Grundlage u.a.: M. Ulich,P. Oberhuemer, M. Soltendieck: Die Welt trifft sich im Kindergarten, 2001
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- Elvira Schubert
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1 Exzerpt: Landeskoordinatorin V 2002 Grundlage u.a.: M. Ulich,P. Oberhuemer, M. Soltendieck: Die Welt trifft sich im Kindergarten, 2001 Informationen zum Thema Kinder nichtdeutscher Muttersprache 1. Begriffe Muttersprache / Erstsprache: natürlich von den Eltern erworbene Sprache natürlicher Spracherwerb: durch Kommunikation, -> wie normaler Spracherwerb Zweitsprache: Eine zweite Sprache, die möglichst früh in natürlicher Form erworben wird Fremdsprache: Kein natürlicher Spracherwerb, Sprache wird durch Üben von Vokabeln etc. erlernt 2. Phasen des optimalen Zweitspracherwerbs Phase 1: Kinder benutzen Wörter aus beiden Sprachen, trennen noch nicht nach Personen (Bett, Mama, tree), 1 bestimmter Gegenstand -> 1 bestimmte Sprache Phase 2: Allmählich werden vom Wortschatz her die beiden Sprachsysteme auseinandergehalten, getrennt werden die Sprachen nach Personen, Trennung zunächst auf Wortschatz bezogen, noch nicht auf Grammatik und Satzbau bezogen Phase 3: Nun werden die Sprachen allmählich auch grammatikalisch und vom Satzbau her getrennt 3. Was unterstützt den problemlosen Zweitspracherwerb? Es gilt die Annahme, dass Kinder eine Zweitsprache am besten und schnellsten erlernen, wenn die Sprachen für das Kind nach Situationen und Personen getrennt werden. Beispiel: deutsch-türkische Eltern: Mutter konsequent deutsch, Vater konsequent türkisch, allerdings nicht rigide. Wenn z.b. ein deutscher Gast im Hause, gut, wenn Vater hier deutsch spricht, weil er dem Kind damit zeigt, dass er sich auch bemüht, die Sprache mit Deutschen zu sprechen. Unterstützend wirkt auch, wenn das Kind beide Sprachen als anerkannt und wichtig erlebt.
2 4.Sprachmischung (Interferenz) Wenn Strukturmerkmale der Muttersprache auf die Zweitsprache übertragen werden und es dadurch zu Fehlern im Satzbau der Zweitsprache kommt, so handelt es sich um eine unfreiwillige Sprachmischung. Dieses Problem tritt aber primär beim Fremdspracherwerb auf und nicht beim natürlichen Zweitspracherwerb. Beim natürlichen Zweitspracherwerb sind Fehler im Satzbau typisch für ein ganz normales Zwischenstadium beim Erlernen einer Zweitsprache. Wenn die Kinder beim Zweitspracherwerb ihre Sprache je nach Situation und Gesprächspartner ändern können (Code-Wechsel), zeigt es dass sie bereits die Sprachen trennen können. Für den erfolgreichen Zweitspracherwerb ist es wichtig, dass ein Kind die Sprachen trennen kann, nicht dass es dieses immer tut. Pädagogisch sinnvolle Regeln für die Sprachmischung Wenn Kinder untereinander Sprachen mischen -> lassen, keine besonderen Regeln. Die Kinder sollten aber ansonsten immer wieder ihre Trennfähigkeit und die Fähigkeit, in einer Sprache zu bleiben, üben. D.h. im Kindergarten sollten bestimmte Situationen mit Sprachregeln belegt werden: z.b. Stuhlkreis: Versuch deutsch oder: Bilderbuchbetrachtung 5. Keine Trennfähigkeit Woran erkennt man, dass Kinder keine oder keine ausreichende Trennfähigkeit besitzen? Wenn die Kinder über mehrere Monate hinweg wahllos dauernd gemischt sprechen, egal mit wem oder in welcher Situation sie sprechen, dann ist mit großer Wahrscheinlichkeit die notwendige Trennfähigkeit noch nicht gegeben. Was kann man tun? Spielerisch das Bewusstsein für die zwei Sprachsysteme fördern. Zum Beispiel: Mit Handpuppenspiel: Die Erzieherin nimmt sich 2 Handpuppen, die möglichst unterschiedlich aussehen. 1 Puppe steht für die deutsche, die andere Puppe für die Zweitsprache. Zunächst nimmt die Erzieherin beide Puppen. Immer, wenn das Kind in seiner Muttersprache spricht, bewegt sich die entsprechende Puppe. Wenn es die Zweitsprache spricht (hier: deutsch) bewegt sich die andere Puppe. Im weiteren Verlauf übernimmt das Kind die Puppen.
