Erfahrungsbericht California Polytechnic State University (Cal Poly) September 2014 bis März 2015 FK 09

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1 Erfahrungsbericht California Polytechnic State University (Cal Poly) September 2014 bis März 2015 FK 09

2 1 Vorwort Die California Polytechnic State University befindet sich in einer kleinen Stadt namens San Luis Obispo und liegt damit, auf etwa halber Strecke zwischen Los Angeles und San Francisco, im Herzen Kalifornien. Die Universität ist sehr bekannt für Ingenieurstudiengänge und bietet neben zahlreichen Freizeitangeboten eine sehr große Auswahl an Kursen für Wirtschaftsingenieure. Das waren unter anderem meine zwei Hauptbeweggründe, warum ich mich für ein Auslandssemester an der Cal Poly entschieden habe. Auswahlverfahren Der Bewerbungsprozess ist leider sehr zeitintensiv und aufwändig. Man sollte sich davon aber auf keinen Fall entmutigen lassen, denn es lohnt sich. Am besten ist es frühzeitig damit zu beginnen, die nötigen Bewerbungsunterlagen zusammenzusuchen. Eine Übersicht der einzureichenden Dokumente ist auf der Homepage der HM zu finden. Einige davon sind schnell ausgefüllt, andere hingegen sind etwas aufwändiger. Für mich hat die Vorbereitung für den Toefl Test sehr viel Zeit in Anspruch genommen, da ich Englisch bereits in der 10. Klasse Gymnasium abgelegt hatte. Es gibt aber zahlreiche Bücher mit denen man sich gut vorbereiten kann und in denen gut erklärt wird, wie der Test abläuft und auf was bei der Bewertung wert gelegt wird. Ich habe mir das Buch TOEFL IBT von Barron s gekauft. Am hilfreichsten war die beiliegende CD Rom, auf der zahlreiche Testbeispiele zum Üben waren. Um sich für die Prüfung anzumelden, muss man sich zunächst auf der Seite registrieren und kann dann unter My Tests -> Register for a test ein Testdatum und ein Testzentrum auswählen. Das Testzentrum in München befindet sich in der Nähe des Hauptbahnhofes. Da der Test leider $240 kostet und mindestens 80 Punkte von 120 erreicht werden müssen, um eine Chance bei der Bewerberauswahl zu haben, empfiehlt es sich, sich gut vorzubereiten. Sobald die Unterlagen komplett sind, müssen diese sowohl digital per als auch in Papierform unter Beachtung der Frist im International Office der Hochschule eingereicht werden. Die jeweiligen Bewerbungsfristen sind auf der Seite der Hochschule München zu finden, sie sind in der Regel der 1.Juli des Vorjahres für einen Austausch im Sommersemester und der 1.Dezember für einen Austausch im Wintersemester. Zu beachten ist, dass man zum Zeitpunkt seiner Bewerbung bereits das 1. Studienjahr an der Hochschule München abgeschlossen haben muss. Ich persönlich habe mich daher in meinem 3.Studiensemester für einen Austausch im 5.Semester beworben. Nach Abgabe der Bewerbungsunterlage, erfolgt in der Regel eine Einladung zum Auswahlgespräch. Das Gespräch wird auf Englisch geführt aber keine Panik, es ist bei Weitem nicht schlimm. Zusammen mit 2-3 anderen Studenten sitzt man den Mitarbeitern des International Office und meist 1-2 Professoren gegenüber, die abwechselnd Fragen stellen. Ich

3 2 wurde z.b. gefragt, warum mir das Studium an der Cal Poly in Bezug auf meine gewählten Kurse mehr bringt als in München, mit welchen Argumenten ich einen amerikanischen Studenten davon überzeugen würde an der HM zu studieren und ein paar andere Fragen über meine Erwartungen etc. Erhält man eine Zusage der HM, ist noch etwas Geduld nötig, bis einem der Letter of Acceptance und weitere Informationen seitens der Cal Poly zugehen. Vorbereitungen Visum Nachdem auch die Zusage seitens der Cal Poly eingetroffen ist, sollte man sich um das Visum kümmern. In dem Willkommenspaket, das einem von der Cal Poly zugeschickt wird, sind die Schritte zum Erhalt des Visums erklärt. Auf der Seite des Amerikanischen Konsulats muss man dann einen Fragebogen ausfüllen, einige Gebühren bezahlen und einen Termin vereinbaren. Im Konsulat ist mit einiger Wartezeit zu rechnen; die Genehmigung geht allerdings sehr schnell und schon nach etwa 2 Wochen wird einem der Reisepass samt Visum zugeschickt. Flug Die Flüge sind leider nicht unbedingt billig. Deshalb habe ich gleich Hin-und Rückflug gebucht, da dies merklich günstiger war. Das J-1 Visum erlaubt einem, sich bereits 30 Tage vor Visabeginn und 30 Tage nach Visaablauf in den USA aufhalten. Ich bin daher etwa 2 Wochen vor Vorlesungsbeginn angereist, um noch ein wenig zu reisen und mich einzuleben. Krankenversicherung Wichtig ist es sich vor Reiseantritt um eine passende Krankenversicherung zu kümmern. Hierbei schreibt die Cal Poly einige Dinge vor und daher habe ich mich ganz einfach für den Student Health Insurance Plan der Cal Poly für internationale Studenten entschieden. Dieser hat mich für das Fall und Winter Quarter $550 gekostet. Es kann natürlich auch eine andere Versicherung gewählt werden, allerdings ist hierbei darauf zu achten, dass die entsprechenden Voraussetzungen der Cal Poly erfüllt sind.

