Mineralölkohlenwasserstoffe in Lebensmitteln

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Albert Maurer
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1 Mineralölkohlenwasserstoffe in Lebensmitteln - Stufenkontrolle bei der Schokoladenherstellung - Eine komplexe Mischung, ein komplexes Problem.

2 Pressespiegel September 2010 Schwarz auf Reis - Jeder vierte Reis ist belastet November 2010 Kartoffelklöße : Gesundheitskritische Mineralöle Juli 2011 Reste giftiger Druckfarben in Lebensmitteln November 2012 September 2011 Rückstände von Mineralöl in Babytee

3 Relevanz Warum? in vielen Lebensmitteln sind Mineralölrückstände zu finden* Lebensmittel können schon vor dem Verpacken Rückstände von Mineralölen aufweisen zahlreiche Quellen für einen Eintrag von Mineralölen in Lebensmittel* Paraffine sind eine der quantitativ bedeutsamsten Kontaminationen im menschlichen Körper Gesättigte Kohlenwasserstoffe nicht kanzerogen, in hohen Dosen möglicherweise Tumorpromotor* Aromatische Kohlenwasserstoffe möglicherweise genotoxisch und karzinogen* * EFSA Gutachten zur lebensmittelbedingten Exposition des Menschen gegenüber Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (MKW), Juni 2012

4 Mineralöl in menschlichem Körperfett Bauchfett von Kaiserschnitten Quelle: Grob, K. Kantonales Labor Zürich, April 2011

5 Mineralöl (mineral oil saturated hydrocarbons) sind paraffinartige (offenkettige, meist verzweigte) und naphtenartige (zyklische) Kohlenwasserstoffe MOAH (mineral oil aromatic hydrocarbons) sind aromatische, vor allem aus hoch alkylierten Systemen bestehende Kohlenwasserstoffe

6 Kontaminationsquellen Woher? 1. Rohstoffe (z.b. Schmieröle von Erntemaschinen, Umweltverschmutzung, Trocknungsprozesse, Abgase von Dieselmotoren, Emissionen von Industrieanlagen) 2. Transport (z.b. mineralölhaltige papierbasierte Verpackungen, mit Batching oil behandelte Jutesäcke, Kunststoffverpackungen) 3. Herstellungsprozess, technologische Aspekte (z.b. ölende Maschinenbauteile, Staubbinder Sojabohnen, USA) 4. Verpackungsmaterialien (primär, sekundär) 5. Mineralölhaltige Druckfarben

Richtwerte BfR April 2011: befristeter Grenzwert für aromatenfreie Mineralöle (also ) C10-C16 von 12 mg/kg Bewertung aktuell, BfR Januar 2013: Migrationswert von 4 mg/kg Lebensmittel

7 Richtwerte BfR April 2011: befristeter Grenzwert für aromatenfreie Mineralöle (also ) C10-C16 von 12 mg/kg Bewertung aktuell, BfR Januar 2013: Migrationswert von 4 mg/kg Lebensmittel für gesättigte KW im Fraktionsbereich von C17-C Verordnung zur Änderung der Bedarfsgegenständeverordnung: nationale Mineralölverordnung 2. Entwurf: MOAH zwischen C10 und C25 n.n.

8 Stufenkontrolle Schokoladenherstellung -von der Kakaobohne bis zur Schokolade-

9 Schokoladenherstellung Jutesack fermentierte Kakaobohnen Aufschließen Zerkleinern Pressen Kakaobutter Reinigen Rösten Brechen Zutaten: Zucker, Milchpulver, Nüsse Vermahlen Kakaomasse Mischen Walzen Endveredeln Temperieren Formen Nebenprodukt Kakaoschalen Schokolade Verpackung Frischfaser Umverpackung Recyclingkarton

10 Schokoladenherstellung Jutesack fermentierte Kakaobohnen Reinigen Rösten Brechen Nebenprodukt Kakaoschalen Aufschließen Vermahlen Zerkleinern Pressen Kakaobutter Zutaten: Zucker, Milchpulver, Nüsse Kakaomasse Mischen Walzen Produktion Schmierstoffe Endveredeln Temperieren Formen Hilfsstoffe, Additive, Druckfarbe, Klebstoffe Schokolade Verpackung Frischfaser Umverpackung Recyclingkarton

11 Stufenkontrolle I Transportbehältnis: Jutesack wichtigste Hersteller: Bangladesch Indien China Problem: Fasern mit Batching oil (braune, rohe Erdölfraktion) gewalkt -> besser verspinnbar ca. 1-4% Öl bezogen auf die Fasern, ein Teil verdampft Problem seit 1988 bekannt und dokumentiert* betrifft Jute- und Sisalsäcke* Batching oil soll keine toxischen Substanzen enthalten* vor 1998 nahezu alle Jutesäcke Mineralöl behandelt* Caobisco erzwingt 1998 Wechsel für Europa: Pflanzenöl mit Detergens International Jute Organisation IJO Standard 98/01: unverseifbarer Anteil <1250 mg/kg * EFSA Journal (2004) 162, 1-6, Opinion of the Scientific Panel on Food Additives, Flavourings, Processing Aids and Materials in Contact with Food (AFC) on a request from the Commission related the use of mineral oils in jute and sisal bags

