Bücher. am Sonntag. Robert Walser Seinewinzigen Mikrogramme unterder Lupe 12. Zukunft Wassollaus unsmenschen werden? 16

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1 NZZamSonntag Nr.2 26.Februar 2017 Robert Walser Seinewinzigen Mikrogramme unterder Lupe 12 Zwei Wanderer AdolfMuschg geht Goethe entgegen 7 Zukunft Wassollaus unsmenschen werden? 16 Vergangenheit Verdrängte Erinnerungen andiens-zeit 22 Bücher am Sonntag

2 Die Demokratie auf dem Prüfstand NZZ-LIBRO.CH NEU Kaspar Villiger entwirrt die Durcheinanderwelt Die demokratische Welt gerät aus den Fugen: Autoritäre Regimes werden bejubelt, die EU droht zu scheitern. Alt Bundesrat Kaspar Villiger diagnostiziert die Überlagerung von vier Krisen und skizziert Lösungsansätze, um die Demokratie ineuropa wieder zu stärken. Kaspar Villiger DieDurcheinanderwelt Irrwege undlösungsansätze 160S., Fr.29. * / 29. ISBN NEU Hans Rentsch durchleuchtet die Wirtschaftspolitik Wie viel Wettbewerb kommt im Interessengeflecht der schweizerischen Politik zustande? Rentsch kritisiert u.a. die Überhöhung der direkten Volksrechte mit ihren kollektiven Beschlüssen zu Bereichen, die nach ökonomischer Logik in die Markt- bzw. Privatsphäre gehören. HansRentsch, WievielMarktverträgt dieschweiz? Ökonomische Streifzüge durchs Demokratieparadies 256S., 4Tab.u.Graf., Fr. 44. */ 44. ISBN NZZLibro, Buchverlag Neue ZürcherZeitung Postfach, CH-8021 Zürich. Telefon ,Fax ,nzz.libro@nzz.ch. *UnverbindlichePreisempfehlung. Erhältlichauchinjeder Buchhandlung

3 NZZ am Sonntag Nr Februar 2017 Inhalt Umwerfend, soeinbuch RobertWalser Seinewinzigen Mikrogramme ZweiWanderer AdolfMuschg geht Goethe Zukunft Wassollaus unsmenschen Vergangenheit Verdrängte Erinnerungen unterderlupe entgegen werden? andiens-zeit Bücher am Sonntag RobertWalser (Seite12). Illustration von AndréCarrilho Nicht jedes Buch ist eine Wucht. Aber es gibt Bücher, die hauen einen wirklich um. Kürzlich ist uns ein solches Exemplar ins Haus gekommen. Eines Freitags stand es da, einen halben Meter hoch und fünf Kilo schwer, unmöglich ins Postfach zu kriegen. Neugierig wurde das Paket von allen Seitenbeäugt, und einmal ausgepackt, zog es nur nochmehr Blicke an: Kaum jemand, der nicht begeistert gewesen wäre ob der zackigen Käferbeine und der feinen Fliegenflügel, die es enthielt. Natürlich nur als Bild! Die Insekten allesamt aus Surinam sind 1699 von Maria Sibylla Merian gemalt und die Zeichnungen jetzt in einer prächtigen Faksimile-Ausgabe gedruckt worden (S. 25). Behutsam wendet man Seite um Seite, und Blatt um Blatt staunt man mehr über die Akribie dieser Frau und die Existenz dieses Werks. Und wenn es, wieder zugeklappt, so neben einem steht, erinnert es dauernd daran, was für ein grosses Ereignis ein Buch doch sein kann. Für den Fall, dass Sie Billy-Regale besitzen und Bücher in Normgrösse bevorzugen, haben wir noch 35 andere Vorschläge. Manch Gewichtiges und Sperriges ist auch da dabei.auf S. 23 etwa finden Sie eine Doppelbiografie über Heidegger und Wittgenstein. Von Ulrich Beck können Sie sich auf S. 20 erklären lassen, weshalb wir die Welt nicht mehr verstehen. Oder vielleicht mögen Sie sich mit Yuval Noah Harari fragen, ob wir Menschen bald in Datenströmen versinken (S. 16). Solide Bücher, das ist sicher, werden niemalsuntergehen. Wir wünschen anregendelektüre. Claudia Mäder Belletristik 4 Hanya Yanagihara: Ein wenig Leben Von Sieglinde Geisel 6 AlexanderGoldstein: DenkanFamagusta VonJanikaGelinek 7 Adolf Muschg: Der weisse Freitag VonManfredKoch 8 Julian Barnes: Der Lärm der Zeit Von Christian Berzins 9 Laura Wohnlich: Sweet Rotation Von Sandra Leis Postwar:Kunst zwischen Pazifik und Atlantik VonGerhardMack 10 Neil Smith: Das Lebennach Boo Von Simone von Büren 11 David Foster Wallace: Der grosse rote Sohn Von Martin Zingg Kurzkritiken Belletristik 11 Gushi shijiu shou: Neunzehn Gedichte aus alter Zeit VonManfredPapst Svenja Herrmann: Die Ankunft der Bäume Von Gundula Ludwig Aleš Šteger:Logbuch der Gegenwart Von Claudia Mäder Viktorija Tokarjewa:Auch Miststücke können einem leidtun VonManfredPapst Interview 12 «WalsersWortschatz toppt sogar Goethe» Manfred Papst spricht mit dem Germanisten Wolfram Groddeck über die Editionsarbeit an Robert Walsers Texten Kolumne 15 Charles Lewinsky Das Zitat von Karl Heinrich Waggerl Kurzkritiken Sachbuch 15 Matthias Debureaux: Die Kunst, andere mit seinen Reiseberichten zu langweilen Von Simone Karpf Jürgen Osterhammel: Die Flughöhe der Adler Von Kathrin Meier-Rust Martin Luther:Die 95 Thesen Von Kathrin Meier-Rust Stephen J. Dubner,StevenD. Levitt:Wann Sie eine Bank überfallen sollten Von Claudia Mäder Sachbuch 16 YuvalNoahHarari: Homo Deus Joachim Radkau: Geschichte der Zukunft Von Claudia Mäder 18 Ben Ehrenreich: Der Weg zur Quelle Von Claudia Kühner 19 Mani Matter:Was kann einer allein gegen Zen Buddhisten Von Kathrin Meier-Rust Beatrix Langner:Die 7 grössten Irrtümer über Frauen, die denken Von Ina Boesch 20 Ulrich Beck: Die Metamorphose der Welt Oliver Nachtwey:Die Abstiegsgesellschaft Von Walter Hollstein 21 Klaus von Stosch: Herausforderung Islam Mehdi Bazargan: Und Jesus ist sein Prophet Von Katharina Bracher 22 Florian Huber:Hinter den Türen warten die Gespenster Alexandra Senfft:Der lange Schatten der Täter Von Klara Obermüller 23 Manfred Geier:Wittgenstein und Heidegger. Die letzten Philosophen Von Florian Bissig 24 Mohamed Amjahid: Unter Weissen. Was es heisst,privilegiertzusein VonHolger Heimann Martin Schmitt:Internet im Kalten Krieg Von Sarah Genner Nocheinmal neue Texte vomfrühverstorbenenmani Matter: Gedichte, Politisches, Dramatik undmehr(s.19). 25 Ottfried Höffe:Geschichte des politischen Denkens Von Katja Gentinetta Maria Sibylla Merian: Die Verwandlung der surinamischeninsekten Von Simone Karpf 26 Peter Berthold: Mein Leben für die Vögel P. H. Barthel, P. Dougalis:Was fliegt denn da? VonAndréBehr Das amerikanische Buch Robert D. Kaplan: Earning the Rockies. How Geography Shapes America s Role in the World VonAndreas Mink Agenda 27 Alexander Braun: Winsor McCays «Little Nemo» VonManfredPapst Bestseller Februar 2017 Belletristik und Sachbuch Agenda März 2017 Veranstaltungshinweise WALTERSTUDER /KEYSTONE Chefredaktion Felix E.Müller (fem.) Redaktion Claudia Mäder (cmd., Leitung), Simone Karpf (ska.), Kathrin Meier-Rust (kmr.), ManfredPapst (pap.) Ständige Mitarbeit Urs Bitterli, HildegardElisabeth Keller,ManfredKoch, GunhildKübler,Sandra Leis, Charles Lewinsky,Andreas Mink, Klara Obermüller,Angelika Overath, Urs Rauber, Martin Zingg Produktion Daniela Salm, Björn Vondras (Art Director), Urs Schilliger (Bildredaktion), Manuela Graf (Layout), Barbara Guth (Korrektorat) Verlag NZZ am Sonntag, «Bücher am Sonntag», Postfach, 8021 Zürich, Telefon , Fax , redaktion.sonntag@nzz.ch 26.Februar 2017 NZZ am Sonntag 3

4 Belletristik Roman Die US-Amerikanerin Hanya Yanagihara hat mit«ein wenig Leben» einen heftig diskutierten Grossroman vorgelegt,der zwischen Thriller und psychologischer Analyse oszilliert InderSackgasse des Hanya Yanagihara:Ein wenig Leben. Deutsch vonstephan Kleiner. Hanser Berlin, Berlin Seiten, Fr , E-Book VonSieglinde Geisel Es beginnt konventionell: Nacheinander werden uns vier junge Männer vorgestellt, New York, Künstlermilieu, sie sind auf der Suche nach ihrem Leben und ihren Gefühlen. Fast tausend Seiten lang werden wir ihnen nun beim Leben zuschauen, über dreissig Jahre hinweg. Es ist nicht recht auszumachen, zu welcher Zeitder Roman der 1975 geborenen US-amerikanischen Autorin Hanya Yanagihara spielt, denn New York tritt als Schauplatz kaum in Erscheinung weder gibt es den Anschlag von 9/11, noch spürenwir etwas vonder Alltagshektik. Vieles in diesem Roman ist märchenhaft. Schon die Berufskarrieren der vier Freunde sind zu schön, um wahr zu sein. Willem, ein Ranchersohn aus dem Midwest, will Schauspieler werden, zuerst muss er noch kellnern, doch ehe er sich versieht, ist er ein Filmstar. JB verdient seine Brötchen anfangs an der Rezeption eines Kunstmagazins, doch dann hat er, mir nichts, dir nichts, seine erste Ausstellung immoma. JB entstammt der haitianischen Community, Malcolm hat einen (reichen) schwarzen Vater und eine weisse Mutter damit ist auch für Multikulti gesorgt. Malcolm wächst an der Upper East Side als unglückliches Kind auf, doch dann wird er ein erfolgreicher Architekt. Bleibt der hinkende, von Schmerzattacken geplagte Jude. Niemand weiss etwas über ihn, denn er spricht nicht über seine Herkunft. Jude Lesung:Verlosung Am Dienstag, 14.März, ist die Autorin HanyaYanagiharaimLiteraturhaus Zürich zu Gast(Lesung und Gespräch, letzteres findet auf Englisch statt). Als Partnerin der Veranstaltung verlost die NZZ am Sonntag drei Tickets: Schicken Sie uns bis zum 3.Märzeine an Betreff «Lesung». Teilnahmeberechtigtsind volljährige Personen mit Wohnsitz in derschweiz.die Gewinnerwerden ausgelost,rechtsweg ausgeschlossen, keinebarablöse, keine Korrespondenz über dieverlosung. 4 NZZ am Sonntag 26.Februar 2017 macht eine steile Karriere als Wirtschaftsanwalt, auf seine Umgebung übt er eine geradezu magische Anziehungskraft aus, trotz seinem übermächtigen Drang, sich selbst zu verletzen. An Wundern ist dieser Roman so reich wie an Katastrophen. Engelsgleich scheint die Liebe und Freundschaft, die Jude erfährt etwa vonseinem ehemaligen Jura-Professor Harold, der den Dreissigjährigen adoptiert, und erst recht von Willem, der sich rührend um Jude kümmert, inklusive einer entsagungs- und hingebungsvollen Liebesgeschichte. In ihrer sexuellen Orientierungsind die vier Männer bemerkenswert flexibel, was dem Roman in den USA mancherorts das Label «The great gay novel» eingebracht hat. Aber das Schwulenthema ist nur ein Nebenschauplatz. Das Gravitationszentrum des Romans liegt in Judes Trauma. Darüber jedoch erfahren wir nur, was Jude selbst erzählt oder woran er sich in den Rückblenden erinnert. Denn genau das ist das Problem: Jude weigert sich, über seine Vergangenheit zusprechen. «damals, als er im Kloster gelebt hatte», heisst es ohne weitere Erklärung. Über ein Gespräch des 16-jährigen Jude mitder Sozialarbeiterin Ana erfahren wir am Ende nur,dass Ana jetzt weiss, «dass es eine Hölle gibt und diese Männer dorthin gehören». Nicht fürs Glück gemacht Geschickt streut Hanya Yanagihara ihre Köder. Erst nach und nach erfahren wir, dass Jude als Findelkind neben einer Mülltonne gefunden wurde, wie ihn die Mönche in dem Kloster, das ihn aufnahm, misshandelten und missbrauchten, dass der einzige Mensch, dem er vertraute, ihn aufs Übelste verriet usw. Bisweilen wähnt man sich in einem Thriller von Stephen King, nicht nur wegen des Spannungsaufbaus, sondern auch angesichts der grotesken Gewalt und der abgrundtiefen Bosheit. Die exzessiven Selbstverletzungen bekommen wir in Nahaufnahmen geliefert: «Er hatte eine neue Methode entwickelt, bei der er die Rasierklinge senkrecht auf seine Haut stellte und sie dann so weit hinunter drückte, wieerkonnte.» Es gibt in diesem Roman «Stellen», die nicht des Sexes wegen obszön sind (der spielt kaum eine Rolle), sondern wegen des geradezu zelebrierten Schmerzes wie es das ambivalente Umschlagbild schon andeutet. Auf irritierende Weise oszilliert der Text zwischen Thriller und psychologischem Roman. Jude erlebt die Abspaltungund Wiederkehr der Vergangenheit, die Trennung von Körper und Seele (sein Peiniger hatte ihm als Kind beigebracht, wie man seinen Körper verlässt), unablässig verfolgen ihn die Schuldgefühle des Erniedrigten. «Er war geboren, ausgesetzt und gefunden worden und dann benutzt worden, wie es seine Bestimmung war, benutzt zu werden», so sieht Jude sich selbst. Dieses Zitat

