Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer
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- Anneliese Knopp
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1 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 1
2 Fakten zur Gebärdensprache & Gehörlosengemeinschaft In Deutschland leben rund gehörlose und 16 Mio. schwerhörige Menschen. Primärsprache der meisten tauben Menschen und vieler stark Hörgeschädigter ist die Gebärdensprache. Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist seit 2002 durch das Behindertengleichstellungsgesetz als Sprache anerkannt. Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 2
3 Fakten zur Gebärdensprache & Gehörlosengemeinschaft Gebärdensprachen sind... national verschieden. natürliche Sprachen mit einem reichhaltigen Vokabular und eigener Grammatik. die in der Gebärdensprachgemeinschaft gewachsene und dort alltäglich spontan praktizierte natürliche Kommunikationsweise der großen Mehrheit aller Gehörlosen. (Quelle: DGB 1996) Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 3
4 Was sind Gebärdensprach-Filme? Gebärdensprachliche Informationen oder Übersetzungen (z.b. eines Textes) festgehalten als Film Einsatzmöglichkeiten: Im Internet Als CD-Beilage zu Printmedien Videoguides (z.b. im Museum) Andere Ausgabegeräte mit Bildschirmoberfläche Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 4
5 Was sind Gebärdensprach-Filme? Im Internet gibt es zwei Ansätze: Websites mit breiter Zielgruppe, z.b.: Bundesministerium für Arbeit und Soziales ( Deutsche Rentenversicherung ( Bücherhallen Hamburg ( Websites speziell für (und von) Gehörlose(n), z.b.: E-Learning Plattform Nachrichten-Site EU-Weltliteratur-Projekt Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 5
6 Warum sind GS-Filme notwendig? Schriftsprachmedium Internet: Nutzungsvoraussetzung: gute Fähigkeiten im Lesen und Schreiben Oft übersehen: viele gehörlose Menschen erfüllen diese Voraussetzung nicht! Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 6
7 Warum sind GS-Filme notwendig? Schriftsprachkompetenz Gehörloser: Entscheidend sind Eintrittszeitpunkt und Grad der Hörminderung. Prälingual* Gehörlose haben i.d.r. die größten Probleme mit Laut- und Schriftsprache: Mehr als 50% verlassen die Schule praktisch als Nicht-Leser (Quelle: Wudtke 1990) *prälinguale Gehörlosigkeit = Ertaubung seit Geburt oder früher Kindheit Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 7
8 Warum sind GS-Filme notwendig? Schriftsprachdefizite Gehörloser: Warum ist das so? Kein Spracherwerb wie von selbst (Wortschatz, Grammatik) über das Gehör möglich Nur 30% des Gesprochenen vom Mund ablesbar Vielen gehörlosen Kindern wird die Gebärdensprache vorenthalten (Elternhaus, Schule). Grundlegende Unterschiede zwischen Deutsch und DGS Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 8
9 Wie nutzen taube Menschen das Internet? Was bereitet Probleme? Bereits einfache Texte; Navigation Fachtermini, ein komplexer Satzbau erschweren zusätzlich: besonders schwerwiegend bei behördlichen Websites, da Ansprüche nicht (richtig) geltend gemacht werden / Fristen verstreichen (Quelle: DGB 2004) Ergebnisse der Aktion-Mensch-Studie von 2008: Beiträge im Web 2.0 fast nur in der eigenen tauben Web-Community Wiki-Nutzung vor allem rezeptiv Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 9
10 Wie nutzen taube Menschen das Internet? Welche Chancen und Vorteile bietet das Internet? Weltweite Vernetzung / Kommunikation via Gebärdensprache (Videochats, Youtube) Ersatz für unzugängliche Kommunikationsmittel (Telefon), Informationsmedien (TV, Radio, ggf.print) und Ansprechpartner Möglichkeit selbständig Informationen einzuholen, wenn DGS- Filme vorhanden sind Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 10
11 Gebärdensprach-Filme: Die Lösung? Umfrage zu GS-Filmen des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung von 2004: 89% der Befragten: Verständnis der Inhalte nur über Film bzw. Text und Film Deutlicher Wunsch nach größerem Filmangebot (Quelle: BMGS 2004) Aktion-Mensch-Studie von 2008: GS-Filme würden... rezeptive Nutzung des Web 2.0 verbessern produktive Beteiligung ermöglichen (DGS-Wikis, Videoblogs) Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 11
