Die Fotofibel. Psychologie des Schwarzweiß-Films. ein ebook von Michael K. Trout
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- Reinhardt Lange
- vor 6 Jahren
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1 Die Fotofibel Psychologie des Schwarzweiß-Films ein ebook von Michael K. Trout 1
2 Der Inhalt Vorwort...4 Korn kontra Korn?...6 Trotz Schwarzweiß - Farbe kommt vor ISO...6 Farbe, Grau und der Rest...8 Bildausdruck oder was es werden soll...13 Was ist ein Detailkontrast?...15 Was wirkt wie?...17 Schärfe mehr oder weniger...21 Verschlusssache...23 Der Entwicklungsvorgang...24 Die Normalentwicklung...26 Rotationsentwicklung...27 Verzögerter Kipprhythmus...27 Standentwicklung...28 Extreme Standentwicklung...28 Fixierung ist wichtig...29 Wässern ist noch wichtiger...29 Haltbarkeit von Chemikalien...30 Heute ohne Zonensystem...31 Die eigene Handschrift...33 Dichtekurve = Gradation...33 Nennempfindlichkeit...35 Grundsätzliches zum Push und Pull...37 Hybrides Relativ...39 Was sieht der Schwarzweiß-Film?...40 Der Film denkt der Fotograf lenkt...43 Schwächen sind Stärken...45 Wir machen es stärker...47 Fast übersehen...49 Die Suche nach Schwarz
3 Tageszeit-Bingo...52 Das Uhrzeit-Spiel...53 Vormittag und Nachmittag...54 Mittagszeit...58 Die Nacht...61 Blitzgewitter...63 Lampenzeit...66 Tageszeiten, Jahreszeiten und Wetter...70 Die Filmwahl...75 Hardware für die Software...79 Streulichtblende...80 Die selbstgebaute Streulichtblende...81 Der optische Aufheller...82 Mach es weich...83 Farbfilter für die Schwarzweiß-Fotografie...86 Endlich kommt das Korn...86 Digital fürs Analoge...88 Filmempfehlungen?...91 Nachwort...95 Michael K. Trout...95 Rechte...95 Wenn man in der Fotografie etwas wirklich verstehen möchte, nutzen Beispielbilder wenig weiter führt es, wenn man das Gelesene in eigene Beispielbilder umsetzt. 3
4 Vorwort Dieses ebook richtet sich an Analogfotografen, deren Passion die Schwarzweiß-Fotografie ist. Der Titel hört sich an, als würde eine tiefschürfende, wissenschaftliche Aufbereitung der Schwarzweiß-Fotografie folgen. Weit gefehlt! Hier wird nicht geforscht und belegt, dass diese Art der Fotografie schön und entdeckenswert ist. Wer bisher kein Fan der Schwarzweiß-Fotografie ist, wird durch dieses ebook auch nicht bekehrt. Zudem sind keine Beispielbilder zu finden, keine Kopiervorlagen oder Fototipps. Dafür wird die Psychologie des Schwarzweiß-Films erklärt, wie diese Filmmaterialien denken und handeln und wie wir sie zu noch mehr Leistung bringen können, als sie sowieso schon bringen. Irgendwie ist es tatsächlich so, dass Schwarzweiß-Filme eine Persönlichkeit haben und ihren Charakter auch gerne unter Beweis stellen. Man muss nur wissen wie man die Filme soweit bringt, diesen Charakter zu präsentieren. Noch wichtiger ist es vielleicht, dass die Filme das machen, was der Fotograf will. Dieses ebook zeigt die Wege dahin auf. Auch mit Vorurteilen wird aufgeräumt, die wie in Stein gemeißelt seit rund 100 Jahren die Diskussionen in der Schwarzweiß-Fotografie beherrschen. Seit Anbeginn der Fotografie streben Fotografen nach feinem Korn. Nur das Feinkörnige ist angeblich angetan, des Betrachters Auge zu erfreuen. Dieses Diktat führt schon lange dazu, dass sich am 4
