Beispiel die Befürchtung, dass sich zukünftig viele Personen, die bisher als Asperger-Autisten oder sogenannte hochfunktionale Autisten diagnostiziert wurden, nicht durch das DSM 5 adäquat erfassen lassen. Anderen Personen ist

21 0 9 / S e i t e 21 hingegen das neue System nicht zu eng, sondern zu breit gestrickt, weshalb sie eine unüberschaubare Zunahme an Autismus-Diagnosen befürchten. Des Weiteren wünschen sich neben einigen Eltern(vereinigungen) von sogenannten Asperger-Autisten auch manche Erwachsene, die sich selbst als Asperger bezeichnen, die Beibehaltung dieser Diagnose. Weithin begrüßt wird die Neuerung von einer großen Gruppe an Eltern, Familien und Autist(inn)en aus jenen US-Staaten, zum Beispiel Kalifornien, in denen sogenannte Asperger-Autisten gegenüber anderen Personen mit einem sogenannten klassischen Autismus bislang eine unzureichende staatliche Unterstützung erfahren (vgl. Theunissen 2014a, Seite 36f.). Ebenso findet die DSM 5 Kategorie Autismus Spectrum Disorder in der USamerikanischen Autism Society (AS) sowie im Lager des Autistic Self-Advocacy Network (ASAN) Zuspruch, die zu Neuerungen angestiftet und auf den Veränderungsprozess Einfluss genommen hatten. Allerdings war es der Betroffenen-Bewegung ASAN nicht um eine defizitorientierte Sprache zu tun. Zudem wird die unzureichende Berücksichtigung von eigenen Lernstrategien, Stärken oder Ressourcen, sprachlichen Kommunikationsproblemen, motorischen Besonderheiten sowie die Verwendung des Störungsbegriffs und die Vernachlässigung spezifischer Probleme im Erwachsenenalter kritisiert. Kein Verständnis gibt es hingegen aus dem Lager des ASAN für Vorstellungen im Rahmen der Revision des Klassifikationssystems ICD, nach der allem Anschein nach an der traditionellen Einteilung in verschiedene Autismus-Bilder festgehalten wird. Geplant ist im ICD-11, das 2015 erscheinen soll, unter dem Oberbegriff Autism Spectrum Disorders (Autismus-Spektrum-Störungen) zwischen vier Störungsbildern zu differenzieren: (1) Autismus, (2) desintegrative Störung, (3) soziale Reziprozitätsstörung (Asperger Syndrom) und (4) Rett Syndrom. Zum Autismus-Spektrum Im Unterschied zur traditionellen Lehrmeinung (nach ICD oder DSM) gehen (einflussreiche) Selbstvertretungsorganisationen wie das ASAN davon aus, dass Autismus nicht per se eine Störung oder defizitär sei. Deshalb wird gegenüber der Bezeichnung Autismus-Spektrum-Störung der neutralere Begriff des Autismus-Spektrums bevorzugt (vgl. Theunissen 2014b). Einige bekannte Autismusforscher stehen mittlerweile dieser Position aufgeschlossen gegenüber, indem sie von autism spectrum condition sprechen (z. B. S. Baron- Cohen; S. Bölte). Nach dem ASAN ist Autismus keine schwerwiegende, zu eliminierende Krankheit, sondern eine neurologische Variation in Form eines menschlichen Seins. Damit wird eine Neurodiversitäts-Hypothese (neurodiversity) vertreten (vgl. Seng 2014). Wenngleich nach Ansicht des ASAN alle autistischen Personen wie alle anderen

