KAUFKRAFT UND KONSUMVERHALTEN FRANKREICH
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- Gerrit Andreas Hoch
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1 KAUFKRAFT UND KONSUMVERHALTEN FRANKREICH
2 Frankreich (August 2015) Zurückhaltung in der Krise Paris (gtai) - Frankreichs Konsumenten geben wieder etwas mehr aus. Sie bleiben allerdings vorsichtig. Im Jahr 2014 erhöhte sich der gesamte Konsum gegenüber dem Vorjahr um 0,6%, während das Bruttoinlandsprodukt um lediglich 0,2% zunahm. Nach einem realen Kaufkraftverlust 2012 hat das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in den letzten beiden Jahren wieder Zuwächse verzeichnet. Der Anstieg war 2014 mit 1,1% sogar etwas größer als jener der Konsumausgaben - es wird mehr gespart. Kaufkraft Das durchschnittliche Realeinkommen liegt in Frankreich etwas über dem Mittelwert für die 28 Länder der EU. Gemessen in Kaufkraftstandards (KKS) lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf 2013 bei Euro, was 107% des EU-Durchschnitts entsprach. Frankreich lag damit vor Italien (25.200), Spanien (24.500) oder Polen (17.500), und etwa gleichauf mit dem Vereinigten Königreich (27.200), aber hinter Deutschland (32.000) oder den USA (39.800). Die Kaufkraft der privaten Haushalte hat sich 2014 um 1,1% erhöht und damit etwas stärker als das Bruttoinlandsprodukt (+0,2%). Bei moderaten Lohnsteigerungen und einer positiven Entwicklung des Saldos von Sozialleistungen und Sozialabgaben geht das französische Statistikinstitut Insee für 2015 von einem weiteren Anstieg von 1,4% aus. Die Kaufkraft steigt damit schneller als der Konsum. Die Konsumenten sparen mehr. Die Sparquote erhöhte sich von 14,7% im Jahr 2013 auf 15,1%. In Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit und noch geringem Vertrauen in den Aufschwung bleiben die Konsumenten bislang vorsichtig. Einkommensentwicklung der Haushalte (in Mrd. Euro) 1) Verfügbares Einkommen (brutto) 2) Veränderung 3) Verfügbares Einkommen (netto) 4) Veränderung 3) Verfügbares Einkommen pro Kopf ,3 0,5 938,1-0, ,6 0,7 938,5 0, ,3 1,1 952,9 1,5 k.a. 1) laufende Preise; 2) ermittelt aus Bruttoeinkommen abzüglich Steuern und Sozialabgaben zuzüglich Sozialleistungen und sonstige Transfers; 3) gegenüber Vorjahr; 4) ermittelt aus dem verfügbaren Einkommen (brutto) abzüglich feststehender Ausgaben wie Miete, Strom, Gas, Wasser, Gebühren für Telekommunikation und Fernsehen, Versicherungen und Zinszahlungen Quelle: Insee Die Einkommensungleichheit ist in Frankreich geringfügig stärker ausgeprägt als in Deutschland. Mit 30,1 lag der Gini-Koeffizient (völlige Gleichverteilung = 0, völlige Ungleichheit = 100) im Jahr 2013 aber etwas besser als im Durchschnitt der EU (30,5; Deutschland 29,7). Dabei zeigt die Einteilung der Bevölkerung in Quintile (vom ärmsten bis zum wohlhabendsten Fünftel) sowohl gegenüber dem EU-Mittel als auch gegenüber Deutschland einen etwas größeren Anteil sowohl der untersten als auch der obersten 20%. Dementsprechend haben die mittleren drei Quintile jeweils ei- Germany Trade & Invest 1
3 Frankreich (August 2015) nen leicht niedrigeren Anteil am gesamten Einkommen als in Deutschland. Insgesamt ist die Verteilung jedoch sehr ähnlich. Regional bestehen stärkere Einkommensunterschiede zwischen dem Großraum Paris und den übrigen Regionen, auch als Province bezeichnet. In der Metropole Paris werden die mit Abstand höchsten Gehälter gezahlt, ebenso liegen die Mieten oder Preise für Güter und Dienstleistungen weit über dem Landesdurchschnitt. Auf den nächsten Rängen folgen die Städte Lyon und Marseille. Die Gehaltsunterschiede zwischen den übrigen Landesteilen sind hingegen weniger ausgeprägt. Im Jahr 2012 lag das durchschnittliche Bruttoeinkommen im Privatsektor in der Ile-de-France mit Euro pro Kopf um gut ein Fünftel über dem Durchschnittswert von Euro. Dahinter folgten die Regionen Rhône-Alpes (34.473), Alsace (33.613) und Provence-Alpes-Côte d Azur (33.173), am anderen Ende des