5 Feinkorn satt gesehen wurde und genau das Gegenteil erreicht werden soll. Fast jeder Trick ist erlaubt, um in Schwarzweiß-Bildern den Protest gegen die Feinkorngesellschaft zu proklamieren. Während jene Fotografen zu Filmen mit hohen ISO-Werten greifen und zusätzlich noch die wildesten Push-Entwicklungen zur weiteren Förderung des Korns machen, greift die andere Fraktion zu Filmen mit niedrigen ISO-Werten und gibt sich dem Pullen der Filmmaterialien hin. Soll doch jeder nach seiner Fasson glücklich werden! Haben wir nun alles angeschnitten, was ein schwarzweißes Herz erfreut? Es wäre schade, wenn es so wäre. Aber vielleicht gilt es noch Fragen zu beantworten, die uns jetzt nur noch nicht einfallen. Es gibt da noch sehr viel zu entdecken. Bilder in schwarzweiß können viele unterschiedliche Bildausdrücke annehmen. Alles ist planbar, nichts ein Zufallsprodukt. Der Schwarzweiß-Fotograf folgt nicht dem durch den Film vorgegebenen Rahmen, sondern findet seine Bilder im Ausreizen dessen, was sich ihm als Material bietet. Um das jedoch sicher in Stil und Ausführung zu beherrschen, ist einiges Wissen notwendig. Dieses ebook gibt Anregungen und zeigt Möglichkeiten auf. 5
6 Korn kontra Korn? Es ist kaum zu glauben: Einen kornlosen Schwarzweiß-Film gibt es nicht. Dies liegt an der Konstruktion von Filmmaterialien. Das auf einen Film auftreffende Licht wird von sensibilisierten Silberkörnern aufgenommen. In der nachfolgenden Entwicklung werden diese Silberkörner aufgeschlossen. Sprechen wir bildlich. Stellen wir uns eine Blume vor. Wenn Licht auf die Blüte fällt, öffnet sie sich. Je mehr Licht auf sie fällt, um so weiter öffnet sie sich. Genau so verhält es sich auch mit dem Silberkorn. Die Öffnung erfolgt jedoch nicht unmittelbar bei Lichteinfall, sondern erst durch den Einsatz von Entwicklerchemie. Zwei Komponenten sind also für ein auf Film gebrachtes Bild zuständig: Silberkörner und Entwickler. Feinkörnigkeit ist demnach nur eine Eigenschaft, die durch ein harmonisches Zusammenspiel von Fotochemie und Silberkorn hervorgerufen wird? Belassen wir es zunächst einmal bei dieser These. Solange wir nicht mehr wissen, müssen wir einen Film als Ansammlung von lichtempfindlichen Silberkörnern ansehen. Trotz Schwarzweiß - Farbe kommt vor ISO Angeblich ist der ISO-Wert eines Films verantwortlich für alle seine Unarten oder Tugenden. In Wirklichkeit ist ISO nur ein Wert unter vielen. Schließlich gibt er lediglich Aufschluss darüber, für welche Lichtintensität ein Filmmaterial ausgelegt wurde. Im 6
7 Labor des Filmherstellers wird in Testreihen der optimale Helligkeitsbereich für die Emulsion eines Films ermittelt. Hierbei achtet man darauf, dass die optimalen Abbildungseigenschaften und die maximal mögliche Aufschlüsselung aller Farbwerte erreicht werden kann. Da wir uns über Schwarzweiß-Filme unterhalten, werden Farbwerte in Grautöne umgesetzt. In der Ermittlung der Nennempfindlichkeit ist es selbstverständlich, dass nach der sogenannten Dreizonen-Regel sattes Schwarz, helles Weiß und dazwischen ausreichend Grautöne sichtbar sind. Die Tests werden in der Regel im Modus Graukeil auf schwarzem Grund durchgeführt. Verwendet werden ein stufenloser und ein stufiger Graukeil. Letzterer soll die saubere Tonwerttrennung zeigen. Hier sehen wir ein vereinfachtes Beispiel: 7
