Erfahrungsbericht. California Polytechnic State University. San Luis Obispo, CA

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1 Erfahrungsbericht California Polytechnic State University San Luis Obispo, CA Wintersemester 2014/2015 1

2 Bewerbung und Auswahlverfahren Schon von Beginn meines Studiums stand für mich fest, dass ich ein Auslandssemester absolvieren möchte. Die California Polytechnic State University (kurz: Cal Poly) hat mich sofort angesprochen, da ich unbedingt ins englischsprachige Ausland wollte und sich die Vorstellung in Kalifornien zu studieren wie ein Traum anhörte. Dieser Traum ist schließlich zur Realität geworden. Die Bewerbung und Vorbereitung waren sehr zeitintensiv, aber nicht schwierig und haben sich am Ende vollkommen gelohnt. Angaben zum Bewerbungsprozess findet man online, aber es ist außerdem sehr sinnvoll zur Vorbereitung zu den Informationsveranstaltungen des International Office zu gehen und eventuell auch bei Fragen einen Termin mit einem Mitarbeiter des Internation Office auszumachen. Ich würde jedem empfehlen im Wintersemester an die Cal Poly zu gehen, da man nur dann die Möglichkeit hat zwei sogenannte Quarter (Fall und Winter) an der Cal Poly zu bleiben. Für das Sommersemester kann man nur ein Quarter (Spring) dort bleiben. Zwei Quarter sind jedoch deshalb besser, da man sich somit besser einleben kann und auch leichter Freunde findet. Außerdem hat man mehr Zeit durch das Land zu reisen, da man noch die Winter Break frei hat. Als erstes ist es sehr wichtig sich frühzeitig um den TOEFL zu kümmern, da dort manchmal Wartezeit für Termine besteht. Den TOEFL sollte man falls möglich schon mehr als ein Jahr vor dem Auslandssemester machen. Als nächstes sollte man den Zeitaufwand für das Learning Agreement (Anlage B) und Anerkennungsformular (Anlage H) nicht unterschätzen, da man sich hier Fächer aus dem Kursangebot der Cal Poly aussuchen und die Wahl dann noch von den entsprechenden Professoren absegnen lassen muss. Außerdem müssen noch ein englischer Lebenslauf und ein paar weitere Unterlagen abgegeben werden, die auf der Homepage der HM aufgelistet sind. Nach ca. einer Woche nach Bewerbungsschluss bekam ich meine Einladung ins Auswahlgespräch. Zu viert oder zu dritt wurden uns von einem Mitarbeiter des Internation Office und einem Professor ein paar Fragen gestellt. Das Gespräch lief eher locker ab und es wurde natürlich englisch gesprochen. Eine weitere Woche später bekam ich bereits meine Zusage. Die Zusage der Cal Poly lies dann noch einige Wochen auf sich warten. Sobald man den Letter of Acceptance vorliegen hat, sollte man sich beim Amerikanischen Konsulat um das Visum kümmern. Auf der Homepage des amerikanischen Konsulats findet man hierzu genauere Anleitungen. Nachdem man alle Unterlagen ausgefüllt hat, macht man einen Termin beim Konsulat aus. Dort werden einem dann auch ein paar Fragen gestellt und ein paar Wochen später bekommt man dann seinen Pass mit Visum zugeschickt. Man kann sich jetzt auch um Stipendien kümmern. Ich habe ein PROMOS Stipendium erhalten. Ansonsten kann man sich auch für Auslandsbafög (hier liegen die Grenzen niedriger als beim Inlandsbafög) und DAAD Stipendien bewerben. Auch wenn man als Austauschstudent keine Studiengebühren an der Cal Poly zahlen muss, sollte man den Kostenpunkt nicht unterschätzen. Außerdem muss man noch eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Ich habe die bei der Hanse Merkur abgeschlossen, da es dort einen Studententarif gibt und die Hanse Merkur auch eine amerikanische Rechnungsadresse hat. 2

