Stadt-Land-Gegensatz die Grundlagen. Die politische Landschaft der Schweiz. Kapitel 1. Institut für öffentliches Recht, Uni Bern, 3.
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- Walther Geier
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1 Institut für öffentliches Recht, Uni Bern, 3. April 2012 Die politische Landschaft der Schweiz Forschungsstelle am Geographischen Institut Kapitel 1 Stadt-Land-Gegensatz die Grundlagen
2 Zwei Seiten der Urbanisierung Physische Urbanisierung Veränderung der Siedlungsstruktur Soziale und mentale Urbanisierung Veränderung von Habitus und Lebensweisen Gegensatz zwischen Stadt und Land «Land» «Stadt» Zur Definition und Beschreibung des Urbanen und der Urbanisierung dient das Ländliche als Kontrastbild.
3 Zwei Sichtweisen auf das Urbane Positiver Urbanitätsdiskurs Homo urbanus: kultiviert, artikuliert, vornehm, frei Homo rusticus: Grob, ungehobelt, unbeweglich Cicero 63 v. Chr., Rede vor dem römischen Volk Die Stadt (Rom) als Wiege der Kultur und der gebildeten Lebensart. Das Urbane als höhere Form der Vergesellschaftung. Zwei Sichtweisen auf das Urbane Negativer Urbanitätsdiskurs «...ein neuer Nomade, ein Parasit, der Großstadtbewohner, der reine, traditionslose, in formlos fluktuierender Masse auftretende Tatsachenmensch, irreligiös, intelligent, unfruchtbar, mit einer tiefen Abneigung gegen das Bauerntum.» Oswald Spengler ( ): «Der Untergang des Abendlands»
4 Idealisierung des Ländlichen Heidi-Romane Ländliche Dorfgemeinschaft einfach und echt natürlich und gesund (Clara) Geborgenheit und sozialer Halt Johanna Spyri ( ): Autorin der Heidi-Romane Grossstadt anonym und entfremdet künstlich und materialistisch Von bürgerlichen Zwängen bestimmt (Frl. Rottenmeier) Idealisierung des Ländlichen in der Schweiz Die Hintergründe Schweiz ist der einzige europäische Staat, der sich nicht von einem Zentrum aus entwickelt hat. Pflege der Ur-Schweiz zur Einbindung der Katholisch-Konservativen nach «Dörflischweiz» und «Landigeist» als Ausdruck der geistigen Landesverteidigung ab Unspunnenfest 1805 in Interlaken Pflege des ländlichen Images für touristische Zwecke.
5 Simmels Grossstadtmensch «[..] so ist heute, in einem vergeistigten und verfeinerten Sinn, der Großstädter frei im Gegensatz zu den Kleinlichkeiten und Präjudizierungen, die den Kleinstädter einengen.» Die Großstädte und das Geistesleben, 1903 Georg Simmel ( ): Begründer der Stadtsoziologie Urbane Freiräume «Stadtluft macht frei» Christopher Street Day, Zürich
6 Simmels Grossstadtmensch Intellektualität Die Grossstädter durchdringen alle Beziehungen mit rationalem Kalkül. Intellektualität als Schutz. Blasiertheit Die Grossstädter wiegen sich in der Gewissheit, alles schon einmal erlebt zu haben, nichts kann sie mehr überraschen. Georg Simmel ( ): Begründer der Stadtsoziologie Reserviertheit Der ständige Kontakt mit einer Vielzahl fremder Menschen zwingt die Grossstädter zu einer Distanziertheit gegenüber den anderen, die sich bis zu einer leisen Aversion steigern kann. nach Häussermann/Siebel 2004 Wichtige Spannungsfelder Gruppenbildung: Gemeinschaft vs. Gesellschaft Gemeinschaft: Der Einzelne als willentlicher Teil des Ganzen Gesellschaft: Das Ganze als Mittel individueller Zwecke Soziale Sphären: Öffentlichkeit Privatheit Privatheit: Intime Sphäre der emotionalen Beziehung Öffentlichkeit: Ort der distanzieren, stilisierten und rationalisierten Begegnungen Vgl. Ferdinand Tönnies 1887: «Gemeinschaft und Gesellschaft»
7 Wichtige Spannungsfelder «Land» «Stadt» Gruppenbildung Gemeinschaft Gesellschaft Soziale Sphären Überlagerung öffentlich-privat Polarisierung öffentlich-privat Ökonomische und soziokulturelle Urbanität Ökonomische Urbanität Verkehrsknoten (Autobahn, Flughafen, S-Bahn usw.) Hoher Tertiarisierungsgrad (Informatik, F&B, Finanzdienstleistungen, HQ) Shopping Soziokulturelle Urbanität Kernstädtische Wohnstrukturen (Blockrand, Lofts usw.) Fussläufigkeit (Boulevard, Fussgängerzonen, Gewerbliche Parterrenutzung) Night-Time Economy (Bars, internationale Gastronomie, Kinos, Theater, Oper usw.)
8 Kapitel 2 Der politische Stadt-Land- Gegensatz Der politische Raum Modernisierungsachse liberal links rechts Verteilungsachse konservativ Durchschnittlich neun Abstimmungen pro Jahr 16!
