Mittel- und langfristige Finanzierung der Pflegevorsorge. Präsentation der Studie des WIFOs
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- Adrian Simon Holtzer
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1 Mittel- und langfristige Finanzierung der Pflegevorsorge Präsentation der Studie des WIFOs Bundesminister Dr. Erwin Buchinger Wien, 18. März 2008
2 1 Beschreibung der Studie Das WIFO wurde vom BMSK beauftragt, das Modul 1 der Studie Mittel- und langfristige Finanzierung der Pflegevorsorge in Österreich auszuarbeiten. Dieses Modul 1 umfasst: Erhebung des Status quo Finanzierungsaufwand und Aufteilung der Kosten nach Gebietskörperschaften Verteilungswirkung Mittel- und langfristige Finanzierung aufgrund derzeit geltender gesetzlicher Regelungen Pflegefinanzierung internationaler Vergleich Deutschland (Versicherungsfinanzierung) Dänemark (Steuerfinanzierung) Niederlande (Mischfinanzierung) Auf diesem Modul 1 soll das Modul 2, dessen Ausschreibung derzeit vorbereitet wird, aufbauen. Das Modul 2 soll untersuchen: Mittel- und langfristige Entwicklung der Kosten der Pflegevorsorge aufgrund der Regierungsvereinbarung Alternative Finanzierungsmodelle und deren volkswirtschaftliche Auswirkungen In diese Studie sollen auch die bereits vorliegenden Ergebnisse der UAG 2 und 3 eingearbeitet werden.
3 2 Erhebung Status Quo Zum Stichtag bezogen ( Frauen und Männer) Pflegegeld betrug die Anzahl ( Frauen und Männer), was einem Plus von 26 % entspricht. PflegegeldbezieherInnen Gesamt Frauen Männer 2006 bezogen rd. 59 % der über 80-Jährigen und 9 % der 61- bis 80-Jährigen Pflegegeld. Altersstuktur 70% 60% 50% 40% 30% über 80-Jährige 61- bis 80-Jährige 20% 10% 0% 2006 Im Jahr 2006 wurde für Langzeitpflege (Geldleistungen und Sachleistungen) rd. 3, 3 Mrd. Euro ausgegeben. Der Aufwand hiefür betrug 1994 rund 2,1 Mrd. Euro, dies bedeutet eine Steigerung um 54,4 %.
4 3 Ausgaben für Langzeitpflege (Geldleistungen und Sachleistungen) Steigerung (%) Ausgaben in Mrd 2,1 3,3 54,4 Von den Aufwendungen entfielen 2006 rd. 1,93 Mrd. Euro auf Geldleistungen, ein Plus von 21,3 % und 1,33 Mrd. Euro auf Sachleistungen, ein Plus von 154,3 %. Gemessen am BIP verringerten sich die Ausgaben der Geldleistungen von 1994 mit 0,97 % auf 2006 mit 0,76 %, unter anderem, da das Pflegegeld in diesem Zeitraum nur drei Mal (1994 2,5%, ,8 % und ,0 %) valorisiert wurde. Ausgaben der Geldleistungen, gemessen am BIP Ausgaben (%), gemessen am BIP 0,97 0,76
5 4 Verteilungswirkung des Pflegegeldes Die Untersuchung der Verteilungswirkung des Pflegegeldes zeigt, dass gemessen an der Mittelaufbringung kaum Umverteilung stattfindet. Das unterste Einkommensdrittel trägt Abgaben (Lohnsteuer, Sozialversicherungsbeiträge und indirekte Steuern) im Ausmaß von 36,7 %, das mittlere im Ausmaß von 37,8 % und das oberste im Ausmaß von 37,7 % des Bruttoeinkommens. Mittelaufbringung unterste Einkommensdrittel mittlere Einkommensdrittel oberste Einkommensdrittel Sehr wohl zeigt sich die Umverteilung bei der Ausgabenseite. Ohne Pflegegeld würden die PflegegeldbezieherInnen zu 82 % in die untere Nettopersoneneinkommenshälfte fallen. Mit Pfleggeldbezug verringert sich dieser Anteil auf 59 %. Das Pflegegeld erhöht das Einkommen der unteren Einkommenshälfte um rund 10%, des 3.Viertels um 7 % und des obersten Viertels um 3 %. Ähnliches zeigt sich bei der Haushaltsbetrachtung. Rund 60 % der Pflegegelder fließen in die Hälfte der Haushalte mit niedrigem Einkommen und rund 40 % in die obere Hälfte. Dies zeigt, dass das Pflegegeld ein gutes Instrument zur Verringerung des Armutsrisikos darstellt.
