Pressemitteilung. Das Hochwasser der Elbe im August 2002
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- Alexa Krista Bretz
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1 Pressemitteilung Das Hochwasser der Elbe im August 2002 In den letzten drei Wochen sind in vielen Pressemitteilungen, im Rundfunk und im Fernsehen die Ursachen des Elbehochwassers hinterfragt worden. Hierbei wurden neben der meteorologischen und gewässerkundlichen Situation die aktuellen und geplanten wasserbaulichen Maßnahmen an der Elbe voreilig als Ursache in den Vordergrund gerückt. Aus diesem Grund erfolgt an dieser Stelle eine kurze Aufklärung des Sachverhaltes. Meteorologische und gewässerkundliche Ursachen Über dem Einzugsgebiet der Elbe bis etwa nach Wittenberg sind vom 01. bis 13. August 100 mm und mehr Niederschlag gefallen. Das ist mehr, als normalerweise im ganzen August zu erwarten ist und wurde vielerorts noch erheblich überschritten. Stellenweise wurden bis zu 430 mm gemessen.
2 Die Wetterlage wurde von Gewittern bestimmt, die das gesamte Einzugsgebiet mehrerer kleinerer Gewässer betroffen haben. Insgesamt wurde durch einen vor dem eigentlichen Hochwasser 10 Tage andauernden Regen eine Wassersättigung des Bodens und damit eine hohe Abflussbereitschaft in den betroffenen Gebieten erzeugt. Anschließend ging ein 3-tägiger, die eigentlichen Hochwasser auslösender Regen nieder. Vorsichtige Schätzungen ergeben für das Einzugsgebiet der Elbe bis Dresden eine in dieser Zeit erreichte Niederschlagsmenge von ca. 5 Mrd. m³. Das Gesamtabflussvolumen der Elbe in der Hochwasserwelle betrug im Bereich Dresden von Beginn des eigentlichen Anstiegs am 9. August bis zum 25. August ca. 2,5 Mrd. m³. Damit sind in dieser Zeit 50 % des gefallenen Niederschlags unmittelbar oberflächlich abgeflossen. Dies liegt nur teilweise an der Versiegelung der Oberflächen (bundesweit im Mittel ~15%), sondern vor allem an der Sättigung des Bodens durch die langanhaltenden Regenereignisse. Als Wirkung sehr intensiver Gewitterregen entstanden in mehreren kleineren Nebenei n- zugsgebieten sogenannte Blitzfluten (z.b. Müglitz, Weißeritz) mit verheerender Wirkung für die anliegenden Ortschaften. Solche Ereignisse sind in den Mittelgebirgen Mitteleuropas sehr selten. Das Hochwasser hat sich sowohl für die Zuflüsse in den Entstehungsgebieten als auch für die Elbe zum größten verlässlich registrierten Ereignis entwickelt. Es stellt damit ein sehr außergewöhnliches Naturereignis dar. Mit einem Scheitel in Dresden von ca m³/s war es ein Ereignis, das, statistisch gesehen, höchstens alle 200 Jahre, wenn nicht wesentlich seltener, eintritt.
