Bericht zum Auslandssemester an der Seoul National University

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1 Bericht zum Auslandssemester an der Seoul National University August-Dezember 2012 Leben und Studieren- Ohne jegliches Vorwissen kam ich nach einer hochspannenden dreiwöchigen Japanreise Ende August 2012 an der Seoul National University an. Da ich mich für ein Zimmer im Wohnheim der Universität beworben hatte, wurde mir sofort ein Zimmer zugeteilt ein Doppelzimmer mit einem sehr netten Kommilitonen aus Tansania. Dieser hatte bereits zwei Kinder und eine Frau, die er während seines zweijährigen Studienganges in Korea nur einmal besuchen konnte. Die koreanische Regierung fördert gezielt junge Beamte aus rohstoffreichen Ländern um ihren Einfluss zu sichern. Zwar war es für mich eine ziemliche Umstellung mit Mitte Zwanzig plötzlich wieder in einem Doppelzimmer ohne jegliche Privatsphäre zu wohnen, doch sind 6 Monate ja einer sehr absehbare Zeit. Das Umfeld im Wohnheim war sehr koreanisch geprägt. Viele Koreaner sind nicht besonders offen und eher misstrauisch Ausländern gegenüber (s.u.). Mit diesen die offen sind hat man umso mehr Spaß. Vom ersten Tag an gab es jeden Abend Programm. Ein Programm namens Buddy vereinfachte mir den Einstieg sehr, man erkundete zusammen die Stadt und lernte viele Menschen aus allen Ländern der Welt kennen. Die ganze Universität wurde in einen Berg hineingebaut, den Mount Gwanaksa. Des Weiteren ist sie so groß, dass man sie durchaus als Kleinstadt bezeichnen könnte. Ein eigenes Bussystem, Geschäfte, Cafés, Restaurants und ein Sicherheitsdienst machen das Leben sehr einfach und unkompliziert. Die Universität gilt als die beste Koreas und eine der Besten Asiens. Es ist durchaus vorgekommen, dass Menschen auf dem Land die Hände vor den Mund geschlagen haben und eine Einladung zum Essen aussprachen, als sie hörten von welcher Universität ich kom me.

2 Mein Graduiertenkolleg nannte sich Graduate School of International Studies, welches sich mit Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Politik beschäftigt und während des Semesters hochkarätige Vorträge anbot, bspw. den des Weltbankpräsidenten, des ehem. dänischen Premierministers, Prof. Michael Porter oder auch des amerikanischen Botschafters. Die Kurse ähnelten eher einem Seminar an einer deutschen Uni und waren mit sehr viel Aufwand verbunden. So mussten wir pro Kurs zwei Hausarbeiten schreiben, zwei Vorträge halten und eine Klausur schreiben. Darüber hinaus musste am Anfang jeder Einheit eine Seite mit einer Zusammenfassung der aufgegeben Literatur einreichen. Wer fehlt, bekommt automatisch eine schlechtere Note, egal ob er/sie ein Attest besitzt oder nicht. Die Regeln und der Arbeitsaufwand sind recht hart, wer sich aber den Regeln entsprechend verhält und keine Abgabe versäumt, der kann mit einer zufriedenstellenden Note rechnen. Die Professoren sind meist Koreaner, die in den USA promoviert und habilitiert haben und dann mit ca. 50 Jahren die letzten Jahre ihres Berufslebens wieder in der Heimat verbringen. Dies wirkt sich natürlich sehr gut auf das akademische Niveau aus. Im spannesten Fach versuchten wir die 2500 Jahre alten Lehren von Sun Tzu Bigfa ( The Art of War ) über Kriegsstrategie auf einen unternehmensstrategischen Kontext anzuwenden. Wir arbeiteten mit einem Manuskript des Professors, welches wir mit unseren Beiträgen weiterentwickelten. Das Wissen, an einem Buch sozusagen mitwirken zu können und das spannende Thema, das wirklich zum Denken anregte werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. In einem weiteren Fach ging es um Unternehmensstrategie ( Global Business Strategy ) aus