22 0 9 / S e i t e 22 Menschen einzigartig sind, gelten sieben Merkmale für alle Personen im Autismus-Spektrum als typisch (übersetzt vom Verfasser; vgl. Theunissen 2014b, Seite 31ff.): (1) Unterschiedliche (hyper- oder hypo-)sensorische Erfahrungen (Wahrnehmungsbesonderheiten) (2) Unübliches Lernverhalten und Problemlösungsverhalten (z. B. selbstentwickelte Lernstrategien) (3) Fokussiertes Denken und ausgeprägte Interessen in speziellen Bereichen (4) Atypische, manchmal repetitive Bewegungsmuster (5) Bedürfnis nach Beständigkeit, Routine und Ordnung (6) Schwierigkeiten, Sprache zu verstehen und sich sprachlich auszudrücken, so wie es üblicherweise in Kommunikationssituationen (Gesprächen) erwartet wird (7) Schwierigkeiten, typische soziale Interaktionen zu verstehen und mit anderen Personen zu interagieren Was die Lesart dieser sieben Aspekte betrifft, so müssen sie bis in die frühe Kindheit nachweisbar sein, wenn einer Person Autismus im Sinne des Spektrums attestiert werden soll. Das erfordert eine sorgfältige Anamnese oder Aufbereitung der Lebensgeschichte. Grundsätzlich können die genannten Kriterien bei einer Person in abgeschwächter oder stark ausgeprägter Form in Erscheinung treten. Dies bedeutet, dass die einzelnen Charakteristika nur individuell erschlossen werden können. Dabei darf jedoch ihr Zusammenspiel und -wirken nicht aus dem Blick geraten, wenn eine Einschätzung im Hinblick auf Autismus vorgenommen werden soll. Kritisch muss jedoch eingeräumt werden, dass das Einteilungssystem mit seinen spezifischen Merkmalen keine empirisch abgesicherte Basis aufweist. Die prominente Bedeutung dieses Ansatzes, der von der Autistin Dora Raymakers stammt, liegt unzweifelhaft darin, dass er Merkmale (z. B. unübliches Lernverhalten, Stärken, Spezialinteressen, Wahrnehmungsbesonderheiten) berücksichtigt, die bisher weithin diagnostisch vernachlässigt wurden. Darüber hinaus lässt er gleichfalls wie das DSM 5 die traditionellen Einteilungen des Autismus überflüssig werden, da zwischen dem sogenannten Asperger-Syndrom und klassischen Autismus mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede angenommen werden. Ferner wird auf eine Sprache und Beschreibung verzichtet, die Defizite hervorhebt und das Autismus-Spektrum nicht unmittelbar mit Störungen assoziiert.

23 0 9 / S e i t e 23 Zum Verständnis von Verhaltensauffälligkeiten Ferner eröffnet der vom ASAN favorisierte Ansatz einen Weg für eine funktionale Sicht autistischen Verhaltens, welche zum Verstehen betroffener Personen beiträgt und uns vor Augen führt, dass es wichtig ist, zwischen typischen autistischen Verhaltensweisen und zusätzlichen Verhaltensauffälligkeiten zu differenzieren (vgl. dazu ausführlich Theunissen 2014b). Diese Unterscheidung soll anhand einiger Beispiele aufgezeigt werden. So schreibt beispielsweise die Autistin G. Gerland (1998, 114): Als ich acht Jahre alt war, entwickelte ich eine Überempfindlichkeit gegen Kämme und Haarbürsten. Ich sträubte mich dagegen, mich zu kämmen. Plötzlich konnte ich den Schmerz nicht ertragen, der beim Kämmen entstand. Es war, als würde auf dem ganzen Kopf und im Nacken ein synthetisches Feuer brennen"; und Miggu, ein anderer Autist, berichtet, dass er Einkaufszentren gehasst habe und dort sehr oft ausgerastet sei: Dieses Licht, diese Geräusche, sie waren einfach überwältigend für mich. Heute weiß ich mit großer Sicherheit, dass es jeweils Overloads waren, die mich zum Ausrasten brachten" (Miggu, zit. n. Aspies e. V. 2010, 14). Beide Beispiele beziehen sich auf das erste Merkmal der sensorischen Erfahrungen. Diese treten in Form einer Hypersensitivität zutage, welche als autistische Eigenschaft schwer auszuhalten ist, Stress und Schmerzen erzeugt und daher für die betreffende Person ein Problem darstellt, das bewältigt werden muss. Die skizzierten Lösungsmuster wie Verweigerung und Ausrasten sind in dem Falle für die Betroffenen sinnvoll, um die sensorischen Erfahrungen abzuwehren beziehungsweise zu überstehen. Für Umkreispersonen handelt es sich bei diesen Reaktionen hingegen um auffällige Verhaltensweisen, die, wenn sie als inakzeptabel eingeschätzt werden, zu Interventionen herausfordern. Das gilt ebenso für die folgende Situation, wo sich ein autistischer Junge weigert, Schuhe anzuziehen, weil er die Quietschgeräusche der Schuhe beim Gehen nicht aushalten kann. In Anbetracht seiner Hyperwahrnehmung (autistisches Merkmal) ist seine Verweigerungshaltung somit kein ungezogenes oder führungsresistentes Verhalten, sondern eine für den Jungen zweckmäßige Problemlösung. Die vermeintliche Verhaltensauffälligkeit ist somit subjektiv bedeutsam. Gelingt es, ihre Funktion zu erfassen anstatt eine negative Bewertung vorzunehmen, eröffnen sich durch eine verstehende Sicht Handlungsalternativen zu eng gestrickten verhaltensmodifikatorischen Interventionen, so dass der Person und ihren Bedürfnissen Rechnung getragen werden kann.