6 5 Mittel- und langfristige Finanzierung aufgrund derzeit geltender gesetzlicher Regelungen Hier wurden 3 Szenarien berechnet: lower bound Szenario upper bound Szenario Mittelszenario (Annahmen zwischen lower und upper bound Szenario) Folgende Annahmen wurden den Szenarien zu Grunde gelegt: Demografische Prognose der Statistik Austria vom November 2007 Rein demografisch würde die Anzahl der PflegegeldbezieherInnen im Untersuchungszeitraum um 66,5 %, somit jährlich um rd. 2,5 % ansteigen. Kompression der Morbidität (longer health): Die Wahrscheinlichkeit, Pflegegeld zu benötigen, sinkt bei dem lower bound Szenario ab 2015 um ein Jahr und ab 2030 um ein weiteres Jahr. Beim upper bound und Mittelszenario sinkt die Wahrscheinlichkeit erst ab 2025 um ein Jahr. Erhöhte Nachfrage nach formeller Pflege aufgrund der verstärkten Erwerbstätigkeit der Frauen. Beim lower bound Szenario nimmt die informelle Pflege ( %) jährlich um 0,5 %, beim upper bound Szenario um 1,0 % und beim Mittelszenario um 0,75 % ab. Reale (inflationsbereinigte) Kostensteigerung der Sachleistungen: Beim lower bound Szenario wird mit jährlichen realen Kostensteigerungen von 1 %, beim upper bound Szenario von 2 % und beim Mittelszenario von 1,5 % ausgegangen. Zusätzlich dazu wurden bei der zu erwartenden Anzahl der PflegegeldbezieherInnen nicht demografisch erklärbare Effekte diese beliefen sich zwischen 1996 und 2006 auf rd. 10 % im Ausmaß von +1% zwischen 2006 und 2015 sowie + 0,5 % zwischen 2015 bis 2020 berücksichtigt. In der Studie wird als Beispiel für einen derartigen Effekt auf die bessere Information der potentiellen PflegegeldbezieherInnen (take-up-rate) verwiesen.
7 6 Da die Aufwendungen des Bundes der letzten 3 Jahre höhere Abweichungen (nämlich inklusive der demografischen Entwicklung ein Plus von 4 5 % pro Jahr, eine Trendumkehr ist bisher nicht zu beobachten) ergaben, wurde Kontakt zum WIFO aufgenommen. Dazu wurde von Seiten des WIFO erklärt, dass es aus ihrer Sicht unseriös wäre, die höheren Abweichungen der letzten 3 Jahre auf den gesamten Zeitraum der Studie (24 Jahre) umzulegen. Zwischen den in den letzten drei Jahren eingetretenen Aufwandssteigerungen und den der Studie zugrunde liegenden Annahmen besteht somit derzeit eine Differenz von ca. 1 % pro Jahr. Die Zahl der PflegegeldbezieherInnen wird sich laut Studie wie folgt entwickeln: (Mittelszenario) Jahr Bezieher lower bound Veränderung % Bezieher upper bound Veränderung % , ,5
8 7 Die Entwicklung der Kosten wird wie folgt dargestellt: Im lower-bound Szenario wird der Anstieg der Geldleistungen zwischen 2006 mit 1.922,9 Mill. und 2030 mit 2.617,6 Mill. rund 36% betragen, während die Kosten der Sachleistungen von 1.332,3 Mill. auf 2.786,3 Mill. um ca. 109% steigen. Gemessen an den Gesamtkosten von 2006 mit 3.255,2 Mill. und 2030 mit 5.403,9 Mill. weist dieses Szenario eine Steigerung von 66% auf. Während 2006 rund 1,13% des realen BIP für die Pflegevorsorge aufgewendet werden, steigt dieser Anteil bis 2030 auf 1,25%. Stärkere Verschiebung des Eintrittes der Pflegebedürftigkeit gemessen an Lebensjahren. lower-bound Szenario: Steigerung (%) Geldleistungen Sachleistungen Gesamtkosten Anteil am BIP in % 1.922, , , , , ,9 66 1,13 1,25 10,6 Das upper-bound Szenario weist eine Gesamtsteigerung der Pflegekosten zwischen 2006 mit 3.255,2 Mill. und 2030 mit 9.978,8 Mill. von rund 200% aus. Während die Geldausgaben um rund 58% ( ,9 Mill. und ,9 Mill. ) steigen, erhöhen sich die Ausgaben für die Sachleistungen um rund 421% ( ,3 Mill. und ,9 Mill. ). Gemessen am Anteil
9 8 des realen BIP wird ein Anstieg von 1,13% (2006) auf 2,31% (2030) prognostiziert. Weniger starke Verschiebung des Eintrittes der Pflegebedürftigkeit gemessen an Lebensjahren. upper-bound Szenario: Steigerung (%) Geldleistungen Sachleistungen Gesamtkosten Anteil am BIP in % 1.922, , , , , , ,13 2, Das Mittelszenario zeigt eine Gesamtausgabensteigerung von rund 160% ( ,2 Mill. und ,1 Mill. ). Auch hier überwiegt der Effekt der Sachkostensteigerung mit rund 300% zwischen 2006 mit 1.332,3 Mill. und 2030 mit 5.410,3 Mill. (Geldleistungen ,9 Mill. und ,9 Mill., entspricht einem Plus von 58%). Der Anteil der Pflegekosten am realen BIP wird in diesem Szenario zwischen 2006 und 2030 von 1,13% auf 1,96% steigen. Weniger starke Verschiebung des Eintrittes der Pflegebedürftigkeit gemessen an Lebensjahren.
10 9 Mittelszenario: Steigerung (%) Geldleistungen Sachleistungen Gesamtkosten Anteil am BIP in % 1.922, , , , , , ,13 1,96 73
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