3 Kurswahl Um die Kurswahl muss man sich durch die Bewerbung schon recht früh Gedanken machen. Am Ende (bei der wirklichen Wahl) kommt es jedoch meist doch immer ganz anders als erwartet, da die gewünschten Kurse vielleicht gar nicht angeboten werden, oder die Professoren nicht den Wünschen entsprechen. Generell gilt die Regel, dass mindestens 12 Units belegt werden müssen und davon nur 4 aus einem anderen Studienfach gewählt werden dürfen. Ich empfehle nicht mehr als 12 Units zu belegen oder zumindest nicht weit darüber zu kommen, da man dann deutlich mehr Zeit für Freizeit hat. Der Stundenplan mag zwar recht locker aussehen, aber die Hausaufgaben und Projekte sind vom Zeitaufwand auf gar keinen Fall zu unterschätzen. Bücher sind in den USA äußerst teuer. Ich hätte zwei Bücher für jeweils 350 Dollar kaufen sollen. Glücklicherweise habe ich immer PDF Versionen gefunden. Also versucht schnell andere Studenten zu fragen, ob eine PDF Version im Umlauf ist. Der Kostenanteil für Bücher sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Die Kurswahl erfolgt über das PASS, ein Onlineportal. Zusätzlich ist die Seite polyratings.com eine sehr nützliche Informationsquelle, da man hier Bewertungen der Professoren findet. Jedes Fach ist vom Schwierigkeitsgrad sehr stark vom Professor abhängig. Wenn man also seine gewünschten Fächer mit den gewünschten Professoren ausgewählt hat, kann man sich nun einen Stundenplan zusammenstellen. Für die Kurse sind meist andere Kurse vorausgesetzt, die wir als Internationals natürlich nicht an der Cal Poly belegt haben. Deshalb sind sog. permission numbers notwendig, die uns für die gewünschten Kurse freischalten. Diese bekommt man, wenn man eine an die jeweilige Fakultät schreibt. Die Kurse sollte man sobald wie möglich wählen, da hier das Prinzip first come first serve gilt und manche Kurse schnell voll sind. Ich habe während meines Aufenthalts folgende Fächer belegt: ME 343 Heat Transfer (angerechnet als Wärmeübertragung 2) bei Lemieux: sehr anspruchsvoller Professor, 2 Midterms & 1 Final, sehr viele Hausaufgaben und dadurch sehr großer Zeitaufwand ME 404 Applied Finite Element Method bei Hazelwood: 1 Midterm, 1 Final und 1 Project & Labreports, anspruchsvolles Thema, aber Kurs gut machbar COMS 101 Public Speaking bei Gerbasi: 7 speeches, 1 Midterm & 1 Final, gute Übung besser englisch zu sprechen, mittlerer Aufwand, leichter Kurs ME 303 Thermodynamics 2 (angerechnet als Thermodynamik 2) bei Chen: Quizzes, 2 Midterms & 1 Final, sehr gut machbar bei John Chen, bei diesem Fach: Vorsicht bei Professor Locascio AERO 310 Air & Space (angerechnet als AW-Fach): 1 Midterm & 1 Final (Multiple Choice), sehr einfach, Geschichte der Luft- und Raumfahrt IME 335 Computer-aided Manufacturing bei Georgeou: 2 Projects, Quizzes, Homework, 1 Midterm & 1 Final, interessantes Lab, leichter Kurs 3

