Das Risikokonzept in der neuen GefStoffV
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- Viktoria Schulze
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1 22. September 2015 Würzburg 6. BDG-Umwelttag Das Risikokonzept in der neuen GefStoffV Dr. Martin Wieske WirtschaftsVereinigung Metalle 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 1
2 Gefahrstoffe am Arbeitsplatz Regelwerk in D Gesetzgebung Gefahrstoffverordnung Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) Richtlinien Technische Regeln für Gefahrstoffe - TRGS Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) Hilfestellungen Leitfäden, Informationen, Hinweise Unfallversicherungs träger, Länder, Industrie 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 2
3 GefStoffV seit 2005 AGW Arbeitsplatz Grenzwert Definition aus der Gefahrstoffverordnung: Der Arbeitsplatzgrenzwert ist der Grenzwert für die zeitlich gewichtete durchschnittliche Konzentration eines Stoffs in der Luft am Arbeitsplatz in Bezug auf einen gegebenen Referenzzeitraum. Er gibt an, bis zu welcher Konzentration eines Stoffs akute oder chronische schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Beschäftigten im Allgemeinen nicht zu erwarten sind.. verbindliche Grenzwerte für Stoffe mit Schwellenwert 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 3
4 Regelungen am Arbeitsplatz Startpunkt: TRGS 900 Arbeitsplatz-Grenzwert (AGW) Konzentration eines Stoffes, bei der auch bei wiederholter, langfristiger Exposition keine Gesundheitsbeeinträchtigung zu befürchten ist. Keine Gefährdung Gesundheitsbasierter Grenzwert Bis 2005: Technische Richt- Konzentrationen (TRK) Geringste Konzentration eines krebserzeugenden Stoffes die nach dem Stand der Technik (vertretbarer Aufwand) erreicht werden kann. Verbleibendes Risiko Stand der Technik basierter Grenzwert 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 4
5 Gefahrstoffverordnung 2005 Folgen für die Metallindustrie Beispiele aufgehobener Luftgrenzwerte der TRGS 900 Beryllium und seine Verbindungen Cadmium und seine Verbindungen Chrom (VI)-Verbindungen Cobalt Nickel Platinverbindungen Wolfram Zinn 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 5
6 Die Realität Krebserzeugende Stoffe sind überall Natürliche Ausgangsstoffe z.b. für die Herstellung von Stahl, Metallen, Baustoffen, Kunststoffen oder Holz enthalten krebserzeugende Stoffe Verarbeitung in offenen oder halboffenen Prozessen Viele Stoffe sind technologisch notwendig, werden aber im Prozess umgewandelt Bild: Aurubis 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 6
7 Theorie und Praxis Umgang mit krebserzeugenden Stoffen Minimierung bis Null real nicht möglich Konzept zum Umgang in der Praxis ist notwendig: positive Eigenschaften nutzen! negative Eigenschaften kontrollieren! 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 7
8 Risiko Risikokonzept für krebserzeugende Stoffe Die Idee Grenze zwischen hohem und mittlerem Risiko: Toleranzrisiko Grenze zwischen mittlerem und niedrigem Risiko: Akzeptanzrisiko Toleranzrisiko Belastungen im roten/ gelben Bereich: Maßnahmenplan zur Absenkung der Exposition. Akzeptanzrisiko Risikobezogenes Maßnahmenkonzept 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 8
9 Hintergrundkonzentration Risikokonzept Zusammenhang zwischen Risikobereichen und Maßnahmen Akzeptanzkonzentration Toleranzkonzentration Gewicht der sozioökonomischen Faktoren Notwendigkeit von Risikominderungsmaßnahmen C = 0 C Bereich niedrigen Risikos Bereich mittleren Risikos Bereich hohen Risikos 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 9
10 Toleranzrisiko Stoffübergreifende Risikogrenze von 4:1000 Entspricht in etwa dem Risiko eines beruflich unbelasteten Nichtrauchers an Lungenkrebs zu erkranken. Oberhalb der Toleranzschwelle sollten Arbeitnehmer auf keinen Fall (oder nur kurzzeitig) exponiert werden. Toleranzschwelle = Gefahrenschwelle 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 10
11 Akzeptanzrisiko Stoffübergreifende Risikogrenze von 4: Ab 2013 bis spätestens 2018 Verringerung (wenn möglich) auf 4: entspricht dem allgemein verbleibenden Umweltrisiko/ der Krebswahrscheinlichkeit außerhalb des Arbeitsplatzes Akzeptanzrisiko = Zielwert 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 11
12 Exposition-Risiko-Beziehungen ERB Ableitung: Ableitung folgt Konventionen (bei AGW auch) Datenbasis oft problematisch Lineare Extrapolation ist konservativer Default Keine Ableitung um jeden Preis! Biologische Werte einordnen! Realitätscheck notwendig! 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 12