24 0 9 / S e i t e 24 Wie wertvoll die funktionale Betrachtung autistischer Merkmale ist, zeigen gleichfalls die folgenden Beispiele: Immer wieder wird von autistischen Personen berichtet, dass die ausgeprägte Beschäftigung mit speziellen Interessen und Themen nicht nur der Wissensbereicherung und Steigerung von Lebensqualität, sondern ebenso der Entspannung, Beruhigung oder Kompensation stresshafter Situationen dient und zudem ein Gefühl von Sicherheit, Vertrautheit und Vorhersehbarkeit bietet. Das absolut Wichtigste in meinem Leben sind Bücher. Fach- und Sachbücher zu Geschichts-, Wirtschafts- oder Politikthemen. Das sind meine wahren Leidenschaften, alles andere stelle ich dann hinten an. Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern in eine Buchhandlung" (Florian P., zit. n. Aspies e. V. 2010, 121). Neben Spezialinteressen sind ebenso atypische, repetitive Bewegungsmuster oder das sogenannte stimming (selbst-stimulierende Verhaltensweisen) funktional bedeutsam: So berichtet beispielsweise der Autist H. Seng (2011, 9), dass er in seiner Jugendzeit intensiv beim Einschlafen gerne mit seinem Oberkörper wippte und schaukelte. Beides diente dem Spannungsabbau (ebd., 9). Zu guter Letzt soll noch ein kurzer Blick auf die funktionale Bedeutung sprachlicher Besonderheiten und Schwierigkeiten sowie sozialer Verhaltensweisen in Interaktionssituationen geworfen werden. Für viele autistische Personen scheint es beispielsweise schwierig zu sein, die Komplexität einer Gesprächssituation, nicht nur das Gesagte, sondern insbesondere auch die nonverbalen Botschaften und Gefühlsregungen zu erkennen, wenn (weil) die subtilen Hinweise, die sich in Gesten, Mimik und Körperausdruck bis hin zur Tonlage verbergen, nur eingeschränkt (Dern & Schuster 2007, 53) wahrgenommen werden. Eine Erklärung bietet hierzu die durch bildgebende Verfahren festgestellte Überreaktion der Amygdala (zuständig für die Bewertung von Emotionen, v. a. für die Entstehung von Ängsten), die beim Betrachten von Gesichtern zutage tritt. Um diese Überregung durch soziale Reize (ebd.) zu vermeiden, weichen nicht wenige betroffene Personen einem Blickkontakt aus, wodurch wichtige nonverbal vermittelte Informationen verloren gehen beziehungsweise nicht erfasst werden. Ein anderes Problem, welches Missverständnisse und Verhaltensauffälligkeiten befördert, ist das Wörtlichnehmen von Sprache: Peter ging durch die Klasse. Seine Lehrerin ermahnte ihn: Setz Dich bitte hin! Daraufhin setzte er sich dort auf den Boden, wo er gerade stand. Für seine Lehrerin war dies eine Provokation und bewusste Störung des Unterrichts. Dieses Beispiel signalisiert zugleich die Schwierigkeit autistischer Personen, soziale Situationen

25 0 9 / S e i t e 25 ganzheitlich, räumlich und zeitlich in Sinnzusammenhängen zu erfassen. Im Unterschied zu nicht-autistischen Personen verarbeiten Menschen aus dem Autismus-Spektrum Informationen in erster Linie niedrigschwellig, was dazu führt, dass sie zumeist kein intuitives Vorverständnis (Klicpera & Innerhofer 1999) ausbilden und nutzen. Das kann dann zu folgender Situation führen, in der ein Kind mit Autismus nach der Aufforderung den Tisch zu decken, Teller auf den Boden wirft. Dieses Verhalten wird schnell als rebellisch ausgelegt, obwohl dies nicht der Fall sein muss. Eine kognitionspsychologische Interpretation (oder funktionale Problemsicht, G. T.) wäre, dass das Kind aggressiv reagiert, weil ihm nicht klar ist, warum es den Tisch decken soll, da der konzeptionelle Zusammenhang zwischen den Tellern auf dem Tisch und dem folgenden Essen nicht hergestellt wird (Müller 2007, 188). Alles in allem stellen wir fest, dass es wichtig ist, zwischen typischen autistischen Merkmalen und Verhaltensauffälligkeiten zu differenzieren. Daher ist Dodd (2007, 254) zuzustimmen, wenn sie schreibt: Problemverhalten ist an für sich kein Merkmal des Autismus. Es ist eine nicht ungewöhnliche Reaktion auf die Schwierigkeiten, auf die autistische Personen in einer verwirrenden Welt stoßen. Folglich dürfen Verhaltensauffälligkeiten nicht per se als wesensbedingt oder als psychische Störungen betrachtet werden, denen eine Psychopathologie zugrunde gelegt wird. Zu einem therapeutisch relevanten Krankheitszeichen werden sie erst, wenn sie in einer bestimmten Schwere, Dichte, Häufigkeit, Dauer oder Verbindung (syndromalen Konstellation) den Menschen leiden machen und seine Lebensführung erheblich behindern. Anderenfalls bedarf es der Priorisierung eines pädagogisch dimensionierten Konzepts, wie es mit der Positiven Verhaltensunterstützung (dazu ausführlich Theunissen 2014a; 2014b; Theunissen & Paetz 2010) vorliegt. Zur Positiven Verhaltensunterstützung Ende der 1980er Jahre war in den USA auf dem Gebiete des Umgangs mit herausfordernden Verhaltensweisen (Verhaltensauffälligkeiten) bei Menschen mit Behinderungen (v. a. Lernschwierigkeiten und Autismus) ein Paradigmenwechsel eingeleitet worden, indem aversive verhaltenstherapeutische Methoden (Bestrafung etc. wie bei dem ursprünglichen ABA-Ansatz nach Lovaas) durch non-aversive Interventionen abgelöst werden sollten. Dieser Konzeptwechsel führte zur Positiven Verhaltensunterstützung (positive behavioral support), die auf Grundprinzipien der Applied Behavior Analysis (ABA) basiert, jedoch darüber hinaus eine funktionale Problemsicht fokussiert, um zu wirksamen Interventionen zu gelangen. Hierzulande wurde unter meiner pädagogischen Leitung zeitgleich ein ähnlich gelagertes Konzept entwickelt, das mit Erfolg im außerschulischen Bereich des institutionellen Wohnens angewandt wurde. Mittlerweile liegen