4 KINE 109 Bowling: nur Anwesenheitspflicht, macht sehr viel Spaß Flug und Wohnung Um den Flug sollte man sich nicht zu spät kümmern, da die Preise steigen. Da ich noch vor Semesterbeginn für drei Wochen durchs Land gereist bin, habe ich einen Flug nach San Francisco gebucht. Flüge nach LA sind tendenziell etwas billiger. Von den Städten aus kann man mit dem Greyhound oder Amtrak (Zug) nach San Luis Obispo kommen. Man kann auch direkt einen Flug nach San Luis Obispo buchen, das ist jedoch nochmal um einiges teurer. Auch bei der Wohnung sollte man sich bald entscheiden, was man am liebsten haben möchte. Generell gibt es zunächst zwei Möglichkeiten. On-campus und off-campus living. Das on-campus living ist ein Wohnheim auf dem Campus. Da ich jedoch schon an meine Freiheiten von Deutschland gewöhnt bin und nicht so eingeschränkt sein wollte, wie ich lebe, habe ich mich für das off-campus living entschieden. Außerdem ist das on-campus living eher beliebt bei den unter 21-jährigen Amerikanern. Ich habe in den Valencia Apartments gewohnt, wie auch einige andere Austauschstudenten. Das ist ein Apartmentkomplex mit einigen netten Annehmlichkeiten wie Pool, Clubhouse etc. Man wohnt mit zwei Mitbewohnern in einer WG und hat den Vorteil ein eigenes Zimmer zu haben, das sogar schon möbliert ist. Die Plätze hierfür sind jedoch recht schnell vergriffen. Die Apartments sind qualitativ nicht sehr hochwertig, aber für ein halbes Jahr voll ausreichend. Die Mitbewohner werden nach einem Fragebogen ausgewählt, den man zu Beginn ausfüllen muss. Als International bekommt man normalerweise zwei Amerikaner als Mitbewohner. Der Nachteil der Valencia Apartments ist, dass man sich einen Nachmieter suchen muss, da die Zimmer nur für 11,5 Monate vermietet werden. Nach einiger Zeit habe ich dann auch jemanden gefunden und ich habe noch von niemandem gehört, der keinen Nachmieter gefunden hat. Man muss einfach etwas Zeit investieren bei der Suche. Eine ähnliche Wohnmöglichkeit ist das Mustang Village, jedoch sind hier die Zimmer unmöbliert. Wer lieber in einem privatem Haus/Apartment wohnen möchte, kann sich auf craigslist umsehen. Ich würde jedoch dringend empfehlen, ein Zimmer vor Ankunft zu organisieren, da es sonst sehr schwierig wird, so kurzfristig noch etwas zu finden. Reisen und Freizeit Die Wochen vor Unibeginn würde ich möglichst zum Reisen nutzen. Während der Uni schafft man zwar auch noch kleinere Trips, aber kommt meist nicht ganz so weit. Ich bin mit einem Wohnmobil zu vielen Nationalparks gefahren (Grand Canyon, Zion Canyon, Bryce Canyon etc) und habe mir einen Großteil der kalifornischen Küste angeschaut. Wer die Möglichkeit hat, sollte unbedingt einen Abstecher zu diesen Parks machen. Fängt die Uni erstmal an, kann man immer noch Wochenendausflüge nach LA, San Francisco, Big Sur, Sequoia NP, Lake Tahoe, Napa Valley etc unternehmen. Dazu bietet sich auch Poly Escapes an, ein Club der Backpacking und Wandertouren organisiert. Die Touren sind immer schnell ausgebucht. Sonst kann man es natürlich auch selbst organisieren und ein Auto mieten. Im Fall Quarter gibt es eine 5-tägige Thanksgiving Break. Hier wurden viele der Internationals von amerikanischen Freunden mit nach Hause genommen, um ein typisch amerikanisches 4

5 Thanksgiving zu erleben. Die Amerikaner sind wahnsinnig offen und gastfreundlich. Ich wurde von sehr vielen früher oder später mal über ein Wochenende mit nach Hause genommen. Auch die Winterbreak (3 Wochen) eignet sich super zum Reisen. Nach dem Spring Quarter hat das Semester in Deutschland schon wieder angefangen, weshalb es zeitlich etwas schwieriger werden kann, dann noch zu reisen. Hier habe ich am Ende noch eine Woche in Seattle, Portland und Vancouver verbracht. Die nördlichen Städte sind auch äußerst sehenswert. Inlandsflüge in den USA sind meist gut bezahlbar und ermöglichen auch noch andere Ecken der Staaten zu sehen. Viele