12 Gebärdensprach-Filme: Die Lösung? Richtlinien für ein barrierefreies Internet Barrierefreie Informationstechnik Verordnung (BITV): Für jegliche Inhalte ist die klarste und einfachste Sprache zu verwenden, die angemessen ist. (BITV 2002; Anforderung 14, Bedingung 1) Der Einbezug von DGS wird nicht explizit deutlich. BITV 2.0: neue Forderung: Bereitstellung grundlegender Inhalte in DGS bisher noch nicht in Kraft getreten (geplant für 2009) Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.0: nur Alternative für Audio-Inhalte gefordert Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 12
13 Produktion eines GS-Filmes: Was gilt es für Website-Verantwortliche zu beachten? Ansprechpartner: spezialisierte Firmen, Gebärdensprachschulen, Gehörlosenverbände Auswahl der Inhalte: statische Inhalte, Ergänzung der Vorlagentexte mit Beispielen, Inhalte von allg.hohem Interesse o. gehörlosenspezifische Inhalte Verständlichkeit der Filme: einfache Player-Bedienung, Muttersprachler als Darsteller bevorzugt, kein Untertitel notwendig, logische Platzierung innerhalb der Site Werbung: Gehörlosenverbände, -Internetforen, Taubenschlag.de Ausführlicher siehe auch Projektbericht (Zweig 2005) und Leitfaden (BAG 2006) zum Thema. Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 13
14 Fazit Gebärdensprache muss ein Standard im Netz werden Teilhabe tauber Menschen an der Informationsgesellschaft Website-Verantwortliche: Gehörlose als Zielgruppe erkennen Bibliotheken: GS-Filme nur ein kleiner Teil für mehr Barrierefreiheit Darüber hinaus wichtig: gebärdensprachkompetentes bzw. sensibilisiertes Personal technische Ausstattung spez.medienangebot und Veranstaltungen Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 14
15 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 15
16 Quellen Aktion Mensch 2008: Iris Cornelssen, Christian Schmitz: Vorstellung der Ergebnisse der Studie Chancen und Risiken des Internets der Zukunft aus der Sicht von Menschen mit Behinderungen auf der Aktion Mensch-Fachtagung Einfach für Alle Konzepte und Zukunftsbilder für ein Barrierefreies Internet am 6. Mai im Wissenschaftspark Gelsenkirchen URL: BAG 2006: BAG SELBSTHILFE [Hrsg.]: Leitfaden für den Einsatz von Gebärdensprach-Filmen in multimedialen Anwendungen. Erstellt von der Bundesarbeitsgemeinschaft SELBSTHILFE von Menschen mit Behinderungen und chronischer Erkrankungen und ihren Angehörigen e. V. (BAG SELBSTHILFE) im Rahmen des Projekts Aktionsbündnis für barrierefreie Informationstechnik (AbI) gemeinsam mit dem Deutschen Gehörlosen-Bund e. V. (DGB) URL: BITV 2002: Bundesministerium der Justiz [Hrsg.]: Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung BITV). In Bundesgesetzblatt 2002, Teil I Nr. 49 (S ) URL: BMGS 2004: Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherheit, Gebärdenwerk: Gebärdensprach-Filme im Internet. Eine Umfrage vom BMGS und Gebärdenwerk im Zeitraum vom 15. Januar 20. Februar URL: DGB 2004: Deutscher Gehörlosen-Bund e. V.: Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV) Rechtsverordnung zu 11 des Behindertengleichstellungsgesetzes: Eine Stellungnahme des Deutschen Gehörlosen-Bundes e. V. ( ). Kiel, URL: DGB 2006: Fachausschuss Gebärden des Deutschen Gehörlosen-Bundes: Kommunikation mit Gehörlosen in Laut- und Gebärdensprache. Das Münchener Gebärdenpapier aus heutiger Sicht. In: Peter Donath et al. [Hrsg.]: Eine Minderheit verschafft sich Gehör. Textdokumentation zur Anerkennung der Gebärdensprache Gehörloser. Hamburg: Signum, 1996, S. 131 (Internationale Arbeiten zur Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser, 31). Wudtke 1990: Hubertus Wudtke: Lesenlernen: Können Gebärden helfen? In List, G. & List, G. (Hrsg.): Gebärden, Laut und graphisches Zeichen. Schrifterwerb im Problemfeld von Mehrsprachigkeit (S ). Opladen, Zweig 2005: Joachim Zweig: Realisierung und Weiterverbreitung von Gebärdensprach-Filmen im Internet. Projektarbeit. Universität Bielefeld. Fakultät für Gesundheitswissenschaften URL: DGS Projektarbeit word.html? nnn=true. Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 16
17 Referentin Lisa Möbus, Berlin Kontakt: : Studium der Bibliotheks- u.informationswissenschaft (B.A.) an der HU Berlin Abschlussarbeit: Sprachbarrieren überwinden: Einsatz und Bedarf deutscher Gebärdensprach- Filme im Internet (Link: : Weiterbildung zur Kommunikationsassistenz für taube und schwerhörige Menschen Veröffentlichungen: Gebärdensprache im Internet: ein Schritt zu mehr Teilhabe für taube Menschen In: BuB: Forum Bibliothek und Information, Heft (Link: Making web content accessible for the deaf via sign language. In: Library Hi Tech, Vol. 28 No. 4, (Link: Bibliothekartag 2011 Gebärdensprach-Filme: Barrierefreiheit für gehörlose Internetnutzer Ein Vortrag von Lisa Möbus 17
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