26 0 9 / S e i t e 26 zahlreiche Arbeiten vor, die die Wirksamkeit der Positiven Verhaltensunterstützung belegen. Ihr erklärtes Ziel ist die Schaffung von Situationen, in denen ein Kind, Jugendlicher oder Erwachsener seinen Lebensstil entwickeln und seine Persönlichkeit entfalten, sich sozial positiv einbringen und soziale Bestätigung und Wertschätzung erfahren kann. Diese Zielsetzung schließt quasi als Nebeneffekt die Auflösung herausfordernder Verhaltensweisen mit ein. Dabei werden präventive Maßnahmen fokussiert. Dies ist ein entscheidender Unterschied zu herkömmlichen Ansätzen (z. B. DTT/ABA, Verhaltensmodifikation), die in erster Linie auf eine Veränderung von Konsequenzen und Steuerung des Verhaltens hinauslaufen. Ein weiteres Ziel ist die Zufriedenheit der Bezugswelt, deren Perspektive konzeptionell mit einbezogen wird. Die Positive Verhaltensunterstützung versteht sich als ein lebensweltbezogenes Konzept, das in unterschiedlichsten Kontexten (Wohngruppe, Schulklasse, Pausenhof, Speisesaal, familiales Milieu, Tagesförderstätte, Werkstatt, Einkaufszentrum) zur Anwendung kommen kann. Damit möchte sie zugleich einen prominenten Beitrag zur Inklusion behinderter Menschen leisten. Positive Verhaltensunterstützung als Einzelhilfe Die Positive Verhaltensunterstützung operiert als ein breit angelegtes Programm auf drei Ebenen: (1) institutionsbezogen (z. B. in Bezug auf eine Schule oder Werkstatt), (2) gruppenbezogen (z. B. in Bezug auf eine Schulklasse oder Arbeitsgruppe) und (3) individuumbezogen (z. B. in Bezug auf ein autistisches Kind, dem schwere Verhaltensauffälligkeiten nachgesagt werden). Die dritte Ebene gilt als das Kernstück der Positiven Verhaltensunterstützung bei autistischen Personen, weshalb sie im Folgenden skizziert werden soll: Unterstützerkreis Ausgangspunkt ist die Bildung eines Unterstützerkreises mit Schlüsselpersonen (z. B. zuständige Lehrer, Berater, Therapeuten, Familienmitglieder), der sich dem beklagten Sachverhalt annimmt, Arbeitsschritte festlegt, Aufgaben in Bezug auf nachfolgende Schritte und Terminabsprachen trifft. Zudem hat er darauf zu achten, dass alle Maßnahmen mit anderen Programmen (z. B. einem sonderpädagogischen Förderplan oder Persönlichen Zukunftsplan) Hand in Hand gehen. Ein Mitglied des Unterstützerkreises sollte auf jeden Fall mit den Grundzügen der Positiven Verhaltensunterstützung vertraut sein und die Zusammenkünfte und Vorgehensweise koordinieren. Gegebenenfalls sollte ein Praxisberater hinzugezogen werden. Voraussetzung ist, dass sich der Praxisberater gleichfalls der Positiven Verhaltensunterstützung verschreibt und

