Fortbildungskurs S-WIN vom 5. März 2015, HEIG.VD, Yverdon-les-Bains. Mehrgeschossige Holzbauten im urbanen Raum

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1 Medienmitteilung Zürich, 9. März 2015 Fortbildungskurs S-WIN vom 5. März 2015, HEIG.VD, Yverdon-les-Bains Mehrgeschossige Holzbauten im urbanen Raum Holzbau im urbanen Raum ist für moderne Architektur geeignet und hält sowohl für Geschäfts- und Wohnbauten, für An- und Umbauten, Aufstockungen sowie für verdichtetes Bauen Lösungen bereit. Insbesondere die neuen Lösungen für den mehrgeschossigen Holzbau sind dabei von hohem Interesse. Am Fortbildungskurs S-WIN 2015 wurden technische und gestalterische Aspekte zum Thema vorgestellt und anhand von Projekten und ausgeführten Bauwerken illustriert. Holz ist der Baustoff unserer Zeit und auch der Zukunft, Dies betonten bei der Begrüssung und Einführung zum Anlass sowohl Ernest Schilliger, Schilliger Holz AG und Co-Präsident von S-WIN sowie Architekt Marco Ryter (Bauart Architekten Bern). Die weiteren Referate von Seite Architektur, Ingenieurwesen und Unternehmen belegten diese Aussage eindrücklich. Eine tragende Rolle in der Entwicklung des modernen Holzbaus kommt den neuen, seit Ende des 20, Jahrhunderts entwickelten und neuen Brandschutzkonzepten und den entsprechend angepassten Vorschriften zu. Zudem haben neue technische Konzepte die Holzbauweise vorwärtsgebracht und diese insbesondere im Bereich der Vorfertigung auf einen anderweitig so nicht bekannten Stand gehoben. Modulbau, mehrgeschossiger Holzbau bis 8, 9 oder 10 Etagen und auch hybride Konstruktionen mit ihren zahlreichen technischen und gestalterischen Möglichkeiten öffnen ein weites Feld der heutigen modernen Architektur mit Holz. Neue Materialien und Baukonzepte im Holzbau Seit rund 15 Jahren wurden im Holzbau markante Entwicklungsschritte vor allem auch im Bereich des mehrgeschossigen Bauens getan. Wenn ehedem drei bis viergeschossige Holzbauten bereits kühn betrachtet wurden, sind heute weitergehende technische Konzepte entwickelt, die ein sicheres Bauen mit Holz bis zu zehn Stockwerken zulassen. Dies ist besonders im Bereich Wohnbauten ein wesentlicher Fortschritt und im Blick auf die Bedeutung dieses Bereichs für die Holzwirtschaft ein unschätzbares Potenzial. Ingenieur Andrea Bernasconi erläuterte anhand von Baubeispielen die Bedeutung der aktuellen technischen Entwicklungen für den modernen Holzbau. Stützen aus präzise dimensioniertem Brettschichtholz mit ausgezeichneten statischen Eigenschaften in Kombination mit flächigen Elementen aus Brettschichtholz für Geschossdecken und Wände lassen sichere und komfortable Bauwerke aus Holz zu die auch in gestalterischer

