Wie informieren sich deutsche Ärzte Bedeutung von Fachzeitschriften und Massenmedien
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- Gerhard Kraus
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1 Wie informieren sich deutsche Ärzte Bedeutung von Fachzeitschriften und Massenmedien INKA - Ein BMBF Projekt zur medizinischen Wissensversorgung und Wissensrezeption im deutschen Gesundheitswesen, Teilprojekt 2 Gerd Antes & Britta Lang, Deutsches Cochrane Zentrum BMBF ELSA Wissenstransfer Kick-off-Meeting, Berlin, 12./
2 Transfer von Forschung in die Praxis Forschung / Daten / Studien? 50 % Evidenz - Produktion Behandelnde Ärzte Gesundheitsbehörden, Krankenkassen, Institutionen Klinische Forschung Patienten Öffentlichkeit / Medien Evidenz - Nutzung
3 Informationsflut und Lesezeit Jedes Jahr ca. 2 Mio. Artikel in Fachzeitschriften bis abgeschlossene Studien randomisierte Studien/Jahr publiziert KEINE ZEIT KEINE STRUKTUR Sackett DL (2000) Surveys of self-reported reading times of consultants in Oxford, Birmingham, Milton-Keynes, Bristol, Leicester, and Glasgow. In: Rosenberg WMC et al. Evidence-based medicine. London: Churchill Livingstone
4 Freiburger Ethikkommission : 47% publiziert bis 2010 (DFG-Projekt)
5 Sprachproblematik Globales Wissen wird in der lingua franca der Wissenschaft, Englisch, publiziert und präsentiert Belohnungssysteme zwingen Wissenschaftler zur Publikation in Englisch Auswirkungen auf die Publikationslandschaft ( circulus vitiosus ) Impact Faktor sinkt für nichtenglischsprachige Zeitschriften Sprache beeinflusst die Aufnahme von Publikationen in Datenbanken Nationalsprachliche Zeitschriften werden eingestellt oder bilingual publiziert (z.b. Deutsches Ärzteblatt, Swiss Medical Weekly) Deutsche Forschung wird in Englisch publiziert, aber dann in Deutschland kaum rezipiert? Deutsche Ärzte rezipieren kaum englischsprachige Publikationen Ofori-Adjei D, Antes G et al (2006) Have Online International Medical Journals Made Local Journals Obsolete? PLoSMed 3(8); Baethge, C (2008) Die Sprachen der Medizin, DÄB 3(105); Haß, W, Fischer, R (2001) Englisch in der Medizin Der Aus- und Weiterbildung hinderlich. DÄB 47.
6 Barrieren Sprache Nationalsprachliche Quellen werden vorgezogen In Englisch Gelerntes/ Gelesenes wird nicht so gut memoriert wie in der Nationalsprache Zeitmangel, Struktur des Berufsalltags Berührungsängste, Kompetenzempfinden Technisch und finanziell: Zugänglichkeit zu Ressourcen: Unterfinanziert oder technisch nicht möglich (schlechte Infrastruktur), Beispiel Cochrane Library Lizenz- und Abonnementgebühren OPEN Access verschiebt nur die Problematik (Autor zahlt) Nutzung von Medien und Pressemitteilungen als Informationsquelle Qualität der wissenschaftlichen Information?
7 Qualität des Wissens hat Auswirkungen auf die Qualität des Handelns (Institute of Medicine, Crossing the Quality Chasm 2001) Lösungsansätze Konzept der Evidenzbasierten Medizin (Guyatt 1991) Methoden der Wissenskumulierung (Glass 1976, Hedges 1987) Research Synthesis Systematische Übersichtsarbeiten als Basistechnik für Wissenstransfer Informationsangebote, die den Stand der aktuellen, verfügbaren Evidenz wiedergeben und für die Ärzte und Patienten zugänglich und relevant sind
8 INKA Teilprojekt 2: Wie informieren sich deutsche Ärzte (und Laien) über aktuelle Forschungsergebnisse aus der Medizin und welche Bedeutung kommt den Massenmedien dabei zu? These 1 Es existieren keine empirischen Daten über das Informationsverhalten und Bedürfnisse der Rezipienten-Gruppen. These 2 Den Massenmedien kommt eine tragende, unverzichtbare Verbreitungsfunktion für aktuelles medizinisches Wissen zu (Überwindung der Sprach- und Zugangsbarriere) aber mit substantiellem inhaltlichem Qualitätsverlust?
9 Forschungsleitende Fragen Welche Medienangebote nutzen Ärzte und Laien, um sich über medizinisch-wissenschaftliche Themen zu informieren? Welche Faktoren beeinflussen die Auswahl der Medienangebote? Wie schätzen Ärzte und Laien die medizinische und journalistische Qualität ein? Wie gut fühlen sich Ärzte und Laien je nach Mediennutzung informiert? Welche Unterschiede ergeben sich aufgrund der unterschiedlichen Vor-Informationen zum konkreten Berichterstattungsthema in den beiden Gruppen?
10 Welche Rolle spielen die Massenmedien? Positiv Medien als Bypass für die systembedingten Mängel der Informationsversorgung? Fülle an Gesundheitsinformationen Weite Verbreitung, niedrigschwelliger Zugang Schnellere Aufnahme neuer Ergebnisse im Vergleich zum Wissenschaftsbetrieb Negativ Fokussierung auf neue Studien durch deren Neuigkeitswert Kein Blick auf die Gesamtstudienlage ( resarch in context ) Hype Verfälschung der Aussagekraft der Studie Wilson et al. (2009) Media Reporting of Health Interventions: Signs of Improvement but Major Problems Persist. PLOS ONE 4 (3); Selvaraj et al. (2014) Media Coverage of Medical Journals: Do the best Articles Make the News? PLOS ONE 9(1)
11 Originalstudie/Synthese (Evidenz) Abstract Fachzeitschrift Where is the Evidence? Pressestellen /Pressemitteilung Journalistische Beiträge
12 Arbeitsschritte: Hintergrund: Evidence-Map der existierenden Literatur zum Informationsverhalten von Ärzten und Patienten Surveys zur Bestätigung von These 1: Explorative Survey bei relevanten Institutionen zur Existenz von Daten zum Informationsverhalten von Ärzten in Deutschland Survey bei Krankenhäusern zur Versorgungslage der Kliniker mit Wissen Überprüfung, ob ein inhaltlicher Qualitätsverlust bereits in der wissenschaftlichen Community entsteht (von der Originalstudie zum Abstract) und daran ausgerichtete Modellierung des Qualitätskriterien-Rasters mit Verbundpartner Umfrage mit externen Partnern bei niedergelassenen Ärzten zu Informationsverhalten und nutzung sowie bei einer Patientengruppe Implementierung der Ergebnisse der Umfragen in die Leitfaden-Entwicklung für die Gruppen-Diskussionen mit Verbundpartner Durchführung der Gruppendiskussionen (mit TP 1) mit den Rezipienten-Gruppen (Ärzteschaft und Patienten) zur Einbindung in den sozio-kulturellen Kontext Kooperation in der Entwicklung der Transferkonzepte (Schulung für Wissenschafts- Journalisten, Medienkompetenz von Ärzten und Laien)
13 Ziele Identifizierung von Lücken im medizinischen Wissensangebot und Empfehlungen zur Schließung dieser Lücken Empfehlungen zur Überwindung der Sprachbarriere Erarbeitung verschiedener Szenarien, wie sich Informationsdefizite durch Weiterbildungen oder neue Informationswege verringern lassen Weiterentwicklung von Qualitätskriterien für medizinische Berichterstattung in den Medien
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