8 Für die labormäßige Beurteilung des Schärfeverhaltens von Filmmaterialien wird in der Regel noch der Siemensstern ausbelichtet. Aber das interessiert uns jetzt weniger, da wir uns nicht über die Herstellung von Filmen, sondern über Filmeigenschaften und die Möglichkeiten der Veränderung unterhalten. Nun ist es so, dass bei einem auf eine Nennempfindlichkeit ausgemessener Film die oben gezeigten Grauskalen in allen Grauwerten wiedergegeben werden und sauber gegeneinander abgrenzt sind. Weitere Tests werden im Spektralbereich durchgeführt. Genau diese sind für uns interessant, wenn wir Filme in ihren Eigenschaften benutzen und nach Möglichkeit auch noch beeinflussen wollen. Farbe, Grau und der Rest Es ist eine Illusion, dass bei jedem Schwarzweiß- Filmmaterial jeder Farbwert tonwertrichtig in einen definierten Grauton umgesetzt wird. Welche Farbwerte im spektralen Bereich ein Filmmaterial sieht, hängt von der Art seiner Sensibilisierung ab. Vier Klassen stehen heute im Schwarzweiß-Bereich zur Verfügung. Dabei geht es um orthochromatische, orthopanchromatische, panchromatische und superpanchromatische Filme. Während orthochromatische Filme weitgehend rotblind sind, sehen orthopanchromatische einen eingeschränkten Rotbereich, panchromatische nehmen das Farbspektrum fast so wie das menschliche Auge auf und superpanchromatische Filme erfassen das gesamte 8
9 Spektrum des für den Menschen sichtbaren Lichtes. Soweit zur Aufzählung von Datenblatteigenschaften. Im Weiteren konzentrieren wir uns auf die modernen Filmtypen, also die panchromatischen und superpanchromatischen. Ein großes Missverständnis in der Fotografie führt seit langer Zeit zu erheblicher Irritation. Real sehen Filme, wie auch das menschliche Auge, alle Spektralbereiche, Nuancen werden jedoch nicht immer farbrichtig ausgewertet. Filmmaterialien interpretieren sozusagen alle Farbwerte nach eigenen Regeln. Um dies zu verstehen, schauen wir uns zunächst einen Farbkreis an, wie er in der Werbe- und Druckbranche nach CMYK eingesetzt wird. 9
10 Unterschiedliche Farblinien funktionieren in unterschiedlichen Sinnbelegungen. Psychologen haben sich sehr lange mit der Farbinterpretation befasst und ihre Erkenntnisse gelten heute als Grundlagen der Farbpsychologie. Somit ist es für uns interessant, wie die Umsetzung und Farbempfindung in der Schwarzweiß- Fotografie wirkt. Da unterschiedliche Schwarzweiß-Filme für Farben unterschiedliche Interpretationen aufweisen, gehen wir von drei Modellen zur Grauwertumsetzung aus. Hierfür wurde der obige Farbkreis in die den drei Methoden entsprechende Schwarzweiß- Darstellung umgewandelt. Sie soll zeigen, wie sich eindeutig definierte Farben in unterschiedlichen Grauwerten wiederfinden. Diese Umsetzung findet sich dann in der Bildaussage wieder. So gibt es Schwarzweiß-Filme, die deutlich heller und somit leichter und leuchtender ein Bild wiedergeben. Andere Filme bestechen durch ihre Schwere und Tiefe. Diese in Grauwerte umgewandelten Farbkreise zeigen nun deutlich, welche Spannbreite in der Farbinterpretation möglich ist. Bevor wir die jeweiligen Ergebnisse der Umsetzungsmodelle anschauen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass sich kein komplexes Regelwerk mit exakten Parametern, sondern eine Interpretation nach subjektiven Kriterien hinter den nachfolgenden Grafiken verbirgt. 10
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