3 Auswirkungen des Wasserbaus an der Elbe Die Elbe war vor dem 17. Jahrhundert stark geprägt durch Uferabbrüche, wandernde Sandbänke, Laufverlagerungen, Stromspaltungen, Inseln und häufig wechselndes Gefälle. Ab Ende des 17. Jahrhunderts veränderten zahlreiche durchgeführte Durchstiche und Begradigungen den Elbelauf bereits deutlich. Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert nahmen die Einflüsse des Menschen auf den Flusslauf so stark zu, dass sich das Erscheinungsbild der Elbe entscheidend wandelte: 1. Der Bau von Deichen zum Schutz vor Hochwasser und zur Gewinnung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen zur Produktion von Nahrungsmitteln verhinderte zunehmend Veränderungen des Flusslaufes. Innerhalb der hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichteten Deiche konnte die Elbe zunächst weiterhin ihren Lauf ändern, die nutzbare Breite für Laufveränderungen betrug jedoch statt im Mittel 10 km nur noch etwa 1 km. 2. Im Zuge des zur Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert durchgeführten Mittelwasserausbaus und ab 1930 durchgeführten Niedrigwasserausbaus erhielt die Elbe im wesentlichen ihr heutiges Bett. Markante Veränderungen des Gewässerbettes traten seitdem nicht mehr auf. Infolge dieser menschlichen Eingriffe hat sich die Art der Hochwasserabführung deutlich geändert:
4 1. Die Verringerung des Durchflusswiderstands im Hochwasserbett durch die stetige Linienführung der Deiche und im Gewässerbett durch die Schaffung kompakterer Querprofile und durch Beseitigung von Durchflusshindernissen (z.b. Brückenpfeiler, starke Krümmungen, starker Bewuchs, Rampen) sowie die Vergleichmäßigung des Gefälles beim Mittel- und Niedrigwasserausbau bewirkte eine schnellere Abführung des Hochwassers. Der häufig geäußerte Vorwurf einer dadurch bewirkten Schadensvergrößerung trifft nicht zu. Der beschleunigte Abfluss kann das Schadenspotential im Hochwasserfall sogar verringern. 2. In der Vergangenheit traten häufig Hochwasser durch Eisversetzungen auf, deren Wahrscheinlichkeit durch die strombaulichen Maßnahmen deutlich verringert wurde. 3. Die Eintiefung der Stromsohle hauptsächlich nach dem Mittelwasserausbau führte zu einer Verringerung der Hochwasserscheitel und späterer Ausuferung. 4. Die Absperrung der Nebenflussniederungen im 20. Jahrhundert eröffnete die Möglichkeit zur Nutzung der Niederungen zur gesteuerten Rückhaltung von Hochwasserspitzen. 5. Die Bewirtschaftung der Talsperren und Rückhaltebecken im Einzugsgebiet trugen zur Verringerung bzw. Dämpfung der Hochwasserscheitel bei. Erosion der Gewässersohle Messungen und Beobachtungen sowohl der Pegel als auch der Flusssohle zeigen deutlich, dass die Elbe nur in wenigen Teilstrecken erodiert. So sind z.b. um 1750 unterhalb Magdeburg die engen Flussschleifen (Mäander) aus Hochwasserschutzgründen durchschnitten und die Elbe begradigt worden. Dies hat zur Flusslaufverkürzung und damit in den oberhalb liegenden Bereichen zu einer Erosion geführt. Noch heute kann man bei Niedrigwasser ein Dutzend Sohlschwellen (wie Türschwellen in einem Haus) an der Wasseroberfläche erkennen, die zwischen 1880 und 1910 auf der Sohle eingebaut wurden und seitdem verhindern, dass die Flusssohle weiter erodiert. Im Bereich der Stadt Magdeburg ist für die geplanten Baumaßnahmen ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet worden. Die Planungsunterlagen lagen öffentlich aus. Danach wurden alle Belange aufgenommen, detailliert untersucht und bewertet. Zur Erosionsproblematik wurde eine nochmalige Untersuchung der Bundesanstalt für Gewässerkunde
5 (BfG) vorgelegt, die bestätigt, dass die Unterhaltungs- und Ertüchtigungsmaßnahmen so angelegt sind, dass eine Tiefenerosion und eine damit verbundene Wasserspiegelabsenkung mit negativen Auswirkungen auf das Grundwasser nicht zu befürchten ist. Hochwasserneutralität von wasserbaulichen Maßnahmen Bei allen wasserbaulichen Maßnahmen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung wird die Hochwasserneutralität durch die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) wissenschaftlich untersucht. So wurden z.b. für die Elbe zwischen Dömitz und Hitzacker umfangreiche Modellversuche insbesondere zu dieser Thematik durchgeführt. Varianten, die nicht hochwasserneutral sind, werden von vornherein ausgeschlossen. Die seit 1990 durchgeführten und geplanten Instandsetzungsmaßnahmen haben keine nachweisbaren Auswirkungen auf die Größe und Geschwindigkeit von Hochwasserwellen. Anderslautende Veröffentlichungen sind falsch. Aufgaben der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) ist ausschließlich für die Elbe als Wasserstraße und damit für die Leichtigkeit und Sicherheit der Schifffahrt, die Unterhaltung der Fahrrinne und die Gewährleistung eines ordnungsgemäßen Zustandes des Gewässerbettes für den Wasserabfluss zuständig. Darüber hinaus wird der Hochwassermeldedienst für die Elbe als Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern von der WSV wahrgenommen. Diese Regelung hat sich bei diesem Hochwasser vorzüglich bewährt. So wurde z.b. trotz des Ausfalls einiger automatischer Pegelanlagen der Pegeldienst durch Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsämter (WSÄ) auch in den ungünstigsten Lagen durch Ablesen vor Ort aufrecht erhalten, wodurch die Hochwasservorhersagen weitergeführt werden konnten.
