Die wahrhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberumten alten See- und Hensestadt Rostock Heuptstadt im Lande zu Meckelnburgk

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1 Die wahrhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberumten alten See- und Hensestadt Rostock Heuptstadt im Lande zu Meckelnburgk Ausstellung des Archivs der Hansestadt Rostock Sonntag, 2. März 2008, im Rostocker Rathaus 1

2 Die Rolle des Krämers Vicke Schorler Ein einzigartiges monumentales Bildwerk aus dem Archiv der Hansestadt Rostock 2

3 Rostock - Hauptstadt im Lande Mecklenburg Privilegien sicherten die Unabhängigkeit der Hansestadt von den Herzögen war Rostock jedoch erbuntertänig geworden. 3

4 Stadt der Bürger Die Rostocker lebten in 800 Häusern, Buden und Kellern. Die wohl- habenden Patrizier verfügten über die Macht im Rat. Die Bürgervertretung der Hundert- männer hatte seit 1583 ein Mitspracherecht. 4

5 Rostock ein Brauhaus In der Stadt gab es 250 Brauhäuser. Wichtigster Exportartikel war das Bier. Fernhandelskaufleute und Schiffer dominierten Handel und Wandel. Die Handwerksämter schufen die wirtschaftliche Basis, Krämer übernahmen den Handel übers Land. 5

6 Diese Stadt Rostock ist eine fürnehme und große Hauptstadt. Mit lauter von gebrannten Ziegeln Steinhäusern erbauet, sehr schöne, große starke Gebäude nach der alten seestädtischen Art. In dieser Stadt hat es weite Gaßen und einen großen Markt, darauf ein feiner Wasserbrunnen, auch ein reiches und wohlhabendes Volk darin. (M. Franck, 1590) 6

7 Vicke Schorler Bürger und Krämer um 1560 geboren 1589 Erwerb des Bürgerrechts und Ein- tritt in die Kompanie der Krämer 1601/02 Ältermann der Krämerkompanie 1620 Mitglied der Hundertmänner 1625 gestorben 7

8 Wohnhaus Am Schilde Vom Zeitpunkt der Heirat 1589 bis zum Tod 1625 lebte Vicke Schorler Am Schilde. Seine Frau Margarete hatte das Haus in unmittelbarer Nähe zum Neuen Markt und zum Rathaus als Braut- schatz in die Ehe eingebracht. 8

9 Bild- und Wortchronist seiner Zeit Vicke Schorler war Zeuge und Chronist seiner Zeit. In seiner zwischen 1584 und 1625 verfassten Chronik zeichnete er ein lebhaftes Bild vom Alltag in seiner gelieb- ten Vaterstadt. 9

10 Älteste Rostocker Stadtansicht auf dem Dreikönigsaltar um 1430/40 Dieses Altarbild aus der Johanniskirche am Steintor war Vicke Schorler gut bekannt und inspirierte ihn. Das frühe Stadtbild erscheint hier noch als Hintergrund für ein religiöses Motiv. 10

11 Ansicht Rostocks 1550/1560 Der Nürnberger Formschneider Hans Weigel schuf die Wahrhaftige Contrafactur der alten Herrlichen Stat Rostock. Sie war die erste graphische Stadtansicht. Der Holzschnitt könnte Vorbild für Schorler gewesen sein. 11

12 Entstehungszeit der Wahrhaftigen Abcontrafactur Durch die umrandeten Schriftbahnen am An- fang und Ende der Rolle sind Zeichner und Herstellungszeit einwandfrei gesichert. Schorler begann sein Werk im Alter von ca. 18 Jahren. 12

13 Länge: 18,68 m / Höhe: 0,60 m aus 127 Blättern einfachen Kanzleipapieres zusammengefügt in der oberen Reihe 63 Bögen (30 x 40 cm), in der unteren Reihe 64 halbe Bögen (30 x 20 cm) mit Wasserfarben kolorierte Federzeichnung im Sepiaton Tintenmischung aus Ruß und gebrannter Tonerde, Honig und Firnis als Bindemittel 13

14 Die Bildkonzeption I. Von Warnemünde bis an die westliche Stadtgrenze II. A Obere Reihe: Kirchen, Klöster, Rathaus, Marktplatz, Stadttore, wichtige Bürgerhäuser II. B Mittlere Reihe: Stadtmauer, Hafentore und Türme sowie die Giebelhäuser-Reihen am Hafen II. C Untere Reihe: Warnow, Hafen, Strandbereich III. Von der südöstlichen Stadtgrenze nach Güstrow und Bützow 14

15 Schorlers Weg durch die Stadt Zur bildhaften Erfassung der Stadt nutzte Schorler drei übereinandergesetzte Reihen. Innerhalb der einzelnen Ebenen schreitet er die Stadt bzw. den Flusslauf ab. 15