9 Die politische Landkarte der Schweiz 17! Wirtschafts- und sozialgeografischer Gegensatz Wirtschaftsgeografischer Stadt-Land-Gegensatz Sozialgeografischer Stadt-Land-Gegensatz Regionalisierung der Wirtschaft Gegensatz zwischen zentralen und peripherien Regionen Regionalisierung des Wohnens Gegensatz zwischen Kernstadt und Agglo- Gürtel
10 Politische Stadt-Land-Gegensätze Kernstadt vs. Umland Zentrum vs. Peripherie Grundlage des wirtschaftsgeographischen Gegensatzes 20!
11 Grundlage des sozialgeographischen Gegensatzes Soziokulturelle Spezialisten Kommunikationsbranche Kommerzielle Dienste Finanzbranche 21! Sozialgeographischer Gegensatz Suburbia Wohneigentum Privatsphäre / Ruhe soziale Homogenität Trennung von Wohnen und Arbeiten Privatverkehr Kernstadt Mietwohnung Immissionen Multikulturalität Öffentliches Leben Nähe von Wohnen, Arbeiten u. Freizeit ÖV Privatheit Materialismus Öffentlichkeit Postmaterialismus
12 Nachbarschaftseffekt 23! «we have seen that living in a neighborhood with high concentrations of people of the same status will accentuate the effect of that status as a source of political behavior. For people with a particular status who live among people with statuses providing counter-forces there is an erosion of the effect of their own status on their political behavior.» The Effect of Neighborhood on Voting Behavior Irving S. Foladare (1968): Political Science Quarterly, Vol. 83, No. 4 Kapitel 3 Wandel der politischgeographischen Landschaft
13 Selbstverstärkende Segregation 25! 2. Verstärkung des Profils der Nachbarschaft bzw. des Standorts 3. Steigerung der Anziehungs-/ Abstossungskraft Sozialgeografisches Milieu soziale/ethnische Gruppe 1. Zu-/Abwanderung Implikationen der politischen Segregation 26! «as Democrats and Republicans separate geographically, they become more distrustful of one another» «as communication between members of the parties diminishes, the two sides come to see each other as more extreme or radical. Republicans describe Democrats as more liberal than Democrats see themselves; and Democrats paint Republicans mor conservative than Republicans would describe their political preferences.» Bill Bishop, The Big Sort 2008, S.73
14 Entwicklung einer kreativen Klasse Soziokulturelle Spezialisten Kommunikationsbranche Kommerzielle Dienste Finanzbranche Richard Florida (2002): The Rise of the Creative Class: And How it s transforming work, leisure, community and everyday life. 27! Entwicklung 1985 bis !
15 Neue Hauptkonfliktlinie 29! Von der Verteilungs- zur Modernisierungsachse Links-Rechts-Verschiebung der Städte ( ) 1. Lausanne 2. Freiburg 3. Neuchâtel 4. Bern 5. Genève 6. Biel/Bienne 7. Basel 8. Zürich 9. Winterthur 10. Luzern 11. St. Gallen 12. Sion 13. Schaffhausen 14. Zug 15. Lugano 16. Chur Schweiz Links Datenbasis: Ergebnisse der Nationalratswahlen Mitte Rechts 30!
16 Exkurs: Kulturelle Unterschiede Romandie Deutschschweiz Exkurs: Sozialpolitik in historischer Perspektive AHV-Alter Flexibles AHV-Alter 40 Gegen Erhöhung AHV-Alter 40-Stunden-Woche Stunden-Woche Senkung des AHV-Alters Deutschschweiz Romandie
17 Kapitel 4 Die Parteien im politgeographischen Kontext Liberal Links Rechts Konservativ
18 Kanton Zürich Wählerstärke Kanton Zürich Wählerstärke
19 Kanton Zürich Wählerstärke Liberal Links Rechts Konservativ
20 Kanton Wallis Wählerstärke Schaffhausen" SP!! Links" Rechts" Links-Rechts-Index gebildet aus eidg. Volksabstimmungen" Parteienstärke bei Nationalratswahlen"
21 Jura" Schaffhausen" SP! Links" Rechts" Links-Rechts-Index gebildet aus eidg. Volksabstimmungen" Parteienstärke bei Nationalratswahlen" Die Entwicklung der politischen Lager Vier politische Lager Durch die Gruppierung werden langfristige Wählerverlagerungen zwischen den Lagern sichtbar. SPS GPS PdA CSP Sol. SGA usw. CVP EVP glp LdU. FDP LPS SVP EDU Lega SD FPS
22 Nationalisierung der Parteienlandschaft Deutschschweiz lateinische Schweiz reformierte Tradition katholische Tradition Ideologische Entmischung 1995 CVP 1995 gab es kaum Unterschiede in der politischen Orientierung der drei grossen bürgerlichen Parteien. Die SVP beendete die Phase der Koexistenz unter den bürgerlichen Parteien und profilierte sich als die konservative Kraft Links SP FDP SVP Rechts dominierte die SVP bei den rechts orientierten Wählern CVP und FDP sind nur die Wähler in der Mitte geblieben SP SVP Links Quelle: selects Wahlstudien 2008 Rechts
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