Die Rückkehr der Wölfe nach Österreich. Georg Rauer, Bärenanwalt und Wolfsbeauftragter Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie
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1 Die Rückkehr der Wölfe nach Österreich Georg Rauer, Bärenanwalt und Wolfsbeauftragter Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie 1
2 Intensive Verfolgung in Österreich erlöschen die letzten Bestände im 19. Jahrhundert 2
3 Schutz und jagdliche Regulierung Bestandszunahme und Ausbreitung ab Chapron et al Wolfspopulationen 3) Baltische P., 4) Mitteleuropäische Tiefland-P., 5) Karpaten-P., 6) Dinariden+Balkan-P., 7) Italienische Halbinsel-P., 8) Alpen-P. 3
4 Abwanderung weite Distanzen möglich Nachweis durch Besenderung und DNA-Analysen DNA-Analysen (Genotypisierung) Herkunft: Lausitz (Milkeler Rudel, geb. 2009) Juni-Sept. 2012: Schleswig-Holstein ( Segeberger Wolf ) : Totfund in Dänemark ( Wolf von Thy ) besenderter Wolf Alan Herkunft: Lausitz (geb. 2008, Nochtener Rudel) : Beginn der Wanderung : Senderausfall in Weißrussland DNA-Analysen (mtdna-haplotypen) Wolf AT-9M (Schneeberg ) hat Haplotyp W1 Haplotyp W1 findet sich ausschließlich in der IAlpen-P.(und Italien-P
5 Zuwanderung nach Österreich sichere und wahrscheinliche Herkunftspopulationen Baltische P. MitteleuropäischeTiefland-P. Übereinstimmung von mt-dna-haplotypen (die in der Alpen-P. und Dinarischen P. bisher nicht festgestellt wurden) Karpaten-P. Alpen-P. LCIE Status report 2012 Genetische Nachweise von Individuen in Herkunftspopulation und in Österreich Italien-P. Dinarische P.
6 Ausbreitung Rudelgründung fernab von Populationen Rudel Paar Dovsky Calanda Grafenwöhr Bayerischer Wald Allentsteig Bükk Augstbord Nonsberg Morobbia Lessinia
7 Mindestanzahl Wölfe in Österreich (DNA Nachweise) 7
8 Aufenthaltsdauer einzelner Wölfe in Österreich Wolf AT-1F AT-2M AT-3M AT-4M AT-5M AT-6F AT-7F AT-8M AT-9M AT-10M AT-11M AT-12M AT-13M AT-14M AT-15M AT-16M AT-17M 08M-ATK 01M-ATK 2F-ATK AT-19F?? 04M-ATK W5 H1 Slavc 8
9 Nachweis-Art Wölfe in Österreich / Nachweis durch DNA-Analysen (Losung, Speichel, Urin) Individuum nur kurzzeitig nachgewiesen Individuum > 6 Monate in einem Gebiet Geschlecht Männchen Weibchen AT-19F 01M-ATK 02F-ATK 08M-ATK AT-3M AT-14M AT-4M AT-9M AT-2M AT-16M AT-15M AT-1F 04M-ATK AT-17M AT-8M AT-11M AT-5M H1 W5 AT-12M AT-13M AT-6F AT-10M AT-7F Wanderroute Slavc (besenderter Wolf aus SLO) Datenquelle: Landesjagdverbände und Ämter der Landesregierungen; FIWI DNA-Analyse: Uni Lausanne, Vetmeduni Vienna Grafik: G.Rauer