27 0 9 / S e i t e 27 das Konzept unterstützt (Fortbildungsangebote in Positiver Verhaltensunterstützung gibt es unter oder georgtheunissen@gmx.de). Funktionales Assessment In einem zweiten Schritt wird ein funktionales Assessment durchgeführt, bei dem eine indirekte und direkte Form unterschieden wird: Beim indirekten Assessment werden Informationen gesammelt, die nicht die Verhaltensauffälligkeiten fokussieren, sondern gesundheitliche Voraussetzungen (medizinisches Assessment), allgemeine Lebensbedingungen, Erwartungen der Bezugs- oder Umkreispersonen sowie kommunikative Fähigkeiten, Stärken, Ressourcen und Lebensziele der betroffenen Person, Beziehungen und soziale Netzwerke sowie konfliktfreie Zeiten im Blick haben. Wichtig ist zudem die Aufbereitung oder Beachtung der Lebensgeschichte. Das direkte Assessment fokussiert die konkrete Problemsituation. Dabei stehen systematische Verhaltensbeobachtungen im Vordergrund. Hierzu empfiehlt es sich, ein sogenanntes S-A-B-C-Schema zu nutzen, das der Erfassung hintergründiger Ereignisse (setting events), der Beschreibung von auslösenden Bedingungen (antecedent conditions), des beklagten Verhaltens (behavior) und der Konsequenzen (consequences) dient. Hintergründige Ereignisse können sich auf (1) personenspezifische Aspekte (z. B. in Bezug auf autistische Merkmale: Hypersensibilität, hohe Vulnerabilität, Bedürfnis nach vertrauten Routinen, fokussiertes Denken, mangelnde Nutzung eines Vorverständnisses ; biologische Faktoren wie Hunger, Durst, Diät, Ermüdung; Nebenwirkungen von Medikamenten, chronische Krankheiten, allgemeiner Gesundheitszustand), auf (2) zurückliegende Situationen (z. B. Streit oder Mobbing im Schulbus) oder äußere Bedingungen, die ein Verhalten beeinflussen können (z. B. zu hoher Lärmpegel, Sitzordnung, grelles Licht), auf (3) Aktivitäten oder Angebote, die unter- oder überfordern sowie auf (4) Anwesenheit und Auftreten bestimmter Personen (z. B. unmittelbare Nähe, barscher Befehlston oder Lehrstil, Mobbing durch Mitschüler) beziehen. Unter auslösenden Bedingungen werden Ereignisse gefasst, die unmittelbar (direkt) dem beklagten Verhalten vorausgehen oder sein Auftreten vorhersehen lassen. Konsequenzen beziehen sich auf Ereignisse, die dem Verhalten folgen, die zu seiner Aufrechterhaltung beziehungsweise zur Zunahme oder zur Vermeidung oder Abnahme beitragen. Die Informationsgewinnung ist Aufgabe der Mitglieder des Unterstützerkreises, der sicherstellen muss, dass die Sicht und Einschätzung der betreffenden Person nicht zu kurz kommt. Am besten ist es, wenn gleichfalls (am besten durch eine neutrale Person) mit dem Betroffenen ein persönliches

28 0 9 / S e i t e 28 Assessment durchgeführt wird. Für autistische Personen, die sich selbst äußern können, stellt dies eine wichtige Option dar. Der zweite Arbeitsschritt mündet in eine funktionale Problembetrachtung, der sich Hypothesen und Zielsetzungen anschließen. Bei der funktionalen Problembetrachtung kommt es darauf an, die subjektive Bedeutung (Funktion) der Verhaltensauffälligkeiten zu erfassen (Leitfragen: Welchen Zweck oder Sinn hat das Verhalten für die Person? Was will die Person mit dem Verhalten erreichen?). Spezifische Annahmen fokussieren Problemsituationen auf der Grundlage der S-A-B-C-Faktoren. Mit Hilfe spezifischer Annahmen sollen Ziele formuliert und passgenaue Interventionen für konkrete Problemsituationen gewonnen werden. Häufige Funktionen von Verhaltensauffälligkeiten bei Autismus sind: (1) Kommunikation, sich mitteilen, Hilfe aufsuchen; (2) Stress, Ängste oder Schmerz vermeiden, Selbstschutz; (3) Arbeit ausweichen oder vermeiden, z. B. aufgrund von Über- oder Unterforderung, Langeweile, Desinteresse; (4) für persönliche Interessen bedeutsame Objekte erlangen und nutzen; (5) sich Reize verschaffen bzw. Selbst-Stimulation; (6) Verlangen nach Aufmerksamkeit oder Zuwendung. Ein Konzept ist vor allem dann erfolgreich, wenn es für alle Beteiligten mehr Lebensqualität verspricht. Dazu macht es Sinn, spezifische Arbeitshypothesen und Ziele durch globale Hypothesen und Ziele, abgeleitet vom indirekten Assessment, zu ergänzen und beide Schwerpunkte miteinander zu verschalten. Zum Unterstützungsprogramm Das Unterstützungsprogramm der Positiven Verhaltensunterstützung sieht fünf Handlungsebenen vor: 1. Veränderung von Kontextfaktoren (z. B. durch Vermeiden, Modifizieren, Neutralisieren oder Strukturieren bestimmter Situationen oder Angebote [zeitliche Ablaufpläne etc.]; durch Einstreuen oder Ergänzen positiver Angebote) 2. Erweiterung des Verhaltens- und Handlungsrepertoires (durch ein Verhalten, das funktional die gleiche Bedeutung wie die Verhaltensauffälligkeit hat, durch neue Fähigkeiten und Fertigkeiten [z. B. im kommunikativen, sozialen und lebenspraktischen Bereich] und durch alternative Bewältigungsformen [sog. Coping-Strategien]) 3. Veränderung von Konsequenzen (z. B. durch Verstärkerprogramme, Selbstmanagement, Verträge) 4. Persönlichkeits- und lebensstilunterstützende Maßnahmen (z. B. durch Ressourcenaktivierung, Unterstützung von (Spezial-)Interessen und Angebote zum Entspannen und Wohlfühlen; durch Förderung von