Spektrums rangieren Limousin (29.274) oder Basse-Normandie (29.986). Konsumverhalten Die privaten Haushalte in Frankreich haben ihre Konsumausgaben 2014 um real 0,6% gegenüber dem Vorjahr erhöht (2013: 0,3%). Bei erheblich gesunkenen Ausgaben für Energie (-5,7%) konnten sie Umschichtungen zu industriellen Gütern und Lebensmitteln vornehmen. Der Aufwärtstrend hat sich in den ersten Monaten 2015 fortgesetzt, für das Gesamtjahr geht Insee von einer Steigerung von 1,3% aus, die EU-Kommission sogar von 1,6%. Entwicklung der Konsumausgaben in Frankreich 1) Privater Konsum (in Mrd. Euro) Bevölkerung (in Mio. Personen) Privater Konsum pro Kopf (in Euro) Veränderung (in %) 2) ,6 65, , ,7 65, , ,0 65,8 3) ,1 1) laufende Preise; 2) gegenüber Vorjahr; 3) ohne Mayotte Quelle: Insee; Berechnungen von Germany Trade & Invest Die privaten Konsumausgaben pro Kopf verändern sich derzeit wenig und erreichen nominale Wachstumsraten, die etwa der Inflationsrate entsprechen. Nach Ausgabengruppen betrachtet ist die Situation differenzierter. Mit einem Anteil von zusammen 15,6% der Konsumausgaben (2014) haben Nahrungsmittel und Getränke in Frankreich einen höheren Stellenwert als in Deutschland. Hinzu kommen die Ausgaben in Gaststätten, die nicht zuletzt aufgrund der Restaurantgutscheine, die französische Arbeitnehmer von ihren Arbeitgebern erhalten, rege frequentiert werden. Zusammen mit der Gastronomie liegt der Anteil der Nahrungsmittel und Getränke an den Konsumausgaben bei 20,8%. Etwa ein Viertel (25,9%) entfällt auf das Wohnen. Bei der Anschaffung dauerhafter Konsumgüter gibt es eindeutige Gewinner und Verlierer. Die Nachfrage nach Autos ist 2014 erstmals seit mehreren Jahren wieder leicht angestiegen. Bei der Anschaffung von Möbeln zeigen sich die Kunden weiter zurückhaltend, kauften aber wieder mehr elektrische Haushaltsgeräte. Im Bereich elektronischer Geräte ist die Nachfrage bei Fernsehern stark zurückgegangen, nachdem die meisten Haushalte mit Flachbildgeräten ausgestattet sind. 2 Kaufkraft, Konsumverhalten
4 Rückläufig ist auch der Absatz von Computern und Peripheriegeräten, während er bei Mobiltelefonen, vor allem Smartphones, rasch steigt. Struktur der Konsumausgaben der privaten Haushalte 2014 in Mrd. Euro Anteil (in %) Veränderung (in %) 1) Nahrungsmittel und Getränke 2) 236,53 20,8 0,2 Wohnraum 240,79 21,1 2,2 Energie und Wasser 54,49 4,8-7,4 Möbel, Haushaltsgeräte 24,62 2,2-0,5 Kleidung und Schuhe 43,64 3,8 2,3 Kosmetika 15,98 1,4-0,1 Medizinische Versorgung 46,68 4,1 1,0 Verkehr 158,75 13,9 0,3 Telekommunikation 29,66 2,6-1,1 EDV/IT 8,14 0,7-3,1 Bildung 12,50 1,1 3,2 Kultur/Freizeit 49,63 4,4 0,6 Sonstige Konsumausgaben 217,57 19,1 1,4 Insgesamt 1.138,98 100,0 0,6 1) gegenüber Vorjahr; 2) einschließlich Gastronomie Quelle: Insee, Berechnungen von Germany Trade & Invest Die Bevölkerungszahl Frankreichs nimmt im Gegensatz zu jener Deutschlands zu. Dies geht sowohl auf Zuwanderung als auch, und dies in stärkerem Maße, auf eine höhere Geburtenrate zurück. In den zehn Jahren bis 2015 hat sich die Bevölkerungszahl Frankreichs um 5,7% vergrößert, während sie in Deutschland um 1,6% zurückgegangen ist. Zum Stichtag hatte Frankreich 66,32 Mio. Einwohner. Die Zunahme des Anteils der Bevölkerung ab 65 Jahre war in Frankreich im Zeitraum 2003 bis 2013 mit 1,7% etwas geringer als im EU-Durchschnitt (2,0%). Am waren 18,4% der Bevölkerung mindestens 65 Jahre alt. Der Anteil junger Menschen bis 20 Jahre blieb in den letzten Jahren weitgehend konstant und lag Anfang 2015 bei 24,7%. Als große Tendenzen im Käuferverhalten in Frankreich haben Marktforscher in den letzten Jahren die Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit, den Trend zum geteilten Konsum und die Integration verschiedener Verkaufskanäle ausgemacht. Ersterer zeigt sich etwa in der raschen Ausbreitung von Bioprodukten und der Entstehung lokaler Vertriebssysteme. Dabei kommt bei gemeinsamen Bestellungen mehrerer Konsumenten auch der zweite Trend zum Tragen, der sich exemplarisch an den sehr erfolgreichen Fahrrad- und Automietnetzwerken Velib und Autolib in Paris ablesen lässt. Die mittlerweile alle Generationen erfassende und sehr weitgehende Ausstattung mit internetfähigen Computern und mobilen Endgeräten führt zur stetig zunehmenden Verzahnung von Information, Marketing und Verkauf auf den verschiedenen Ebenen. Umfragen zufolge wird die weitere Verstärkung der Komplementarität zwischen Internet, Anwendungen für das Mobiltelefon und physischer Einzelhandelsinfrastruktur von den Konsumenten gewünscht. Germany Trade & Invest 3