16 Die stilistische Handschrift Werk eines Laien: flächenorientierte Darstellung, Perspektiven und Maßstäbe sind unvollkommen Verbindung des Geschauten erfolgt im Nachein- ander, nicht im Neben- und Übereinander das Umland wird aus der Vogelschau, das Stadt- innere in Frontalansicht gezeigt Vicke Schorler mein Eigen Handt und petschier 16

17 Warnemünde und das Rostocker Schifflager Die Basis des Bildes ist der Lauf der Warnow. Das Fi- scherdorf Warnemünde am Anfang der Rolle musste daher auf die rechte Seite der Flusses gesetzt werden. 17

18 Marienehe Die Dörfer Groß Klein, Lütten Klein, Marienehe und Bramow liegen auf Schorlers Weg bis nach Rostock. In Marienehe zeichnete er Dorf, Krug und Kloster. Die Kar- täuser waren 1552 gewaltsam von hier vertrieben worden. 18

19 Vor dem Kröpeliner Tor Ein Blick ins Wirtschaftsleben bietet sich westlich vor der Stadt. Oben Wasser- und Sägemühlen sowie ein Wasserturm, unten Windmühlen, Hopfengärten und ein Ziegelhof. 19

20 Kröpeliner Tor und Gertrudenfriedhof Vor der Stadt lag der alte Pestfriedhof. Vom stolzesten und größten Stadttor zeigt Schorler drei Seiten, davor befand sich ein kleineres Vortor. 20

21 Steintor und Steinstraße Der Neubau des Steintores war 1576 gerade fertig ge- stellt, als die Arbeit an der Rolle begann. Die In- nenseite des Tores zieren Wappen und Inschriften. 21

22 Marienkirche Rostocks größtes sakrales Bauwerk zeichnete Schor- ler von Süden, das Turmmassiv mit dem Wächter- häuschen in luftiger Höhe jedoch von Westen. 22

23 Nikolaikirche und Gerber- bzw. Fischerbruch Abgebildet wird die nördliche Front der Kirche mit der Gerberkappelle und dem achteckigem Vorbau. Turm und Schwibbogen sind seitenverkehrt dargestellt. 23

24 Petrikirche und Petritor Die Turmspitze der Kirche am Alten Markt war 1543 durch Blitzschlag zerstört worden. Erst 1578 wurde der 117 m hohe neue Kirchturm fertig. 24

25 Rathaus Schorler zeigt das Rathaus spiegelver- kehrt. Die sieben- türmige Schauwand wird durch den Laubenvorbau ver- deckt. Der Ratsstuben- anbau an der Nord- seite hat einen breiten Durchgang zu den Brot- und Fleisch- scharren hinter dem Rathaus. 25

26 Auf dem Neuen Markt Der Bereich vor dem Rathaus war immer zentraler Schauplatz des städtischen Lebens. Das Bild zeigt ei- nen Markttag mit seinem geschäftigen Treiben. Auf dem Platz stehen Wasserborn und Pranger. 26

27 Giebelhäuser in der heutigen Kröpeliner Straße Die Rolle gibt 325 Häuser innerhalb des Mauerringes wieder, davon 123 Wohn- und Handelshäuser in der oberen Bildreihe. Der Übergang von der Gotik zur Re- naissance zeigt sich u.a. am Hopfenmarkt. 27

28 Universität Am Hopfenmarkt hatte auch die 1419 gegründete Univer- sität ihren Haupt- sitz. Lektorium, Kollegium und die Regentien befanden sich hier. Über den Platz ziehen die Stu- denten zur Vorles- ung. Schorler bot die Vorlage für die un- ten abgebildete Re- konstruktionszeich- nung von

29 Mühlentor und Mühlendamm Durch das Mühlentor verlässt Schorler die Stadt. Auf dem Damm mit den sechs Mühlen herrscht reges Trei- ben.. Blockhaus und Ziegelhof schließen sich an. 29

30 Bützow mit dem Hospital Bethlehem Die Rolle endet in Bützow. Der Flusslauf der Nebel ist zur Basis des Bildes geworden. Die Herzöge nutzten den früheren Bischofssitz seit 1557 als Residenz. 30

31 Zur Geschichte der Rolle 1792 Ankauf der Rolle aus dem Nachlass des Bür- germeisters Nettelbladt 1851 Rolle auf blauem Karton aufgezogen 1938 Restaurierung, erneut auf Karton aufgezogen 1939 und 1989 Editionen im Hinstorff-Verlag 31

32 Ende Archiv der Hansestadt Rostock Hinter dem Rathaus Rostock 32