13 GefStoffV 2015 Schwerpunkte Krebsprävention am Arbeitsplatz in GefStoffV: 1. Vollständige Implementierung des Risikokonzeptes für krebserzeugende Stoffe 2. Anpassung der Asbestregelungen (Konsequenzen für Arbeitgeber, Treiber ist Vollzug) 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 13
14 GefStoffV Risikokonzept Das haben wir im Moment (GefStoffV 2013): Einführung von Beurteilungsmaßstäben für krebserzeugende Stoffe Basis ist das vom AGS festgelegte Akzeptanz- und Toleranzrisiko Festlegung von risikoabhängigen Maßnahmen auf der Basis dieser Beurteilungsmaßstäbe (Maßnahmenkonzept) Präzisierung der Aufgaben Exposition gegenüber krebserzeugenden Stoffen über TRGS September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 14
15 GefStoffV Risikokonzept Das haben wir im Moment (GefStoffV 2013): Regelungen zu Aufbewahrungs- und Aushändigungspflichten von Verzeichnissen bei Tätigkeiten mit krebserzeugenden Stoffen Verpflichtung des Arbeitgebers zur Führung eines Verzeichnisses gemäß 14 Absatz 3 Nummer September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 15
16 GefStoffV Expositionsverzeichnis Arbeitgeberpflicht (jetzt noch 14 Abs. 3 GefStoffV) bei Tätigkeiten mit krebserzeugenden, erbgutverändernden oder fruchtbarkeitsgefährdenden Gefahrstoffen (Kat. 1A und 1B): Expositionsverzeichnis : Beschäftigte, die Tätigkeiten ausüben, bei denen die Gefährdungsbeurteilung eine Gefährdung der Gesundheit der Beschäftigten ergibt Angaben: Höhe und Dauer der Exposition Aufbewahrung: mit allen Aktualisierungen 40 Jahre nach Ende der Exposition Aushändigung: bei Beendigung von Beschäftigungsverhältnissen an Beschäftigte, der Nachweis hierüber ist wie die Personalunterlagen aufzubewahren. 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 16
17 Zentrale Expositionsdatenbank ZED Mit Gefahrstoffverordnung 2013 zwei mögliche Umsetzungsvarianten ( 14 (4)) Variante A eigenständige Umsetzung im Unternehmen Variante B Übertragung der Aufbewahrungsund Aushändigungspflicht auf die DGUV (ZED) Konkretisierung der Anforderungen in neuer TRGS 410 (Expositionsverzeichnis bei Gefährdung gegenüber krebserzeugenden oder keimzellmutagenen Gefahrstoffen der Kategorien 1A oder 1B ) ZED: Expositionsdatenbank-(ZED)/index.jsp 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 17
18 GefStoffV 2015 Risikokonzept Vollständige Implementierung des Konzepts: im Einklang mit dem Gesamtkonzept der GefStoffV möglichst Beibehaltung der bestehenden Struktur für besonders krebserzeugende Stoffe geschlossenes System kein generelles Verbot Rechtssicherheit für die Betroffenen und den Vollzug, insbesondere zum Vorgehen im roten Bereich im Einklang mit REACH (Zulassungen und Beschränkungen) 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 18
19 GefStoffV 2015 Risikokonzept Vollständige Implementierung des Konzepts: Begriffsbestimmung Akzeptanzkonzentration ist die Konzentration eines krebserzeugenden Gefahrstoffes in der Luft am Arbeitsplatz in Bezug auf einen gegebenen Referenzzeitraum bei deren Überschreitung bis zur Toleranzkonzentration ist statistisch von einem mittleren Risiko für die Beschäftigten auszugehen, eine Krebserkrankung zu erleiden bei deren Unterschreitung ist von einem niedrigen Risiko auszugehen 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 19
20 GefStoffV 2015 Risikokonzept Vollständige Implementierung des Konzepts: Begriffsbestimmung Toleranzkonzentration ist die Konzentration eines karzinogenen Gefahrstoffes in der Luft am Arbeitsplatz in Bezug auf einen gegebenen Referenzzeitraum bei deren Überschreitung ist statistisch von einem hohen Risiko für die Beschäftigten auszugehen, eine Krebserkrankung zu erleiden 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 20
21 GefStoffV 2015 Risikokonzept Vollständige Implementierung des Konzepts: Informationsermittlung und Gefährdungsbeurteilung Einbeziehung der stoffspezifischen Akzeptanz- und Toleranzkonzentrationen in Gefährdungsbeurteilung Dokumentation zusätzlicher Schutzmaßnahmen bei Überschreitung von Akzeptanz- und Toleranzkonzentration (Maßnahmenplan) auch Einbeziehung von krebserzeugenden Stoffen ohne risikobasierte Beurteilungswerte 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 21
