Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz
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- Kristian Adler
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1 Landwirtschaftskammer NRW Landbau und Pflanzenschutzdienst Münster, Redaktion: Günter Klingenhagen Seitenzahl: 5 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz In dieser Woche trocken bei Temperaturen um C Mais Mit den Niederschlägen der vergangenen Woche sind Mais und Unkräuter gut gewachsen. Bei mittleren Temperaturen sind auch die Einsatzbedingungen für Herbizidbehandlungen sehr günstig. Bei größeren Unkrautstadien sind etwa 2/3 der vollen Aufwandmengen erforderlich. Ob die Behandlung ausreicht um Neuauflauf zu verhindern hängt stark vom Unkrautdruck auf der Fläche ab. Bei hohem Samenpotential ist oft eine zweite Behandlung erforderlich. Dort wo im Vor oder im Frühen Nachauflauf Bodenherbizidkomtinationen vorgelegt wurden besteht zumeist noch kein Handlungsbedarf. Hier sollte der Mais aber in jedem Fall nochmals kontrolliert werden. In der Vergangenheit war es oft falsch auf die zweite Maßnahme zu verzichten. Weizen Der Krankheitsdruck ist vergleichsweise gering. Dort wo Mehltau und Gelbrost unter Kontrolle sind und die letzte Behandlung nicht vor dem 10. Mai gefahren wurde, kommt man sicher bis zu Abschlussbehandlung. Liegt die Behandlung weiter zurück, sollten die Schläge regelmäßig auf Gelb und besonders in den wärmeren Lagen des Rheinlandes auch auf Braunrost kontrolliert und bei Befall zügig behandelt werden. Auf Einzelflächen ist in der letzten Woche Gelbrost zum Vorschein gekommen. Teils war massiver Befall in Nestern bei gleichzeitig flächiger Ausbreitung im Bestand zu beobachten. Diese Flächen waren bislang nicht oder sehr frühzeitig mit Fungiziden behandelt worden. Maßnahmen die vor ca. 10 Tagen, in den beginnenden Befallsausbruch appliziert wurden konnten die Krankheit gut stoppen. Es gibt aber auch Fälle, wo ca. 90 % der Sporenlager abgetötet sich, sich aber bei 10 % dieser Sporenlager noch nicht abschätzen lässt ob die Sporenansammlungen absterben oder wieder aufblühen. Hier muss kontrolliert und bei Befallszunahme zügig behandelt werden. In frühen Beständen kann dies schon die Abschlussbehandlung sein. Ist mit dem Ährenschieben erst gegen Anfang Juni zu rechnen sollte eine Zwischenbehandlung mit einen schnell wirkenden Produkt wie z.b. Ceralo (0,8 l/ha) durchgeführt werden. Abschlussbehandlungen im Weizen werden vorzugsweise als Ährenbehandlung durchgeführt. Besonders bei Weizen nach Mais in Mulchsaat sollte die Maßnahme Fusarium wirksam gefahren werden. Opimal sind dann Behandlungen kurz vor oder nach starken Niederschlägen bei Temperaturen > 18 C. Fusariuminfektionen sind mit Beginn des Ährenschiebens bis zum Ende der Blüte möglich. Geeignete Kombinationen mit gleichzeitig guter Wirkung gegen Gelb und Braunrost sind: 1,25 l/ha Osiris + 0,5 l/ha Prosaro 1,25 l/ha Osiris + 0,75 l/ha Skyway Xpro 1,0 l/ha Osiris + 0,65 l/ha Elatus Era 0,65 l + 0,2 l/ha Sympara. Roggen Die Witterung der vergangenen Tage war günstig für Braunrost. Dort wo die letzte Behandlung mehr als zwei Wochen zurückliegt sollte nun die Abschlussbehandlung gefahren werden. Die längste Dauerwirkung bringen Carboxamide, so dass z.b. Elatus Era, Seguris + Alto, Skyway Xpro mit jeweils voller Aufwandmenge oder 2,5 l/ha Ceriax bzw. 1,25 l/ha Adexar + 1,25 l/ha Diamant zu favorisieren sind. Ist der Roggen noch durch einen späteren Fungizideinsatz geschützt, kann die Behandlung bis