5 Schmerzes zusammen. Die guten auch.» Yanagihara erzählt aus verschiedenen Perspektiven, gewährt Einblick in Innenwelten, springt gar unerwartet in eine Ich-Erzählung: Der arme Harold, der an der Verschlossenheit seines erwachsenen Adoptivsohns verzweifelt, gibt in seinen Briefen Judes Schicksal eine neue Deutung. «Ich glaube, Glücklichsein ist nichts für mich», sagt Jude bereits auf den ersten Seiten, und dabei wird es auch bleiben. Hanya Yanagihara erzählt uns von Judes Selbstzerstörung, sie hilft dem Unglück sogar nach, indem sie Willem einen ausgesprochen kitschigen Tod sterben lässt. Jude bleibt in seinem inneren Gefängnis stecken, auf enervierende Weise drehtersich um sich selbst, verstrickt in sein Leid und den Schmerz, in den er sich flüchtet. Jude verweigert jede Therapie («Hör auf, mich reparieren zu wollen, Willem»). Als er schliesslich doch nachgibt, landet er, wie hätte es anders sein können, bei einem unfähigen Therapeuten. Eisern hält er an der mechanistischen Begrifflichkeit von Beschädigung und Reparatur fest. Der Gedanke, dass ein Trauma eine Verletzung ist (so die Bedeutung des griechischen Worts) und es die Möglichkeit einer Heilung gäbe, bleibt aus dem Roman verbannt. zeigt auch die stilistische Unbeholfenheit, die vonder erstaunlich uninspirierten Übersetzung noch verstärkt wird.die Autorin scheut vor Kitsch nicht zurück: Judes Arm etwa wurde «durch die Narben in eine leidgetränkte Landschaft verwandelt». «Ein wenig Leben» macht zwar Anleihen bei der Trivialliteratur, doch ebenso nutzt Yanagihara die Verfahren der modernen Literatur. Immer wieder geht sie in ihrer Erzählweise auf Distanz, sie zieht Schlüsse, oft in gewichtigen Sätzen: «Sie alle ( ) suchten Trost, suchten nach etwas, das nur ihnen gehörte, etwas, das ihnen half, die furchterregende Grösse, die Unmöglichkeit der Welt, die Unerbittlichkeit ihrer Minuten, ihrer Stunden, ihrer Tage auf Abstand zu halten.» Manchmal kommen die Einsichten auch aus den Köpfen der Figuren. Jude spielt «das alte Wenn-Spiel», als hätte sein Leben eine andere Wendung genommen, wenn dies und das nicht geschehen wäre. Jude erkennt: «Die schrecklichsten Wenns hängen mit anderen Menschen NewYork bildet denschauplatzdes Romans «Ein wenig Leben»von Hanya Yanagihara. H. &D.ZIELSKE /GALLERY STOCK VerweigerteRettung Auch bei Beckett oder Kafka gibt es für die Figuren keine Rettung, doch für den Leser ist die Ausweglosigkeit eines Josef K. oder die Vergeblichkeit des Wartens auf Godot keine Sackgasse. In der Vieldeutigkeit besteht die utopische Qualität von Literatur: Deshalb setzt sie eine Transformation in Gang, auch wenn sie vom Scheitern handelt. Genau dies jedoch verweigert uns Hanya Yanagihara. DerRoman konzentriert sich gegenende hin mehr und mehr auf Jude. Doch während der Roman sonst ständig mit dem Märchenhaften kokettiert, wird ausgerechnet dieser heimlichen Hauptfigur ein Wunder vorenthalten. Judes Selbstmord ist ein «realistisches» Ende, geschenkt. Doch die Konsequenz, mit der Trauma und Untergang bis in die hintersten Seelenwinkel ausgeleuchtet werden, hat etwas Gewolltes. Judes Scheitern öffnet keine Räume, es ist ein Monument der Sinnlosigkeit, von Leid aber auch von Liebe. Wenn das wirklich alles ist, dann war der enorme emotionale Aufwand, den man auch als Leser zu leisten hat, umsonst. 26.Februar 2017 NZZ amsonntag 5

6 Belletristik Roman Alexander Goldstein ( ) warein so phantasievoller Erzähler,dass man sich gerne in seiner wild wuchernden Prosa verliert DerLöwenbändiger amschaschlikstand Alexander Goldstein: Denk an Famagusta. Deutsch vonregine Kühn. Matthes &Seitz, Berlin Seiten, Fr , E-Book VonJanika Gelinek Jeder Roman ist zunächst eine Zumutung. Mit den ersten Sätzen wird man in eine bis dato fremde Welt geschleudert, die ganz ohne eigenes Zutun in vollem Gang ist, deren Personal man nicht kennt, deren Sprache man nicht spricht und deren Elemente es nun möglichst rasch zu entschlüsseln gilt Hauptfiguren, Zeit, Konflikte, Motive, bis man schliesslich «drin» ist und wissen will, wieesweitergeht. Dass Lesen jedoch mehr ist als nur die Auflösung der Frage, ob Hans am Ende die Grete kriegt, zeigt Alexander Goldstein in seinem 2004 erstmals erschienenen Roman so furios und so konsequent, dass der Zutritt zunächst unmöglich erscheint. Von Seite zu Seite ziehen neue Panoramen auf, Tiflis und Baku, Rom, Moskau, Tel Aviv und die israelische Kleinstadt Lod. Es treten Figuren auf, von denen man sich nicht immer sicher ist, ob man sie schon kennengelernt hat oder sie sich für später merken muss: die Druckereiangestellte Lana Bykowa zum Beispiel, von der viele der eingestreuten Geschichtenstammen, der Löwenbändiger Galparin oder der von zwei Security- Mönchen bewachte Bischof, der eine eigentlich verbotene Wanderung zum Ararat in Auftrag gibt. Ein Moment der Unaufmerksamkeit, und schon weiss man nicht mehr, wo man sich befindet, geografisch und historisch, oder wer gerade wem etwas erzählt. Nicht um Chronologie oder Verständnis geht es hier, noch viel weniger um die empathische Identifikation mit einer liebgewordenen Hauptfigur, stattdessen führt der Roman zurück zur ursprünglichen Zumutung von Literatur, nämlich jener, der von ihr evozierten Welt vollkommen ausgeliefert zu sein. «Gelbes Licht in den Schlafzimmerfenstern, Gaunerlieder vom Tonband, am Laden der Händler aus Buchara trinken die Rumänen einen Tank leer und quatschen mit unrasierten Türken. Auf der Kreuzung halten zwei Russinnen in kaum das Geschlecht bedeckenden Röckchen, in knisternden Strumpfhosen Ausschau nach einem Beduinen in einem nagelneuen Jeep. An diesem Abend würde ich gern ein Gebräu aus Mohn zu mir nehmen.» Orientierungslos gerät man hinein in die versunkene Welt Transkaukasiens, den historischen und kulturellen Hintergrund des Romans. Zugleich bildet Goldstein, der 1957 in Tallinn geboren wurde, aber auch die Realität des israelischen Exils ab, indem er von 1990 bis zu seinem Tod 2006 lebte, so dass gegenwärtige und historische Fremdartigkeit in den erstaunlichsten Bildern immer wieder überblendet wird. In den asketischen Initiationsriten eines jugendlichen Glücksspielers, in der absterbenden Liebe zweier Obdachloser auf der King-George-Strasse in Jerusalem, im «kaugummikalten Atem» einer jungen Frau im Nachtbus und auf dem Parapet vonbaku, zwischen Transformatorenhäuschen und Schaschlikstand öffnet Alexander Goldstein einen Assoziationsraum nach dem anderen im Kopf Furios führt Alexander Goldstein die Leser voneinem Ortzum anderen undmacht dabei gelegentlichinbaku Halt (Postkarte, 1980er-Jahre). des Lesers, in denen man sich endlos verlieren und berauschen kann, befreit von jedem Anspruch auf Plot und Happy End: «Um halb drei hüllte die Strassenlaterne die Platane in schmeichelndes Licht, Eisschlamm gingden Fluss hinunter, und überm Eisgemisch tirilierte ein südlicher Vogel, wie der ultramarinfarbene, langschnäbelige, der in Lod, dem Lydda des Evangeliums, auf dem Balkon die Samen der rotenblumen pickt und zirpt und zirpt.» Dank der phantastischen, eigentlich in einer eigenen Rezension ausgiebig zu würdigenden Übersetzung Regine Kühns, einer Herkulestat in jeder Hinsicht, erscheint Goldsteins Sprache so reich, wild und wunderbar, dass man neben der Zumutung, die Literatur eben auch ist, immer wieder an eines ihrer tiefen Geheimnisse erinnert wird: «Ich ass Brot mit Butter, kostete Honig und Datteln zum Tee, das Leben, wenn man es in Prosa aufschreibt, wie es grad kommt, leuchtettrotz allem.» ANZEIGE 6 NZZ am Sonntag 26.Februar 2017

7 Erzählung In seinem tiefgründigen und doch federleichten neuen Buch verwebt Adolf Muschg Goethes zweite Schweizer Reise von 1779 mitseiner eigenen Lebensgeschichte Furka,TodundTeufel Adolf Muschg: Der weisse Freitag. Erzählung vom Entgegenkommen. C.H. Beck, München Seiten, Fr , E-Book VonManfred Koch Goethes Schweizer Reisen sind ein Lebensthema von Adolf Muschg hat er unter dem Märchentitel «Von einem, der auszog, leben zu lernen» eine brillante Studie über sie veröffentlicht. Dreimal 1775, 1779 und 1797 war Goethe zu Besuch im damaligen «Mutterland der Natur» (Muschg), und Muschgs Essay zeigt eindrücklich, wie jedesmal ein anderer Dichter über die Grenze kam, der infolgedessen auch jedesmal eine ziemlich andere Schweiz erfuhr. Die erste Reise des 26-jährigen, durch «Werthers Leiden» gerade zum europäischen Jungstar aufgestiegenen Autors stand noch ganz im Zeichen des Geniekults: Goethe und seine Gefährten erfreuten sich an provokantem Nacktbaden und der Zelebrierung hochgespannter Gefühle im Austausch mit Seelenfreunden wie Lavater. Die Tour von 1797 hingegen mutet schon beinahe an wie soziologische Feldforschung. Der Weimarer Minister notiert nüchtern-sachlich, was ihm an ökonomischen und kulturgeschichtlichen Besonderheiten der Eidgenossenschaft auffällt. Wie aber steht es in diesem Entwicklungsgang vom plakativ gesprochen subjektiven zum objektivengoethe mit der Reise von 1779?Ihr gilt schon in dem Bändchen von 2004 Muschgs stärkstes Interesse; sie ist es, auf die sich das titelgebende «leben lernen» vor allem bezieht. Arsmoriendi Folgerichtig widmet Muschg ihr nun ein eigenes Buch, das über die Grenzen des literaturwissenschaftlichen Essays hinausgeht. «Der weisse Freitag» ist nach Auskunft des Titelblatts eine «Erzählung». Das heisst konkret, dass Muschg die Schilderungder Reise mitfiktionalen Elementen anreichert, so dass wir streckenweise einen kleinen Goethe-Roman zu lesen bekommen. «Der weisse Freitag» ist aber auch ein autobiografischer Text, in dem Adolf Muschg Rückschau hält auf seine eigenen, niemals abgeschlossenen Versuche, leben zu lernen. Und er ist darin zugleich im ständigen Blick auf Goethes Lebenskunst ein Versuch, das Sterben zu lernen. Adolf Muschg ist mittlerweile 82 Jahre alt; vor fünf Jahren wurde bei ihm Krebs diagnostiziert. Zur Ars moriendi gerade eines Schriftstellers gehört wesentlich das Erzählen, am besten nicht nur von sich, sondern auch von einem Anderen (der übrigens genau in Muschgs jetzigem Alter starb) und dessen Umgang mit der Todesdrohung. Das Erzählen hilft, Distanz zu gewinnen, es verleiht, wenn es Im Herbst1779 bestiegen Goethe und HerzogCarlAugust u.a. auch dasfaulhorn im Berner Oberland (Holzstich,um1860). gelungene Literatur wird, im ästhetischen Genuss auch eine kleine Macht über den Tod. «Ich habe den Krebs; was kann mich kümmern, als dass er mich nichthabe, nichtmit Haut und Haar?» Die bewegende Meisterschaft dieses Buchs liegt darin, dass das Todesthema anfangs nur leise anklingt, dann aber, etwa ab der Mitte, zunehmend an Intensität gewinnt, bis im letzten Drittel zweimal jener ungeheure Goethe-Satz zitiert wird, den die ganze Erzählung letztlich umkreist: «Den Tod statuiere ich nicht!» Im vorderen Teil sind die autobiografischen Abschnitte noch seltener, und sie bringen die Hinfälligkeit des über 80- Jährigen eher beiläufig ins Spiel, indem sie zum Beispiel von seiner vermehrten Neigungzufallen berichten. Deutlich dominiert hier noch der Goethe-Plot, der sich allerdings auch bald als Erzählung von einem Aufbruch in die Todeszone entpuppt. Goethe liebte es, sich in Extremsituationen zu begeben, um deren glückliche Überwindung als «Zeichen» zu deuten, dass «die Götter» ihm wohlgesinnt waren. So hatte er bereits 1777 den winterlichen Brocken bestiegen, und so schleppte er im beginnenden Winter 1779 seinen Dienstherrn, Herzog Carl August von Weimar, hinauf auf den tiefverschneiten Furkapass, um über diesen riskantenübergang zum Gotthard zu gelangen. Der«weisse Freitag» ist der 12. November 1779,an dem die beiden mit Hilfe einheimischer Führer die Passage mit heiler Haut bewältigten. Ein Zauberberg-ähnlicher Gang durch die Fluren des Nichts, des Todes, den Goethe wie ein Reinigungsritual gestaltet, an dessen Ende eine Wiedergeburt steht: der Verdruss über seine Weimarer Existenz, die ihn als Dichter auszulöschen drohte, ist wie weggeblasen. Die höheren Mächte haben ihn mit dem Herzog als einem Blutsbruder zusammengeschweisst und damit ein Zeichen gegeben, dass sein Weiterwirken als disziplinierter Staatsmann sinnvoll ist. Strapaziösfür Senioren Muschg beschreibt am Ende humorig, wie ersich mit seiner Frau auf eine für Senioren ziemlich strapaziöse Furka- Begehung von der anderen Seite, von Realp aus, aufgemacht hat, um Goethe «unzeitig entgegenzukommen». Deutlich ist indessen, dass sein Buch eine Zusammenführung seiner Biografie mit der seines Lieblingsautors ist. Über dem Treffpunkt der beiden könnte eine der wichtigsten Goethe-Maximen stehen: «memento vivere». Gedenke zu leben! Muschg gelingt ein so leichtes, unpathetisches, lebenskluges Anschreiben gegen den Tod, dass man unwillkürlich an einen vergleichbar ernst-heiteren Peanuts-Cartoon von Charles M. Schulz denken muss. Er zeigt Charlie Brown und Snoopy von hinten, hinausschauend auf das unendliche Blau des Meeres. «Some day, we will all die, Snoopy», sagt Charlie Brown zu Snoopy. «True», antwortet der gescheite Hund, «but on all the other days, we will not.» AKG IMAGES 26.Februar 2017 NZZ amsonntag 7

