ZERTIFIZIERUNG gegen Kinderarbeit - Natursteine

Transkript

1 ZERTIFIZIERUNG gegen Kinderarbeit September 2009 Dr. Dietrich Kebschull - New Delhi 1

2 Wer kontrolliert? IGEP CERT führt die Überwachungs- und Inspektionsarbeiten für die Mitglieder der Interessengemeinschaft Asiatische, Afrikanische und Lateinamerikanische e.v. (IGN) bei den indischen Lieferanten durch. Wichtigster Partner ist die Indian Monuments Manufacturers Association (IMMA) IGEP CERT gehoert zur IGEP Foundation Es ist eine neutrale, unabhängige ISO- Zertifizierungsorganisation, die nach national und international anerkannten Standards arbeitet. ISO Normen gelten weltweit in 162 Ländern. Sitz des Sekretariats der International Organization for Standardization (ISO) ist Genf. Die ISO Standards decken das weite Gebiet relevanter Regelungen für Hersteller und Verbraucher ab. Dazu gehören neben Arbeitssicherheit, Qualität, geregelten Abläufen und Gesundheit auch Umweltschutz und soziale Verantwortung. Die in Vorbereitung befindlichen Regelungen der ISO Serie beziehen sich speziell auf Social responsibility 2

3 IGEP arbeitet seit über zwanzig Jahren in Indien und anderen asiatischen Ländern. Die Kernaufgabe besteht in der Stärkung der Handelsund Wirtschaftsbeziehungen Indiens mit Deutschland und anderen Industriestaaten. Dabei spielt die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der weniger privilegierten Gruppen eine zentrale Rolle. Ausländische Unternehmen haben eine Führungsrolle bei der Etablierung von nachhaltigen Ethical Business Relations IGEP nimmt seit 1991 eine Pionierrolle bei der Beseitigung von Kinderarbeit und ähnlichen Formen der Ausbeutung sozial benachteiligter Menschen wahr. 3

4 Bereits zu Beginn der neunziger Jahre fuehrte IGEP die ersten systematischen Kontrollen zur Vermeidung von Kinderarbeit in der Teppichindustrie durch gruendete IGEP die Rugmark Foundation India. Seither besteht eine intensive und permanente inhaltliche und personelle Zusammenarbeit zwischen beiden Organisationen. Mehr als acht Millionen Teppiche mit dem Rugmark-Siegel wurden exportiert. Dies sicherte die Arbeitsplätze von mehreren hunderttausend Arbeitern im indischen Teppichgürtel und verhinderte den drohenden Zusammenbruch der indischen Teppichwirtschaft. Diese Erfolge fanden vielfältige Anerkennung und zeigen sich in zahlreichen Auszeichnungen. 4

5 Zur Verbesserung der Situation benachteiligter Kinder und ihrer Familien werden ohne staatliche Hilfen allein mit Hilfe der beteiligten Unternehmen seit fünfzehn Jahren sechs Schulen und ein Kinderheim unterhalten. Sie haben mehr als 5000 Schüler und etwa 80 Lehrkräfte. Zusätzlich sorgen Ärzte für Gesundheitsmassnahmen bei den Schülern, ihren Familien und innerhalb der Dörfer. Zugunsten von Frauen wurde ein Webzentrum als Schulungseinrichtung geschaffen. Allen Schulen sind einfache Berufsbildungseinrichtungen angeschlossen, um den Kindern bessere Perspektiven zu eröffnen. Die Kosten fuer Inspektionen und Administration sind gering. Der gesamte Vorstand unter Leitung der Abgeordneten und mehrfachen Ministerin Maneka Gandhi und das obere Management arbeiten ohne Bezahlung ehrenamtlich. 5

6 Aufgrund seiner Erfolge mit Rugmark in der Teppichwirtschaft wurde IGEP 1997 mit der Zertifizierung der Lieferanten des weltgrößten Schuhimporteurs Deichmann beauftragt. Dabei wurde zum ersten Mal ein umfassender Sozialstandard (ISES 2020) angewandt. Er beinhaltet neben dem absoluten Ausschluss von Kinderabeit u.a. Arbeitssicherheit, Arbeitszeiten, Hygiene, Entgelte, Diskriminierungsverbote und Umweltaspekte. Zwei Jahre später entwickelte IGEP in Kooperation mit der Aussenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels (AVE) in einem Projekt der Public Private Partnership (PPP) Sozialstandards fuer die Textil- und Bekleidungs-industrie, die schnell auf andere Industrien ausgeweitet wurden. IGEP führte die entsprechenden Pilotmaßnahmen und Tests durch. 6