22 GefStoffV 2015 Risikokonzept Vollständige Implementierung des Konzepts: Expositionsermittlung : Forderung, dass mindestens die Toleranzkonzentrationen eingehalten werden, analog zur Einhaltung des AGW 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 22
23 GefStoffV 2015 Risikokonzept Erweiterungen der besonderen Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit CMR-Stoffen Anforderungen an den Maßnahmenplan werden konkretisiert mit Festlegung der vorgesehenen Maßnahmen zum Ausmaß der erreichbaren Expositionsminderung des geplanten Zeitrahmens Bislang nur Konkretisierung in TRGS September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 23
24 GefStoffV 2015 Risikokonzept Erweiterungen der besonderen Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit CMR-Stoffen Mitteilungspflicht an Behörde bei Tätigkeiten oberhalb der Akzeptanzkonzentration (im gelb und rot-bereich) geplant: Wird die Toleranzkonzentration (oder der AGW) nicht eingehalten, ist zusätzlich der Maßnahmenplan zu übermitteln auf Verlangen der Behörde ist der Maßnahmenplan zu übermitteln, wenn Akzeptanzkonzentration überschritten ist 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 24
25 GefStoffV 2015 Risikokonzept Erweiterungen der besonderen Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit CMR-Stoffen Regelung von Tätigkeiten im roten Bereich geschlossenes System (ohne Einschränkungen) oder Tätigkeit ist im Rahmen einer TRGS beschrieben Übergangszeitraum von 3 Jahren nach Bekanntgabe der Akzeptanz- und Toleranzkonzentration vorgesehen! Auch Motivation für die Arbeiten an der TRGS Metalle 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 25
26 GefStoffV 2015 Risikokonzept Erweiterungen der besonderen Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit CMR-Stoffen Ergänzungen zum Tragen von PSA geplant (analog zur TRGS 910): oberhalb der Akzeptanzkonzentration und unterhalb der Toleranzkonzentration ist PSA zur Verfügung zu stellen bei Expositionsspitzen ist diese zu tragen oberhalb der Toleranzkonzentration ist PSA während der gesamten Tätigkeit zu tragen 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 26
27 Risikokonzept für krebserzeugende Stoffe Bereit für Veränderungen? Heute Toleranzrisiko Morgen Gestern Akzeptanzrisiko Sind wir alle bereit für das Risikokonzept? 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 27
28 Exposition-Risiko-Beziehungen Wohin geht die Reise? Toleranzwert 4 : Akzeptanzwert 4 : Ehemaliger TRK-Wert anorganische Arsenverbindungen 8,3 µg/m 3 (E-Staub) 0,8 µg/m 3 (E-Staub) 100 µg/m³ (E-Staub) Cd und anorganische Verbindungen 1,0 µg/m 3 (E-Staub) 0,16 µg/m 3 (A-Staub) 30 µg/m³ bzw. 15µg/m³ (E-Staub) Co und anorganische Verbindungen 5 µg/m³ (A-Staub) 0,5 µg/m³ (A-Staub) 500 µg/m³ bzw. 100 µg/m³ (E-Staub) anorganische Nickelverbindungen 6 µg/m³ (A-Staub) 6 µg/m³ (A-Staub) 500 µg/m³ (E-Staub) Cr (VI) Verbindungen 1,0 µg/m³ (E-Staub) 100 µg/m³ bzw. 50 µg/m³ (E-Staub) 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 28
29 ERB im betrieblichen Kontext ERB-Konventionen machen nur im Kontext Sinn: Planbarkeit und Compliance-Betrachtung steht in der betrieblichen Praxis im Vordergrund: Werte-Charakter: Bewertungsmaßstäbe Bedeutung des Toleranzniveaus betonen Zielwertcharakter des Akzeptanzniveaus klarstellen Praxis braucht Zusatzinformationen Maßnahmen und Zeithorizonte bringen Realitätsbezug Technisches Regelwerk für Praxislösungen nutzen 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 29
30 Projekt TRGS 561 Planung als TRGS plus Branchenregelungen: Tätigkeiten mit krebserzeugenden Metallen und ihren Verbindungen Setup Grundlage: Kombinationsmodell BekGS 910/TRGS 910 ist Grundlage Verabschiedung der Projektskizze im AGS Nov 2012 Branchenregelungen parallel zur TRGS in Arbeit Zielvorstellung: 2016! Bild: Hydro / Tom Peschel 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 30
31 Zusammenfassung: Risikokonzept in GefStoffV CMR Stoffe sind im Fokus Volle Implementierung des Konzepts vorgesehen Toleranzniveau ist kritische Grenze, Akzeptanzniveau hat Zielwertcharakter Maßnahmen im Rot-Bereich konkretisiert Maßnahmen-TRGS bleibt Ausweg vom geschlossenen System Kommunikation mit Behörde wird intensiviert. Meldungen im Gelbbereich bleibt strittiger Vorschlag 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske 31
32 Vielen Dank! Dr. Martin Wieske WirtschaftsVereinigung Metalle Wallstraße Berlin Bild: Aurubis 22. September BDG Umwelttag - Dr. Martin Wieske Bild: 32 Aurubis
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