3 asiatischer Sicht, was meinen Horizont enorm erweitert hat. Es wurde mir schnell klar, dass wir Europäer und auch die Amerikaner betriebswirtschaftliche Theorien häufig auf den Annahmen westlicher Länder stützen. Dabei vergessen wir, dass die breite Mehrheit der Weltbevölkerung in diesen Märkten gar nicht zu Hause ist. Beide Fächer will ich vorbehaltlos weiter empfehlen, da ich in noch einer Universitätsveranstaltung so viel gelernt habe wie hier. Beim dritten Fach handelte es sich um Legal Aspects of Business, was interessant war, aber lediglich auf US- Amerikanisches Unternehmensrecht gestützt, was ich als etwas einseitig empfunden habe. Mein viertes Fach nannte sich Special Topics of Business Administration, wo Grundwissen über die koreanische Wirtschaftsstruktur, die Unternehmenskultur und über die Geschichte vermittelt wurde. Diese Veranstaltung hat mir sehr geholfen, Beobachtungen in Korea in einen Zusammenhang zu stellen und zu verstehen. In Seoul gibt es unglaublich viel zu entdecken. Es gibt tausende Restaurant, Einkaufsmöglichkeiten, Nachteben, Museen, Karaoke-Bars und Märkte. Seoul schläft absolut nie und man ist zunächst völlig erschlagen von all dem Licht und dem Trubel. Das U-Bahnsystem ist hocheffizient und eine Fahrt kostet weniger als einen Euro. Mein erster Eindruck war eher negativ und ich fragte mich, wie ich es einer solchen Betonwüste mit 25 Millionen Menschen wohl ein halbes Jahr aushalten sollte. Doch

4 relativ schnell gewöhnt man sich an die negativen Seiten (wenig Grünflächen, Smog) und entdeckt die Vorzüge. Die Stadt ist so riesig, dass im Grunde an jeder U- Bahnstation (es gibt hunderte) etwas Neues zu sehen gibt. Selbst der peripherste Vorort kommt einem als Deutscher noch als Großstadt vor kein Wunder in einem Land mit 70% Urbanisierung. An den Wochenenden bin ich viel durch das Land gereist, was wunderbar war und wozu ich jedem raten kann. Viele Austauschstudenten sind an Wochenende nach Peking, Shanghai, Hongkong, Taipeh, Tokio oder Manila geflogen und haben bei all den Reisen fast vergessen Korea zu entdecken. Fast in jedes Landesteil fahren günstige Reisebusse. Man findet immer Koreaner oder internationales Studenten, die sich anschließen Wandern oder Schwimmen zu gehen oder einen bestimmten historischen oder berühmten Ort, z.b. Gyeongju oder Jeju-do zu erkunden. Besonders zur Reise an die Nordkoreanische Grenze (Demilitarisierte Zone), einer Fahrradtour auf U-do Island (Nebeninsel von Jeju) und einer Wanderung auf den Ulsan Bawi im Seoraksan National Park möchte ich jedem raten diese drei Wochenenden waren die schönsten meiner Zeit in Korea. Die Lebenshaltungskosten sind ungefähr gleich hoch wie in Deutschland mit dem Unterschied, dass ein paar Sachen viel teurer sind und manche drastisch billiger (Taxis). An diese Unterschiede gewöhnt man sich aber schnell. Es gibt überall Internet und kleine Supermärkte, in denen man alles bekommen kann. Das Leben ist gewissermaßen sehr einfach und organisiert. Im Folgenden möchte ich Euch meine fünf wesentlichen Eindrücke erläutern. Dass diese stark geschichtlich und politisch gefärbt sind, liegt daran, dass die Themen jedem Menschen, der eine Zeit hier lebt, ins Auge fallen. Sie wurden dadurch für mich so wichtig und präsent, dass niemand über sie spricht, obwohl sie für die Vergangenheit und die Zukunft dieses Landes von so entscheidender Bedeutung sind. Umgang mit der Geschichte- Wenn man von Koreas Geschichte spricht, muss man vorher als Ausländer vor allem eines verstehen: Geschichte ist für die Koreaner ein schmerzhaftes Thema, über das nicht gerne gesprochen wird. Die Geschichte der Menschen dieses Landes ist gezeichnet von Fremdbestimmung. Mal waren es die Chinesen, mal die Japaner, Mongolen oder die Russen, die Korea besetzten und die