4 3 Kurse Noch bevor die Reise nach Kalifornien losgeht, sollte man sich um seine Kurswahl kümmern. Es müssen mindestens 12 units pro Quarter belegt werden, um die Gültigkeit des Visums zu gewährleisten. Davon müssen mindestens die Hälfte der Units Kurse des Hauptstudienfaches, in diesem Fall IME Kurse, sein. Die Kurse, die im jeweiligen Quarter angeboten werden, sind in seinem Cal Poly Portal unter der Rubrik PASS (Plan a sudent schedule) oder auch unter uringengineering/#courseinventory zu finden. Es werden von der Hochschule München einige Kurse von vornherein angerechnet; diese findet man auf der Homepage der HM unter andere hingegen muss man sich vorab von dem jeweils zuständigen Professor der HM bestätigen lassen. Mit Hilfe von PASS und dem Student Center im Cal Poly Portal kann man sich seinen individuellen Stundeplan zusammenstellen. Für die meisten Kurse sind sogenannte Permission Numbers nötig, da man als internationaler Student die Voraussetzungen nicht erfüllt. Diese sind allerdings recht einfach bei den Ansprechpersonen des IME Departments oder bei den jeweiligen Professoren zu bekommen. Ich habe je Quarter auch einen Kurs des College of Business belegt; dafür muss man sich allerdings mit den Permission Numbers etwas gedulden, da diese erst nach dem internen Einschreibungszeitraum herausgegeben werden. Ich habe im ersten Quarter Information, People, Technology, Production Planning and Control und Process Improvement Fundamentals und im zweiten Quarter Introduction to Entrepreneurship, Facility Planning and Design, Industrial Costs and Controls sowie Bowling belegt. Wohnung Nachdem ich mich dazu entschieden hatte off-campus zu wohnen, musste ich mich selbst um eine Unterkunft kümmern. Leider kamen die Unterlagen der Cal Poly sehr spät, womit die meisten Wohnheime schon ausgebucht waren. Allerdings hatte ich Glück und habe über vorab ein Zimmer in sehr guter Lage gefunden. Ich habe zu Fuß nur etwa 5min zum Rec Center gebraucht und mit dem Fahrrad war ich ruck zuck bei meinen Vorlesungen. Das Mädchen, das mir ihr Zimmer untervermietet hat, hat alle ihre Möbel dagelassen und ich durfte sogar ihre Bettwäsche und Handtücher nutzen. Da sie allerdings im Januar wieder von ihrem Auslandssemester zurückkam, musste ich mir für den restlichen Zeitraum von Januar bis März eine neue Bleibe suchen. Es hat etwas gedauert bis ich was Passendes gefunden habe, aber auch diesmal hatte ich Glück und habe ein Zimmer in Campus Nähe bekommen. Meine Mitbewohner waren dieses Mal alle Jungs und das Haus und Zimmer waren etwas kleiner, aber ich habe mich sehr gut mit allen verstanden und wir haben öfter zusammen Filme geschaut oder etwas unternommen. Dadurch dass meine Mitbewohner alle ein Auto hatten, war Einkaufen auch meist kein Problem. Und wenn ich einmal dringend etwas