3 6. Wie erlernen nun Kinder die Zweitsprache? Kinder nutzen Vorwissen. Fangen nicht wie beim Erwerb der Muttersprache bei Null an. Sie nutzen ihr Vorwissen, wobei dieses nicht bewusst, sondern intuitiv erfolgt. z.b. wissen die Kinder bereits, dass Sprache in Sätze gebunden ist. Sie versuchen bald, in Sätzen zu sprechen. Am Anfang wählen die Kinder oft einen bestimmten einfachen Satz aus, den sie immer wieder in anderen Zusammenhängen verwenden: z.b. die rot, die kaputt Redewendungen werden schnell übernommen und sehr oft eingesetzt Sehr schnell werden Verneinungen eingesetzt: nein kaputt Später wird das Wort nicht eingesetzt: Peter nicht kommen... Erst allmählich erfolgt eine korrekte Satzstellung. Prinzip Vereinfachung: Anders als beim Fremdsprachenunterricht ist für Kinder nichtdeutscher Muttersprache, die neu im Kiga sind, Deutschlernen zum Überleben wichtig. Sie entwickeln entsprechend Strategien, um sich möglichst schnell verständigen zu können. Das wichtigste Prinzip ist hier die Vereinfachung bzw. die Auslassung. Vor allem werden Wörter fortgelassen, die keine wesentlichen Informationen enthalten: z.b. Bauecke spielen unwichtig hier: Pronomen (ich), Modalverb (möchte), Präposition (in), Artikel (der) Beim Verb wird der Infinitiv bevorzugt. Das Kind reduziert also die Vielfalt der Formen, um sich den Einstieg in die neue Sprache zu erleichtern und sich vor allem das Kommunizieren zu ermöglichen. -> Lernersprache Kontaktfreudige Kinder lavieren sich noch mit anderen Mechanismen durch, um schnell dazuzugehören: z.b. So tun, als ob man etwas versteht Davon ausgehen, dass sich alles immer unmittelbar auf die konkrete Handlung bezieht -> raten Paar Ausdrücke und Sätze lernen, einfügen... Über Mechanismen wie im Erstspracherwerb (z.b. Modellieren...) erfolgt allmählich die Annäherung an die korrekte Sprachform. 7. Welche Gründe können zu einem Stillstand (Einfrierung, Fossilierung) im Zweitspracherwerb führen? Gründe z.b.: - Es fehlt dem Kind an Motivation, die Zweitsprache zu erlernen (wird Deutschland bald verlassen o.ä.) - Es hat zu wenig sprachliche Anregung. - Es liegt eine allgemeine sprachliche Entwicklungsverzögerung vor Beobachtung kann hier die Gründe offen legen. -> Gegensteuern
4 8. Deutschlernen in der Kindertageseinrichtung - Als Basis finden die Prinzipien der allgemeinen Sprachentwicklungsförderung Anwendung: vor allem die Prinzipien des Stimulierens und Modellierens. - Herausfinden, welche Strategien dieses Kind besitzt, um diese dann gezielt einsetzen zu können: z.b.: In welchen Situationen beteiligt sich das Kind zumindest nichtsprachlich? In welchen Situationen versucht das Kind, sprachlich aktiv zu werden? Welchen Kindern gegenüber versucht es sich verständlich zu machen? Scheint es ein bestimmtes Kind als Freundin /Freund zu empfinden?... Im weiteren Verlauf könnten z.b. die Situationen, in denen sich das Kind beteiligt - nichtsprachlich und sprachlich - gehäuft herbeigeführt werden. Ein Kind, zu dem es Vertrauen aufgebaut hat, könnte als Pate dienen, der dem Kind in bestimmten Situationen hilft,... - Grundsätzlich hilft es dem Kind, wenn es erkennt, dass seine Muttersprache für die Erzieherin und die anderen Kinder auch wichtig ist: z.b. Begrüßung auch in seiner Sprache, Begrüßungsformeln für alle vertretenen Nationen im Kiga - Kennenlern-, Kontaktspiele helfen dem Kind, erste