8 Belletristik Roman Julian Barneserzählt das Leben dessowjetischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch und fragt sich, ob Niedertracht und Genie vereinbar sind Wo diemusik spielt,istdiemacht UNIVERSALIMAGES /AKG Julian Barnes: Der Lärm der Zeit. Deutsch vongertraude Krueger. Kiepenheuer &Witsch, Köln Seiten, Fr ,E-Book VonChristian Berzins Weil unser Romanheld nichtwollte, dass die «Macht» ihn mitten in der Nacht im Pyjama aus der Wohnung zerrt, legte er sich jeweils in Kleidern auf die Decke, der gepackte Koffer stand neben dem Bett bereit.daeraber Frau und Kind den Anblick der Verhaftung ersparen wollte, setzte er sich schliesslich auf die Treppe vor die Wohnungstür.Und wartete. Eine tolle Episode, die Julian Barnes da in «Der Lärm der Zeit» erzählt. Doch leider ist es keine Fiktion, sondern kalte Realität. Der 1936 im englischen Leicester geborene Schriftsteller hat nämlich keinen russischen Agententhriller, sondern einen Roman über den Komponisten Dmitri Schostakowitsch ( ) geschrieben. Dazu brauchte Barnes keine packende Handlung zu erfinden, nicht einmal das aus früheren Biografien Bekannte auszuschmücken: Ein ganz normales Sowjetleben gibt mehr als genug abenteuerlichen Stoff her. Jahrelang fürchtete nämlich einer der grössten Komponisten des 20. Jahrhunderts, ein Opfer von Stalins Terror zu werden eines von mindestens drei, wahrscheinlich gar zwanzig Millionen. Datscha mit Dienstboten Barnes erzählt aus der Perspektive Schostakowitschs, dichtet nichts hinzu, lässt aber den befreienden und kritischen Gedanken viel Platz. Kaum war 1953 Stalin tot und die schlimmste Zeit vorbei, begann für Schostakowitsch die zweitschlimmste: Er arrangierte sich bis zum Todmit der «Macht» und war bereit, das Regime zu unterstützen. In Wort und DerKomponistbei der Arbeit:Dmitri Schostakowitsch an seinem Schreibtisch (1938). Ton. Drei Jahrzehnte lang lebte er nun mit Orden behangen, aber von tausend Zweifeln geplagt wird Schostakowitsch geboren, auf die frühen ersten Erfolge folgen Triumphe. Dann setzt er bereits ein klingendes Ausrufezeichen, eines, das die dauernd hervordrängenden Zwischenfragen erstmals zulässt. Schon mit der zweiten Sinfonie nämlich huldigt Schostakowitsch der «Macht» und feiert Lenin als Befreier des russischen Volkes. Doch eben: Was soll ein Komponist tun, wenn die «Macht» so stark ist, dass sie durch seine «Helden der Arbeit» sogar Kunst erschaffen lassen kann? Ein nächster Triumph wird 1934 die Oper «Lady Macbeth von Mzensk». Am 16. Januar 1936 will auch Stalin die Oper sehen und findet sie grauenhaft. Am 28. Januar erscheint in der Prawda der nicht signierte, demnach die Meinung der Partei widerspiegelnde Artikel «Chaos statt Musik». Schostakowitsch muss um sein Leben fürchten, soll öffentlich kundtun, dass er sich künstlerisch geirrt und verirrt hat. Die «Macht» befahl ihm, welcher Künstler er sein sollte,wie seine Musik zu klingen hatte. Sollte er der Sowjetunion dienen, Musik fürs Volks schreiben, aufgezwungene Reden halten, Briefe gegen regimekritische Künstler unterschreiben, um seinen Kopf zu retten? Oder sollte er gegen die «Macht» ankämpfen, in Amerika auf prosowjetischer Propagandareise aus dem Hotelfenster in die Freiheit springen, wie es von der Strasse gefordert wird? Schostakowitsch springt nicht, kann der moralischen Korruption nichtentgehen: Rettet er sich selbst, rettet er auch die Menschen, die er liebt. Und so schwimmt er denn weiterhin in Ehrungen«wie eine Garnele in Garnelen- Cocktailsauce», schreibt Barnes bitterböse. Ein privates Auto, einen Chauffeur, eine Datscha, ein Leben lang Dienstboten er hatalles. Und sitzt auch noch im Organisationskomitee zu Stalins siebzigstem Geburtstag, muss jenem Diktator huldigen, der ihn beinahe umgebracht hatte. Der sowjetische Apparat verstehtes, seine Exponentenzuwillenlosen Schachfiguren zu machen. DurbleibtDur Seine Musik ebnet ihm den Weg zur inneren Freiheit. Aber erzählen Schostakowitschs Sinfonien tatsächlich die «Geheimgeschichte Russlands», sind also gut getarnterwiderstand, wieder Cellist Mstislaw Rostropowitsch einst sagte? Die «Macht» denkt nicht daran, darin Ironie oder Sarkasmus zu hören, sie spricht über die berüchtigte 5. Sinfonie, die auf den berüchtigten Prawda-Artikel folgte, voneiner «schöpferischen Antwort eines sowjetischen Künstlers auf berechtigte Kritik». Wer Eselsohren hat, höre die Ironie nicht, höre nur den Triumph, schreibt Barnes. Doch ob Esels- oder Eulenohr: Das finale D-Dur der Fünften bleibt nun mal in «Dur» eskann trotz der Chiffren durchaus strahlend wirken, das Regime verherrlichen. Der offizielle Sinfonie-Titel «Optimistische Tragödie» passt auch zum Leben Schostakowitschs. Die Stärke von Barnes Buch ist es, dass durch die Romanform der Leser dem Menschen Schostakowitsch sehr nahekommt. Als gutem Menschen. Der Stachel ist aber nicht wegzubringen. «Wer alle verrät, verrät auch sich», lässt Barnes Schostakowitsch sagen. Alte Freunde geben dem Komponisten die Hand nicht mehr. «Genie und Niedertracht sind gänzlich unvereinbar. Ist s nicht so?», so fragt Mozart in Puschkins «Mozart und Salieri» und Barnes wiederholt diesen Zweifel. Über die Naivität Mozarts hätten die Machthaber der Sowjetunion nur gelacht. Schostakowitsch hingegen weinte viele Nächte bitterlich. 8 NZZ am Sonntag 26.Februar 2017

9 Roman Mit«Sweet Rotation» legt die junge Basler Autorin Laura Wohnlich ein Debüt vor, dasaus der PerspektiveeinesEscort-Girlsgeschrieben ist LiebesromanzeàlaPrettyWoman Laura Wohnlich: Sweet Rotation. Piper,München Seiten, Fr.28.90,E-Book VonSandraLeis Laura Wohnlich, mitbaseball-käppi und keckem Blick auf dem Autorinnenfoto, schreibt auf Tempo und Zuspitzung, und zwar vom ersten Satz an: «Der Tag, an dem ich Prostituierte wurde, war derselbe wieder,andem meine Mutter gestorben ist.» Jeder, der das Herz auch nur halbwegs auf dem rechten Fleck hat, horcht auf und hat Erbarmen mit Anna. Denn Sex gegen Geld, soanna, sei auch für die aufgeklärtesten Menschen in aller Regel ein No-Go. Dazu eine tote Mutter, das ist des Traurigen fast zu viel. Über die familiären Umstände gibt die junge Frau häppchenweise Auskunft: Als sie vier Jahre alt ist, lassen sich ihre Eltern scheiden. Sie lebt bei der Mutter, bis diese zu ihrem Freund ziehen will und für die inzwischen 16-jährige Tochter eine eigene kleine Bleibe sucht. Die Mutter kommt für Wohnung und Unterhalt auf, doch als Anna die Matur gemacht und nicht die leiseste Ahnung hat, was aus ihr werden könnte, dreht die Mutter den Geldhahn zu. Und vom Vater einem menschenscheuen, alkoholkranken Künstler ist finanziell eh nichts zu erwarten. Bleibt im Moment nur ein Ausweg: Anna heuert bei einem Begleitdienst als Escort-Girl an und ist ihre Geldsorgenschon bald los. Eigentlich aber hat sich Anna von diesem Job noch etwas ganz anderes erhofft: «mal irgendeine erkennbare Gefühlsregung» der Mutter statt «latentes Desinteresse». Zum Beispiel, dass sie sich SorgenmachtumihreTochter. Doch so weit kommt es nicht, die Mutter stirbt überraschend an einem Blutgerinnsel und erfährt nichts vom Escort-Service. «Das macht mich fast trauriger als ihr Tod an sich, dass ich nie erfahren werde, was ihre Reaktion darauf gewesen wäre», sagt Anna in einem ungelenken Satz. Geschrieben hat ihn Laura Wohnlich, die Informationen zu ihr sind rudimentär: 1992 in Basel geboren, liest und schreibt sie fast schon ihr Leben lang. Nachdem sie Texte für das Junge Theater Basel verfasst hat und auch für die Literaturzeitschrift «Entwürfe», veröffentlicht sie mit «Sweet Rotation» nun ihren ersten Roman. Nicht in irgendeinem Klein- oder Kleinstverlag, sondern im Münchner Piper-Verlag, der von Hannah Arendt über Sten Nadolny bis zu Charlotte Roche ein breites literarisches Spektrum abdeckt. In «Sweet Rotation», das lässt bereits der Titel erahnen, geht es vor allem um Sex. Wir erfahren, wie Anna von den skurrilen Phantasien ihres ersten Kunden überfordert ist und die Reissleine zieht; wie sie sich allmählich an die Wünsche ihrer Freier gewöhnt, exquisite Speisen und teure Weine schätzen lernt und wie sie sich heftig in einen jungen Mann verliebt, der sie ebenfalls gebucht hat.nelson ist das Gegenteil des durchschnittlichen Kunden: Er ist 26 Jahre jung, sportlich und hat wunderschöne Augen, die sie an Waldpfützen erinnern. Einziges, aber gravierendes Problem: Nelson trauert seiner Ex- Freundin nach. Man mag ein wenig an die Hollywood- Romanze «Pretty Woman» mit Julia Roberts und Richard Gere erinnert sein die Liebesgeschichte zwischen Anna und Nelson ist weniger rührselig, weil hier zwei Versehrte aufeinander zugehen und füreinander einstehen. Die Liebesgeschichte ist das Überzeugendste an diesem Roman, die anderen Charaktere sind Nach dem Krieg Gespaltene Welt,vereinteKunst blosse Stereotype: Seien dies Annas Eltern, ihre Tante, die sich nach dem Tod der Mutter meldet, der schwule Freund oder die Freier. Hinzu kommt eine Sprache, die um jeden Preis hip und rotzig sein will, gleichzeitig aber auch Rollenprosa ist. Das lässt die Ich-Erzählerin streckenweise unglaubwürdig wirken: Hat eine Frau, deren Grundgefühl die Vernachlässigung ist, stets einen flotten Spruch auf den Lippen? Einmal stellt Anna kokett fest: «Ficken war eindeutig das kleinere Übel als Trauern.» Schade, dass sie Trauer nicht zulässt. Die Kombination aus Eros und Thanatos hätte dem Roman vielleicht eine Mehrschichtigkeit verliehen, die ihm so leider völlig abgeht. Zuerst ärgert man sich, dann hat man Mitleid, schliesslich gewinnt das Unterfangen etwas widerständig Prophetisches: Die Kunst aus den beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wird in einen Ziegel von 4,5 Kilo gequetscht und mit universalem Anspruch verhandelt. Das ist von der schieren Menge her eine Zumutung und im Anspruch naiv.die Machtblöcke in Ost und West,die Spannungen zwischen Nord und Süd sollen aus vielen Perspektiven als Elemente einer globalen Moderne deutlich werden. So ist das Nationale in Israel mit der Bildung des jungen Staates verbunden und positiv besetzt,während es in Europa als Ursache der Weltkriege erlebt wird. Yossef Zaritsky feiert 1951auf seinem Gemälde «Yehiam» das Leben im Kibbuz allgemein und diesen Kibbuz im Besonderen, der von Holocaust-Überlebenden gegründet wurde.in der aktuellen politischen Situation wird die wuchtige Verteidigung einer vereinten, offenen Welt bereits nach 1945 zu einem Statement gegen die aufblühenden Nationalismen. Gerhard Mack Postwar:Kunst zwischen Pazifik &Atlantik , hrsg. v. Okwui Enwezor u.a.prestel, München Seiten, 650 Abbildungen, Fr Februar 2017 NZZ amsonntag 9

