Verordnungs-Check CO 2 -Label für Neuwagen

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1 Verordnungs-Check CO 2 -Label für Neuwagen Eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zur Umsetzung der Pkw- Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung (EnVKV) Impressum: Verbraucherzentrale NRW e.v. - Gruppe Umwelt - Bearbeitung: Udo Sieverding, Nicholas Lamm Mintropstraße Düsseldorf Tel. (0211) Fax (0211) udo.sieverding@vz-nrw.de Internet: Europäisches Verbraucherzentrum (EVZ) - Koordination - Monika Appmann Mintropstraße Düsseldorf Tel.: (0211) Fax: (0211) monika.appmann@evz-duesseldorf.de Internet: Stand: Januar 2005

2 Seite 2 5% Spriteinsparung sind möglich Am 01. November 2004 ist die Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung (EnVKV) für Pkw-Neuwagen in Deutschland in Kraft getreten, nachdem sie am 28. Mai 2004 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) verordnet wurde. Die EnVKV konkretisiert das E- nergieverbrauchskennzeichnungsgesetz (EnVKG), das am 30. Januar 2002 vom Bundestag beschlossen wurde. Damit wird wiederum die Richtlinie 1999/94/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 13. Dezember 1999 über die Bereitstellung von Verbraucherinformationen über den Kraftstoffverbrauch und CO 2 -Emissionen beim Marketing für neue Personenkraftwagen umgesetzt. Durch eine verbesserte Verbraucherinformation über den Kraftstoffverbrauch und die CO 2 -Emissionen von Neufahrzeugen soll das Kaufverhalten der Verbraucher beeinflusst und eine Kraftstoffersparnis erreicht werden, die in einer Studie für die Europäische Kommission auf bis zu 5% geschätzt wird. Die Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung Die Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung (EnVKV) beinhaltet vier Bausteine zur Information über den Kraftstoffverbrauch von Pkw, von denen sich drei auf den Verkaufsort von Neufahrzeugen und einer auf die Werbung in Print- oder elektronischen Medien beziehen. 1. Am Verkaufsort von Neufahrzeugen muss danach ein Hinweis auf den Kraftstoffverbrauch und die CO 2 - Emissionen am Fahrzeug oder in unmittelbarer Nähe so angebracht werden, dass dieser deutlich sichtbar ist und eindeutig zugeordnet werden kann. Der DIN A 4 große Hinweis muss nach einem einheitlichen Formblatt gestaltet sein und genau festgelegte Informationen (Anlage 1, EnVKV) enthalten. 2. Darüber hinaus muss ein Aushang deutlich sichtbar angebracht werden, der die Werte des offiziellen Kraftstoffverbrauchs und der offiziellen spezifischen CO 2 -Emissionen aller Modelle neuer Pkw enthält, die am Verkaufsort ausgestellt oder an diesem oder über diesen Verkaufsort zum Kauf oder Leasing angeboten werden. Die formalen und inhaltlichen Vorgaben sind in der Anlage 2 der EnVKV festgelegt. 3. Schließlich haben Händler und Hersteller den Leitfaden zu Kraftstoffverbrauch und CO 2 -Emissionen am Verkaufsort an am Kauf oder Leasing Interessierte auf Anfrage unverzüglich und unentgeltlich auszuhändigen. Der Leitfaden wird von der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) im Auftrag des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und des Verbandes der Importeure von Kraftfahrzeugen (VdIK) erstellt. Er steht auch im Internet unter kostenlos zum Download bereit.