2 zur Blüte hinausgezögert werden. Behandlungen in der Blüte bieten die Chance, einen möglichen Befall mit Mutterkorn zu reduzieren. Triticale In Triticale sind im Blattbereich Mehltau und Gelbrost die dominanten Krankheiten. Hier gilt das beim Weizen Geschriebene. Auch bei der Abschlussbehandlung kann ähnlich wie im Weizen verfahren werden. Neben den beim Weizen genannten Kombinationen sind auch Osiris mit 2,5 l/ha bzw. 1,25 l/ha Osiris + 0,7 l/ha Input Xpro geeignet. Blattläuse im Getreide Bislang ist der Besatz noch sehr gering. Zur Abschlussbehandlung sollten die Bestände nochmals kontrolliert werden. Kommt es zu einem stärkeren Befallsaufbau, kann dieser Befall durch Einsatz von 250 g/ha Pirimor bekämpft werden. Pirimor wirkt über eine Dampfphase und erfasst auch Läuse auf unteren Blättern. Marienkäfer werden geschont. Zuckerrüben: Rübenflächen mit Tipula Befall Nach den letzten Niederschlägen und dem Temperaturanstieg ist die Auflaufphase der Zuckerrüben weitgehend abgeschlossen. Trotzdem sind Pflanzenausfälle auf einige Schläge zu finden. Auf diesen Flächen ist massiver Befall mit Tipula, der Larve der Sumpfschnake bzw. Kohlschnake, zu beobachten. Einzelne Flächen wurden schon umgebrochen. Die grauen, 2 cm großen, tonnenförmigen, beinlosen Larven fressen zunächst am Hypokotyl des Keimlings, so dass die Bestände sehr luckig auflaufen. In der Nacht kommen die Larven an die Bodenoberfläche und fressen, an feuchten Feldstellen, die Keim und Laubblättern der Zuckerrüben (mit Schnecken verwechselt). Besonders gefährdet sind Mulchsaatflächen und spät gepflügte Parzellen, auf denen im Herbst die Eiablage der Schnaken erfolgen konnte. Befallsfördernd wirken humose Böden, Grünlandumbruch, Ackergras als Vorfrucht, Zwischenfrüchte, Mulchsaaten, große Mengen organischer Dünger sowie feuchter Boden. Larven der Sumpfschnake (Fotos: Dr. Dissemond) Flächen kontrollieren: Lückige Bestände oder Flächen mit angefressene Blättern am späten Nachmittag auf Tipula Larven kontrollieren. Auch das vermehrte Auftreten von Amseln oder Krähen auf der Rübenfläche kann auf einen Tipula Befall hinweisen, da diese Vögel die Larven bevorzugt fressen und den Boden danach durchwühlen. Sobald erste Schäden beobachtet werden, einen Erdschnaken Spezialköder streuen. Erfolgversprechende Bekämpfungsansätze gibt es bisher nicht. Wirksame Insektizide sind zurzeit nicht zugelassen. Allerdings ist eine chemische Bekämpfung der Larven im Boden selbst bei hohen Wasseraufwandmengen kaum möglich.
3 Kartoffel: Spritzstart nicht verpassen Der Krautfäuleinfektionsdruck war aufgrund der trockenen Bedingungen und der warmen Temperaturen bislang niedrig, sodass ein Spritzstart in schon aufgelaufener Lagerware noch nicht notwendig war. In den Hauptkartoffelanbauregionen Kleve/Geldern und Heinsberg/Viersen liegt der Spritzstart für Lagerware (Auflauf Mai) in normalen Krautfäulejahren etwa bei Anfang Juni, in den Regionen Warendorf/Gütersloh etwa 10 bis 14 Tage später. Durch Niederschläge und eine schwülwarme Witterung kann der Infektionsdruck regional aber schnell ansteigen, so dass dann ein früherer Spritzstart notwendig wird. Deswegen Warndienste und Wetterprognosen beachten! Bislang wurde, bis auf einen Schlag mit Folienfrühkartoffeln im Kreis Kleve/Geldern, noch keine Krautfäule gefunden. Allerdings laufen gerade in hohem Ausmaß Ausfallkartoffeln in zahlreichen Ackerbau und Gemüsekulturen auf. An diesen unkontrollierbaren Infektionsquellen kann sich der Krautfäuleerreger schnell und ungehindert vermehren. Hinzu kommt das vorhergesagte Waschküchenwetter. Auf Flächen mit tagelanger Staunässe muss zur Vermeidung von frühem Stängelbefall, sobald diese wieder befahrbar sind, eine sofortige Spritzung erfolgen, auch wenn die Pflanzen erst eine Größe von nur 10 cm erreicht haben. Bei trocken heißer Witterung und