2 Hinsicht zu überzeugen vermögen. Die weiteren im Markt erhältlichen Holzprodukte geringerer Dimensionen erfüllen sämtliche gestalterischen Wünsche bei Bau und Ausbau. Hochfestes Holz im Bauwesen Fichte und Tanne sind für Holzkonstruktionen die gängigen und bewährten Holzarten. Die Holz verarbeitende Industrie verfügt dafür über die notwendigen Maschinen und hat damit weitreichende Erfahrungen. Nun wachsen nebst den Nadelhölzern in unseren Wäldern auch Laubholzarten, insbesondere Buche, in beträchtlicher Menge nach. Zumeist wird Buchenholz für Möbel und Bodenbeläge verwendet, ein nicht eben kleiner Anteil dient der Erzeugung von Energie, d.h. das Holz wird verbrannt. Doch gibt es seit längerer Zeit Bestrebungen, die ausgezeichneten mechanischen Eigenschaften von Laubholz auch im Bauwesen zum Tragen zu bringen. Bereits 1984 wurden im Raumfachwerk für das Dach der Saalsporthalle Arbon verleimte Buchenholzstäbe eingesetzt (Entwicklung durch ETH Zürich, Institut für Baustatik und Stahlbau). Heute wird angestrebt, Konstruktionssysteme auch für Geschossplatten mit Buche zu entwickeln und so dem Holz neue, bisher unbekannte Qualitäten abzuringen. So wurde auf dem Gelände der ETH Hönggerberg (Zürich) ein Bürogebäude konstruiert, bei dem ein neuartiges Deckensystem unter Einsatz von Buche erprobt wird. Anstatt wie üblich die Kräfte in einer Richtung abzutragen, werden sie hier flächig und auf alle vier Ränder gleichmässig verteilt. Im 6.5 x 6.5 m messenden Bauteil sind Lamellen aus Buchenholz mit herkömmlichen Brettschichtholzträgern und einer Platte aus fünflagigem Brettschichtsperrholz zu einem ausnehmend tragkräftigen Flächenelement verbunden. Versuche haben gezeigt, dass dieses Leichtbauelement gegenüber üblichen Konstruktionen eine Leistungssteigerung mit dem Faktor 3.8 aufweist. Auch die Werte der Eigenschwingungen (11.1 Hz) sind beachtlich. Die praktischen Erfahrungen mit diesem Bauprototyp hat ein nicht geringes mögliches Potenzial für eine eventuelle breitere Anwendung im Bauwesen aufgezeigt. Als «Ferarri der Konstruktionshölzer» bezeichnete Prof. Andrea Frangi (ETH Zürich) die Buche. Patrick Corbat, Inhaber der grössten schweizerischen Lauholzsägerei (A+C Corbat SA, Vendlincourt JU) zeigte auf, wie durch praktische Erfahrung gestützte Versuche Produkte aus Buchenholz Brettschichtholztäger und Brettschichtsperrplatten entwickelt werden. Die ausgezeichneten statischen Eigenschaften der Buche sollen künftig durch einen darauf spezialisierten Produktionsbetrieb mit seriell hergestellten Leimholzprodukten zum Tragen kommen. Corbat zeigte auf, dass mit den bisher gemachten Erfahrungen und den bereits bestehenden Einrichtungen eine gesamthaft 24 Mio. Franken umfassende Investition in zwei Etappen eine Betriebsaufnahme der ersten Etappe 2016 ermöglicht und je nach Marktentwicklung zwei bis drei Jahre später der Vollbetrieb denkbar ist.

3 Neue Brandschutzkonzepte - Grundlage für mehrgeschossigen Holzbau Die seit Ende des 20 Jahrhunderts stetig entwickelten, neuen Brandschutzkonzepte haben denn auch zu völlig neuen gesetzlichen Vorschriften geführt, die heute mehrgeschossige Bauwerke zulassen wie sie vordem nicht denkbar waren. Dank den seit Beginn des Jahres 2015 geltenden Schweizerischen Brandschutzvorschriften BSV 2015 der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen VKF können Holzbauten in allen Gebäudekategorien und Nutzungen errichtet werden. Bei der Definition des Feuerwiderstandes wird eine Konstruktion mit brennbaren Anteilen den nicht brennbaren Bauteilen gleichgestellt. Der Anwendungsbereich für Bauteile in Holz erweitert sich über eine Feuerwiderstandsdauer von 60 Minuten hinaus. Bis zu einer Gesamthöhe von 30 m können Wohn-, Büro- und Schulhäuser, Industrie- und Gewerbebauten, Beherbergungsbetriebe oder etwa Verkaufsgeschäfte in Holzbau realisiert werden. Bei Hochhäusern ist die Anwendung von tragenden und Brandabschnitt bildenden Bauteilen mit Holzanteilen unter bestimmten Rahmenbedingungen möglich. ( Überzeugende Bauwerke als Vorbilder Der zweite Teil des Anlasses war weitgehend konkreten Bauwerken gewidmet, die mit unterschiedlichen Bausystemen die Vielfalt der Möglichkeiten des zeitgemässen Holzbaus belegten. Allen voran beeindruckte die Überbauung Via Cenni in Mailand mit ihren bis zu neun Geschossen hohen Wohnbauten. Architekt Fabrizio Rossi Prodi (Florenz) hat dieses Projekt mit 123 Wohnungen für ein Baukonsortium geplant und von Beginn weg war klar, dass eine Konstruktion aus Brettschichtholz zahlreiche Vorteile aufweist, vor allen Dingen die dadurch erreichte rasche und trockene Montagebauweise. Die vier Wohntürme wurden innert sechs Monaten auf den vorbereiteten Fundationen errichtet und innert wiederum sechs Monaten fertig ausgebaut. Zusammen mit den Fundamenten genügten18 Monate Bauzeit für diese grosse Überbauung. Der daran beteiligte Ingenieur Andrea Bernasconi betonte, dass kein Bauteil dafür neu entwickelt werden musste und alles im Rahmen der geltenden aktuellen Normen zu realisieren war. Ein leuchtendes Beispiel dafür, dass der mehrgeschossige Wohnbau im urbanen Raum längst den Kinderschuhen entwachsen ist. Weitere vorgestellte, beispielhafte Bauten aus Finnland, Österreich und der Schweiz zeigten, wie der mehrgeschossige Holzbau auch bei recht unterschiedlichen Rahmenbedingungen durchgehend zu überzeugenden Lösungen führt. Dabei wurden durchgehend die Vorteile der vorgefertigten Trockenbauweise ins Feld geführt - die Präzision der Detailausführung, die kurzen Termine, die Robustheit der Konstruktion und nicht zuletzt die herausragende Akzeptanz bei den Nutzern den Besitzern und den Bewohnern.

