Konsum und Verschuldung in der Schweiz
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- Alwin Berg
- vor 8 Jahren
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1 Konsum und Verschuldung in der Schweiz RADAR 201
2 Konsum und Verschuldung in der Schweiz Wer konsumiert in der Schweiz am meisten und zahlt seine Schulden am zuverlässigsten? Der Radar 201 «Konsum und Verschuldung in der Schweiz» beleuchtet im ersten Teil das Verschuldungsrisiko der Schweizer Bevölkerung. Besonders spannend präsentieren sich die Rangliste nach Kantonen und die unterschiede zwischen Stadt Agglomeration Land. Im zweiten Teil des Radars wird das Verschuldungsrisiko in Relation zur Konsum intensität im Bereich E-Commerce gesetzt. Interessant dabei ist, wie die unterschied - lichen Lebenssituationen ein Spannungsfeld zwischen Konsumintensität und Verschuldung prägen. Das Verschuldungsrisiko der betrachteten Konsumentengruppen entspricht den allgemeinen Erwartungen. So verschulden sich Jugendliche und Personen mit tiefem Durchschnittseinkommen beispielsweise häufiger. Aussergewöhnliches bringt die Betrachtung der Kantone in Verbindung mit dem Stadt-Land-Gefälle zu Tage. Grundsätzlich besteht in Stadtgebieten das höchste Verschuldungsrisiko, wobei jedoch verschiedene Schweizer Grossstädte wie Bern, Zürich, Winterthur und Schaffhausen ein unterdurchschnittliches Risiko aufweisen. Die kombinierte Betrachtung von Verschuldungsrisiko und Konsumintensität am Beispiel E-Commerce im zweiten Teil der Studie zeigt, dass Frauen zwischen 45 und 59 Jahren eine attraktive Kundengruppe für Online-Händler darstellen. Sie zeichnen sich aus durch eine hohe Konsumintensität bei unterdurchschnittlichem Verschuldungsrisiko. Die Darstellung des Verschuldungsrisikos basiert auf indexbasierten Werten. Positive Indexwerte zeigen somit ein überdurchschnittliches Verschuldungsrisiko der untersuchten Personengruppen an, während negative Werte ein unterdurchschnittliches Risiko bedeuten. 2
3 Radar 201 Wenig Überraschung beim Verschuldungsrisiko Ein stabiles soziales Netzwerk, gute Ausbildung, höheres Alter oder ein Wohnsitz in der Innerschweiz sind Indikatoren für ein unterdurchschnittliches Verschuldungsrisiko. Handwerkliche oder gastronomische Berufe und ein urbaner Wohnsitz weisen auf ein höheres Verschuldungsrisiko hin. Geschlechtsrelevante Unterschiede sind kaum feststellbar. Junge verschulden sich öfter Jahre Je jünger jemand ist, desto höher ist sein Verschuldungsrisiko. Erst ab Jahren bewegt sich das Risiko im unterdurchschnittlichen Bereich Die Werte aus dem Jahr 2008 zeigen den gleichen Trend. Die grossen Unterschiede bei den ältesten Altersgruppen sind mit den jeweils eher geringen Stichprobenmengen zu begründen Je tiefer das Einkommen, desto höher das Verschuldungsrisiko > * Wer mehr verdient, hat ein tieferes Risiko, sich zu verschulden. Auffällig ist jedoch die tiefste Einkommensklasse, deren Verschuldungsrisiko ebenfalls unterdurchschnittlich ist. Hier kann vermutet werden, dass diese Personengruppe sehr vorsichtig mit dem wenigen Geld umgeht, eventuell sogar von einer externen Stelle darin unterstützt wird. Die andere Variante wäre, dass es sich dabei vor allem um Zweiteinkommen aus einer Teilzeitbeschäftigung handelt. Einkommen pro Person in CHF *Stichprobenmenge < 100