3 Seite 3 Nicht im Fokus des Verordnungschecks im Januar 2005 stehen die Angaben zum Kraftstoffverbrauch in der Werbung: 4. Hersteller und Händler, die Werbeschriften erstellen, erstellen lassen, weitergeben oder auf andere Weise verwenden, haben sicherzustellen, dass in den Werbeschriften Angaben über den offiziellen Kraftstoffverbrauch und die offiziellen spezifischen CO 2 -Emissionen der betreffenden Modelle neuer Pkw nach Maßgaben der Anlage 4 der EnVKV gemacht werden. Die Automobilwirtschaft hatte nach einer mehrjährigen Diskussion über die konkrete Ausgestaltung der EU-Richtlinie in deutsches Recht nach der Verordnung des Bundeswirtschaftsministeriums am 28. Mai 2004 fünf Monate Zeit zur Vorbereitung der Umsetzung zum 01. November Methodik Die Verbraucherzentrale NRW und das Europäische Verbraucherzentrum haben Ende Dezember sieben Wochen nach Umsetzungsstichtag am 01. November 2004 damit begonnen, zu überprüfen, ob die Autohäuser den drei Anforderungen (Aushang, Hinweisschilder, Leitfaden) gerecht geworden sind. Mitarbeiter der Verbraucherzentrale NRW haben dazu verdeckte Begehungen in den Autohäusern durchgeführt und das Vorhandensein des Aushangs aller von der jeweiligen Marke angebotenen Fahrzeuge sowie der Hinweisschilder an allen ausgestellten Neufahrzeugen überprüft. Lag der Leitfaden nicht im Verkaufsraum aus, wurde nach einem neuen Leitfaden, in dem die Spritverbräuche aller Neufahrzeuge in Deutschland aufgeführt sind und den es kostenlos in Autohäusern geben soll gefragt. Die Auswahl der Autohäuser und damit auch der von diesen angebotenen Automarken beschränkte sich auf Nordrhein- Westfalen und erfolgte nach dem Zufallsprinzip. Durch die zusätzliche Einbindung dezentral arbeitender Umweltberater der Verbraucherzentrale NRW konnte sichergestellt werden, dass stichprobenhafte Begehungen flächendeckend in allen Teilen des Landes NRW durchgeführt werden konnten. Im einzelnen wurden Autohäuser in folgenden Städten aufgesucht: Altena, Bielefeld, Bochum, Brühl, Coesfeld, Dortmund, Dülmen, Düsseldorf, Essem. Haltern am See, Hemer, Hilden, Iserlohn, Lübbecke, Minden, Mülheim an der Ruhr, Neuss, Paderborn, Preußisch- Oldendorf, Stemwede, Troisdorf, Unna. Durch einen einheitlichen Erhebungsbogen und eine entsprechende Schulung der Mitarbeiter war eine hohe Verlässlichkeit bei der Datenerhebung gegeben. Die Verbraucherzentrale NRW hat im Dezember 04 und Januar 05 insgesamt 157 Autohäuser in NRW aufgesucht. Ein Autohaus kann allerdings zwei oder mehr verschiedene Automarken in voneinander getrennten Geschäftsräumen im Angebot haben. Ein Autohändler kann also Vertragshändler mehrerer Automarken sein. Wenn daher im Folgenden von Vertragshändlern die Rede ist, dann ist damit ein Händler in seiner Eigenschaft als Anbieter einer bestimmten Automarke

4 Seite 4 gemeint. Wenn nur von einem Autohändler die Rede ist, dann ist ein Händler in seiner Eigenschaft als Anbieter aller in seinem Autohaus angebotenen Marken gemeint., So sind die 157 überprüften Autohändler bzw. -häuser gleichbedeutend mit insgesamt 218 Vertragshändlern. Die aufgesuchten Autohäuser hatten Neufahrzeuge von insgesamt 42 verschiedenen Herstellern im Angebot. Damit ist belegt, dass nahezu alle in Deutschland angebotenen Herstellermarken zumindest in einem Autohaus, die meisten in mehreren, überprüft wurden. Die Verteilung der untersuchten Autohändler und der von diesen angebotenen Automarken ist nach Städten sortiert in der folgenden Übersicht dargestellt. Stadt Händler Marken Altena 3 4 Bielefeld Bochum Brühl 8 10 Coesfeld Dortmund 1 2 Dülmen 1 1 Düsseldorf Essen 9 14 Haltern am See 4 6 Hemer 3 4 Hilden 8 10 Iserlohn 2 3 Lübbecke 1 1 Minden 5 8 Mülheim a.d.r. 2 2 Neuss Paderborn Preußisch-Oldendorf 3 3 Stemwede 2 2 Troisdorf 4 5 Unna Summe In der folgenden Tabelle ist dargestellt wie viele Vertragshändler der jeweiligen Automarke an verschiedenen Standorten untersucht wurden. Automarke Anzahl Alfa Romeo 6 Mini 5 Audi 15 Mitsubishi 3 BMW 7 Nissan 7 Chrysler 3 Opel 17 Citroen 4 Peugeot 4 Daewoo 5 Plymouth 2 Fiat 8 Porsche 3 Ford 13 Renault 11 Honda 5 Saab 5 Hyundai 3 Seat 8 Jeep 3 Skoda 8 KIA 2 Smart 4 Lancia 3 Subaru 2 Land Rover 3 Toyota 7 Mazda 5 Volvo 6 Mercedes 12 VW 18 MG 2 Aston Martin, Bentley, Cadillac, Corvette, Daihatsu, Hummer, Jaguar, Lada, Lexus je 1