4 Aufstocken, verdichten und sanieren mit Holz Mehr als zwei Drittel der europäischen Bevölkerung lebt heute in städtischen Gebieten. Dies sind nicht einfach die Metropolen sondern vielfach auch kleine oder mittelgrosse Städte. Diese bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten für den Erwerb, die Ausbildung, soziale Kontakte, Unterhaltung usw. Es sind Orte der Vernetzung, der Kreativität und Innovation kein Wunder wenn der Drang zur Stadt zunimmt. Dieser Trend und der während Jahren stetig wachsende Raumbedarf von Familien und Einzelhaushalten führt zu einem zunehmenden Anspruch für neue Flächen zum Wohnen, für Dienstleistungen, Handel und Unterricht. Markus Mooser (Cedotec, Le Mont-sur- Lausanne) zeigte auf, wie nebst dem Ersatzneubau für Altbauten, dem Schliessen von Baulücken und dem Überbauen noch ungenutzter Parzellen es vor allem der Dachgeschossausbau und das Aufstocken bestehender Gebäude sind, die auf wirtschaftliche Weise zusätzliche Nutzfläche schaffen. Bauliches Nachverdichten ist zu einem probaten Mittel geworden, einen Teil dieses steigenden Raumbedarfs aufzufangen. Die Hausbesitzer können so ihre Immobilien rentabler machen, nicht selten ist dieser Ausbau auch mit einer Gesamtsanierung des Bestands verbunden. Für die Gemeinden und Quartiere liegen die Vorteile besonders darin, dass die bereits bestehende Infrastruktur genutzt wird. Zudem wird die Wohnqualität in gewachsenen Quartieren im Vergleich zu Neubaugebieten oft als besser eingeschätzt. Aufstockungen in der trockenen und leichten Holzbauweise macht dies möglich, denn oft erträgt der bauliche Bestand mit seinen Fundationen keine bedeutenden Zusatzbelastungen mehr. Zudem haben zeitgemässe Holzbausysteme den grossen Vorteil, durch präzise im Werk vorgefertigte Bauteile mit wenig Aufwand rasch realisierbar zu sein. Der Fortbildungskurs S-WIN 2015 in Yverdon-les-Bains hat mit seinem breit gefächerten Ansatz den rund 140 Teilnehmenden einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen im Holzbau gegeben. Der mehrgeschossige Holzbau im urbanen Raum ist im Begriff, eine selbstverständliche Bauweise zu werden. Die Vorteile liegen auf der Hand, fortschrittliche Konstruktionsweisen wie sie der moderne Holzbau vorführt sind die zukunftsträchtige Lösung für ein vernünftiges, gesundes und umweltverträgliches Bauen. Die Beiträge der Referenten sind in einem umfangreichen Tagungsband zusammengefasst und über zu bestellen. Charles von Büren, Fachjournalist, Bern

5 Die Siedlung Via Cenni in Mailand beweist mit ihren bis zu 9 Stockwerken hohen Wohngebäuden einen für den modernen Holzbau markanten Stand der Technik und Gestaltung. Die Bauten bestehen aus Brettschichtsperrholz und waren in kürzester Zeit gebaut und bezugsbereit. Bild: Bernasconi Aufstockung für den Sitz «Médecins Sans Frontières» in Genf, Architekt: Jean-Pierre Golinelli, Genf Bild: Corinne Cuendet, Clarens / Lignum Für Rückfragen der Presse: evelyn.poehler@s-win.ch