5 Frankreich (August 2015) Den französischen Einzelhandel dominieren die großen Supermarktketten mit einem Umsatzanteil von rund 37%. An der Spitze stehen Carrefour, Leclerc, Les Mosquetaires (Intermarché), Auchan, Casino und Système U. Der Facheinzelhandel kommt auf einen Anteil von rund 43%. Die Gruppe der Spezialgeschäfte für Lebensmittel, die auch Handwerksbetriebe einschließt (Bäckereien, Patisserien, Metzgereien), erreicht einen Anteil von etwa 8,7%. Der Hypermarché für Lebensmittel, Haushaltsgeräte, Bekleidung und andere Konsumgüter mit einer Verkaufsfläche von über qm ist eine in Frankreich sehr verbreitete Vertriebsform. Im Jahr 2013 zählte Frankreich rund Hypermärkte. Etwas ins Stocken geraten ist nach einigen Jahren starken Wachstums die Entwicklung des Hard Discount. Der Marktanteil der circa Geschäfte ging von 2009 bis 2013 um 14% zurück und sank 2014 nochmals um 0,5 auf nur noch 11,5%. Marktführer ist in diesem Bereich die deutsche Kette Lidl mit einem Marktanteil von 4,9% und rund Läden vor Aldi, Dia, Leader Price und Netto. Mit der Erweiterung des Sortiments und der aufwändigeren Gestaltung der Ladenlokale konnte Lidl den Abwärtstrend erfolgreich stoppen. Für französische Konsumenten ist der günstige Preis allein ein weniger ausschlaggebendes Kaufargument. Qualität, Auswahl und Marken spielen eine wichtige Rolle. Das Volumen der Kreditkäufe in Frankreich ist im Trend seit mehreren Jahren rückläufig, hat sich seit Mitte 2014 jedoch leicht erholt. Nach Angaben der Banque de France erreichte das Gesamtvolumen der Konsumentenkredite im März 2015 rund 146,5 Mrd. Euro, 1,1% mehr als ein Jahr zuvor. Laut der Association Francaise des Sociétés Financières (ASF) lag die Summe der von den Mitgliedsunternehmen neu vergebenen Konsumentenkredite 2014 mit 35,43 Mrd. Euro um 1,2% höher als im Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2008 hat sich das Volumen der Neukredite allerdings um rund 22% verringert. Nach der letztverfügbaren Statistik des staatlichen Statistikinstitutes Insee hatten 2010 rund 47% der französischen Haushalte mindestens einen Kredit aufgenommen, 27,7% mindestens einen Konsumentenkredit. Die durchschnittliche Höhe der Verschuldung pro Haushalt betrug Euro. Konsumentenkredite werden vor allem von unteren Einkommensgruppen aufgenommen, während die oberen Einkommensgruppen in erster Linie Immobilien mit Darlehen finanzieren. Die Verschuldung ist im Durchschnitt auf dem Land höher als in den Großstädten, wo ein größerer Anteil der Einwohner zur Miete wohnt und weniger Haushalte ein eigenes Auto besitzen. Der übliche Zins für Kredite an Privathaushalte betrug nach Angaben der Banque de France im März 2015 circa 4,8%. 4 Kaufkraft, Konsumverhalten
6 Internetadressen: Ministère des Finances et des comptes publiques Internet: Institut National de la Statistique et des Études Économiques Internet: Marktforschungsinstitute: GfK Internet: Nielsen Internet: IDC France Internet: Internet: IFOP Internet: Xerfi Internet: Germany Trade & Invest 5
7 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführung: Dr. Benno Bunse, Erster Geschäftsführer Dr. Jürgen Friedrich, Geschäftsführer Autor: Marcus Knupp, Paris Redaktion/Ansprechpartner: Karl-Heinz Dahm, Tel.: +49 (0)228/ , Redaktionsschluss: August 2015 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
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