5 Seite 5 Ergebnisse Check Hinweisschilder Von den insgesamt 218 untersuchten Vertragshändlern waren bei lediglich 125 (57%) alle ausgestellten Autos korrekt mit dem Hinweisschild versehen. In 29 Fällen waren immerhin mindestens 80 % der Autos mit dem CO 2 -Label ausgestattet. Insgesamt waren also bei 154 (71%) Vertragshändlern die Neufahrzeuge zu mindestens 80 % mit dem CO 2 - Hinweis ausgestattet. Als deutlich zu hoch muss die Zahl der 36 Automarkenhändler (17%) bewertet werden, die kein einziges der ausgestellten Neufahrzeuge mit dem vorgeschriebenen CO 2 - Hinweisschild versehen hatten. Auffällig dabei ist die Beobachtung, dass besonders bei Luxusautos wie z.b. Cabriolets und Sportwagen überdurchschnittlich oft das Label gefehlt hat. Check Aushang Der Aushang sämtlicher angebotenen Neufahrzeuge der jeweiligen Marke scheint den Autohändlern ein Dorn im Verkaufsraum zu sein. 127 (58%) haben bislang darauf verzichtet, diese Vorgabe der Energiekennzeichnungsverordnung umzusetzen. Darüber hinaus wurde in einigen Verkaufsräumen beobachtet, dass der Aushang durch Vitrinen oder Stellwände verdeckt oder an schwer zugänglichen Orten aufgehängt wurde. Nicht mehr als 40% der Autohäuser haben den Aushang deutlich sichtbar im Verkaufsraum aufgestellt oder aufgehängt. Die grafische Umsetzung und insbesondere die Lesbarkeit der Aushänge variierte stark zwischen einzelnen Autoherstellern. Positiv fielen hier die Aushangtafeln von Ford, VW und Daewoo auf, während Mercedes, Smart und Nissan weniger Wert auf Auffäligkeit bzw. Übersichtlichkeit gelegt zu haben scheinen. Check Leitfaden Der Leitfaden zu Kraftstoffverbrauch und CO 2 -Emissionen muss laut EnVKV in jedem Verkaufsraum auf Nachfrage verfügbar sein. Während sich der Check bei Hinweisschild und Aushang jeweils auf die Automarken bezog, wurde das Vorhandensein des Leitfadens für das gesamte Autohaus gewertet. Aber auch der Umsetzungsgrad dieser Vorgabe war mit 56% (88 Autohändler) enttäuschend. In den meisten der verbleibenden 69 Fälle (44%) war der Leitfaden dem Verkaufspersonal gar nicht bekannt. Ein Defizit der EnVKV besteht darin, dass der Leitfaden zwar auf Nachfrage bereit gehalten, aber nicht offen im Verkaufs-

6 Seite 6 raum ausliegen muss. Nur 23 Autohändler (15%) boten ihren Kunden diese Verbraucherinformation als Service unaufgefordert an und legten den Leitfaden im Verkaufsraum aus. Gesamtbewertung Der Check der EnVKV hat gezeigt, dass die drei Einzelmaßnahmen Hinweisschild (57%), Aushang (40%) und Leitfaden (56%) nur unzureichend umgesetzt wurden. In der Gesamtbewertung fällt das Ergebnis noch kläglicher aus. Lediglich sieben der 218 überprüften Automarkenhändler (3%) erfüllten die Vorgaben der Verordnung vollständig. 11 Markenhändler (5%) erfüllten keine einzige Vorgabe der EnVKO. Zumindest zwei der drei Anforderungen werden bei 27% (59) der ausgestellten Automarken erfüllt, während 65% (141) nur eine der drei hier untersuchten Bausteine der EnVKV umsetzen. Eine Auswertung der Ergebnisse im Bezug auf einzelne Hersteller ist nicht aussagekräftig. Nur bei der übersichtlichen Gestaltung der Aushangtafeln sind die Hersteller (vgl. Check Aushang) gefordert, die Verbraucherinformation zu verbessern. Aufgrund der zum Teil sehr unterschiedlichen Ergebnisse bei Händlern derselben Marke, liegt die Vermutung nahe, dass eine mangelhafte Umsetzung jeweils vor Ort im Autohaus zu verantworten ist. Forderungen Die Bundesregierung war bei der Umsetzung der EU-Verordnung zum CO 2 -Label hinter den Erwartungen der Umwelt- und Verbraucherverbände zurückgeblieben. Diese hatten eine deutlichere Kennzeichnung der Pkw durch ein vergleichendes Energielabel mit farbigen Verbrauchsklassen nach dem Kühlschrank-Modell gefordert. Jetzt muss gelten, zumindest die seit dem geltende Regelung vollständig und konsequent umzusetzen. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen hier immense Defizite auf. Verbraucherzentrale NRW und Europäisches Verbraucherzentrum fordern den Autohandel daher auf: alle Neufahrzeuge vollständig mit den geforderten Hinweisschildern zum CO 2 -Label deutlich sichtbar auszustatten, den Aushang über den Kraftstoffverbrauch sämtlicher angebotenen Neufahrzeuge deutlich sichtbar im Verkaufsraum auszuhängen. den Leitfaden zum Kraftstoffverbrauch in jedem Verkaufsraum offen in ausreichender Stückzahl auszulegen. Die Automobilverbände und hersteller sind gefordert: die Verbesserung der Verbraucherinformation beim Autokauf ernst zu nehmen und den Autohandel bei der Umsetzung zu unterstützen sowie

7 Seite 7 den Widerstand gegen das verbraucherfreundlichere vergleichende E- nergielabel ( Kühlschrank-Modell ) aufzugeben. Die Bundesregierung ist gefordert: kurzfristig die konsequente Umsetzung durch die Automobilwirtschaft sicherzustellen und Verstöße gegen die EnVKV zukünftig zu ahnden, mittelfristig das CO 2 -Label wie in anderen EU-Ländern als vergleichendes Energielabel nach dem Kühlschrank-Modell farblich deutlich erkennbar vorzuschreiben.