10 Belletristik Roman Ein Dreizehnjähriger kommt umund findet sich unvermittelt in einem sonderbaren Jenseits für Jugendliche wieder: Im ersten Roman des Kanadiers dominiert das Unkonventionelle DerHimmellebtvonHippies Neil Smith: Das Leben nach Boo. Deutsch vonbrigitte Walitzek. Schöffling, Frankfurt S., Fr.35.90,E-Book VonSimone vonbüren Das Periodensystem der Elemente erfüllt manchen Zweck. Boo, dem dreizehnjährigen Titelhelden von Neil Smiths neuem Buch, dient es als psychische Bewältigungsstrategie. Er versucht es auswendig aufzusagen, wenn er grosse Angst hat. Und das hat der an seiner Highschool ausserhalb von Chicago gemobbte Aussenseiter leider dauernd. Auch am 7. September 1979, als es ihm erstmals gelingt, bis zu Element Nr. 106, Seaborgium, zu kommen. Unmittelbar danach findet er sich im Himmel wieder,in einem schmalen Bett, bewacht von einem schnarchenden schwarzen Mädchen. Die Perlen in ihrem geflochtenem Haar kann Boo deutlich sehen, obwohl er seine Brille nichtträgt. Auch sonst ist im quirligen Himmel, den der 52-jährige kanadische Autor und Übersetzer in seinem ersten Roman entwirft, einiges anders als in Illinois. Es gibt hier nur amerikanische Jugendliche, die im Alter von dreizehn Jahren gestorben sind. Und Gott istkein gütiger Vater, sondern ein egozentrischer Hippie namens Zig, der «ständig irgendetwas vermurkst». Der Ich-Erzähler, der mit seiner bleichen Haut und elektrisch aufgeladenen blonden Haaren aussieht wie ein Geist, was den Spitznamen Boo erklärt, beschreibt diesen Himmel in einem «Bericht» an seine Eltern als «eine riesige Sozialsiedlung» aus niedrigen Backsteinbauten, die sich selbst reparieren. Es gibt da «Pickel, Leistenpilze und unangenehme Körpergerüche», aber kein Geld, keine Autos, keinen Krebs und keine Tiere «ausgenommen ein sehr gelegentliches Exemplar, das irgendwie zu uns durchgerutscht ist». Die gestorbenen Jugendlichen arbeiten Teilzeit und organisieren sich in Selbsthilfegruppen wie den «JuMos», kurz für «Jugendliche Mordopfer», oder den Portalsuchern, die nach geheimen Tunneln zurück nach Amerika suchen. Der Schulalltag istfür den Romanhelden die Hölle. Besser ergeht es ihm im Himmelfür Teenager, denernach seinemmysteriösen Tod erkundet. Tatort Schulflur Zigs Bibliotheken enthalten ausschliesslich Belletristik, mit der Boo nichts anzufangen weiss: «Ich verstand das Bedürfnis nach fiktiven Geschichten nicht, wenn doch die realen Ereignisse die wahren Dramen, die sich auf der Zellebene unserer Körper und auf der astrophysischen Ebene unseres Universums abspielten so phantastisch und faszinierend waren.» Mit naturwissenschaftlicher Methodik beginnt Boo, sein neues Umfeld zu erforschen: Er kartografiert den Himmelshintergrund und zerbricht Fensterscheiben oder ritzt sich die Unterarme, um danach zu messen, wie lange es dauert, bis Glas und Haut wieder zusammengewachsen sind. Schon baldist er jedoch miteinem ungleich heikleren Forschungsgegenstand konfrontiert: mit den Umständen seines eigenen Todes. Denn Boos anfängliche Annahme, er sei an dem angeborenen Loch in seinem Herzen gestorben, wird erschüttert, als sein ehemaliger Klassenkamerad Johnny mit einer viel verstörenderen Erklärung im Himmel auftaucht: «Irgendein durchgeknallter Typ hatuns erschossen.» «Das Leben nach Boo», das inhaltliche Elemente aus Neil Smiths unkonventionellem Debüt-Erzählband «Bang Crunch» (deutsch 2009) aufgreift, folgt Boound Johnny, der sich in immer mehr Erinnerungen als beinahe romantisch verbundener Freund Boos entpuppt, und ihren gelynchten, von Pferden totgetrampelten oder an Erdnussallergien erstickten Himmelskumpanen auf den Spuren des Mörders. Die Suche führt in Spitäler, Gefängnisse, Schulen, in ein Museum für kuriose Gegenstände und zurück in den amerikanischen Schulflur, in dem Boo und Johnny einst blutend nebeneinander lagen. In kurzen, jeweils nach chemischen Elementen benannten Kapiteln springt die Erzählung zwischen Himmel und erinnertem Amerika hin und her, wobei klar wird, dass einiges gleich bleibt Freundschaften, psychische Labilität und anderes sich verändert. Boo, das Mobbing-Opfer aus Illinois, ist nun umgänglich und beliebt, wenn auch ein bisschen weniger intelligentals vorher.seine kritisch analysierende Distanz weicht empathischer Involviertheit, was auch seine Haltung gegenüber Belletristik zu beeinflussen scheint, wird doch sein «Bericht meines Nachlebens» zur «Geschichte meines Nachlebens». Dauerpräsente Popkultur Diese Geschichte hat noch niemand gelesen: «Ich wollte, dass ihr die ersten seid, liebe Eltern.» Boo schreibt, er hoffe, eines Tages einen Weg zu finden, sie den Eltern zukommen zu lassen, damit sie «die elementaren Dinge meines Lebens und Nachlebens» verstehen. Die Tatsache, dass wirden Text sozusagen in der Rolle dieser Eltern lesen, impliziert, dass die Übergabe gelungenist. Was das Verstehen angeht, ist die Frage, was Boo als «elementar» bezeichnet. Wir erfahren jedenfalls weit weniger über sein wahrscheinlich komplexes Innenleben als über den lustvoll zusammenphantasierten Teenage-Himmel, in dem es wimmelt von Verweisen auf die Pop- und TV-Kultur der 1970er-Jahreund auf Antihelden der angelsächsischen Coming-of-Age-Literatur. Grosse Themen wie Mobbing, Suizid, Glaube, Rache und Vergebung werden gestreift, aber nicht vertieft. Das ist zwischendurch ein wenig unbefriedigend, aber durchaus im Sinne Boos, der schliesslich erst und immer noch dreizehn ist und sich weniger interessiert für die Umstände seines Todes als für die Frage, «wie Taschenlampen ohne Batterien funktionieren können» und wie das letzte nachgewiesene Element im Periodensystem heisst. Es ist unterdessen Nr. 118, Oganesson. SANDYHUFFAKER /CORBIS /GETTY 10 NZZam Sonntag 26.Februar 2017

11 Literarische Reportage DavidFoster Wallace hat1998einen fulminanten Bericht über die Pornobranche geschrieben Im Herzen der Vulgarität Kurzkritiken Belletristik Gushi shijiu shou: Neunzehn Gedichte aus alter Zeit. Deutsch von Raffael Keller. Waldgut, S., Fr Svenja Herrmann: Die Ankunft der Bäume. Gedichte.Wolfbach, Seiten, Fr David Foster Wallace:Der grosse rote Sohn. Deutsch von Ulrich Blumenbach. Kiepenheuer &Witsch, Köln S., Fr , E-Book VonMartin Zingg Der Name täuscht: Die «Adult Video News Awards» sind zwar Filmpreise, die alljährlich vergeben werden, mit Hollywood haben sie aber nichts zu tun. Die AVNA sind die Oscars der US-amerikanischen Pornobranche, mit 104 Kategorien («Beste Analsexszene» etc.). Die Branche, lesen wir, «ist nicht nur vulgär, sie ist berechenbar vulgär». Überraschen kann ein solcher Befund wohl kaum, überraschen kann hingegen der Bericht über die Branche und ihre Preisrituale, den der amerikanische Autor David FosterWallace ( )geschrieben hat hat Wallace, dem wir unter anderem den grossartigen Roman «Unendlicher Spass» verdanken, im Auftrag der Zeitschrift «Premium» die Gala der AVNA in Las Vegas besucht. Daraus ist eine seiner legendären Reportagen geworden: «Der grosse rote Sohn». Die Reportage, die nun auch auf Deutsch vorliegt, hat ein gewisses Alter, aber sie bleibt unverändert aktuell durch die Art, wie Wallace seine Recherchen betreibt und präsentiert, mit präzisen Zitaten und Fussnoten. Wallace ist ein genauer,ein geistreicher Beobachter und Zuhörer.Erdringt schnell hinterdie glitzernden Fassaden einer Branche, die das menschliche Bedürfnis nach Vulgärem so erfolgreich bewirtschaftet. Viele Konsumenten erhoffen sich ja hinter aller Inszenierung etwas Echtes, Reales, und naturgemäss bekommen sie gerade das nicht. Sie sind es, «die sich schämen oder schüchtern wirken, während die Darsteller forsch, ausgeglichen und hundertprozentig professionell sind». So werden Pornostarlets etwa stets von Männern eskortiert, was an «ein kostbares Vollblut erinnert, das unter einer Seidendecke auf den Rennplatz geführt wird». Die Unverfrorenheit der Branche ist, wie Wallace glänzend aufzeigt, auch ein Spiegel der amerikanischen Gesellschaft. Man liest den Text anders, seit man weiss, wie leicht Vulgarität auch politische Macht erobern kann. Und so gesehen bietet das schmale, von Ulrich Blumenbach glänzend übersetzte Büchlein eine nützliche Handreichung für die kommenden Jahre unter einem Präsidenten, dessen Wiedergängern man hier auf Schritt und Tritt begegnen kann. Dieser schmale bibliophile Band markiert eine Epochenschwelle in der chinesischen Lyrik. Die «Neunzehn Gedichte aus alter Zeit», die keinen Verfassernamen tragen, sind vermutlich im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung entstanden. Der Geist der Frühe, welcher das «Buch der Lieder» (Shijing) durchweht, ist noch spürbar, doch macht sich auch ein neuer Subjektivismus bemerkbar. Zur Naturschilderung kommen subtile Seelenbilder und philosophische Reflexionen. Formal gelten die Gedichte als früheste Belege für den durchgängigen Gebrauch des fünfsilbigen Verses. In der zweisprachigen Ausgabe lässt sich auch die kalligrafische Schönheitder Gedichte bestaunen. Der Schweizer Sinologe Raffael Keller, der werktags als wissenschaftlicher Bibliothekar die Spezialbestände der Vadiana in St.Gallen betreut, hat die Verse in ein schmiegsames Deutsch gebrachtund klug annotiert. ManfredPapst Aleš Šteger:Logbuch der Gegenwart. Taumeln. D. v. Matthias Göritz. Haymon, S., Fr ,E-Book , , , , Ljubljana, Fukushima, Mexico City, Belgrad. Vier Daten, vier Schauplätze, eine Regel: 12 Stunden lang schreiben, im öffentlichen Raum, ohne zu kommunizieren oder Notizen zu benutzen. Das sind die Eckdaten von Aleš Štegers «Logbuch der Gegenwart». Seit mehreren Jahren verfolgt der slowenische Lyriker dieses Projekt. Er begibt sich an Orte, die er in einem Zusammenhang mit Fragen unserer Zeit sieht sei es ein serbischer Busbahnhof, an dem Flüchtlinge stranden, oder eine japanische Bibliothek, die Schutz vor Strahlung bietet, und beobachtet und beschreibt, was dort und mit ihm passiert. «Man hält die Feder hin, wie eine Nadel in der Erdbebenwarte», schrieb einst Max Frisch; für Šteger ist die Sprache ein «Geigerzähler» in einer radioaktiven Welt das ist manchmal poetisch, aber vor allem sehr moralisch. Claudia Mäder Svenja Herrmann schreibt langsam, aber beharrlich. Die Autorin, die 1973 in Frankfurt geboren wurde, in Oberägeri aufwuchs und heute in Zürich lebt, kennt die Welt der Literatur aus verschiedenen Perspektiven: als Germanistin aus der akademischen, als Vermittlerin von der Förderung des Schreibens bei Kindern und Jugendlichen, die sie seit vielen Jahren professionell betreibt, aber auch als Lyrikerin hat sie bei Wolfbach den Gedichtband «Ausschwärmen» vorgelegt; nun ruft sie sich mit einem zweiten Buch in Erinnerung. Es ist so schmal wie gehaltvoll. Freie Rhythmen, reimlos, kleine Beobachtungen, die mitunter an Haikus erinnern. Ein Vierzeiler ohne Titel lautet so: «Das Taschentuch in faltigenhänden /der ganze Trost geballt /ein Stückchen aussen vor für das, was war / ein Zipfel für das, was kommen wird». Wer sich für das Unauffällige interessiert, der liegt bei Svenja Herrmann richtig. Gundula Ludwig Viktorija Tokarjewa:Auch Miststücke könneneinem leidtun. Diogenes, Seiten, Fr , E-Book Viktorija Tokarjewa kommt vom Film her. Fünfzehn Drehbücher verfasste die 1937 in St.Petersburg geborene Autorin, bevor sie sich 1964der Literatur zuwandte. Doch man merkt ihren schnörkellosen, dialogreichen Erzählungen und Romanen bis heute das filmische Denken an. Auch ihreneun neuen Erzählungen die kürzeste 8,die längste 80 Seitenlang berichten vom russischen Alltag auf dem Land, in der Grossstadt, ohne hohen literarischen Anspruch, aber anschaulich, farbig, spannend. Als Westeuropäer erfährt man viel über die Veränderungen der russischen Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten. Auf Deutsch erscheintdaswerkvonviktorijatokarjewa, die in ihrer Heimat und international höchst erfolgreich ist, meist in der Übersetzung von Angelika Schneider. «Auch Miststücke können einem leidtun» ist bereits ihr elftes Buch bei Diogenes. ManfredPapst 26.Februar 2017 NZZ amsonntag 11

12 Interview RobertWalser, hierauf einer Aufnahme aus den 1930er-Jahren,schrieb «unheimlichberührende Texte, aberauch manche Albernheiten». CARLSEELIG /ROBERT WALSER STIFTUNG /KEYSTONE 12 NZZam Sonntag 26.Februar 2017