29 0 9 / S e i t e 29 Freundschaften und informeller Unterstützungsnetzwerke; Arbeit mit Bezugspersonen) 5. Krisenmanagement (z. B. durch einen präventiven Krisenplan, durch Akutintervention und Nachbegleitung) Schlussbemerkung Mit diesem Ansatz positioniert sich die Positive Verhaltensunterstützung als ein modernes Konzept, das nicht selten als ein langfristig angelegtes Programm konzipiert werden muss. Ein zentraler Schwerpunkt bilden vor allem präventive und kontextverändernde Maßnahmen, weil davon ausgegangen werden kann, dass autistische Merkmale zu einer erhöhten Vulnerabilität und Anfälligkeit für Stress führen, deren Bewältigungsformen nicht selten als auffälliges, normabweichendes oder herausforderndes Verhalten wahrgenommen werden. Die Palette an präventiven Unterstützungsmöglichkeiten ist breit: Sie reicht von Vermeidung von Zeitdruck, strukturierten Tages- oder Arbeitsabläufen, einer rechtzeitigen Informationsweitergabe und Vorbereitung auf Veränderungen oder Übergänge, über Schaffung von Rückzugsmöglichkeiten, Aneignung und Nutzung von Entspannungstechniken, regelmäßige sportliche Aktivitäten wie Joggen oder Schwimmen bis hin zum Einsatz von Hilfsmitteln (z. B. Ohrstöpsel, Kopfhörer, Sonnen- oder Irlenbrille, Notebook, Tablet) und zu speziellen Hilfen zur Selbstbeobachtung und Selbst-Hilfe. Außerdem ist es wichtig, auch mit Umkreispersonen zu arbeiten, zum Beispiel eine Schulklasse aufzuklären und zu sensibilisieren, einen autistischen Mitschüler in seinem So-Sein anzunehmen, zu respektieren, sozial einzubinden oder durch einen nicht-autistischen Buddy (als Freund und Helfer) zu unterstützen. Üblicherweise soll ein Unterstützungsprogramm (Interventionen) von Personen durchgeführt werden, die mit dem betroffenen Menschen zusammenleben oder alltäglich zusammenarbeiten. Hierbei spielt ein positives Beziehungsverhältnis eine wichtige Rolle. Fehlt eine vertrauensvolle, emotional haltgebende Basis, sind die Chancen einer erfolgreichen Unterstützung eher gering einzuschätzen. Literatur Aspies e. V. (Hrsg.) (2010): Risse im Universum, Berlin Dern, S.; Schuster, N. (2007): Unterschätzte Außenseiter. In: Gehirn & Geist, 7-8, Dodd, S. (2007): Autismus. Was Betreuer und Eltern wissen müssen, Heidelberg

30 0 9 / S e i t e 30 Gerland, G. (1998): Ein richtiger Mensch sein, Stuttgart Klicpera, C.; Innerhofer, P. (1999): Die Welt des frühkindlichen Autismus, München (2. veränd u. erw. Aufl.) Müller, C. M. (2007): Autismus und Wahrnehmung. Eine Welt aus Farben und Details, Weinheim Riedel, A.; Tebartz van Elst, L. (2014): Diagnostik II (Erwachsenalter), in: Theunissen, G.; Kulig, W.; Leuchte, V.; Paetz, H. (Hrsg.): Handlexikon Autismus-Spektrum, Stuttgart (Kohlhammer-Verlag) in Druck Seng, H. (2011): Wundersame Fähigkeiten. Über Potenziale autistischer Menschen, Hamburg (autworker eg, Nernstweg 32-34, Hamburg) Seng, H. (2014): Neurodiversity, in: Theunissen, G.; Kulig, W.; Leuchte, V.; Paetz, H. (Hrsg.): Handlexikon Autismus-Spektrum, Stuttgart (Kohlhammer- Verlag) in Druck Theunissen, G. (2014a): Umgang mit Autismus in den USA. Schulische Praxis Empowerment und gesellschaftliche Inklusion. Das Beispiel Kalifornien, Stuttgart Theunissen, G. (2014b): Menschen im Autismus-Spektrum. Verstehen, annehmen, unterstützen. Ein Lehrbuch für die Praxis, Stuttgart Theunissen, G. (2014c): Autismus und Geistige Behinderung, in: Zeitschrift für Heilpädagogik, 65. Jg., Heft 3, Theunissen, G.; Paetz, H. (2011): Autismus. Neues Denken Empowerment Best Practice, Stuttgart Prof. Dr. Georg Theunissen Lehrstuhl Geistigbehindertenpädagogik und Pädagogik bei Autismus Institut für Rehabilitationspädagogik Philosophische Fakultät III Erziehungswissenschaften Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Halle georg.theunissen@paedagogik.uni-halle.de