12 Projekt 14 Jutesäcke aus 7 verschiedenen Ländern Elfenbeinküste (3) Ecuador (2) Ghana (2) Papua Neu Ginea Java Indien (4) Nigeria 5 Probenmuster Kakaobohnen 1 Probenmuster Kakaoschalen

13 Projekt Jutesäcke Ghana Elfenbeinküste Ecuador Java Papua-Neuginea [mg/kg] Kakaobohnen Ghana Elfenbeinküste Ecuador Java Papua-Neuginea 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 [mg/kg]

Projekt Ghana 16 320 mg/kg 24 35 Jutesack MOAH 150 mg/kg 16

14 Projekt Ghana mg/kg Jutesack MOAH 150 mg/kg ,1 mg/kg Kakaobohnen MOAH 16 0,9 mg/kg 24 35

15 Projekt Ergebnisse keiner der Jutesäcke mineralölfrei neben auch immer Aromaten (MOAH) Grob bestimmbar et al., 1993 unterschiedliche Gehälter, Molekulargewichtsbereiche und Verteilungen Jutesäcke: Kakaobohnen: mg/kg MOAH mg/kg 0,6 2,7 mg/kgjutesack Projekt, IKB 1993 MOAH u.b. 0,9 mg/kg Hypothese: aktuelle Anforderung an Jute-Säcke ist zu gering

16 Stufenkontrolle II Kakaobohnen, geröstet 7 mg/kg MOAH 3 mg/kg

17 Kakaofrucht, direkt vom Baum Ghana Hypothese: natürlicherweise in Kakao enthalten, Ergebnisse nicht korrigiert hinsichtlich des Gehalts (falsch Positive). <0,5 mg/kg <0,5 mg/kg MOAH 16 24

18 Kakaobohnen, vom Trocknungstisch Ghana 16 1,3 mg/kg MOAH <0,5 mg/kg

19 Stufenkontrolle III Kakaoschalen, geröstet 7 mg/kg MOAH 1,5 mg/kg

20 Kakaoschalen, Zusatzuntersuchungen geröstet 7 mg/kg ungeröstet

21 Stufenkontrolle IV Walzenvollmilchpulver Quelle? 3 mg/kg Stufenkontrolle V Zucker <0,5 mg/kg

22 Stufenkontrolle VI Kakaomasse 2,4 mg/kg MOAH 16 1,4 mg/kg 24 35

23 Stufenkontrolle VII Kakaobutter 5 mg/kg MOAH 16 2,8 mg/kg 24 35

24 Stufenkontrolle VIII Kakaomasse, petzomiert ,3 mg/kg MOAH 16 <0,5 mg/kg 24 35

25 Poly-alpha-Olefine zugelassene Schmieröle Herstellungsprozess Schokolade Oligomere von Hexen Poly-alpha-Olefin synthetisches Schmieröl (Produktion)

26 Stufenkontrolle VIIII Schokolade (unverpackt) 2,2 mg/kg 3,6 mg/kg MOAH 16 1,1 mg/kg <0,5 mg/kg

27 Schokolade2 + 2 Kakaomasse veredelte Kakaomasse Kakaobutter Milchpulver

28 Verpackungsmaterialien Entscheidungshilfeprojekt für das BMELV: Ausmaß der Migration unerwünschter Stoffe aus Verpackungsmaterialien aus Altpapier in Lebensmittel.

29 800 mg/kg 800 mg/kg C 16 C24 C Recyclingkarton (Umkarton) MOAH mg/kg Frischfaser (Primärkarton) mg/kg 35

30 Fazit Stufenkontrolle identifizierte Quellen im Rahmen der Stufenkontrolle: Transport: Jutesäcke Rohstoffe: Kakaobohnen Zutaten: Milchpulver Herstellung: Maschinenöl Verpackung: Recyclingkarton

31 Zusammenfassung Kontamination multifaktoriell im Zeitraum von Juni 2010 bis Mai 2013 etwa 500 Schokoladen/-erzeugnisse auf Rückstände von Mineralöl (/MOAH) untersucht in ca. 80% aller Proben Rückstände von Mineralöl nachgewiesen höchster Wert 100 mg/kg (Schokoladencreme) in 50% der Fälle auch Aromaten (MOAH) bestimmbar auch zugelassene Schmieröle aus der Produktion nachgewiesen (keine MOAH)

32 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Institut Kirchhoff Berlin GmbH Albestraße Berlin Tel.:

33 Cornflakes 5 mg/kg C 16 C 24 C 35 MOAH C 16 1,5 mg/kg C 24 C 35

34 Kartoffelknödel 1,5 mg/kg C 16 C 24 C 35 MOAH C 16 0,3 mg/kg C 24 C 35

35 Projekt Jutesack für Haselnüsse aus der Türkei C 24 C 35 C mg/kg MOAH 350 mg/kg C 24 C 35 C 16

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