Das Schwarze Zebra Phantom der Etoscha

Transkript

1 Das Schwarze Zebra Phantom der Etoscha Es ist inzwischen bekannt, dass es sie gibt, aber nur wenige Besucher der Etoscha sehen sie. Sie tauchen plötzlich auf, werden von wenigen Besuchern gesehen, die interessiert davon erzählen und sind, wenn man sie gezielt sucht, kaum zu entdecken. Gemeint sind die Schwarzen Zebras. Schwarzes Zebra mit auffälliger Fellfärbung zwischen normalen Burchell-Zebras Zebras üben bei den Beobachtern seit langer Zeit eine besondere Faszination aus, weil bei ihnen, wie bei sonst kaum einer anderen Tierart, kein Tier dem anderen gleicht. Im südlichen Afrika kommen zwei Zebraarten vor, das Burchell- oder Steppenzebra (Equus burchelli) und das Hartmanns- oder Bergzebra (Equus zebra hartmannae). Das Steppenzebra zeigt dabei zwischen den schwarzen Streifen besonders im Bereich der Hinterbeine noch bräunliche Schattenstreifen, die es von allen anderen Zebraarten unterscheidet. Diese fehlen also auch beim Bergzebra, dessen artspezifische Merkmale vor allem darin bestehen, dass die Streifen nicht unter dem Bauch durchlaufen und dieses somit einen breiten weißen Bereich hat. Beim Bergzebra unterscheidet man dann noch die Unterart des Kap-Bergzebras (Equus zebra zebra), das etwas kleiner ist und von dem nur noch wenige Exemplare in einigen Reservaten in Südafrika leben.

2 Bei meinen vielen Reisen in das südliche Afrika, speziell nach Namibia begegnete ich im Jahr 2004 zum ersten Mal einem Schwarzen Zebra und zwar am Wasserloch in Okaukuejo in der Etoscha. Es war ein Fohlen, das nicht vom Wasser trank und scheinbar noch vollkommen von der Muttermilch abhängig war. Damals erzählte ich anderen Besuchern von meiner Beobachtung und noch nie hatte jemand so ein Tier gesehen. In einem Artikel der namibischen Allgemeine Zeitung am wurde dann ebenfalls von so einem schwarzen Zebra berichtet und eine Abbildung gebracht. Ich verglich es mit dem Foto des von mir beobachteten Tieres und stellte fest, dass es sich um zwei unterschiedliche Exemplare handelte. Also musste es mehrere dieser Tiere geben. Damit war mein Interesse an diesen Tieren geweckt. In den Folgejahren besuchte ich bis heute jedes Jahr die Etoscha und hielt konsequent Ausschau nach diesen Tieren. Im September 2010 hatte ich dann die Gelegenheit mich mit einigen Guides von Gondwana auf der Etoscha Safari Lodge über diese Tiere auszutauschen. Gleichzeitig bat ich in einem Internetforum mir Fotos von solchen Tieren zukommen zu lassen. Hilfreich war dabei natürlich die unveränderliche individuelle Fellzeichnung der Zebras. Erschwerend war, dass die meisten Fotografen die Tiere nur von einer Seite fotografiert hatten, was längere Vergleiche und Studien notwendig machte, denn die Fellfärbung ist bei diesen Tieren keineswegs spiegelverkehrt auf der anderen Körperseite. Bereits nach wenigen Jahren stand fest, dass es mehrere dieser Tiere in der Etoscha vorkommen. Auch die Ranger und Guides des Nationalparks hatten natürlich diese auffälligen Tiere beobachtet und waren zu ganz unterschiedlichen Meinungen über diese Tiere gekommen. Meist äußerten sie die Vermutung, dass diese wegen ihrer Auffälligkeit wohl keine große Überlebenschance hätten, weil Beutegreifer sie leicht aus der Herde heraus bei der Flucht identifizieren könnten und sie somit nur eine begrenzte Lebenszeit hätten. Andererseits wurde behauptet, dass die auffallenden Tiere von den anderen gemieden und aus der Herde ausgegrenzt werden und sie sich somit auch nicht fortpflanzen würden. Auch über das Zustandekommen des schwarzen Fells wurde spekuliert. Einige führten es auf die Nachwirkungen eines Steppenbrandes zurück, andere behaupteten, es käme durch eine Kreuzung der Burchell- mit den Hartmannzebras zustande. In diesem Jahr habe ich nun meine langfristigen Beobachtungen und die Sammlung der Daten der beobachteten Tieren weitgehend abgeschlossen und kann zu folgenden Aussagen kommen: In den Jahren von 2004 bis 2013 konnte ich 13 verschiedene Tiere anhand ihrer restlichen Streifen und Fleckenmuster identifizieren. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass es noch weitere gibt. Der Einfachkeit halber habe ich ihnen große Anfangsbuchstaben als Namen