6 Hilfeleistungen zum Hochwasserschutz für Dritte Neben der Sicherung der eigenen Anlagen und dem Hochwassermeldedienst hat die WSV vor und während des Hochwassers in großem Umfang auch Hilfe für Dritte geleistet. Die Wasser- und Schifffahrtsämter Dresden, Magdeburg, Lauenburg und Brandenburg : 1. unterstützten Katastrophenstäbe der anliegenden Kreise, Städte und Gemeinden vielfach durch fachkundige Beratung, z.b. bei der sehr wirksamen, rechtzeitigen Öffnung der Havelpolder (Dies bewirkte eine Senkung des Hochwasserspiegels von über 40 cm bei Wittenberge), 2. entsandten fachkundige Berater zur Deichsicherung und Deichbeobachtung vor Ort und 3. stellten Personal, Material und vor allem Land- und Wasserfahrzeuge für Deichsicherungsarbeiten zur Verfügung. Aufgrund der durch das Qualmwasser (Sickerwasser hinter dem Deich) aufgeweichten Wiesen hinter den Deichen zwischen Wittenberge und Lauenburg konnten die Deiche oftmals nur durch Hubschrauber oder auf dem Wasserweg gesichert werden. So gingen z.b. beim WSA Lauenburg laufend Anforderungen für Schiffe und Schuten für den Sandsacktransport auf dem Wasserweg sowohl vom Landkreis Lüneburg als auch vom Landkreis Lüchow Dannenberg ein. Das WSA Lauenburg hat allein für den Bereich Amt Neuhaus/Landkreis Lüneburg über die Häfen Thiessau und Alt Garge rund 2,0 Millionen Sandsäcke an die Deiche der gegenüberliegenden Elbseite transportiert. Dies ist etwa die Hälfte der insgesamt dort verbauten Sandsäcke. Weitere Transporte auf dem Wasserweg erfolgten in erheblichem Umfang für den Landkreis Lüchow Dannenberg in den Raum Schnackenburg. Die Fahrzeuge waren vielfach rund um die Uhr im Einsatz und konnten bis zu Sandsäcke gleichzeitig an die kritischen Stellen transportieren. Dem Bereich Amt Neuhaus wurde auch der gesamte verfügbare Bestand an Filtervlies des WSA Lauenburg zur Verfügung gestellt.
7 Zusammenfassung Die Erläuterungen zu den Ursachen und Hintergründen belegen, dass voreilig geäußerte, einseitige Schuldzuweisungen in Hinblick auf eine Verantwortung für die eingetretene Katastrophe unverantwortlich sind. Die Ursachen für die eingetretene Hochwasserkatastrophe sind zu vielschichtig und komplex, als dass platte Agitation und Lobbyarbeit ihrer gerecht werden könnten. Die Auswirkungen entziehen sich derlei Versuchen ohnehin. Für weiterführende Informationen wenden Sie sich bitte direkt an das jeweils zuständige Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA). WSA Dresden: Tel: (0351) Fax: (0351) Zuständigkeit: für die Elbe von der Grenze zu Tschechien bis zur Saalemündung WSA Magdeburg: Tel: (0391) Fax: (0391) Zuständigkeit: von der Saalemündung bis kurz vor dem Abzweig der Müritz- Elde-Wasserstraße oberhalb Dömitz WSA Lauenburg: Tel: (04153) Fax: (04153) Zuständigkeit: von der Amtsgrenze zum WSA Magdeburg bis kurz vor Hamburg
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