13 526 Blätter,beschrieben in winzigen Buchstaben, gespickt mit Dialektbegriffen: Robert Walsers Mikrogramme sind ein herausforderndes Rätsel.Der Germanist Wolfram Groddeck verantwortet ihre historisch-kritische Edition ein Gesprächüber Freudund Leid seinestuns. Interview:Manfred Papst «Walsers Wortschatztoppt sogargoethe» Bücher am Sonntag: Herr Groddeck, bei Ihrer historisch-kritischenausgabeder WerkeRobertWalsers sind Sie bei den Mikrogrammen angelangt. Wasmacht für Sie denzauberdieser Texteaus? Wolfram Groddeck: Walsers Mikrogramme zählen zu den rätselhaftesten Manuskripten in der deutschsprachigen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts, sie stammen aus den Jahren 1924 bis 1933 und widerspiegeln Walsers letzte Jahre in Bern und in der psychiatrischen Klinik Waldau. Es sind Notate von wundersamer Schönheitund feinem Humor. Wieumfangreichist das Konvolut, und washat es mit der Geheimschrift aufsich? Es ist keine «Geheimschrift», sie ist nur sehr schwer zu entziffern. Walser schrieb mit Bleistift, in winziger altdeutscher Schreibschrift mit vielen Verschleifungen. Überliefert sind 526 Blätter unterschiedlichen Formats. Sie enthalten neben Prosastücken, Gedichten und dramatischen Szenen auch umfangreichere Texte wie zum Beispiel den Anti-Roman «Der Räuber», der auf nur 24 Blättern Platz fand. Werner Morlang und Bernhard Echte haben mit ihrer sechsbändigen Edition der Mikrogramme, Wolfram Groddeck Der 1949 in Giessen geborene Germanist ist einer der renommiertestenvertreter moderner Textphilologie.Der Hölderlin- und Nietzsche-Spezialist arbeitete über zwei Jahrzehnte an der Universität Basel wurde er nach Zürich berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung als Ordinarius wirkte. Er leitet zusammen mit Barbara von Reibnitz das Grossprojekt der Kritischen Robert-Walser-Ausgabe,die bei Stroemfeld in Frankfurt und Schwabe in Basel erscheint.die Edition ist auf über 40 Bände angelegt und umfasst auch eine elektronische Version, in der sich Walsers Manuskripte Wort für Wort verfolgen und bis zur Kenntlichkeit vergrössern lassen. An der Entschlüsselung von Walsers Mikrogrammen können sich nun auch Laien versuchen. «Wir haben sämtliche Handschriften digitalisiert und können sie beliebig vergrössern. Aber auch das hilft nicht immer weiter.» die 1985 bis 2000 bei Suhrkamp erschien, Geschichte geschrieben.inwiefern unterscheidet sich IhreAusgabevon dieser Pioniertat? Sie tut das in verschiedener Hinsicht. Zum einen hatdie Ausgabe «Aus dem Bleistiftgebiet» nur diejenigen Mikrogramme aufgenommen, die Walser nicht selbst abgeschrieben hat. Das betrifft gut die Hälftealler Texte. Die von Walser weiterverwendeten Mikrogramme sind in dieser Edition nicht erfasst. Dadurch ist natürlich auch die Konstellation der einzelnen Notate verloren gegangen. In der «Bleistiftgebiet»-Ausgabe wurden die Texte ausserdem thematisch und nach Genres geordnet. Wasist daran problematisch? Meinen Mitherausgebern der Mikrogramm- Edition, Angela Thut und Christian Walt, und mir ist aufgefallen, dass die Notate auf dem jeweiligen Blatt einander beeinflussen. Unser Prinzip bei der Neuausgabe ist deshalb,dass die editorische Grundeinheit das integrale Blatt ist. Wir bilden die Handschriften vollständig ab und stellen ihnen eine «kongruente Umschrift» gegenüber. Dadurch wird die Konstellation der einzelnen Aufzeichnungen inihrem ursprünglichen Zusammenhang augenfällig wiedergegeben, wir edieren das ganze Blatt als eine topografische Einheit. Die kongruentenumschriften sind zwangsläufig in sehr kleiner Type gesetzt, eben um den Zusammenhangder Aufzeichnungen auf der Seite zu wahren, aber dadurch sind sie auf die Dauer auch mühsam zu lesen. In einem zweiten Schritt werden die einzelnen Aufzeichnungen daher noch einmal für sich als «linearisierte Texte» mit allen Streichungen und Überschreibungen wiedergegeben. Damit dokumentieren wir den chronologischen Textprozess. Dieser Teil ist im Blocksatz und in gut lesbarer, normal grosser Type gesetzt. Unsere Mikrogramm-Edition unterscheidet sich also von der alten Ausgabe vor allem in der Darstellungsweise und in der Vollständigkeit der Texte und all ihrer Varianten. Gibt es noch weitere Unterschiede? Einer bestehtdarin, dass die Edition vonmorlang/echte die Texte normalisiert, also dem damaligen Stand der Rechtschreibreform angepasst sowie fehlende Satzzeichen und Buchstaben ergänzt hat. Wer die Texte bei uns liest, merkt, dass es sich nicht um abgeschlossene Texte, sondern um Entwürfe handelt. Im Fall der Gedichte ist uns zudem aufgefallen, dass Walser praktisch keine Satzzeichen setzt. Bei den Drucken ist das dann anders. Morlang und Echte hatten noch nicht die technischen Möglichkeiten, die Sie hatten. Haben Sie viele Fehllesungenentdeckt? Nur wenige! Ichmöchte ausdrücklich festhalten, dass die Herausgeber der Edition «Aus dem Bleistiftgebiet» eine ausgezeichnete Arbeit geleistet haben. Die Frage nach richtig oder falsch wird ja oftmals zu naiv gestellt. Mikrographie ist nun einmal nicht immer eindeutig. Es gibt in unserem ersten Band vielleicht hundert Neulesungen gegenüber Morlang/Echte. Das ist nicht viel. Und trotz der verbesserten technischen Mittel braucht das Entziffern der Mikrogramme immer noch viel Zeit, geduldige Kontemplation und Phantasie. Walser hatte einen enormen Wortschatz. Deshalb stehen oft ganz unerwartete Wörter da. Wenn die Ausgabe einmal fertig ist, könnten wir ein Wörterbuch aller Begriffe erstellen, die Walser verwendet hat. Ich glaube, er toppt sogar Goethes Wortschatz. Viele Wörter hat er abgewandelt oder aus dem Dialekt übernommen, manche auch einfach erfunden. Welche neuen technischen Mittel standen Ihnen denn zur Verfügung? Die Herausgeber des «Bleistiftgebiets» waren noch auf Lupen und gebeugte Rücken angewiesen. Wir haben sämtliche Handschriften von Walser digitalisiert und können sie am Com- 26.Februar 2017 NZZ amsonntag 13

14 Interview puter beliebig vergrössern. Es handelt sich um TIFF-Dateien, die sehr eng gepixelt sind. Aber auch das hilft einem nicht immer weiter. Auch wir werden Fehler machen. Kann man sich nun auch als Laie im Entziffern vonwalser-mikrogrammenversuchen? Unbedingt. Ich möchte betonen, dass unsere Faksimiles im gedruckten Band hervorragend sind. Und sie sind nun auch elektronisch zugänglich. Als Leser kann man jetzt auch am Computer spielen und in der Handschrift surfen; und die Umschrift ist immer dabei. Ich weiss nicht, wie viele Leute das wirklich nutzen wollen, aber die Möglichkeitbesteht. VomStaunen bis zum Erkennen ist es freilich ein weiter Schritt. Editionen wie Ihre Walser-Ausgabe stehen immer wieder in der Kritik.Der Vorwurf geht dahin,dass hier sehr viel Geld der öffentlichen und privaten Kulturförderung verbrannt wird für etwas, von dem nur wenige wirklich einen Nutzen haben. Das sehe ich anders. Wissenschaftliche Editionen legen die Basis für jede künftige Beschäftigung mit den Texten. Walser ist einer der grössten Schweizer Dichter des 20. Jahrhunderts, und die wissenschaftliche Bemühungum sein Werk ist Ausdruck der Wertschätzung in einer kulturbewussten Gesellschaft. Ausserdem haben historisch-kritische Editionen ein anderes Verhältnis zur Zeit als zum Beispiel naturwissenschaftliche Forschungen. Sie sichern unser literarisches Erbe und sie sind eine Investition in die Zukunft. Sie sollen für die nächsten hundert Jahre halten. Doch um Ihre Frage konkret und für heute zu beantworten: Die Auflage unserer Edition liegt je nach Band bei 600 bis 900 Exemplaren; beim «Gehülfen»-Band musste sogar eine Nachauflage gedruckt werden! Gibt es Probleme bei der Jugend, weil diese sich nicht mehr für kritische Editioneninteressiert? Zum Glück gar nicht! Das kriminalistische Moment des Edierens fasziniert meiner Beobachtung nach immer wieder die Studierenden. Es ist die Materialität der Überlieferung, die sie anzieht: Die Mikrogramme sind Werk und Werkstatt zugleich. Ich bedauere indes, dass selbst «Historisch-kritische Editionen sichernunser literarisches Erbe und sind eine Investition in die Zukunft.» Werdieses Mikrogrammknackt,kriegt Schönes zu lesen. Die erstezeilelautet: «Er liebtesie und sagte es ihrnie.» grosse Bibliotheken für Ausgaben wie die unsere heute nicht mehr so offen sind wie früher. Die Einzelbände werden aber zum Glück auch von Privaten gekauft. Sie kosten ja kein Vermögen, und sie können einen über einen ganzen Winter hinwegglücklich machen. Sie haben sich in den letzten Jahren intensiv mit Walserbeschäftigt. Wiehat sichihr Verhältnis zu seinentexten verändert? Die Faszination ist gestiegen. Manchmal geht mir Walser aber auch etwas auf die Nerven. Und wasgenau nervt Sie? Vermutlich der Inhaltsentzug, also gerade das, was das Moderne und Avantgardistische in Walser Schreiben ist. Das wird bei ihm manchmal zum Selbstzweck. Es gibt unendlich berührende Texte von Walser, aber auch manche Albernheiten. Diesen Zusammenhang als einen notwendigen zu verstehen, beschäftigt mich zur Zeitsehr. Wann, wie und warum hat Walser eigentlich begonnen, Mikrogramme zu schreiben? Das ist eine spannende Geschichte. «Die Rose», 1925 veröffentlicht, ist ja Walsers letztes, zu seinen Lebzeiten erschienenes Buch, danach konnte er keins mehr in einem Verlag unterbringen. Es wurde mit grossen Vorschusslorbeeren vomrowohlt-verlag bedacht und in einer exquisiten Druckerei hergestellt. Walser hat zwar schon früher mikrographisch geschrieben, spätestens 1919 gibt es erste Hinweise. Gesammelt hat er seine mikrographischen Entwürfe aber erst ab Sommer Das fällt genau mit dem Abschluss der Arbeit ander «Rose» zusammen. In der «Rose» findet sich kein einziger Text, zu dem es ein Mikrogramm gäbe. Aber sie enthält elf Texte, die vorher in Franz Hessels Zeitschrift «Vers und Prosa» veröffentlicht wurden. Da hat Walser Druckfahnen bekommen und die Ränder abgeschnitten. Die hat er sich aufgehoben, aber erst zwei Jahre später beschriftet. Wasfasziniert Sie so an diesem Zusammenhang? Die Mikrogramme bildeten für Walser offenbar ein Archiv, das er immer mit sich herumgetragen hat. Er hat sie auch stets gut versteckt. Seine wachsende Mikrogramm-Sammlung hatte durchaus auch einen praktischen Zweck. Denn jedes Blatt sieht anders aus und war deshalb vom Autor selbst aufgrund des Layouts leicht wiederzuerkennen. Er bewahrte selbst diejenigen Blätter, die er vollständig abgeschrieben hatte, weiterhin auf. Weshalb hat Walser das Schreiben ganz aufgegeben, nachdem er 1933 in die Heil- und Pflegeanstalt Herisau überstellt worden war? Es gibt dazu eine Bemerkung in den Aufzeichnungen seines Vormunds Carl Seelig, den berühmten «Wanderungen mit Robert Walser» wurde mit der Machtergreifung der Nazis auch das «Berliner Tageblatt», Walsers Haupteinnahmequelle, «gleichgeschaltet», und Walser sagte, damit sei auch für ihn Schluss gewesen. Zudem wurde erimjuni 1933 gegen seinen Willen nach Herisau gebracht. Daraufhin fand er, es habe keinen Sinn mehr zu schreiben. Während er in der Waldau durchaus noch schrieb, vor allem Gedichte. Zu denen gibt es interessanterweise oft keine mikrographischen Entwürfe. Ihre auf mindestens 40 Bände angelegte Walser- Edition wird bisweilen als endlose Geschichte verspottet. Wassagen Sie dazu? Einspruch! Alles soll in zehn Jahren fertig sein. Wir sind sehr gut unterwegs; für unsere Verlage Stroemfeld in Frankfurt und Schwabe in Basel sind wir sogar fast zu schnell. Ob ich den Abschluss der Ausgabe noch erlebe, weiss ich freilich nicht. Für mich ist jeder Band ein Ereignis. Wenn ich auf das Ganze schaue, werde ich schon ein bisschen matt.aber ich habe sehr gute Mitarbeiter in sieben Teilzeitstellen, die ein kompetentesteam bilden. Ist in Sachen Walser noch mit grossen Neuentdeckungen zu rechnen? Die Suche ist noch nicht zuende. Die Forschung hat da schon viel geleistet. Ich rechne damit, dass noch weitere Walser-Texte auftauchen, so auch stark veränderte Zweitdrucke. Walser hat übrigens auch im «Nebelspalter» publiziert! Sechs Texte insgesamt die haben wir erst kürzlich entdeckt. l ANZEIGE 251 S. Geb. sfr 32,90 (UVP) ISBN Adolf Muschg legt mit dieser Erzählung sein persönlichstes Buch vor. Susanne Schleyer 237 S.Geb. sfr 28,50 (UVP) ISBN Gehört zum Besten, was die Schweizer Literatur seit Jahren zu bieten hat. Peter Burri, Basler Zeitung Ein grosses Buch. Manfred Papst, NZZ am Sonntag Ekko von Schwichow C.H.BECK Leseproben 14 NZZam Sonntag 26.Februar 2017