4 Konsum und Verschuldung in der Schweiz Familie und Partnerschaft schützen vor Verschuldung *Stichprobenmenge < Paar Familie -2 Alleinerziehend* Single Die Lebensformen Familie und Partnerschaft erlauben meist das Teilen von Fixkosten, was zu einem tiefen Verschuldungsrisiko führt. Im Vergleich zu 2008 hat sich der Verschuldungs index der Familien zwar verschlechtert, bewegt sich jedoch nach wie vor im unterdurchschnittlichen Bereich. Je älter die Kinder im Haushalt, desto tiefer das Risiko. Alleinerziehende und Singles weisen ein deutlich überdurchschnittliches Risiko auf. Im Vergleich zu 2008 befinden sich die Werte bei den Alleinerziehenden tendenziell im Rückgang. Eine Gute Ausbildung bewahrt vor schulden -9-5 obligatorisch mittel hoch Obligatorisch: obligatorische Schule, keine Schul- oder Berufsausbildung 15 Je höher der Ausbildungsgrad, desto höher das Lohn niveau. Das Verschuldungsrisiko verläuft ähnlich. Es fällt jedoch auf, dass Personen mit einer mittleren Ausbildung ein leicht tieferes Verschuldungsrisiko aufweisen als Personen mit einer hohen Ausbildung, die aber ebenfalls ein deutlich unterdurchschnittliches Risiko haben. Mittel: Diplommittelschule, Lehre, Berufsschule Hoch: Maturitätsschule, höhere Fach-/Berufsausbildung, höhere Fachschule oder Universität 4
5 Radar 201 Handwerkliche und Gastronomische Berufsgruppen verschulden sich eher Metallverarbeitung / Maschinenbau Gastgewerbe und Hauswirtschaft Reinigung und Hygiene Baugewerbe Land- und Forstwirtschaft Lebensmittelherstellung* Übrige Berufe Künstler Textil- und Lederherstellung* Organisation und Verwaltung Transport und Verkehr Handel und Verkauf Holz und Papier Medienschaffende* Dienstleistungskaufleute* Gesundheitswesen Graphische Industrie* Chemie* Fürsorge und Seelsorge* Übrige technische Berufe Ordnung und Sicherheit* Unterricht, Bildung, Ökonomen Post und Fernmeldewesen* Geistes- und Naturwissenschaften* Berufe mit eher tiefem Durchschnittseinkommen haben auch ein entsprechend überdurchschnittliches Verschuldungsrisiko. Dementsprechend sind in der Risikogruppe vor allem handwerkliche Berufe und Berufe aus der Gastronomie vertreten. *Stichprobenmenge < 100 5
6 Konsum und Verschuldung in der Schweiz Innerschweizer Kantone mit tieferem Verschuldungsrisiko Glarus Freiburg Solothurn Genf Tessin St. Gallen Schaffhausen Baselstadt Trotz teilweise geringer Stichprobenanteile kann eine Tendenz für ein tiefes Risiko bei den Kantonen Nidwalden, Zug und Obwalden festgestellt werden. Im Gegensatz dazu bewegen sich die Kantone Glarus, Freiburg, Solothurn, Genf und Tessin in einer höheren Risikoklasse. Bern 7 Waadt 7 Graubünden 5 Thurgau Luzern 0 Neuenburg -5 Aargau -6 Jura -7 Appenzell A. Rh. -12 Uri* -15 Appenzell I. Rh.* -16 Wallis -18 Zürich -19 Schwyz -21 Fürstentum Liechtenstein* -2 Baselland -26 Obwalden* -6 Zug -41 Nidwalden* *Stichprobenmenge < 100 Tiefstes Verschuldungsrisiko in Agglomerationsgemeinden Land Stadt Agglomeration Im Gegensatz zum konstant tiefen Verschuldungsrisiko in der Agglomeration ist im Vergleich zu 2008 das Risiko in den Städten nach wie vor überdurchschnittlich hoch, insgesamt jedoch zurückgegangen. Das Verschuldungsrisiko für Personen auf dem Land ist stark angestiegen und nun geringfügig über dem Durchschnitt
