Mythos OP-Bereichskleidung
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- Liane Krämer
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1 Mythos OP-Bereichskleidung Zwischen Evidenz und Ritual 9. Tag der Hygiene 17. und 18. Oktober 2012 Hans Hirschmann Abteilung Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge Vorarlberger Landeskrankenhäuser
2 Ausgangslage / Fragestellung Mitarbeiter in OP Bereichskleidung außerhalb des OP Traktes Patientenbegleitung, Nachtdienst, Wochenende, Speisesaal, Ambulanz / Station Wieder zurück damit in den OP Ein Hygieneproblem? Neuerliches Einschleusen erforderlich?
3 Evidence-based Medicine Erste bekannte kontrollierte medizinische Studie 1747 durch James Lind: Skorbut Therapie
4 James Lind: Skorbut - Studie Intervention Ergebnis 1 Liter Apfelwein Leichte Besserung 25 Tropfen Schwefelsäure Keine Besserung 6 Löffel Essig Keine Besserung ¼ Liter Seewasser Zwei Orangen und eine Zitrone Gewürzpaste und Gerstenwasser Keine Besserung Heilung Keine Besserung
5 Ignaz P. Semmelweis Systematische klinische Beobachtung Müttersterblichkeit an der 1. Gebärklinik zu Wien vor und nach Einführung der Händedesinfektion im Mai 1847 Mütterliche Mortalität (%)
6 RCT und Review Randomisierte, kontrollierte Studie (RCT) als Goldstandard für die klinische Forschung (1970er Jahre) Zusammenfassung in systematischen Übersichtsarbeiten (Reviews), aber auch Metaanalysen
7 Evidence-based medicine David L. Sackett (1934), McMaster University, Hamilton, Kanada Erste Nennung evidence-based medicine durch Gordon Guyatt (MA von D. L. Sackett) Anfang der 1990er Jahre Erste deutsche Publikation 1995
8 Evidence vs. Evidenz Evidence: Nachweis (Beleg, Hinweis) Evidenz: Offensichtlichkeit, Klarheit, Augenscheinlichkeit (die keines Beweises bedarf). Evident: Offensichtlich, klar, selbstverständlich, augenscheinlich Vorschlag: Nicht evidenzbasierte, sondern Nachweis-orientierte Medizin
9 David L. Sackett
10 David L. Sackett Evidence-based medicine (EMB) ist der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der gegenwärtigen besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten Die Praxis der EBM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestmöglichen externen Evidenz aus systematischer Forschung Sackett, D.L., Rosenberg, W.M.C., Gray, J.A.M., Jaynes, R.B., Richards, W.S.: Evidence-based medicine: What it is an what it isn t. BMJ 312 (1996) 71-72
11
12 Ritual Duden: Zeremoniell, (religiöser) Brauch, gottesdienstlicher Brauch Zeremonie = feierliche Handlung
13 OP-Bereichskleidung
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15 Karbol Spray Antisepsis Joseph Lister
16 Bereichskleidung
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18 Bereichskleidung
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20 Externe Evidenz Studien Wenige Studien Kontamination abhängig von Tragezeit sowie Anzahl und Art der Patientenkontakte Ergebnisse vergleichbar mit normaler Dienstkleidung auf Stationen Klare externe Evidenz: Kein Einfluss auf die Entstehung von SSI (wäre logisch auch nicht nachvollziehbar)
21 Aufbereitung Anforderung bei Bereichskleidung und Dienstkleidung ident Desinfizierendes Waschen Keimarmut
22 Robert Koch Institut, 2007 Beschreibungsteil OP-Bereichskleidung... soll die Verschleppung von nosokomialen Infektionserregern... in den OP verhindern (keine Kategorisierung) OP-Bereichskleidung wird ausschließlich im OP getragen (keine Kategorisierung)
23 Robert Koch Institut, 2007 Empfehlungsteil OP-Bereichskleidung... sichtbarer Kontamination oder Verunreinigung mit Blut oder anderem potenziell infektiösem Material zu wechseln (Kategorie IV) Beim Wechsel von Personal zwischen Aufwachraum und OP-Raum muss Sorge getragen werden, dass die Bereichskleidung nicht mit Krankheitserregern kontaminiert wird (Kategorie IB)
24 Centers for Disease Control and Prevention, 1999 Bereichskleidung wird unterschiedlich gehandhabt, keine Studien betreffend Reduktion von Surgical Site Infections (SSI) Bereichskleidung wechseln, wenn sie sichtbar verschmutzt, kontaminiert, durchnässt ist
25 Centers for Disease Control and Prevention, 1999 Keine Empfehlung, wo und wie die Bereichskleidung gewaschen werden soll, auch keine Einschränkung, dass sie nur im OP Bereich zu tragen ist Keine Empfehlung, einen Übermantel anzuziehen, wenn man den OP verlässt
26 Psychologischer Faktor Achtung Sie befinden sich in einem Hygienehochrisikogebiet
27 Überblick OP - Bereichskleidung außerhalb des OP-Traktes Generelles Verbot praktisch überall vorhanden (Mitteleuropa) Keine externe Evidenz Keine aussagekräftigen Studien Keine Empfehlungen (RKI / CDC) Keine interne Evidenz Verbot logisch nicht nachvollzieh- und argumentierbar
28 Zusammenfassung und Ausblick 1. OP-Bereichskleidung kann aus organisatorischen Gründen durchaus sinnvoll sein 2. Besonderer Hygienestatus der Bereichkleidung ist als Ritual zu bezeichnen 3. Verbot, mit der Bereichskleidung den OP zu verlassen und wieder zu betreten ist weder evidence-based noch logisch begründbar 4. Diskussionen über Bereichskleidung wird noch länger geführt werden Wenden wir uns lieber den relevanten Dingen des Hygienelebens zu...
29 Abteilung Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge Abteilung Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge Händedesinfektion kann Leben retten Händedesinfektion Ein Zeichen des Respekts
30 Hans Hirschmann Abteilung Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge Vorarlberger Landeskrankenhäuser Carinagasse 47 A 6800 Feldkirch hans.hirschmann@lkhf.at
31 Abteilung Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge Abteilung Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge Die richtige Methode der Händedesinfektion erlernt man im Handumdrehen Eine perfekte Händedesinfektion dauert 30 Sekunden
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