15 Kolumne CharlesLewinskysZitatenlese Kurzkritiken Sachbuch Ein Fremdwort ist wie ein unscharfesfoto. Karl Heinrich Waggerl M. Debureaux: Die Kunst, andere mit seinen Reiseberichten zu langweilen. Nagel & Kimche, S., Fr , E-B Jürgen Osterhammel: Die Flughöhe der Adler. C.H. Beck, Seiten, Fr.28.90,E-Book LUKASMAEDER Der AutorCharles Lewinsky arbeitet in den verschiedensten Sparten. Sein letzter Roman «Andersen» istimverlagnagel & Kimcheerschienen. Als ich vor fast fünfzig Jahren, mitten in den Aufregungender Achtundsechziger-Jahre, in Berlin studierte, begrüsste uns ein Professor einmal mit diesem schönen Satz: «Die Präparation dieses Seminars war arbeitsökonomisch nicht realisierbar.» Er hätte auch einfach sagen können: «Ich habe mich nichtvorbereitet» aber das wäre ihm wohl zu unwissenschaftlich vorgekommen. Diese Methode, Einfaches bewusst kompliziert zu sagen, um damiteine nichtvorhandene Gedankentiefe vorzutäuschen, war damals gerade die aktuelle Sprachmode, aber die Unsitte hatte eine alte Tradition. Schon der Meisterspötter Karl Kraus machte sich immer mal wieder einen Spass daraus, besonders gedrechselte und mitklugscheisser-formulierungenaufgemotzte Sätze in die Alltagssprache zurückzuübersetzen. Sohatte erin einem Zeitungsartikel einmal diese überdrehte Formulierunggefunden: «Im Hagestolzenheim, das dem Tarifeden einer Luxusdirne ähnelt, neben dem breitenhimmelbettdas neustebuch des just in die Mode gelotsten Sexualmystagogen haben». Karl Kraus übersetzte das in ein schlichtes: «In seiner elegantenjunggesellenwohnung sich auch geistig beschäftigen». Und versäumte nicht, den Leser hilfreich darauf hinzuweisen, dass mit «Tarifeden» wohl ein «Tarif-Eden» gemeintsei. Diese Art vonsprachlicher Hochstapelei ist auch heute keineswegs ausgestorben. Vor kurzem las ich in einer Tageszeitung nichtin einem wissenschaftlichen Artikel, wo Fremdworte und Neologismen gewissermassen der Geheimcode für Insider sind in einer auch sonst mitähnlichen Formulierungen gespickten Kolumne diesen schönen Satz:«Kreativitätwird vom selbst optimierenden Subjekt der digitalen Spätmoderne als Ressource begriffen, als Mittel zum Zweck.» Ichbrauchte einigezeit, bis ich mich aus der Deckung herauswagte, in die ich mich vor diesem Fremdwortbombardementgeflüchtethatte, und begriff, dass der Autor hier seine eigene Arbeitsweise beschrieb: Ein krampfhaft kreativer Umgangmit der Sprache als Mittel zum Zweck, die eigene Gedankentiefe zu beweisen. So wie der Kunde eines teuren Modelabels dessen Firmenzeichen zur Schau trägt, damit niemand an seinem exklusivengeschmack zweifelt. Nein, Herr Waggerl, ein Fremdwort ist nicht immer ein unscharfes Foto.Manchmal ist es das extrem scharfe Porträtdes Hochstaplers, der es verwendet. Wer kennt die Situation nicht: Man trifft sich mit Freunden, die gerade aus den Ferien zurückgekehrt sind, und ist bald genervt. Der Grund: Die nichtenden wollende Bilddokumentation des Erlebten, das via Smartphone euphorisch präsentiert wird,die Betrachteraber meist nach kürzester Zeit langweilt. Der Franzose Matthias Debureaux befasst sich mit dem Phänomen von Reiseberichten. Nicht mehr entdecken, sondern besichtigenstehe bei Reisen in die Ferne im Vordergrund. Die Beweisführung geschehe digital, festgehalten werde alles: neben nichtssagenden Sandstränden auch jede Mahlzeit, Flugtickets die mit der Handykamera fotografiert und umgehend in Social-Media-Portalen geteilt werden. Debureaux ist ein feiner Beobachter. Anhand zahlreicher Beispiele und mitviel Ironie beschreibt er,wie wir unseren Gegenübern mit Anekdoten, Fakten und Fotosauf die Nervengehen. Simone Karpf Martin Luther:Die 95 Thesen. Lat./Dt. Reclam Universalbibliothek, Seiten, Fr. 9.40, E-Book Ob sie im Oktober 1517 tatsächlich an der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen wurden, bezweifelt heute die Wissenschaft. Doch gedruckt, zuerst lateinisch und «bald geteutscht», lagen sie damals vor, die 95 Thesen, mit denen Martin Luther zu einer Disputation über den Ablasshandel einladen wollte und damit die Reformation auslöste. Im vorliegenden Bändchen nimmtdie deutsche Version der Thesen knappe 12 Seiten ein eine einzigartigegelegenheitalso,eine originale historische Quelle in nützlicher Frist zu lesen. Und zu erleben, wie fern uns Zeiten geworden sind, in denen sich «Hölle, Fegefeuer und Himmel» voneinander unterscheiden wie «Verzweiflung, Fast-Verzweiflung und Gewissheit». Ergänzt mit weiteren Quellen zum damaligen Ablassstreit und einem erhellenden Nachwort ein höchst empfehlenswerter Einstieg ins Reformationsjubiläum! KathrinMeier-Rust Wie hoch muss sich ein Historiker in die Luft erheben, um Überblick zu gewinnen? Genügt ein Turm, wie es August Ludwig Schlözer im 18. Jahrhundert vorschlug, brauchen wir die Flughöhe der Adler oder gar den Blick aus dem All?Die schöne Metapher begleitet diese Sammlung von kürzeren Texten, die der Globalhistoriker Jürgen Osterhammel vorlegt. Einige davon umkreisen das Phänomen der «Globalisierung», ein Schlagwort, das er zum Mindesten im Plural verstanden haben möchte,also als viele verschiedene «Globalisierungen». Denn auch Osterhammel ist ein «Generalisierungsskeptiker», wie er die Historiker nennt: Er nimmt es gerne genau, wenn er Begriffen wie «der Westen», dem «Aufstieg Asiens», den «Grenzen und Brücken» oder dem «Bürgerkrieg» nachspürt. Um dann mit einer kleinen Kolonialgeschichte der Begegnung von Tiger und Mensch fulminantzuenden. KathrinMeier-Rust StephenJ.Dubner,StevenD.Levitt:Wann Sie eine Bank überfallen sollten. Penguin, S., Fr , E-Book Wenn Sie nächstens die Steuererklärung in den Briefkasten werfen, brauchen Sie das Couvert nicht unbedingt zu frankieren: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Sendung ohne Marke ankommt, ist aufgrund postalischer Grenznutzenberechnungenziemlich hoch. Zumindest in den USA, wo Stephen J. Dubner und Steven D. Levitt wohnen. Bekannt als Animatoren der Radiosendung «Freakonomics», beschreiben sie hier in ihren gesammelten Blogs allerhand Alltagssituationen aus wirtschaftlicher Warte. Man mag die Ökonomisierung des Lebens kritisch sehen, in dem Buch ist sie so lustig wie lehrreich: Gerne wird man sich merken, dass die statistisch gesehen gefährlichste Tätigkeit das Zu-Fuss-Gehen im alkoholisierten Zustand ist. Und auch den Jobwechsel überdenkt nochmals, werweiss, dass Bankräuber im Schnitt nur 4120 Dollar erbeuten. Immerhin steuerfrei. Claudia Mäder 26.Februar 2017 NZZ amsonntag 15

16 Sachbuch Geschichte Werden die Menschen bald von Automaten verdrängt oder im Meer der Datenströme untergehen? Zusolchen Fragen haben auch Historiker etwaszusagen: Yuval Noah Harari und Joachim Radkau schreiben über das, was dereinst kommen könnte und was schon hätte kommen sollen Zurück indiezukunft Yuval Noah Harari: Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen. C.H. Beck, München S., Fr.35.90,E-Book Joachim Radkau: Geschichte der Zukunft. Prognosen, Visionen, Irrungenin Deutschland von 1945 bis heute. Hanser, München S., Fr.39.90, E-Book Von Claudia Mäder Historiker sind Propheten für die Vergangenheit. Befragt man sie zur Zukunft, erklären sie sich in der Regelfür weder zuständig noch kompetent. Nun legen mit Yuval Noah Harari und Joachim Radkau gleich zwei prominente Geschichtswissenschafter je ein Buch vor, das sich mit Künftigem befasst wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise: Während das eine in die Zukunft vorausschaut, blickt das andere auf sie zurück. Zuerst nach vorn! Wobei: Die «Geschichte von Morgen», die der 41-jährige Harari unbescheiden ankündigt, ist über weite Strecken ein Buch vongestern. Unter dem Titel «Homo Deus» verspricht der Professor der Jerusalemer Hebrew University darzulegen, wo sich die nach «Unsterblichkeit, Glück und Göttlichkeit» strebende Menschheit im 21. Jahrhundert hinbewegt. Anstatt in die Zukunft führt er die Leser dann aber erst einmal in die Steinzeit. Denn Harari ist der Ansicht, dass man das Entstehen der aktuellen Denkstrukturen durchschauen müsse, ehe man sich von ihnen lösen und unvoreingenommen nach vorne blicken könne. Das ist ein sehr plausibler Gedanke. Nur dient seine Umsetzung hier offensichtlich weniger dazu, Neues vorstellbar, als vielmehr Altes wiederverwertbar zu machen: In der ersten Hälfte des Buchs resümiert Harari im Kern die Thesen seines hochgelobten Bestsellers «Eine kurze Geschichte der Menschheit» (deutsch 2013). Über Jahre hinweg rollt er also (nochmals) die bedeutendsten menschheitsgeschichtlichen Umbrüche auf, um bei der wissenschaftlichen Revolution der Frühen Neuzeit schliesslich auf den Schlüssel zur Zukunft zu stossen. Hier, vor 500, 300 oder 200 Jahren Präzision ist nicht die Stärke dieses Autors, der grosse Bögen mehr als feine Details liebt, geschieht laut Harari in nuce Folgendes: Die aufkommende Wissenschaft verdrängt den bis dahin sinnstiftenden Gott, schliesst aber sogleich ein Bündnis mit einer neuen Religion. Jeder überirdischen Instanz beraubt, beginnt der Mensch zu jener Zeit nämlich, an sich selbst statt an Gott zu glauben. Das menschliche Ich entwickelt sich durch diese Substituierung zum Quell allen Sinns, und seine Gefühle und Wünsche definieren neuerdings das Ziel allen Tuns: Der «Humanismus» ist geboren, und die Wissenschaft mit ihren Erfindungen und Entwicklungen steht fortan ganz im Dienst dieser «Religion». Vorsichtvor Übermenschen Man möchte gegen diesen kümmerlichen Humanismus-Begriff protestieren und müsste überdies im Detail rapportieren, dass Harari alle Ideologien der letzten 200 Jahre und insbesondere den Liberalismus darunter subsumiert. Aber wenn man sich damit aufhielte, käme man nie mehr in die verheissene Zukunft. Auf Seite 379 bricht sie endlich an. Dort nähert sich Harari dem 21. Jahrhundert, indem er feststellt, dass der Pakt zwischen Wissenschaft und Humanismus auf paradoxe Weise in Auflösung begriffen sei: In ihrem immer forcierteren Streben, dem Menschen und seinen Wünschen zu dienen, sei die Wissenschaft drauf und dran, der liberal-humanistischen Ordnung die Grundlage zu entziehen und sie letztlich womöglich zu überwinden. Wie dies geschehen könnte, skizziert der Israeli in drei Szenarien. Eines fällt mit dem seit längerem herumgeisternden Konzept des «Transhumanismus» zusammen und geht davon aus, dass sich einige Personen mit technischen Mitteln künftig derart «optimieren», dass sie gleichsam «übermenschliche» Fähigkeiten erlangen. Die interessanteste Frage, die Harari in diesem Zusammenhang aufwirft, ist jene nach dem weiteren Schicksal der Normalsterblichen: Wenn sich, wie zu vermuten ist, nur eine reiche Kaste die Erhöhung zum «Übermenschen» leisten kann, wiewirddiese dann Der Retroroboter istnur vermeintlich niedlich: Schon in den 1950er-Jahren hat die Automatisierung Zukunftsängste ausgelöst. mit der breiten suboptimalen Masse umgehen? Der humanistische Grundsatz, wonach alle Menschenleben den gleichen Wert haben, drohe durch das Aufbrechen einer «biologischen Kluft» ins Wanken zu geraten, meint Harari und schreibt, dass die herkömmlichen Menschen dereinst wie ausrangierte Zugwaggons abgekoppelt werden könnten. Dies scheint insbesondere dann plausibel, wenn man annimmt, dass die «normalen» Menschen ihren messbaren Nutzen verlieren. Gemäss diesem Szenario wird die Intelligenz der Maschinen jene der Menschen bald bei weitem übertreffen und über kurz oder lang vom Lastwagenfahren über das Kriegführen bis zum Musikkomponieren alles übernehmen, mit dem sich die Masse der Homo sapiens bisher für Regierungen und Gesellschaften wertvoll machte. Wird der neuen Elite noch irgendetwas heilig sein an den alten Menschen, wenn diese zu «nutzlosen Faulenzern» werden? Möglich ist, in einem dritten Szenario, freilich auch, dass die Macht inzukunft nicht bei den «Übermenschen», sondern bei den Algorithmen liegt. Die liberale Ordnung à la Harari stellt darauf ab, dass der Mensch nach seinen Wünschen handelt. Aber wiegut kennt er die überhaupt? Versteht man den menschlichen Organismus, wie momentan Mode, als reinen Algorithmus, kann man mitsicherheitdavon ausgehen, dass beispielsweise Google über einen stärkeren Algorithmus verfügt und die Wunsch- und Willensströme des Individuums folglich genauer analysierenkann, als der betreffende Mensch das selber vermag. Würde also das Resultat eines Urnengangs nicht näher beim «Volkswillen» liegen, wenn Google anstelle der Bürger abstimmen würde? Anders gefragt: Wird die Herrschaft der individuellen Wünsche in dem Moment perfekt sein, da der Mensch seine Machtandie Maschinen abtritt? Das letzte Viertel des Buchs lässt die Leserin verstörende Fragen stellen, und insofern erreicht der Autor sein Ziel in der Hauptsache will er zum Nachdenken über unsere Wahlmöglichkeiten CHARLES TAYLOR/FOTOLIA 16 NZZam Sonntag 26.Februar 2017