5 Bevölkerung unterdrückten. Korea liegt geographisch in einer Pufferzone zwischen den Großmächten China, Japan und Russland. Allzu oft war Korea daher Schlachtfeld genau dieser Länder, weshalb es treffend auch als das Polen Asiens bezeichnet worden ist. Aus dieser Geschichte begründet sich aus der Sicht vieler Experten auch das historisch gewachsene Misstrauen vieler Koreaner gegenüber Fremden. Nach dem Annektionsvertrag von 1905 wurde Korea, das zuvor ein freies Königreich gewesen war, zu einer Kolonie der Japaner und wurde fortan Chosen genannt. Einen Höhepunkt der Unterdrückung in den 30er und 40er Jahren stellte ein Dekret dar, in Folge dessen allen Koreanern ein neuer japanischer Name zugeteilt wurde. Gleichzeitig musste der alte koreanische Name abgelegt werden und durfte in Zukunft nicht mehr genannt werden. Gerade für Koreaner, für die die Familie und Ihre Herkunft ein heiliges Gut ist, war diese Erfahrung sehr schmerzhaft. In jenen Tagen begingen im ganzen Land über tausend Menschen Selbstmord. Später wurde zudem die Nutzung der Koreanischen Sprache in öffentlichen Gebäuden wie Schulen verboten. Die japanische Kolonialregierung hatte das Ziel ausgegeben, die koreanische Kultur zu eliminieren und durch die japanische zu ersetzen. Ebenfalls eingebrannt in die Gefühlswelt der Koreaner hat sich das Schicksal der sogenannten Trostfrauen. Diese jungen Mädchen wurden unter einem Vorwand nach Japan gebracht und arbeiteten dort jahrelang als Zwangprostituierte in Kasernen der kaiserlichen Armee. Die meisten starben. Getrieben war diese Praxis von blankem Rassismus und dem in Japan weit verbreiteten Glauben, einer Herrenrasse anzugehören - mit dem Recht, andere, minderwertige Rassen zu unterdrücken (ähnlich wie die Nazi-Ideologie). Vor meinem Auslandssemester reiste ich drei Wochen durch Japan, ein wundervolles und kulturell unendlich reiches Land. Einen Japaner fragte ich mal nach seiner Meinung zum japanischen Umgang mit der koreanischen Frage. Die Antwort, die vermutlich recht repräsentativ ist, lautete ich weiß nicht, was da passiert ist. Aber wir Japaner haben in Korea viele Straßen und Brücken gebaut. Der Umgang mit diesen Dingen ist eine Mischung aus unreflektierter Übernahme von Meinungen, Obrigkeitshörigkeit und Verschweigen (siehe Fukushima-Katastrophe). Darin sind sich Koreaner und Japaner übrigens recht ähnlich. Die Absurdität der Teilung- Als das japanische Kaiserreich bereits so gut wie besiegt war, erklärte die Sowjetunion eine Woche vor deren Kapitulation den Japanern den Krieg. Auch wenn der Vormarsch der Sowjets in die Mandschurei