7 Radar 201 Einzelne Städte mit unterdurchschnittlichem Verschuldungsrisiko Fribourg * Biel Lugano * La Chaux-de-Fonds * Trotz des deutlichen Ergebnisses im Vergleich Stadt Agglomeration Land weisen nicht alle Städte ein überdurchschnittliches Verschuldungsrisiko auf. So haben Einwohner von Grossstädten wie Winterthur, Zürich oder Bern ein deutlich unterdurchschnittliches Risiko, sich zu verschulden. St. Gallen -26 Thun* -17 Lausanne Luzern Positiv fallen die Städte der Romandie auf, die sich im Vergleich zu 2008 deutlich verbessert haben. Dies trägt sicherlich auch zur Veränderung des Vergleichs Stadt Agglomeration Land in der Grafik auf der gegenüberliegenden Seite bei. -19 Chur Basel Genf 54-7 Neuchâtel * Schaffhausen * Bern Zürich Winterthur * Stichprobenmenge <
8 Konsum und Verschuldung in der Schweiz Fokus E-Commerce: Wer konsumiert viel und gerät dadurch in die Schuldenspirale? Im Bereich Online-Versandhandel wurde zusätzlich zum Verschuldungsrisiko auch die Konsumintensität untersucht. Aufgrund der Gegenüberstellung der beiden Werte zeigt sich, bei welchen Personengruppen eine überdurchschnittliche Konsumintensität mit einer erhöhten Verschuldungsgefahr einhergeht. 8
9 Radar 201 9
10 Konsum und Verschuldung in der Schweiz b a Familie 50 a 25 c b Geschlecht / Alter Verschuldungsrisiko Paar Single a 0 29 Jahre b 0 44 c d 60 und mehr c -25 a 0 29 Jahre b 0 44 c d 60 und mehr d d Lebenssituation Single Konsumintensität Alleinerziehend Paar Familie Alleinerziehend* *Stichprobenmenge < 100 Unter 45-Jährige und Familien konsumieren mehr Während Frauen und Männer unter 45 grundsätzlich mehr online konsumieren als höhere Altersgruppen, ist jedoch auch deren Risiko für eine Verschuldung grösser. Auffallend ist, dass sich Frauen zwischen 45 und 59 Jahren durch eine hohe Konsumintensität bei unterdurchschnittlichem Verschuldungsrisiko auszeichnen. Personen über 60 Jahre haben ein massiv unterdurchschnittliches Verschuldungsrisiko, konsumieren aber auch unterdurchschnittlich. Dies ist auf die geringere Affinität für Online-Einkäufe dieser Altersgruppe zurückzuführen. Familien stellen für Online-Händler eine interessante Zielgruppe dar, da sie mehr konsumieren als Konsumentengruppen mit anderen Lebensformen und ein unterdurchschnittliches Verschuldungsrisiko aufweisen. Interessant dabei ist, dass das Verschuldungsrisiko bei Familien mit älteren Kindern tiefer ist als bei Familien mit kleinen Kindern. Im Gegenteil dazu konsumieren Singles grundsätzlich weniger, weisen gleichzeitig aber auch ein erhöhtes Verschuldungsrisiko auf. 10
11 Radar hoch D F E Verschuldungsrisiko mittel C 25 0 B obligatorisch Einkommen pro Person A -25 A CHF B CHF C CHF D CHF E CHF F CHF > * Konsumintensität Ausbildung obligatorisch mittel hoch *Stichprobenmenge < 100 Bildung zahlt sich aus Personengruppen mit hohem Ausbildungsgrad weisen eine überdurchschnittliche Konsumintensität bei einem tiefen Verschuldungsrisiko auf. Das Verschuldungsrisiko von Personen mit mittlerer Ausbildung ist am tiefsten, deren Konsumintensität im Durchschnitt. Diese Erkenntnisse werden ebenfalls von den Resultaten in der Kategorie «Einkommen» bestätigt. Auch hier gilt wiederum: Je tiefer das Einkommen, desto tiefer tendenziell die Konsuminten sität und desto höher das Verschuldungsrisiko. Erstaunlicherweise konsumiert jedoch die zweittiefste Einkommensklasse (CHF bis ) im Verhältnis zu den übrigen Gruppen mehr und hat gleichzeitig als einzige Gruppe ein überdurchschnittliches Verschuldungsrisiko. 11