31 0 9 / S e i t e 31 Abb.: Ritterwanderung August 2014

32 0 9 / S e i t e 32 Abb.: Waldprojekt August 2014

33 0 9 / S e i t e 33 Abb.: Waldprojekt August 2014

34 0 9 / S e i t e 34 Abb.: Musikinstrumentenbau und Sommerfest Juli 2014

35 0 9 / S e i t e 35 Einblicke in die Arbeit der Autismusambulanz Halle Susann Bölzle Unsere Autismusambulanz in Trägerschaft des Internationalen Bildungs- und Sozialwerks e.v. ist eine von ungefähr 75 Zentren (plus deren Außenstellen) in Deutschland, die sich um die Belange von Menschen mit Autismus und deren Angehörigen kümmert. Dabei stehen vor allem therapeutisch-pädagogische Angebote, sowie Beratung im Vordergrund des Leistungsspektrums. Um einen Einblick in das spezifische Aufgabengebiet einer solchen Einrichtung zu bekommen, stellen wir die Autismusambulanz Halle auf den nächsten Seiten näher vor. Arbeitsweise und Rahmenbedingungen Während viele Therapiezentren in den alten Bundesländern auf eine nunmehr jährige Geschichte blicken können, entstand die Autismusambulanz Halle erst im Herbst 2004 als weitere Einrichtung neben der bereits existierenden Autismusambulanz in Leipzig. Die in zehn Jahren rasant angewachsene Klientenanzahl auf derzeit 120 Klienten bestätigt den Bedarf an autismusspezifischen Hilfen und Beratung in der Einwohner zählenden Stadt Halle und deren Umland. Insbesondere im Jugend- und Erwachsenenbereich konnte ein deutlicher Zuwachs an Klienten festgestellt werden, der sehr häufig mit einer immensen Komplexität an Fragestellungen verbunden ist (Wohnen, Arbeiten, z.t. Fremd- und Autoaggressionen, etc.). Derzeit begleiten 18 festangestellte Pädagogen aus den Fachbereichen Sozial-, Sonder- und Heilpädagogik sowie Kunst- und Musiktherapie und Psychologie die Klienten im Alter von 3 bis 54 Jahren, deren Angehörige und Bezugspersonen. Die ein- bis zweimal wöchentlich stattfindenden Kontakte sind individuell und spezifisch auf jeden einzelnen Klienten und dessen System ausgerichtet und beziehen vorwiegend autismus- und beratungsspezifische Methoden ein. Die Finanzierung des Leistungsangebotes geschieht über die zuständigen Sozial-und Jugendämter im Rahmen der Eingliederungshilfe ( 53