7 2001 übernahm IGEP für AVE und die europäische Dachorganisation BSCI (Business Social Compliance Initiative) den Testlauf für ein multisektorales PPP-Vorhaben, das 15 Laender umfasste. Hier wurden die Standards entwickelt, die bis heute vom AVE/BSCI in allen Entwicklungsländern Anwendung finden. Beteiligt sind dabei Firmen wie Metro-Gruppe, Otto, Neckermann und andere Versender, Karstadt-Quelle, Deichmann, P&C, C&A, Obi, Lidl, Aldi, etc. Dabei wurden stets enge Kontakte mit indischen Insitutionen aus dem Regierungs- und Nichtregierungsbereich gehalten. Das Ziel ist die Einfuehrung eines indienweiten allgemein verbindlichen Standards. Industrie und Handel sollen in der Lage sein, aus der Defensivrolle herauszukommen und als Beispiel für andere Entwicklungsländer dienen. Durch erhöhte Wettbewerbsfähigkeit und ein sauberes Image der Exporte werden zudem die Lebensbedingungen der arbeitenden Bevölkerung nachhalig verbessert. 7

8 Participating AVE/BSCI Member Companies Metro KarstadtQuelle Otto Group Peek & Cloppenburg C&A Deichmann OBI 8

9 Wer wird kontrolliert? IGEP CERT arbeitet strikt nach dem Prinzip der Freiwilligkeit. Abgedeckt werden ALLE Lieferanten und Unternehmen der Mitglieder der IGN e.v. in Indien. Dies sind in der Regel IMMA-Unternehmen, können aber auch alle anderen involvierten Firmen vom Steinbruch bis zur Verschiffung sein. Kernaufgabe ist der absolute und kompromißlose Ausschluss von Kinderarbeit. Zusätzlich wird auf Arbeitssicherheit, Gesundheit und Mindestlöhne immer gemäss ISO geachtet. Eine ISO Zertifizierung ist möglich, wird aber vor allem in der Startphase - nicht zwingend verlangt. Langfristig wird angestrebt, die relevanten Standards von ISO 9000 bis zu etablieren Inspektion eines Steinbruchs durch IGEP 9

10 Wie wird kontrolliert? IGEP CERT deckt die gesamte Wertschoepfungskette vom Steinbruch bis zur Verschiffung ab: Alle Steinbrueche eines Lieferanten, Transporte und Verladungen, Verarbeitungsbetriebe, Verpackungsoperationen. Der erste Besuch eines Unternehmens erfolgt immer zusammen mit dem Inhaber oder dem Management zum Kennenlernen, Informieren und Schaffen einer Vertrauensbasis. Weitere Besuche müssen unangekündigt durchgeführt werden. Dazu bedarf es einer schriftlichen freiwilligen Verpflichtung der Unternehmer. Vorhandene Mängel werden diskutiert und entsprechend einem gemeinsam vereinbarten Zeitplan beseitigt. Geprüfte Ware wird gesiegelt. Die Beteiligten erhalten einen schriftlichen Bericht. Steinbruch 10

11 Die Finanzierung des Systems lehnt sich eng an das bewährte Rugmark-Modell an. Die geprüften Exportunternehmen in Indien zahlen 0.25% des Ausfuhrwerts. Die Importeure stellen 0.75% zur Verfügung. Erfahrungsgemäss kann der Importeuranteil voll für soziale Massnahmen und Projekte eingesetzt werden. Im Vordergrund sthen dabei Aktivitäten zur dauerhaften Verbesserung der Lebensbedingungen von benachteiligten Kindern und ihrer Familien: Schulen und Kindergaerten, Berufsbildungseinrichtungen, Gesundheitsfür- und vorsorge. 11

12 Die Interessengemeinschaft Asiatische, Afrikanische und Lateinamerikanische (IGN) demonstriert soziale Verantwortung. Bisher wurden in ihren Exportsteinbrüchen und Verarbeitungsunternehmen keine arbeitenden Kinder gefunden. Aufgrund anhaltender Angriffe inder Öffentlichkeit hat IGN sich aber entschlossen, auch die kleinsten Zweifel auszuräumen. Deshalb werden alle Mitgliedsunternehmen fortlaufend überprüft. Erste grössere Sozialprojekte sind in Planung und sollen im Jahr 2010 umgesetzt werden. Initiativen finden zur Zeit in Kooperation mit Sozialprojekten von Mitgliedern, Rugmark und IGEP statt. IGN-Mitglieder übernahmen Partnerschaften und die Versorgung von Kindern mit Lehrmaterialien, Ausrüstungen und Schuluniformen. 12

13 Danke! Taj Mahal - Eine Geschichte in Stein 13