3 gegeben. Das Zebrafohlen A, das ich 2004 zum ersten Mal in Okaukuejo beobachtet habe, ist leider nicht wieder aufgetaucht, was die These der Ranger über ihre Lebensdauer bestätigen würde. Dem widerspricht allerdings Zebra D, das ich durchgehend jedes Jahr von 2006 bis 2013 sichten konnte. Es ist auch das Zebra, welches von anderen Beobachtern am häufigsten gesehen wurde. Zebra D in der Nähe von Rietfontein im Jahr 2006 Auch andere Zebras dieser Art wurden über einen Zeitraum von mehreren Jahren immer wieder gesehen. Dabei konnte man ebenfalls feststellen, dass diese Tiere vollständig in die Herde integriert waren und keineswegs als Außenseiter fungierten. Genauso wie die Zebraherden, sind diese Tiere nicht standorttreu, sondern wandern mit der Herde im Laufe des Jahres über große Strecken im Park umher, kehren aber immer wieder an bestimmte Wasserstellen zurück. Insgesamt ist festzustellen, dass man in der Etoscha die Schwarzen Zebras nur im westlichen Teil zwischen den Wasserstellen Rietfontein und Ombika zu Gesicht bekommt. Ausnahmen sind zwei Beobachtungen in der Nähe von Halali und am Charles Marais Dam. Bevorzugte Wasserstellen sind Rietfontein, Okaukuejo und Newbronnii. Das mag aber auch eher Zufall sein, denn diese Wasserstellen sind bei den Besuchern des Parks ob ihrer großen Tieransammlungen besonders beliebt. Bestehen bleibt aber die Tatsache, dass diese auffälligen Tiere nahezu ausschließlich in der westlichen Etoscha vorkommen. Da hier auch gelegentlich Hartmannzebras z.b. bei Ombika gesichtet werden,

4 könnte man auf die Idee mit der Kreuzung kommen. Allerdings haben die schwarz gefärbten Tiere keine Merkmale dieser Tierart. Einige weisen leichte Schattenstreifen an den Hinterbeinen auf und auch der weiße Bauch konnte bei keinem Tier vermerkt werden. Dass es sich um Schäden durch einen Veldbrand handeln könnte, ist ebenfalls Unsinn, denn die Tiere weisen keinerlei Verletzungen auf und haben über Jahre hinweg exakt die gleiche Fellzeichnung, was ihre langfristige Identifizierung erleichtert. Was könnte also die Ursache für die Fellanomalie sein? Noch ist diese Mutation einzelner Zebras wissenschaftlich nicht eindeutig untersucht, doch eine Erklärung könnte sein, dass die Melanozyten, also diejenigen Zellen, die für die Produktion schwarzer Farbe zuständig sind, irgendwie geschädigt sind. Möglicherweise sind sie durch Duplikation (Chromosomenaberration) mehrfach vorhanden, sodass es zu einer vermehrten Produktion schwarzer Pigmente kommt. Unklar ist auch, wie dieser Gendefekt oder diese Veranlagung vererbt werden. Auf jeden Fall steht fest, dass diese Veranlagung nicht dominant vererbt wird, denn im Jahr 2013 konnte ich einerseits das Zebra D mit einem ganz normalen Fohlen, das es gesäugt hat, beobachten. Zebra D mit seinem Fohlen im Jahr 2013 östlich von Rietfontein

5 Andererseits kam in diesem Jahr Zebra M auf die Welt, das eine normal gestreifte Burchell- Zebramutter hat und dieser auch anhänglich gefolgt ist. Zebrafohlen M mit seiner Mutter 2013 bei Okaukuejo Weitere ähnliche Beobachtungen stärken diese These. Beide Zebras zeigten mit ihren Fohlen absolut normales Verhalten. Es scheint, dass die übrigen Mitglieder der Herde diese Anormalität von Mitgliedern ihrer Gruppe einfach ignorieren. Es kommt zu keinerlei Aggressionen oder Ausgrenzungen gegen sie. So sind diese Tiere in einer großen Herde natürlich auch nicht leicht zu entdecken. Zehn Jahre sind für die Beobachtung dieses Phänomens natürlich nur ein relativ kurzer Zeitraum, sodass auch noch nicht gesagt werden kann, ob dieses Fellphänomen in den letzten Jahren häufiger als früher vorkommt. Erst durch meinen Beitrag in den Gondwana News 2010 und durch einen Artikel im Namibia-Magazin von mir im gleichen Jahr wurden mehr Besucher der Etoscha auf diese Tiere aufmerksam und meldeten ihre Beobachtungen. Erstaunlich ist aber schon, dass auf 1000 normale Zebras nicht einmal ein Zebra mit dieser Mutation kommt. Sie sind also außerordentlich selten. Daher ist es natürlich auch für Besucher und Tierfreunde interessant, einmal einem solchen Phantom der Savanne zu begegnen. (Peter Spätling)