6 durch bereits stark geschwächte Japaner äußerst schnell und von statten ging, machte Stalin in der Konferenz von Jalta seinen Anspruch auf einen Teil Koreas deutlich. Mit den USA einigte man sich auf eine Teilung des Landes entlang des 38. Breitengrades. Die Amerikaner setzten den seit 25 Jahren in Washington ansässigen Exil-Koreaner Syngman Rhee als Präsidenten ein. Es gab zwar eine Wahl, doch diese ist bis heute sehr umstritten. Auch jeder weitere Diktator bis 1980 war von Washingtons Gnaden. Im Norden wurde während dessen Kim-Il Sung, der Anführer der anti-japanischen Partisanen von der sowjetischen Führung zum Präsidentenamt verholfen. Dieser führte im Norden zunächst eine im Volk sehr beliebte Landreform durch. Die Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea) blieb bis 1990 unter dem Einfluss der Sowjetunion, bis heute unter dem Chinas. Es bleibt festzuhalten, dass die Teilung Koreas keine Entscheidung der Koreaner war. Im Grunde ist die Teilung absurd: Die Koreaner wurden (mit der Teilung) bestraft, da sie eine Kolonie Japans waren und somit die Opfer waren, nicht die Täter. Schwarz-weiß-Denken- Dass die nordkoreanische Armee in den Süden eingefallen ist und grausam Gefangene, Zivilisten und Oppositionelle ermordete, daran zweifelt keiner. Aber auch von US- und südkoreanischen Truppen wurden Verbrechen begangen. So gab es auf Seiten der Amerikaner einen Schießbefehl gegen Flüchtlinge, die sich im Kampfgebiet aufhielten. Des Weiteren weiß man heute, dass der erste Präsident Südkorea s 1950 in Washington vehement für die Erlaubnis einer Militäroperation gegen den Norden geworben hatte. Ja, Nordkorea war (und ist) eine Diktatur. Doch was die meisten vergessen: Südkorea war bis vor gar nicht allzu langer Zeit auch eine Diktatur, die in Ihrer Härte gegenüber Regimegegnern dem Norden in Nichts nachstand. Wenn man mit Studenten in Korea über den Krieg spricht, ist man erstaunt, wie wenig tatsächliches Wissen vorhanden ist. Der Norden ist böse und wir sind die Guten. Auch wir Deutschen neigen zu einer so gefärbten Betrachtungsweise, weil wir uns dem Süden aus guten Gründen kulturell näher fühlen. Während Nordkorea nach wie vor ein Unrechtsstaat ist, in dem sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum etwas geändert hat, ist Südkorea zu einer modernen Demokratie geworden. Das darf aus meiner Sicht bei der Bewertung des Korea-Krieges aber keine Rolle spielen. Auch in der heutigen politischen Situation wäre eine differenzierte Beurteilung der Lage durch westliche Medien (südkoreanische sowieso) angebracht. Unabhängig

7 davon, wie unberechenbar und gefährlich der nordkoreanische Diktator ist: Sein Streben nach einer Atombombe ist strategisch gesehen leider völlig rational, da diese die einzig wirksame Versicherung gegen einen ausländischen Angriff darstellt. Gegen einen Saddam Hussein mit Atomwaffen hätte George Bush wohl keinen Krieg geführt. Der Plan, Nordkorea anzugreifen wurde genau deshalb verworfen, weil man sich der Existenz von Atomwaffen in Nordkorea nicht sicher war. Es ist nicht auszudenken, welche Auswirkungen ein solcher Krieg hätte. In Nordkorea gibt es 1,2 Millionen aktive Soldaten und ca. 5 Millionen Reservisten. Der Süden hätte einer Invasion des Nordens zunächst nichts entgegen zusetzten. Auch eine Einnahme Seouls wäre nicht zu vermeiden, weshalb zurzeit eine administrative Hauptstadt in der Landesmitte gebaut wird. Doch sind der Süden und dessen Schutzmacht USA der Volksarmee technologisch meilenweit überlegen. Chancen auf Wiedervereinigung und Parallelen zu Deutschland - Eine Teilung, ein Wirtschaftswunder - und eine Wiedervereinigung? Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Wiedervereinigung ist die Aufarbeitung des Krieges und der Verbrechen auf beiden Seiten. Hier liegt auch der große Unterschied, wenn man die deutsche und die Koreanische Geschichte miteinander vergleicht. Aber einen grausamen langwierigen Bruderkrieg hat es in Deutschland nicht gegeben, was die Bedingungen für eine Wiedervereinigung in Korea wesentlich ungünstiger aussehen lässt. Es sind nicht so sehr die ideologischen Differenzen, sondern die psychischen Wunden aus dem Krieg, die Nord und Süd geistig so sehr trennt. Außerdem ist Nordkorea (verglichen mit dem Süden) deutlich ärmer, als es die DDR (verglichen mit der Bundesrepublik) je war. Ob die materialistisch veranlagten Südkoreaner für eine Wiedervereinigung auf einen erheblichen Teil ihres Wohlstandes verzichten würden, bleibt zweifelhaft.

