Es gibt gute Gründe für einen Schulgarten an der Grundschule Halmerweg in Bremen- Gröpelingen:

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1 Erlebnisort Schulgarten I Warum Kinder einen Schulgarten brauchen II Praktische Annäherung an einen Natur-Schulgarten III Installation des Natur-Schulgartens IV Resumée Warum Kinder einen Schulgarten brauchen Die Idee, in unmittelbarer Nähe der Schule einen Garten als zusätzlichen Lernort einzurichten, ist nicht neu. Spätestens zur Zeit der Reformpädagogik wurde der Schulgarten Bestandteil von pädagogischen Konzepten. Eine Wiederbelebung erfuhr der Schulgartengedanke in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, als Umweltschäden und damit ökologische Fragestellungen verstärkt in das öffentliche Bewusstsein zu rücken begannen. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe, des ungehindert voranschreitenden Artensterbens, zunehmender Verstädterung und damit unvermindert anhaltender Zerstörung natürlicher Lebensräume gewinnen Schulgärten erneut große Aktualität: Nur wenn sie durch unmittelbares Erleben einen emotionalen Zugang zur Erde als unser aller Lebensgrundlage gewonnen haben, werden Menschen sich für die Belange der Natur und ihres Schutzes einsetzen. Dieser Zugang ist am ehesten und nachhaltigsten in der Kindheit möglich. In einem Schulgarten kann den Kindern exemplarisch an Hand des dortigen Mikrokosmos das fein verzweigte Netz von Abhängigkeiten und Wirkungsweisen sinnlich erfahrbar gemacht werden, vorausgesetzt der Garten ist naturnah gestaltet. So planten wir neben Gemüsebeeten, Beerensträuchern, Blumen und Kräuterbeeten auch die Anlage eines Wildpflanzenbereichs, einer Totholzhecke und eines Gartenteiches. Die Anbringung mehrerer Nistkästen sollte dazu beitragen, dass der Garten neben einem Refugium für Wildpflanzen auch ein Anziehungspunkt für Tiere werden sollte. Es gibt gute Gründe für einen Schulgarten an der Grundschule Halmerweg in Bremen- Gröpelingen:

2 Schule am Halmer Weg der Natur-Schulgarten im Entstehen Herbst 2004 Was in der Schule passiert, ist für die meisten Kinder sehr wichtig: Die Schule am Halmerweg in Bremen-Gröpelingen liegt in einem sozialen Brennpunkt, einem Gebiet, das stark von Migration geprägt ist. Viele Menschen in diesem Stadtteil sind auf finanzielle staatliche Unterstützung angewiesen. Weil nicht zu bezahlen, gibt es wenige außerschulische Aktivitäten der Kinder. Neben Sportverein und Moschee hat die Schule den entscheidenden außerfamiliären Einfluss. Der Schulgarten soll neben den Stadtteilinitiativen Streichelzoo und Kinder- und Jugendfarm ein (kleines) Angebot im Quartier darstellen, Natur sinnlich zu erfahren und an ihrer Gestaltung mitzuwirken. Nur was man wirklich kennt, kann man lieben und was man liebt, wird man schützen. Ein Garten für Kinder Kinder im Vorschul- und Grundschulalter haben ein großes, spontanes Interesse an der sie umgebenden lebendigen Natur insbesondere an Tieren. Nie wieder später ist das Interesse für Tiere so groß und allgemein wie in diesen Altersstufen. Ist die Scheu erst einmal überwunden, werden auch Würmer, Käfer und Spinnen mit Interesse beobachtet. Mit etwas Schulung gewinnen Kinder auch Interesse an den Wachstumsprozessen von Pflanzen.

3 Das Frühblüher-Beet und die Totholzhecke Der Natur-Schulgarten bietet reichlich Sensationen: eine Heuschrecke, eine Libelle auf Mückenjagd, ein Igel im Gebüsch. Die Sensationen zu entdecken und beobachten zu lernen, lässt die Kinder (hoffentlich) unabhängiger werden von lauten und teuren Konsumangeboten. In einem Schulgarten kann gelernt werden, Verantwortung für das Wachstum von Pflanzen (Gießen) und für Tiere zu übernehmen (Vogelfütterung im Winter). Die gemeinsame Arbeit ohne Leistungsdruck stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, vermittelt soziale Kompetenzen und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Gewaltprävention. Für viele Schüler/innen am Halmerweg besteht die Notwendigkeit, Deutsch zu lernen. Der Garten und die gemeinsame Arbeit bieten eine Fülle von Sprachanlässen. Sprache zu lernen und zu üben während man tätig ist, ist eine sehr effektive Form des Spracherwerbs. Wo und wie unsere Nahrung wächst, gehört für jeden Menschen zu einem notwendigen Grundwissen, das allerdings durch zunehmende Arbeitsteilung nicht mehr selbstverständlich erworben wird. Hier liefert der Schulgarten ein wichtiges Basiswissen. Durch das Benennen von Pflanzen und Tieren und die Kenntnis deren Besonderheiten erweitern die Schüler/innen zusätzlich ihr Allgemeinwissen. Spass und Genuss dürfen in einem Garten nicht zu kurz kommen: Gemeinsame Kartoffelernte (es gibt kaum etwas Schöneres im Schulgarten), Kochen und das Essen einer Erntesuppe, das Herstellen von Hagebuttengelee, der Duft von Pfefferminze und Lavendel bleiben dauerhaft in Erinnerung.