10 Datenquelle: Landesjagdverbände und Ämter der Landesregierungen; AJF Graubünden; Hnuti DUHA Olomouc; LfU Bayern; FIWI DNA-Analyse: Uni Lausanne, Vetmeduni Vienna Grafik: G. Rauer Wolfsnachweise 2016 C1 Nachweise C1 Nachweise DNA Foto Wanderung nachgewiesen möglich AT-19F Jan-Okt? Feb 01M-ATK 02F-ATK + 5 Welpen humpelnder Wolf Dez Feb AT-14M Aug 2014 Mrz2016 Nov Sep Jul 04M-ATK Jul Jun 03M(?)-ATK Jun M70 Nachweise in CH
11 Tschechoslowakische Wolfshunde werden immer beliebter und entkommen immer wieder
12 Biologische Eckdaten Gewicht: ca. 40 kg Rudel = Familie (Eltern + Welpen + Jahrlinge) Territorium eines Rudels: mehrere 100 km² Wurfgröße: 2-8 /Jahr Jungwölfe wandern im Alter von 1-2 Jahren ab Nahrung: Schalenwild Foto: Büro LUPUS 12
13 Biologische Eckdaten Gewicht: ca. 40 kg Rudel = Familie (Eltern + Welpen + Jahrlinge) Territorium eines Rudels: mehrere 100 km² Wurfgröße: 2-8 /Jahr Jungwölfe wandern im Alter von 1-2 Jahren ab Nahrung: Schalenwild Foto: Büro LUPUS 13
14 Biologische Eckdaten Gewicht: ca. 40 kg Rudel = Familie (Eltern + Welpen + Jahrlinge) Territorium eines Rudels: mehrere 100 km² Wurfgröße: 2-8 /Jahr Jungwölfe wandern im Alter von 1-2 Jahren ab Nahrung: Schalenwild Foto: Büro LUPUS 14
15 Hohe Produktivität rasches Populationswachstum möglich Biologische Eckdaten Gewicht: ca. 40 kg Rudel = Familie (Eltern + Welpen + Jahrlinge) Territorium eines Rudels: mehrere 100 km² Wurfgröße: 2-8 /Jahr Jungwölfe wandern im Alter von 1-2 Jahren ab Nahrung: Schalenwild 15 Foto: Büro LUPUS
16 Biologische Eckdaten Gewicht: ca. 40 kg Rudel = Familie (Eltern + Welpen + Jahrlinge) Territorium eines Rudels: mehrere 100 km² Wurfgröße: 2-8 /Jahr Jungwölfe wandern im Alter von 1-2 Jahren ab Nahrung: Schalenwild Foto: Büro LUPUS 16
17 gebietsweise unterschiedliche Bevorzugung von Beutetierarten Toscana (Mattioli et al. 2011, Eur J Wildl Res) Anteil im Bestand Anteil in Losung Selektionsindex Wildschwein <= 33 kg 8.2% 63.5% Wildschwein > 33 kg 6.5% 4.7% Rehkitz 22.6% 13.9% Rehwild, einjährig und älter 43.5% 7.1% Rotwildkalb 3.4% 5.8% Rotwild, einjährig und älter 10.3% 1.9% Damwildkalb 1.3% 2.1% Damwild, einjährig und älter 4.2% 1.0% Ostpolen (Jȩdrzejewski et al. 2000, J. Mamm.) Biologische Eckdaten Gewicht: ca. 40 kg Rudel = Familie (Eltern + Welpen + Jahrlinge) Territorium eines Rudels: mehrere 100 km² Wurfgröße: 2-8 /Jahr Jungwölfe wandern im Alter von 1-2 Jahren ab Nahrung: Schalenwild 17 Foto: Büro LUPUS
18 Reichliches Nahrungsangebot z.b. Rehwild im Alpenraum / Entwicklung der Abschusszahlen Breitenmoser et al. 2015, RowAlps Report Objective 1
19 Lebensraum = Kulturlandschaft Wölfe sind anpassungsfähig und können sich auf die menschliche Nutzung der Landschaft einstellen Wölfe brauchen ausreichend Nahrung und Rückzugsräume für die Jungenaufzucht Wölfe können überall leben, wo man sie lässt.