17 und die aktuellen Entwicklungenauffordern. Wo die letztlich hinführen, weiss auch der Historiker nicht: Dass die Zukunft, zumal in Zeiten rasant voranschreitenden Wissens, nicht zuprophe- zeien ist, betontharari ausdrücklich. Wer dafür noch Beweise braucht, findet sie bei Joachim Radkau dutzendfach. Der deutsche Historiker geht in seiner «Geschichte der Zukunft» in jeder Hinsicht einen ganz anderen Weg als sein israelischer Fachkollege und doch finden sich zwischen den beiden Werken vielsagende Überschneidungen. Zunächst jedoch empfiehlt sich das Buch als wohltuende Ergänzung. Radkau, bis 2009 Professor an der Universität Bielefeld und Autor diverser zugänglich geschriebener Studien zu Themen des 20. Jahrhunderts, nimmt die Zeit seit 1945 in den Blick und rekonstruiert die verschiedenen Zukunftserwartungen der einzelnen Jahrzehnte. Dabei betont er von Beginn weg etwas, das bei Harari kaum Beachtung findet: den «Überraschungseffekt». Zukunft ist demnach nicht nur nicht voraussehbar weder das Internet noch omnipräsente Mikrocomputer oder -Programme waren in den 1970ern auf dem Radar der Futurologen, sondern sie bringt nicht selten auch Dinge,die die effektivenerwartungengeradezu unterlaufen. Das «Wirtschaftswunder» der Nachkriegszeit etwa mag aus heutiger Sicht als relativ logisches Phänomen erscheinen. Für die Zeitgenossen kam es ganz unerwartet: Die Dauer des Wiederaufbaus wurde indeutschland anfänglich mit 80 Jahren veranschlagt. Ebenso wenig hätte sich irgendein Bauer in den 1950ern träumen lassen, dass dereinst Butterberge sein ärgstes Problem bilden würden. Und die Verkehrsplaner machten ihre Rechnung ganz ohne die bald urplötzlich aufkommende Umweltbewegung, als sie in den späten 1960ern euphorisch darangingen, eine Autobahn in jedes Dorf zu bringen. Akribisch quellennah arbeitet sich Radkau anhand einzelner Themenkomplexe neben Wirtschaft oder Verkehr kommen etwa auch Bildung und Arbeit zur Sprache durch die Grundstimmungen der Jahrzehnte. Und während der Autor soden Wechsel vomantiutopischen Tenor der Nachkriegszeit hin zur Planungseuphorie der 1960er und deren Umschlagen in die No-Future-Haltung der 1980er beschreibt, wird der Leserin deutlich, wie sehr es die Gegenwart ist, die die Zukunft macht: In einem Jahrzehnt als Utopie herbeigesehnt, kann ein und dasselbe Thema unter anderen gesellschaftlichen Vorzeichen zur bedrückenden Dystopie verkommen. AlterRoboter-Horror Gerade auf die «Automation» trifft das zu. In der Steinzeitmag es die Furcht vor dem Überhandnehmen der Maschinen noch nicht gegeben haben. Hätte Yuval Noah Harari aber die 1950er-Jahre anstatt der Prähistorie erforscht, wäre er auf Horrorszenarien gestossen, die den seinen in nichts nachstehen. «Die Roboter sind unter uns», wurde 1952 mit Hinweis auf bevorstehende Massenarbeitslosigkeit und Automatendiktatur gewarnt mehr Angst als die Automaten machten dem Westen damals laut Umfragen nur die Russen. In den 1960ern dann, zu Zeiten der Vollbeschäftigung, priesen viele die Automation als Vision; als Verheissung, die zur «menschlichen Verwendung menschlicher Wesen» führen würde. Doch die Vorstellung blieb von kurzer Dauer, in den Krisen der 1970er schienen die Maschinen wieder die Entwertung der Menschen zu beschleunigen. Viele weitere Kurven wären noch nachzuzeichnen: Joachim Radkau diagnostiziert in seinem erhellenden Buch eine «Zickzack-Bewegung der Automatisierungs-Zukünfte» und macht darauf aufmerksam, dass sich die Leitmotive des zugehörigen Diskurses bis heute wiederholen. Der Hinweis auf diese historische Kontinuität soll weder den Defätismus befördern noch das Nachdenken über die Zukunft als überflüssig erscheinen lassen. Aber das Wissen um seine lange Dauer kann doch dabei helfen, dem Drama der Menschheit ein wenig gelassener zu begegnen. 26.Februar 2017 NZZ amsonntag 17

18 Sachbuch Nahostkonflikt Ein amerikanischer Journalist berichtet vom Leben in der Westbank ZwischenDürrenundSprinklern Ben Ehrenreich:Der Weg zur Quelle. Leben und Tod in Palästina.Hanser Berlin, Berlin Seiten, Fr , E-Book Von Claudia Kühner Seit Jahrzehnten ist der israelisch-palästinensische Konflikt allgegenwärtig. Trotzdem bleiben wir«overnewsed» und «underinformed». Wir lesen die Worte der Mächtigen, über Konferenzen und Vermittlungsmissionen, über Terroranschläge und Vergeltungskriege. Aber fast nichts erfahren wir über den Alltag unter einem Besatzungsregime. Für Gründlicheres hat der gehetzte Journalist nichtdie Zeit. Der Amerikaner Ben Ehrenreich, der für verschiedene US-Zeitungen schreibt, hat sie sich genommen. Er hat sich von 2011 bis 2014 immer wieder lange im Westjordanland aufgehalten, vor allem im kleinen Dorf Nabi Saleh. Ehrenreichs Ziel ist es, das «Ungleichgewicht der Erzählung» zu korrigieren und eine Antwort auf die Frage zu finden, warum Menschen weitermachen, wenn doch alles verloren ist. Er argumentiert dabei nicht moralisch, versteht sich nicht als Aktivist und spricht nicht für die Palästinenser,die das «nicht nötig» hätten. Defizite und Versagen auch auf palästinensischer Seite, vor allem die Komplizenschaft der Elite mit Israel, benennt er mit klaren Worten. Seine Methode ist einfach: Beobachten, zuhören, niederschreiben. Dabei behält er auch das grosse Ganze im Blick, die politischen Kräfte und ihre zerstörerische Wirkung auf die palästinensische Gesellschaft, wie man es auch in Nabi Saleh erfährt. Proteste in Nabi Saleh (2012). Der Autor hat das Dorf in der Westbank seit 2011 regelmässig besucht und dort u.a. den Alltag von NarimanTamimi (Bildmitte) erlebt. Zwei Sichtweisen Im Mittelpunkt von Ehrenreichs eindrücklichem Bericht stehen das Ehepaar Bassem und Nariman Tamimi und ihre grosse Familie, stellvertretend für die Millionen ganz gewöhnlicher Palästinenser.Die Tamimis und die anderen Dörfler haben sich dem gewaltlosen Widerstand verschrieben, den das Völkerrecht explizit erlaubt: Streiks, Demonstrationen, Boykott israelischer Waren. Der Autor nimmt uns aber auch mit nach Ramallah, wo viel Geld zirkuliert dank der «Regierung» der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und die Korruption blüht; wo sich internationale NGOs auf die Füsse treten und an den Verhältnissen doch nichts ändern. Er nimmt uns mit nach Hebron, wo Siedler und Palästinenser am selben Ort leben und wo er «die Finsternis vollkommen und überwältigend» erlebt hat. In der Tat, die israelische Sichtweise besitzt ein gänzlich anderes Gewicht als die palästinensische, was angesichts der Machtverhältnisse naheliegend ist. Folgen wir der offiziellen «Erzählung» Israels, rechtfertigt das Verhindern palästinensischer Gewaltakte alles. Wie es auf der anderen Seite aussieht, wie sich der elende Alltag unter der Besatzung, dieses Leben in ständiger Angst gestaltet, geht dabei in der Regel unter (kritische israelische Medien berichten allerdings sehr wohl darüber). Ein Familienvater wiebassem Tamimi sass fünfmal im Gefängnis, weil er die Protestbewegung in Nabi Saleh anführt, seine Frau wurde bei Demonstrationen vielfach verletzt, meist durch Tränengas. 40 Prozent aller Männer in der Westbank sassen schon einmal in Haft. Kinder, die Steine werfen, werden festgenommen und manchmal erschossen. Die Armee schiesst mit Gummigeschossen, oft genug auch mit scharfer Munition. Ein israelischer Militärstaatsanwalt verlangt ohne weiteres fünfzehn Jahre Haft für solch ein Kind. Die Zahl palästinensischer Opfer übersteigt die der israelischen um ein Vielfaches. In Nabi Saleh oder Hebron erfährt der Leser, was Besatzung sonst noch heisst. Nächtliche Hausdurchsuchungen ohne Befehl, Deportationen, Zerstörung von Häusern (und Verweigerung von Baubewilligung andererseits), monatelange Haft ohne richterliche Verfügung, Folter, Checkpoints, die keine normale Bewegung erlauben und so jede wirtschaftliche Entwicklung behindern. Dazu wird fortwährend Boden requiriert, 60 Prozent der Westbank sind heute schon im Besitz von Siedlern und Armee. Ben Ehrenreich macht deutlich, wie so Abertausenden von Bauern und Beduinen die Lebensgrundlage entzogen wird. Eines der schlimmsten Probleme ist das Wasser: In Nabi Saleh wie überall in den Dörfern fliesst es nur ein paar Stunden in der Woche. Nur Siedler haben genügend Wasser, und bei ihnen reicht es auch noch für Schwimmbassins und Rasensprinkler. MMOHAMADTOROKMAN /REUTERS Sich nichtbrechenlassen Klug erklärt Ehrenreich auch das Versagen von «Oslo», 1993 als vermeintlich grosser Friedensplan begrüsst. Die damals ins Leben gerufene PA und ihre Sicherheitskräfte sind längst nur noch Hilfsorgane der Besatzer. Die Rechnung, auch für die Gehälter des öffentlichen Dienstes, begleichen die USA und die EU. So begreift man mitehrenreich, dass die Bevölkerung zweifach unter Druck ist: unter jenem des Besatzers und jenem der inzwischen verhassten PA, die nur als korrupt erfahren wird und nichts erreicht. Dabei hängen unendlich viele Familien vonden Gehältern der PA ab,auch in Nabi Saleh, weil es keine anderen Verdienstmöglichkeitengibt. Ben Ehrenreichs Antwort auf die eingangs gestellte Frage, wie Menschen das alles so lange ertragen können, lautet: Sie wollen sich nichtbrechen lassen. Das ist ihr Kampf. 18 NZZam Sonntag 26.Februar 2017