4 Die Johannisbeer-Ernte Praktische Annäherung an einen Natur-Schulgarten Als ich die Schule am Halmerweg im Sommer 2OO4 zum ersten Mal sah, freute ich mich über das meterhohe Dickicht aus Brennnesseln und Disteln, das den ehemaligen Schulgarten überwucherte, und ich freute mich darauf, diesen so schön platzierten Garten wieder auszugraben. 1) Sachliche Voraussetzungen Die Schulleitung stellte Stunden (2-4 Wochenstunden), einen Geräteraum und einen Arbeitsraum für die Gartengruppen, sowie Mittel für Geräte, Pflanzen und Sämereien bereit. Die Bildungsinitiative der swb sponserte den Natur-Schulgarten mit 432 Euro. Ortsamt und Elterverein unterstützten uns ebenfalls mit jeweils 2OO Euro. KollegInnen und Eltern spendeten Sämereien und Pflanzen. Fünf Gärtnereien in Bremen versorgten uns gratis mit Blumen und Gemüsepflanzen. 2) Personelle Voraussetzungen: Eine Langzeitarbeitsgemeinschaft (über den gesamten Vegetationszyklus) mit maximal 15 Kindern. Eine Kurzzeit-AG, jeweils für einige Wochen (zumeist von Ferien zu Ferien) mit 15 Kindern, ein Naturgarten-Club, bestehend aus alten AG-Mitgliedern, die sich einmal im Monat treffen. Eine engagierte und kundige Mutter fand sich bereit, die Langzeitgruppe zusammen mit mir zu leiten. Eine Kollegin der Betreuungsschule arbeitete am Nachmittag mit den Kindern im Garten. Der Mitarbeiter des Hausmeisters zog einen Drahtzaum, hinter dem die Totholzhecke aufgeschichtet werden konnte. Unser Hausmeister installierte die neue Gartenpumpe. Die Mitarbeiter des benachbarten Streichelzoos versorgten uns mit Zaunpfosten und gruben

5 um. Der Recycling-Hof lieferte durch Vermittlung des BUND Humus. Die neue Gartenpumpe Installation des Schulgartens Die Planung erstellten wir unter dem Dach des INZ (Integriertes Naturwissenschaftliches Zentrum) an unserer Schule. Zunächst wurde eine Totholzhecke angelegt, die den Garten zum Schulgelände hin einfriedete. Die üppige Brombeerhecke wurde so geschnitten, dass sie den Garten nach Norden hin in einem Bogen umspannte. Gemüse- und Blumenbeete wurden angelegt. Aus dem Nachbargrundstück, wo eine große Pappel gefällt wurde, erhielten wir Baumabschnitte als Sitze. Wir legten zusammen mit den Kindern einen Teich an und bauten eine Kräuterschnecke. Ein Wildkräuterbeet wurde ausgehoben, und wir warteten, was anflog und halfen mit Wiesenblumensamen nach. Eine wichtige Installation war die Aufstellung unserer neuen Gartenpumpe, nun musste das Wasser nicht mehr um das Haus herumgeschleppt werden. Futterkästen wurden im Werkraum gebaut, Nistkästen wurden aufgehängt und ein Kompostplatz angelegt. Resumee Die Garten-Arbeitsgemeinschaften, sowie der Garten-Club erfreuen sich regen Zuspruchs. So nahmen seit ihrer Gründung im Herbst 2004 ca. 60 Kinder pro Schuljahr an ihnen teil, rund ein Fünftel der Schülerschaft. Während der Hofpausen war der Schulgarten beliebter Aufenthaltsort, wo Kinder aus allen Klassen gerne unter unserer Anleitung mithalfen.

6 Der Natur-Schulgarten ist eine Institution an der Schule am Halmerweg geworden mit einem festen Platz im Bewusstsein vieler Kinder. Wir wünschen uns ein Fortbestehen unseres Projektes, das auf so fruchtbaren Boden gefallen ist und freuen uns auf seine Weiterentwicklung. Weiße Mützen für die Garten-AG Bremen im Juli 2008