20 Wölfe in der Kulturlandschaft Konfliktbereiche Wolf und Landwirtschaft Gefährdung der Weidetiere (Nutztierrisse) Hoher Aufwand für Herdenschutz (Frage der Finanzierung und Durchführbarkeit) Wolf und Jagd Befürchtete direkte Konkurrenz (additive vs. kompensatorische Mortalität) Einfluss auf Verhalten der Beutetiere Zu erwartende Störung der aktuellen Praxis der Rotwild- Winterfüttung Wolf und mögliche Gefährlichkeit Auftreten/Verhalten in der Nähe von Maschinen, Fahrzeugen, Häusern, Siedlungen Erwartetes vs. Tatsächliches Fluchtverhalten bei Begegnung Gefahr der Verhaltensänderung durch Futterkonditionierung 20
21 Managementplan auf Bundesebene erstellt, Umsetzung auf Landesebene notwendig Inhalt Ziele und Grundsätze Biologische Grundlagen und Verbreitung Rechtsgrundlagen Struktur des Wolfsmanagements Monitoring Schadenskompensation und prävention Jagd Öffentlichkeitsarbeit Umgang mit besonderen Situationen Ausnahmen von Schutzbestimmungen Hybride/Totfunde/verletzte oder kranke Tiere Internationale Zusammenarbeit 21
22 FFH-Richtlinie Artikel 12 - Artenschutzbestimmungen (1) Die Mitgliedstaaten treffen die notwendigen Maßnahmen, um ein strenges Schutzsystem für die in Anhang IV Buchstabe a) genannten Tierarten in deren natürlichen Verbreitungsgebieten einzuführen; dieses verbietet: a) alle absichtlichen Formen des Fangs oder der Tötung von aus der Natur entnommenen Exemplaren dieser Arten; b) jede absichtliche Störung dieser Arten, insbesondere während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten; c) jede absichtliche Zerstörung oder Entnahme von Eiern aus der Natur; d) jede Beschädigung oder Vernichtung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten. (2) Für diese Arten verbieten die Mitgliedstaaten Besitz, Transport, Handel oder Austausch und Angebot zum Verkauf oder Austausch von aus der Natur entnommenen Exemplaren; vor Beginn der Anwendbarkeit dieser Richtlinie rechtmäßig entnommene Exemplare sind hiervon ausgenommen. 22
23 FFH-Richtlinie Artikel 16 - Ausnahmeregelungen a) zum Schutz der wildlebenden Tiere und Pflanzen und zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume; b) zur Verhütung ernster Schäden insbesondere an Kulturen und in der Tierhaltung sowie an Wäldern, Fischgründen und Gewässern sowie an sonstigen Formen von Eigentum; c) im Interesse der Volksgesundheit und der öffentlichen Sicherheit oder aus anderen zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art oder positiver Folgen für die Umwelt; d) zu Zwecken der Forschung und des Unterrichts, der Bestandsauffüllung und Wiederansiedlung und der für diese Zwecke erforderlichen Aufzucht, einschließlich der künstlichen Vermehrung von Pflanzen; e) um unter strenger Kontrolle, selektiv und in beschränktem Ausmaß die Entnahme oder Haltung einer begrenzten und von den zuständigen einzelstaatlichen Behörden spezifizierten Anzahl von Exemplaren bestimmter Tier- und Pflanzenarten des Anhangs IV zu erlauben. 23
24 FFH-Richtlinie Artikel 16 - Ausnahmeregelungen (1) Sofern es keine anderweitige zufriedenstellende Lösung gibt und unter der Bedingung, daß die Populationen der betroffenen Art in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet trotz der Ausnahmeregelung ohne Beeinträchtigung in einem günstigen Erhaltungszustand verweilen, können die Mitgliedstaaten von den Bestimmungen der Artikel 12, 13 und 14 sowie des Artikels 15 Buchstaben a) und b) im folgenden Sinne abweichen: 24
25 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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