8 Es gibt zwar eine demoskopische Mehrheit für eine Wiedervereinigung, allerdings keine breite. Nordkoreanische Flüchtlinge haben im Süden erhebliche Integrationsprobleme, finden kaum sozialen Anschluss und selten Arbeit. Viele sehen diesen Sachverhalt als ein schlechtes Omen für eine eventuelle Wiedervereinigung hinsichtlich der Zusammenführung zweier Gesellschaften. Nach vielen Gesprächen und Konferenzen in meiner Universität zum Thema Wiedervereinigung bin ich offen gestanden nicht besonders optimistisch. Einen sinnvollen und erfolgreichen Politikansatz verfolgte der südkoreanische Premier Kim Dae-jung mit der sogenannten Sunshine Policy, die durch Annäherung, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Familienzusammenführungen mehr erreichte, als alle Regierungen zuvor. Im Jahre 2002, an einem Zeitpunkt, an dem die innerkoreanischen Beziehungen so gut waren wie seit dem Krieg nicht, im Süden und Norden über Wiedervereinigung gesprochen wurde, beendete George Bush diese Phase indem er Nordkorea als Teil der Achse des Bösen proklamierte. Wie auch immer man diese Aussage beurteilen mag, seit dieser Rede geht es diplomatisch gesehen auf der koreanischen Halbinsel bergab. Obwohl die Mutter der zukünftigen Präsidentin Park Geun Hye von einem nordkoreanischen Agenten ermordet worden ist, möchte diese wieder einen freundlicheren Kurs gegenüber Pjöngjang fahren, was hoffen lässt.

9 Wirtschaftlicher Aufschwung, Disziplin und Probleme war Südkorea das ärmste Land der Erde, die Infrastruktur völlig zerstört. Mit Hilfe von Fünfjahresplänen, mit denen stufenweise zunächst die Infrastruktur aufgebaut und dann der Import weitestgehend ersetzt wurde, ging es bergauf. Anschließend wurde gezielt in Niedriglohnbranchen (v.a. Textil) produziert und dann ein gezielter Fokus auf Hochtechnologie gesetzt. Es startete eine beispiellose Erfolgsstory. Seit dem Korea-Krieg sind 60 Jahre vergangen. Heute ist das Land mit nur 50 Millionen Einwohnern der siebt-größte Exporteur der Welt und in vielen wichtigen Segmenten Marktführer. Die Industrie ist geprägt von fünf großen Industriekonglomeraten (z.b. LG, Samsung, Hyundai), die für über 90% des Exportes verantwortlich sind. In koreanischen Unternehmen haben ausländische Arbeitskräfte kaum Aufstiegschancen, die Unternehmenskultur ist sehr stark, exklusiv und von Familienclans dominiert. Der wirtschaftliche Aufschwung hat allerdings auch seinen Preis: Der Leistungsdruck ist gewaltig, Kinder lernen bis Mitternacht in der Schule, das Land hat die zweithöchste Selbstmordrate der Welt. Koreaner sind diszipliniert und arbeiten gewissenhaft. In meinen Lehrveranstaltungen galt die Regel, dass die Endnote um eine Stufe nach unten gesetzt wird, wenn man auch nur einmal fehlt. Atteste haben keine Gültigkeit, egal wie krank man ist. Das Ergebnis: Von 40 Studenten fehlt in 30 Lehrveranstaltungen niemand auch nur eine Minute. Manch einer meiner Eindrücke mag negativ klingen. Die Komplexität der Geschichte und der Mentalität ziehen jeden Interessierten in seinen Bann. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Welt durch den wachsenden Einfluss der Koreaner neben Gangnam-Style auch von einer reichen Kultur, Höflichkeit und gutem Essen profitieren wird. Koreas Gebirge und Küsten sind wunderschön, die Städte gut organisiert und voller Möglichkeiten. Mich hat die Zeit unheimlich bereichert und mir neue Perspektiven jenseits unserer westlichen Welt aufgezeigt. Über 60% der Weltbevölkerung sind Asiaten. Es ist ein Muss sich mit ihrer Kultur zu beschäftigen im eigenen Interesse und weil es sich lohnt!

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