niedrigem Infektionsdruck muss der Spritzstart aber spätestens bei Reihenschluss erfolgen, damit auch die unteren Blattetagen einen ausreichenden Fungizidschutz erhalten. Wann ist Reihenschluss? = Wenn sich die Pflanzen innerhalb einer Reihe berühren. Wann ist Bestandesschluss? = Wenn sich die Pflanzen zwischen den Reihen berühren. Reihenschluss Bestandesschluss (Fotos: Benker) Ackerbohnen: Läuse, Krankheiten Leguminosen können von einigen Blattkrankheiten befallen werden. Die am häufigsten auftretenden Krankheiten an Ackerbohnen sind falscher Mehltau, der mit den zur Verfügung stehenden Fungiziden nicht bekämpft werden kann, Schokoladenflecken und Rost. Infektionen mit den beiden zuletzt genannten Pilzen können sich schon ab Beginn der Blüte in Form von braunen, scharf abgegrenzten Blattflecken oder braunen Rostpusteln zeigen. Eine starke Befallsausweitung wird besonders bei Stress durch feucht warme Witterung und bei Rost zusätzlich durch eine intensive Sonneneinstrahlung begünstigt.
4 Gestresste Ackerbohnen weisen häufig Krankheiten auf. Im Bild falscher Mehltau und Schokoladenflecken (Foto: Winkelheide) Beide Krankheiten können mit der Fungizidkombination von 0,5 l/ha Ortiva und 0,5 l/ha Folicur gut reguliert werden. Ist der Krankheitsbefall zu Beginn der Ackerbohnenblüte noch sehr gering, so sollte die Behandlung wegen der langen Abreifezeit der Bohnen nach hinten geschoben werden. Anwendungen ab Mitte bis Ende der Blüte erzielen die besten Ergebnisse. Werden bei Schlagkontrollen durchgängig an den Ackerbohnen Läuse gefunden, so sollte eine Insektizidmaßnahme mit 300 g/ha Pirimor erfolgen. Dieses Präparat ist aus Resistenzmanagementgründen das Mittel der Wahl. Es hat wegen der Dampfphase eine bessere Tiefenwirkung als die pyrethroidhaltigen Insektizide, deren Wirkung auf Kontakt beziehungsweise Frasswirkung beruht. Da Schädlinge und Krankheiten in der Regel nicht gleichzeitig auftreten, sollten sie auch getrennt voneinander reguliert werden. Werden pyrethroidhaltige Insektizide mit azolhaltigen Fungiziden wie zum Beispiel Folicur gemischt, so ändert sich die Bienengefährdungsklasse von B4 (bienenungefährlich) auf B2 (Anwendung nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr). Foto: Marienkäfer zeigen Läusebefall an (Foto: Winkelheide)
5 Bienenschutz: bei Tankmischungen mit mehreren Insektiziden beachten Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) weist darauf hin, dass Tankmischungen mehrerer Pflanzenschutzmittel aus der Gruppe der Insektizide zum Schutz von Bienen nicht auf blühende oder von Bienen beflogene Pflanzen ausgebracht werden sollten, auch wenn die Mischungspartner als bienenungefährlich eingestuft sind. Es ist üblich und auch zulässig, mehrere Pflanzenschutzmittel als Tankmischung auszubringen. In der Regel werden dabei Bienen nicht gefährdet, wenn alle Vorschriften eingehalten werden, die für die beteiligten Mischungspartner gelten. Speziell bei der Mischung mehrerer Insektizide sind Vergiftungen von Bienen aber nicht auszuschließen, auch wenn die Mischungspartner als bienenungefährlich eingestuft sind. Die Einstufung als bienenungefährlich basiert auf einer Prüfung bis zu der höchsten durch die Zulassung festgelegten Aufwandmenge des einzelnen Mittels. Die Mischung mehrerer Mittel ist toxikologisch einer Erhöhung der Aufwandmenge gleichzusetzen, da Dosisaddition oder synergistische Prozesse nicht ausgeschlossen werden können. Eine Mischung mehrerer Insektizide sollte deshalb wie ein bienengefährliches Pflanzenschutzmittel betrachtet werden, also nicht auf blühende oder von Bienen beflogene Pflanzen ausgebracht werden.
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