Namen zu speichern und sich ein wenig aufgenommen zu fühlen - Klar signalisierte ruhige Phasen im Tagesablauf helfen dem Kind, das Einstürmen der fremden Sprache zu verarbeiten - Rhythmusbetonte Tanz-, Sing-, Kreisspiele ermöglichen dem Kind die Teilnahme, auch wenn es die Sprache noch nicht richtig spricht - Vom Sprachrhythmus begleitete Reim-, Fingerspiele, einsetzen - Eigenes Sprachförderprogramm Eigenes Sprachförderprogramm für Kinder nichtdeutscher Muttersprache abklären (kann auch gut im Team für die ganze Kita erfolgen): Hierzu empfiehlt Dr. Ulich, Institut für Frühpädagogik, München: Vorstellung, einen Videofilm drehen zu wollen, der Musterszenen zur Sprachförderung von Kindern nichtdeutscher Muttersprache enthält. Die Erzieherin sollte sich fragen, welche Szenen sie aufnehmen würde. Fragen hierzu: Was sind aus Sicht der Erzieherin grundsätzlich besonders sprachanregende Aktivitäten? In welchen Situationen lernen Kinder nichtdeutscher Muttersprache am meisten Deutsch? Welche pädagogischen Angebote könnten die Familiensprachen der Kinder im Alltag aufwerten? Welche konkreten Handlungen erwarte ich von den Eltern in Sachen Sprachförderung? Welche sprachanregenden Aktivitäten des Kiga könnten die Eltern zu Hause aufgreifen und umgekehrt, was könnten Kinder von dort mitbringen? Beispiele sammeln, Reihe von Musterszenen auswählen, die z.b. auch den Eltern die Förderung verdeutlichen. Was läuft im Alltag? Nun wird überprüft, welchen Stellenwert die Musterszenen im Alltag haben. Wo soll etwas geändert werden?
5 Es folgt die Frage, was verbessert werden soll und kann. Konzept Eltern verdeutlichen Um die Eltern zu informieren, aber auch besser einbeziehen zu können, wird diesen nun das Sprachförderkonzept vorgestellt. Orientierungspunkte für Gespräche mit Eltern (s. Die Welt trifft sich im Kindergarten, S. 33) - Weitere Hinweise für die Erzieherin - Selbst gutes Sprachvorbild bieten - Gespräche unter den Kindern unter Einbezug des Kindes nichtdeutscher Muttersprache anregen (Kinder lernen eine Sprache am schnellsten, wenn sie gute Kontakte haben und sich wohlfühlen) - Beachten: Ein Gespräch hat Anfang, Mitte, Ende. Das muss vor allem auch dem Kind nichtdeutscher Muttersprache gegenüber gelten, weil es sich ein Abwenden der Erzieherin mitten im Gespräch nicht erklären kann. Z.B.: Wenn ein anderes Kind ruft, o.ä... Erz. : Ich gehe jetzt zu... und komme dann wieder. Erst dann den Kopf zu dem anderen Kind wenden. - Modellieren! - Sehr viel erzählen und vorlesen! Nicht Überbetonung von Wortschatzübungen. Die Kinder übernehmen durch Geschichten sehr viel sprachliches Wissen. Veranschaulichung kann am Anfang zumindest helfen. Es sollte aber bei einfachen Geschichten im weiteren Verlauf auch einmal ohne Veranschaulichung gearbeitet werden, um die Symbolfunktion der Sprache zu Festigen. Hier müssen die Kinder dann besonders gut zuhören und sich allein auf die Sprache konzentrieren. - Beim Vorlesen und Erzählen beachten: - als Ritual gestalten, einrahmen - regelmäßiges gesprächsorientiertes Vorlesen, Erzählen - Veranschaulichung, aber nicht immer - Umsetzen von Geschichten durch nachspielen u.ä. - aus Bildern o.ä. selbst Geschichten zusammenstellen -...
V wenn das Kind seine Muttersprache gut beherrscht. V wenn das Kind früh in eine Spielgruppe geht, wo die
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