5 4 brauchte, bin ich einfach mit dem Fahrrad zum nahegelegenen Supermarkt. Es lohnt sich also schon frühzeitig immer mal wieder auf Craigslist zu schauen, denn manche Studenten sind mal für ein oder zwei Quarter weg und vermieten währenddessen ihr Zimmer. Wer sich für ein Wohnheim entscheidet bzw. noch einen Platz bekommt, muss sich für das Spring und Summer Quarter einen neuen Nachmieter suchen, da dies immer Ganzjahresvermietungen sind. Das sollte allerdings mit Hilfe von Craigslist auch kein Problem sein. Leider ist das Wohnen in SLO nicht ganz billig, vor allem wenn man etwas in der Nähe vom Campus möchte; es gibt aber auch shared rooms, die oft deutlich günstiger sind. Vor Ort Auto? Ich persönlich habe mir kein Auto gekauft. Während der Studienzeit genügt ein Fahrrad, nur für das Reisen oder mal einen Wochenendausflug zum Strand ist ein Auto sehr nützlich. Allerdings finden sich für größere Ausflüge oft mehrere Leute und man kann sich dann zusammen ein Auto mieten. Hier ist es immer von Vorteil, wenn eine Person dabei ist, die bereits 25 Jahre alt ist, da kein Mietaufpreis anfällt. Auch über das IPC (International Peer Contact) Programm werden immer wieder Wanderungen oder andere Dinge angeboten, für die dann Fahrgemeinschaften gebildet werden. Ich habe mir mein Fahrrad bei dem Cal Poly Professor Joel Westwood besorgt. Allerdings verleiht er die Fahrräder nicht mehr wie früher, sondern verkauft sie und bietet an sie nach der Nutzung wieder zurück zu kaufen. Die meisten Fahrräder kosten zwischen 150 und 180 Dollar. Mein Fahrrad hat 150 Dollar gekostet und Herr Westwood hat es mir für 100 Dollar wieder abgekauft. Was der Campus so zu bieten hat Der Cal Poly Campus ist ein Traum und sowohl das Studien- als auch das Freizeitangebot, lassen keine Wünsche offen. Ich persönlich habe das Rec Center und die diversen Kurse (z.b. Bodypump, 6-Pack Abs etc.), die dort angeboten werden sehr genossen. Es gibt außerdem zahlreiche Clubs, die die verschiedensten Sachen anbieten, wie beispielsweise Segeln, Wasserski, Tanzen, Reiten und vieles mehr. Ich war im Dressage Team und konnte damit gegen meine Erwartungen, mein Hobby im Ausland weiter ausführen und sogar Einiges dazulernen. Am Campus gibt es zudem diverse Pools, die aufgrund des warmen Wetters auch ganzjährig genutzt werden können, Beachvolleyball Anlagen, Tennisplätze, Fußballplätze, mehrere Stadien und ausreichende Essensmöglichkeiten. Der Campus ist damit im Gegensatz zu dem, was wir in

6 5 München gewohnt sind, sehr groß. So ziemlich jedes department hat sein eigenes Gebäude und auch die Bibliothek ist groß und kann zu Midterm oder Final Zeiten schon mal ganz schön voll sein. Arbeitsaufwand Am Anfang wird man wohl etwas schockiert sein, da man als Student in München sowas wie Hausaufgaben, Quizzes, Tests etc. nicht gewohnt ist. Unter dem Quarter werden immer wieder Assignments, die bis zu einem bestimmten Datum abgegeben werden müssen oder Quizzes, die online auszufüllen sind, verlangt. Manche Kurse erfordern auch Projektarbeiten und Präsentationen. Beispielsweise Process Improvement Fundamentals ist sehr zeitaufwändig und man muss schauen, dass man am Ball bleibt. Die Kurse, die ich im zweiten Quarter belegt hatte, waren eher locker. Im Allgemeinen lässt sich aber sagen, dass der Schwierigkeitsgrad in Amerika deutlich niedriger ist und trotz Sprachnachteil und ohne extrem großen Aufwand sehr gute Noten erzielt werden können. Reisen Wie ich bereits erwähnt habe, bin ich vor Vorlesungsbeginn noch ein wenig in Kalifornien herumgereist. Wir haben uns in Los Angeles ein Auto gemietet und sind damit nach San Diego und anschießend den Highway 101 bis nach San Francisco runter gefahren. Das sollte man unbedingt gemacht haben, bevor man Kalifornien wieder verlässt; es ist echt sehenswert. Während dem Quarter bleibt in der Regel, außer vielleicht mal am Wochenende, nicht so viel Zeit zu reisen, da man sehr eingespannt ist. Aber über Thanksgiving ist fast eine ganze Woche frei und auch die Winterbreak ist 3 Wochen lang. Über Thanksgiving haben wir uns zu acht zwei Autos gemietet und sind nach Las Vegas, Zion Canyon, Bryce Canyon und Antelope Canyon gefahren. Während meiner Winterbreak bin ich quer durch die USA bis nach New Orleans gereist und von dort noch für ein paar Tage nach Miami geflogen. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass nicht genügend Zeit bleibt, sich Amerika genauer anzuschauen. Fazit Ich habe keine Sekunde bereut mein Auslandssemester an der Cal Poly gemacht zu haben und um ehrlich zu sein, wäre ich am liebsten dort geblieben. Kalifornien ist so unglaublich schön und auch die Leute dort sind sehr, sehr nett. Durch die zahlreichen Veranstaltungen von Cal Poly Studenten für internationale Studenten, lernt man schnell neue Leute kennen, trifft womöglich auch den ein oder anderen Münchner, und kann sich fleißig am Englisch sprechen üben.

7 Durch mein Auslandssemester weiß ich nun ein paar Dinge in Deutschland besser zu schätzen, wie zum Beispiel das öffentliche Verkehrsnetz und die Ordnung und Sauberkeit andere wiederum sehe ich kritischer wie beispielsweise das Studiensystem an deutschen Hochschulen oder die Verklemmtheit der Deutschen. Ich habe sehr viele positive Erfahrungen gemacht und mein Englisch hat sich in den 7 Monaten auch deutlich verbessert. Also lasst euch bloß nicht von dem Bewerbungsaufwand abschrecken, es lohnt sich wirklich! 6