meiner Freunde sind auch nach Hawaii geflogen. SLO Der Ort San Luis Obispo ist eine süße kleine Studentenstadt. Es leben ca Menschen in SLO und die Hälfte davon sind Studenten. Downtown ist ein kleiner Bereich der Stadt mit vielen netten Coffeeshops, Restaurants und Bars. Besonders abends findet man hier immer viele Studenten. In Kalifornien ist um 2 Uhr früh Sperrstunde, weshalb dann alle Bars schließen. Das ist oftmals schade, aber immerhin kann man dann am nächsten Tag problemlos in die Uni gehen. Die Umgebung eignet sich super zum Wandern und der Strand ist mit dem Auto nur 15 Minuten entfernt (Avila, Pismo). Sonstiges Am Beginn des Fall Quarters steht die Week of Welcome (WOW). Die kostet zwar einiges, bietet jedoch auch sehr viel. Ich habe sehr lange überlegt, ob ich daran teilnehmen soll und habe mich am Ende dafür entschieden. Ich habe keine Sekunde bereut. Es war eine der coolsten Wochen und ich habe auf Anhieb wahnsinnig viele Leute kennengelernt. Da auch viele Studenten aus anderen Unis an die Cal Poly wechseln, wird man als International zu einer sog. Transfer Group zugeordnet, in denen ältere Studenten sind. Also braucht man keine Angst haben, dass man nur mit 18-jährigen in einer Gruppe steckt. Wir haben in unserer Gruppe sehr viel in der Umgebung unternommen und die Freundschaften, die ich dort geschlossen habe, bestehen heute immer noch. Man lebt sich dadurch sehr schnell ein und bekommt schnell viele Insider-Tipps. Ich würde es euch wärmstens empfehlen, diese Veranstaltung mitzunehmen. SOAR hingegen kann man sich als International sparen. Für Bankangelegenheiten haben einige Studenten ein Konto in den USA eröffnet, oder eine Kreditkarte bei z.b. der DKB geholt, damit man kostenlos Bargeld abheben kann. Für das Handy reicht eine Prepaid Karte. Hier habe ich ein sehr günstiges Angebot bei Best Buy gefunden. Der Provider heißt H2O und der Tarif beinhaltet 500 GB Internet, gratis SMS und Telefonieren und sogar einige Freiminuten ins deutsche Netz für insgesamt 30 Dollar im Monat. Ich habe bis zum Schluss kein billigeres Angebot gefunden. Als Fortbewegungsmittel in SLO reicht ein Fahrrad völlig aus. Dieses könnt ihr bei dem Professor Joel Westwood relativ günstig kaufen und er wird es euch auch am Ende wieder abkaufen. Wenn mal was kaputt ist, dann repariert er es euch für ein Sixpack Corona. Möchte man jedoch mal weiter weg, wie zum Beispiel an den Strand, ist man meistens auf 5

6 Freunde mit Auto angewiesen. Da ich viele Freunde mit Auto hatte, war das für mich eigentlich nie ein Problem. Manche Studenten kaufen sich auch ein Auto (teilweise auch mehrere zusammen). Ich habe es nicht wirklich vermisst, aber das ist wahrscheinlich Geschmackssache. Fazit Die letzten sieben Monate waren die besten Monate meines Lebens. Das klingt nach einem Standardsatz und ich habe es niemandem wirklich abgenommen, als ich es zuvor gehört habe. Aber jetzt weiß ich was da immer gemeint war und empfinde es ganz genauso. Es ist eine unbeschreibliche Erfahrung, die man nur schlecht in Worte fassen kann. Ich habe viel gelernt und gesehen, habe eine neue Heimat gefunden und nehme viele unvergessliche Erinnerungen mit nach Hause. Aber vor allem habe ich viele wundervolle Freunde gefunden, die ich jetzt auf der ganzen Welt besuchen werde. Ich möchte mich hier noch bei der Unterstützung des International Office und dem PROMOS Stipendium bedanken, die dieses Abenteuer erst möglich gemacht haben. 6