36 0 9 / S e i t e 36 SGB XII oder 35a SGB VIII). Grundvoraussetzung zur Hilfeleistung ist zudem eine Diagnose im Autismus-Spektrum. Die zur Hilfeleistung benötigte Diagnose im Autismus-Spektrum wird nicht durch unsere Einrichtung vergeben. Für die Diagnostik verweisen wir an das ortsansässige Sozialpädiatrische Zentrum oder an ausgewählte Kinder-, Jugend- und Erwachsenenpsychiater. Die Trennung der Diagnostik von unseren Leistungsangeboten wird von uns als dienlich und notwendig erachtet, um die von vornherein reduzierte Neutralität als Autismusambulanz bezüglich vorschneller und hausgemachter Autismusdiagnosen zu bewahren. Als Einrichtung die sich mit einem vielfältigen Klientenspektrum und den unterschiedlichsten Autismusausprägungen beschäftigt, ist eine individuelle und von Methodenvielfalt gekennzeichnete Arbeitsweise unumgänglich. Neben klassischen autismusspezifischen Methoden wie TEACCH, verhaltenstherapeutischen Elementen, Affolter, PECS, unterstützte Kommunikation und Gestützte Kommunikation, Theory of Mind, etc. fließen zahlreiche Einflüsse aus den unterschiedlichsten Theorien, sozialen Arbeitsfeldern und therapeutischen Konzepten in die Arbeit ein. Jeder Pädagoge bringt eigene, sehr individuelle Anteile in die Arbeit mit seinen Klienten ein. Diese reichen von Elementen der tiergestützten Therapie, über künstlerisch-gestalterische Einflüsse, bis hin zu sprachtherapeutischem oder systemischen Fachwissen. Grundlegend in der Arbeit ist eine sich zunehmend verändernde Sichtweise auf Autismus und den von Autismus betroffenen Menschen. Um die Potentiale eines Menschen zu entdecken, sollte sich der Blick auf die Stärken und Fähigkeiten richten. Erst die Wahrnehmung einer Person in seiner Ganzheit, mit Stärken und Einschränkungen kann zur Eröffnung neuer Möglichkeiten und Weiterentwicklung führen. Diese Stärkenperspektive zu leben und zu vermitteln ist Grundvoraussetzung für eine wertschätzende pädagogische und zwischenmenschliche Auseinandersetzung mit den Klienten und ihren Bezugssystemen. Der selbst im Sozialsystem weiterhin stark verbreitete medizinisch-psychiatrische Ansatz, der Autismus als eine Aneinanderreihung von Defiziten und Schwächen betrachtet, führt häufig nicht zuletzt zu einem automatisierten Ausschluss aus lebensnotwendigen Bereichen innerhalb der Gesellschaft. Einen wesentlichen Teil nimmt die Arbeit mit dem Bezugssystem der Menschen mit Autismus ein. Die Ausprägungen von Autismus finden sich zumeist im gesamten System und zeigen sich in engmaschigen Verknüpfungen und vielfältigen Konturen. Die durch den Autismus des Familienmitgliedes gebundenen Ressourcen im Familiensystem und im Betroffenen selbst (wieder) sichtbar zu machen, stellt ein Hauptaspekt unserer Arbeit dar. Um der

37 0 9 / S e i t e 37 individuellen Komplexität des von Autismus betroffenen Menschen gerecht zu werden und das Gesamtsystem in der Bearbeitung, Vermittlung und Selbstreifung begleiten zu können haben wir als Autismusambulanz Halle eine vorwiegend mobile Arbeitsweise gewählt. Diese ermöglicht einen direkten Einblick und eine direkte Einflussnahme in alle wichtigen Lebensfelder des Klienten. Die dadurch entstehende Nähe und die aktive Begleitung in der Lebenswirklichkeit kann für den Entwicklungsprozess des gesamten Systems eine hilfreiche Basis darstellen. Gleichzeitig birgt sie jedoch die Gefahr der Abhängigkeit und kann, insbesondere gegen Ende der Hilfe, wichtige Ablösungsprozesse erschweren. Sich der Fallstricke und Möglichkeiten im eigenen und im gegenüberliegenden System bewusst zu sein/werden, ist Teil des fortwährenden Reflexions- und Anpassungsprozesses der Einrichtung. Der Weg zu uns Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie ein Erstkontakt mit unserer Einrichtung zustande kommt. Häufig werden Eltern oder Erwachsene im Autismus-Spektrum von ihren Fachärzten nach oder während der Diagnosestellung auf uns aufmerksam gemacht. In der Regel entsteht daraus ein Erstberatungsgespräch, in welchem für den Betroffenen und seine Angehörigen Raum für das Anliegen und den Hilfebedarf ist. Nicht immer ist der Hilfebedarf so gegeben, dass es eine unserer Leistungen bedarf. Ein Großteil der Erstberatungen mündet jedoch in der Beantragung einer spezifischen Hilfe beim zuständigen Sozial- oder Jugendamt. Die Hilfe kann beginnen, wenn die Bewilligung des Amtes vorliegt und unsererseits freie Kapazitäten zur Verfügung stehen. Zum Teil wenden sich Eltern oder Pädagogen an uns, weil es einen ersten Verdacht gibt, der in Richtung Autismus weist. In diesem Fall verweisen wir zunächst an die spezifischen Diagnostikstellen. In Einzelfällen bieten wir eine Erstberatung an, insbesondere wenn der Betroffene und/oder seine Bezugspersonen in einer Krise stecken. Wenn das Thema Autismus in Schulen, Kindergärten und anderen sozialen Einrichtungen erstmals auftaucht, können die internen und externen Weiterbildungen unserer Einrichtung eine hilfreiche Brücke darstellen. Diese vermitteln je nach Bedarf Grundlagenwissen über Autismus, stellen einzelne autismusspezifische Methoden vor, geben einen Überblick über mögliche Hilfssysteme oder sind gezielt auf den einzelnen Klienten zugeschnitten. Insbesondere durch die Einbeziehung von Menschen mit Asperger-Autismus und deren Selbstdarstellung haben die Weiterbildungen und Informationsveranstaltungen in den letzten zwei Jahren an Intensität und

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