12 Zur Relevanz der Studie Intrum Justitia veröffentlicht in regelmässiger Periodizität Studien zur Zahlungsmoral in Europa und der Schweiz (European Payment Index und Risk Index Schweiz) und zur Jugendverschuldung in der Schweiz (Radar Jugendverschuldung). Mit der vorliegenden Studie «Radar Konsum und Verschuldung in der Schweiz» knüpft Intrum Justitia an die in den Jahren regelmässig veröffentlichte Studie «Schweizer Schuldner Index» an. Sie zeigt auf, wie die Risiken eines Forderungsverlustes aus Unternehmersicht verteilt sind. Die Analyse wurde durch AFO Marketing AG im Auftrag von Intrum Justitia durchgeführt. Datenbasis Kundendaten Es wurden nur Kunden von Intrum Justitia berücksichtigt, bei welchen sowohl Bonitätsprüfungen durchgeführt als auch Inkassofälle bearbeitet werden. Kunden, welche einen zu grossen Anteil am Gesamtvolumen an Bonitätsprüfungen resp. Inkassofällen aufwiesen, wurden herunter gewichtet. Die Stichprobenziehung erfolgte zufällig und anonymisiert ( Kreditauskünfte, Inkassofälle). Daten Konsumintensität Die Konsumentendaten beruhen auf Kreditauskünften der Periode vom 1. Juni 2011 bis 1. Mai Daten Verschuldungsrisiko Die Schuldnerdaten basieren auf Inkassofällen der Periode vom 1. September 2011 bis 1. August 2012, bei denen eine Kreditauskunft erteilt wurde. Externe Daten Zur Auswertung von Merkmalen wie Alter, Berufsgruppen, Einkommen etc. wurden die Auswertungen mit externen Daten aus der Analyse-Database von AFO Marketing AG ergänzt. Methodik Für die Darstellung werden ausschliesslich Indizes verwendet. Die Indizes wurden pro Merkmal auf «Null» normiert. Positive Indexwerte zeigen ein überdurchschnittliches, negative Werte ein unterdurchschnittliches Verschuldungsrisiko resp. eine über- oder unterdurchschnittliche Konsumintensität. Eine Abweichung von 100 Punkten bedeutet somit eine Abweichung von 100% zum Durchschnitt. Kleine Segmente mit weniger als 100 Inkassofällen, bei welchen der Index grösseren Schwankungen ausgesetzt ist, sind mit einem «*» versehen. Definitionen Konsumintensität: indexierter Wert aufgrund der Penetration in der Konsumentenstichprobe (Konsumenten mit Kreditauskünften) Verschuldungsrisiko: indexierter Wert aufgrund der Penetration in der Schuldnerstichprobe (Schuldner mit Inkassofällen) Über Intrum Justitia Intrum Justitia ist das in der Schweiz und Europa führende Unternehmen für Dienstleistungen im Bereich Credit Management Services und Inkasso und ist Mitglied des Verbandes Schweizerischer Inkassotreuhandinstitute (VSI). In der Schweiz ist Intrum Justitia seit über 40 Jahren tätig. Die gut 200 Mitarbeitenden bearbeiten aktuell rund 1,5 Millionen Inkassofälle unterschiedlichster Branchen. Die damit verbundenen Zahlungserfahrungen dienen nicht nur den über Kunden in der Schweiz, sondern sie ermöglichen die Erstellung breit angelegter Studien, welche der Schweizer Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden können. Intrum Justitia AG Radar Konsum und Verschuldung Eschenstrasse 12 CH-860 Schwerzenbach Tel Fax marketing_ch@intrum.com
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