19 Nachlass Noch einmal neue Texte des Berner Troubadours diesmal Notizen und Fingerübungen MitManiMatter nimmtesnieeinende Mani Matter:Was kann einer allein gegen Zen Buddhisten. Philosophisches, Gedichte, Politisches, Erzähltes und Dramatik. Zytglogge, Bern Seiten, Fr , E-Book VonKathrin Meier-Rust «Ob eine glück het oder nid, wowohl, das macht en unterschied, und äbe ds glück (zum glück) fragt niemer,öbdie woshei s verdiene.» Es macht noch immer glücklich, einen bisher unbekannten Text von Mani Matter zu lesen, und es macht immer noch traurig. Denn der Tod des grössten schweizerdeutschen Troubadours (mit 36 Jahren, im November 1972, durch einen Autounfall) hat in der Deutschschweizer Seele eine Wunde hinterlassen, die bis heute schmerzt. Wie sonst könnte es sein, dass es einfach kein Ende nimmt mit Mani Matter: Landauf und landab lernen Primarschüler die traurigen Lieder vom Ferdinand, vom Eskimo und von den «Hemmige», die uns Schweizer plagen. Jahr für Jahr wird gefeiert nach der grossen Ausstellung zum 75. Geburtstag (2011) kam die schöne Biografie von Wilfried Meichtry (2013) und zum 80. letztes Jahr ein Mani- Matter-Platz in Bern. In Mani Matters Hausverlag Zytglogge erscheinen zuverlässig neue Coverversionen von jungen Musikern, diverse Mani-Matter-Liederund Bilderbücher und vorallem die letzten nachgelassenen Schriften (nach den noch von Matter selbst angedachten«sudelheften» und dem «Rumpelbuch», die in den 1970er-Jahren erschienen): 2011 das Cambridge Notizheft (von 1968), 2012 Matters juristische Habilitationsschrift zur «Pluralistischen Staatstheorie». Und auch die Mani-Matter-App ist längst vorhanden. Und nun also mit «Waskann einer allein gegenzen Buddhisten» die Nachlese der Nachlese. Es handelt sich um eine Auswahl aus rund 1000,von Ehefrau Joy Matter transkribierten Seiten, die in diesem Jahr endgültig ins Schweizerische Literaturarchivübergehen: vonhand auf lose Blätter und Zettel geworfene Notate, Gedanken, Gedichte und Versuche, meist undatiert, jedoch zwischen 1950 und Ende der 1960er-Jahre verfasst, also vom 16- bis knapp 30-jährigen Matter. Die Texte wurden nach Gattung sortiert Philosophisches, Gedichte, Prosa usw. und entsprechenden Fachleuten vorgelegt. Das schöne Vorwort von Guy Krneta beschreibt die Sorgfalt, mit der rund ein Dutzend Kollegen darunter Pedro Lenz, Lukas Bärfuss, Franz Hohler die nun vorliegende Auswahl vornahmen, für die Ehefrau Joy und Tochter Meret verantwortlich zeichnen. Das Buch führt einmal mehr die «Denkweite» (Krneta) des jungen Matter vor Philosophie, Musikgeschichte, Religion, Politik. Seine politische Reife, wenn er auf dem «Konsens zur Uneinigkeit» als Vorbedingung für Demokratie beharrt und im damaligen Kalten Krieg seine Skepsis gegen beide Seiten richtet. Sein dichterisches Talent, ob in Dialekt Nicht nurein hochbegabter Värslischmied, sondern auch ein politischer Kopf:Mani Matter(Anfang der 1970er-Jahre). oder Schriftsprache, in berndeutschen Limericks, unvollendeten Chansons oder dem avantgardistischen Bühnenstück «Der Unfall». Unheimlich übrigens, nach so vielen Jahren, wieoft Matter das Wort Unfall verwendet. Viele dieser kurzen Texte bleiben allerdings fragmentarisch, sind offensichtliche Fingerübungen eines angehenden Dichters. Brauchen wir also diese Notate? Nicht wirklich. Dass dem Land damals nebst dem hochbegabten Värslischmied auch ein kluger, interessierter Bürger verloren ging, der sicherlich eine wichtige Stimme geworden wäre in den politischen Diskussionen des Landes, wissen wir längst. Trotzdem ist die Publikation willkommen. Nicht nur weil sie die Matter-Wunde ins Bewusstsein zurückruft: zu gerne hätte man gewusst, was denn nun «einer allein gegen Zen Buddhisten» kann der Buchtitel eine einzelne Zeile aus dem Nachlass. Sondern weil auch diese Texte zeigen, was uns Mani Matter von jeher bewies: dass schweizerdeutsch sprechen weder intellektuelles Hinterfragen noch geistige Neugierde ausschliesst. Wie zum Beispiel beim «fehlentscheid: stumm /hei si gstimmt /aber was sie gstimmt hei /het nid gstumme /tumm /hei si gstimmt». Nein, Mani Matter verleidet uns nie. ANDRÉMUELHAUPT /KEYSTONE Kulturgeschichte Beatrix Langner seziert männliche Vorurteile gegenüber gescheiten Autorinnen Frauen,die Gedanken gebären Beatrix Langner:Die 7 grössten Irrtümer über Frauen, die denken. Matthes & Seitz, Berlin Seiten, Fr VonIna Boesch Als Bücher vernaschendes Mädchen erfuhr sie früh, was ihr dereinst als denkende Frau blühen würde. Erwischte ihr Vater sie beim Lesen, wurde sie zum Staubwischen abkommandiert. Obwohl derart in die Geschlechterschranken verwiesen, gab Beatrix Langner nicht nach. Lesen wurde zuihrem Beruf. Sie wurde zu einer bekannten Literaturkritikerin und widmete sich als Buchautorin fortan lesenden und denkenden Männern. So publizierte sie etwa tiefgründige Darstellungen von Jean Paul oder Adelbert von Chamisso. Für ihr neues Buch hat sie das Lager gewechselt und die denkende Frau zum Forschungsobjekt erklärt. In einem grossen Essay unternimmt sie eine Entdeckungsreise durch 2500 Jahre Geistesgeschichte, um die «Aussperrung weiblicher Geisteskraft» zu erforschen. Ihre Tour d Horizon gliedert sie in sieben Kapitel gemäss der sieben Aussperrmechanismen, auf die sie gestossen ist: nämlich denkende Frauen als männlich, göttlich, gefährlich, unsexy, egoistisch zu erklären und ihnen vorzuwerfen, sie dächten anders oder wollten die Welt retten. Die klare Ordnung hilft, die Fülle an Werken und Biografien zu bewältigen. Der Essay ist eine wahre Fundgrube: Neben der Gedankenwelt einer Germaine de Staël oder einer Olympe de Gouges beschäftigt sich Langner etwa mit dem Denken der italienisch-französischen Philosophin Christine de Pizan. Sie habe mit dem «Buch von der Stadt der Frauen», einer Galerie berühmter Frauengestalten aus Geschichte und Mythos, einen geheimen «Bestseller des Frühhumanismus» geschrieben, urteilt Langner, so wie Beauvoirs «Das andere Geschlecht» das Frauenbuch des 20. Jahrhunderts gewesen sei. Selbstverständlich dürfen auf der Pirsch nach Vorurteilen gegenüber denkenden Frauen die meinungsbildenden Männer nicht fehlen. Dazu gehört etwa Paul Möbius, der behauptete, Frauen fehle die schöpferische Geisteskraft; oder Tolstoi, der meinte: «Die Frau leistet etwas Grosses: sie gebiert Kinder,aber sie gebiert keine Gedanken, das tut der Mann.» Der einzige Makel der scharfsinnigen Kulturgeschichte denkender Frauen ist der moralische Schluss, wo Langner zur Lösung grosser (Welt-)Probleme aufruft gemeinsam, vonfrauen und Männern. 26.Februar 2017 NZZ amsonntag 19

20 Sachbuch Soziologie Ulrich Beck versucht zu erklären, warum wir die Weltnicht mehr verstehen DasUndenkbarewirdzurNorm Ulrich Beck: Die Metamorphose der Welt. Suhrkamp,Berlin Seiten, Fr.36.90,E-Book Oliver Nachtwey:Die Abstiegsgesellschaft. Suhrkamp, Berlin Seiten, Fr.26.90,E-Book22.. Ulrich Beck, hier auf eineraufnahme von 2011,ist Anfang2015 verstorben. Sein letztes Manuskript liegt jetzt in Buchform vor. VonWalter Hollstein «Die Welt ist aus den Fugen Ihre äussere Ordnung ist zerbrochen, ihr innerer Zusammenhalt verloren gegangen.» So beginnt Ulrich Beck sein letztes Buch über die «Metamorphose der Welt». Die Folge sei unser generelles Unverständnis gegenüber der radikal verwandelten Wirklichkeit. «In diesem Buch versuche ich zu verstehen und zu erklären, warum wir die Welt nicht mehr verstehen.» Mit den traditionellen Begriffen der Sozialwissenschaften sei das, was sich derzeit vollzöge, nicht mehr zu fassen: statt Wandel also Metamorphose. Die Entstehungsgeschichte des Buches ist tragisch. In ihrem Vorwort schreibt Becks Frau, Elisabeth Beck- Gernsheim, selber eine renommierte Soziologin: «Der 1. Januar 2015 war ein Wintertag wie aus dem Bilderbuch: blauer Himmel, strahlende Sonne, glitzernder Schnee.» Die Becks entschliessen sich zu einem Spaziergang in Münchens Englischem Garten und diskutieren dabei die Thesen des neuen Buches. «Und dann, plötzlich, das Ende. Herzinfarkt. Ulrich kam nicht mehr nach Hause. Er starb noch im Englischen Garten.» Das unfertige Manuskript wird nun von seiner Frau und etlichen Kollegen «vollendet». Wandelwar gestern Beck gehörte zuden produktivsten deutschen Soziologen. Über den Fachkreis hinaus bekannt wurde er 1986 mit seinem Bestseller «Risikogesellschaft» in nahezu 40 Sprachen übersetzt. Später folgte«weltrisikogesellschaft». In beiden Büchern explizierte Beck, dass unsere Industriegesellschaft zunehmend ungeplante Gefahren produziere, die unsere Lebensweise in Frage stellten; das aktuelle Beispiel war Tschernobyl. Beck arbeitete damals als Professor an der Universität München, später an der London School of Economicsund in Paris. Er war so auch international der renommierteste deutsche Soziologe. In der «Metamorphose der Welt» nimmt Beck die wesentlichen Themen aus der «Risikogesellschaft» wieder auf ein Stück weit wohl auch zu viel. Jede moderne Gesellschaft ist sozialem Wandel unterworfen, konstatiert Beck; aber dieser Wandel vollziehe sich auf einem gesellschaftlichen Boden von Gewissheiten und Traditionen. Das sei vorbei. In unserer Gegenwart ändere sich das menschliche In-der-Welt-Sein grundsätzlich, denn nun werde stetig zur Wirklichkeit, was eben noch als undenkbar galt. Das macht für Beck «Metamorphose» aus. Wer versuche, mithilfe der in den Sozialwissenschaften zur Verfügung 20 NZZ am Sonntag 26.Februar 2017 stehenden Konzepte des Wandels «den allgegenwärtigen Aufregungszustand der Welt auf den Begriff zu bringen», der versuche so Beck in Anspielung auf Niklas Luhmann, «Pellkartoffeln zu pflanzen und zu ernten». Immer wieder dekretiert Beck, dass «die grossen Gesellschaftstheorien eines Foucault, eines Bourdieu, eines Luhmann» unbrauchbar geworden seien, weil sie «den Fokus auf die Reproduktion und eben nichtauf die Transformation oder gar Metamorphose der sozialen und politischen Ordnung» legten. Begründet wird das nicht. Niemand vor Abstieg gefeit Die Metamorphose dokumentiert sich konkret im fortschreitenden Klimawandel; zum zweiten in der Auflösung des Nationalstaates und der Globalisierung, zum dritten in der «medizintechnischen Formbarkeit des Fortpflanzungsaktes» und schliesslich in der Auflösung der BASSO CANNARSA /LUZ PHOTO sozialen Klassen, etwa durch globale Finanzmarktrisiken. Veränderungspotential sieht Beck in dem, was er «emanzipatorischen Katastrophismus» nennt: «Das Momentum der Metamorphose besteht verblüffenderweise gerade darin, dass der feste Glaube an die Gefährdung der gesamten Natur und der Menschheit durch den Klimawandel eine kosmopolitische Wende unserer gegenwärtigen Lebensweise herbeiführen und die Welt zum Besseren ändern kann.» Das ist mit Verlaub naiv und bewegt sich, wie etliches in diesem Buch, auf der Ebene blosser Behauptung. Sicher enthält dieses nachgelassene Manuskript viele wichtigegedankenanstösse; aber es bleibt en somme eben unfertig. Was Beck in seiner Gesellschaftsanalyse nur streift, analysiert der Frankfurter Soziologe Oliver Nachtwey in seinem Buch «Die Abstiegsgesellschaft» auf überzeugende Weise. Seine Grundthese ist, dass aus unserer Gesellschaft des Aufstieges und der sozialen Integration eine Gesellschaft des sozialen Abstieges geworden sei. Unter der Oberfläche einer scheinbar stabilen Gesellschaft erodierten seit langem die Pfeiler der sozialen Integration, mehrten sich Abstürze und Abstiege. Prekarität und Polarisierung seien heute Kennzeichen des sozialen Systems. Nachtwey belegt das mit vielen Daten. Historisch macht er die «grosse Transformation des Sozialstaates» an der Agenda 2010 des damaligen Kanzlers Schröder fest. Im Zuge der regressiven Modernisierung vollziehe sich die «Institutionalisierung von Prekarität». Jeder müsse den Abstieg fürchten. Die Menschen reagierten mit einem «arbeitswütigen Selbstproduktivismus». Nachtweys Analyse dürftezum Wichtigsten der letzten Jahre gehören; sie dokumentiert auch, dass Soziologie durchaus mit dem auskommen kann, was derzeit an Begrifflichkeitzur Verfügungsteht. Walter Hollstein ist emeritierter Professor für Politische Soziologie.

21 Islam Ein katholischer Theologe und ein islamischer Denker plädieren für eine liberale Lesart des Korans Dusollstnicht alleswörtlich nehmen FAZRY ISMAIL /KEYSTONE Klaus von Stosch: Herausforderung Islam. Christliche Annäherungen. Ferdinand vonschöningh, Paderborn Seiten, Fr , E-Book Mehdi Bazargan: Und Jesus istsein Prophet. Der Koran und die Christen. Mit einer Einleitungvon Navid Kermani. C.H. Beck, München S., Fr.26.90,E-Book Von Katharina Bracher Ein «wahrerislam» ist dem Koran lautden beiden Autoren nicht zu entnehmen. Hören, nicht lesen. Das ist der Modus des Islams. Mohammed war der Überlieferung nach Analphabet. Der Koran wurde erst nach seinem Tod niedergeschrieben, aber in dieser Form nie öffentlich verbreitet. Erst ab 1925 wurde er gedruckt. Die mündliche Überlieferung stand also stets über der schriftlichen. Umso bemerkenswerter, dass sich Fundamentalisten wie Reformisten auf den schriftlichen Wortlaut des Korans stützen, wenn sie den «wahren Islam» propagieren. Klaus von Stosch verfolgt in seinem Buch «Herausforderung Islam» einen ganz anderen Ansatz. Religiöses Erkennen, so der katholische Theologe, werde im Islam ästhetisch vermittelt. Für die arabischsprachigen Muslime sei der Koran vor allem eine Schönheitserfahrung. Von Stosch deutet darum die universale Botschaft hinter umstrittenen Koranstellen nicht nur historisch, sondern vor allem ästhetisch. Anhand der «Kopftuchfrage» lässt sich aufzeigen, wie diese ästhetisch-historische Interpretation von umstrittenen Koranstellen aussieht. Versuche man, die betreffenden Passagen mit einer ästhetischen Hermeneutik zu lesen, so komme man zum Schluss, dass das Tragen des Kopftuchs vor allem darauf hinausliefe, dass Musliminnen als solche erkannt würden. Während fundamentalistische Männer die betreffenden Suren so auslegten, dass Frauen sich verhüllen müssen, versteht von Stosch dieselbe Stelle anders: Personen, egal welchen Geschlechts, dürfen nicht auf ein Objekt der Begierde reduziert und durch Blicke gedemütigt werden. Wiederum eine andere Methode hat zuvor der liberale islamische Denker Mehdi Bazargan gewählt. Für seine «christlichen Brüder» hat er das Traktat «Und Jesus ist sein Prophet» verfasst, in dem er aufzeigt, wie seine Religion zum Christentum steht. Bazargan versucht, Widersprüche aufzulösen, indem er die Beweggründe der Koranautoren aufzeigt und die ethischen Prinzipien herausarbeitet, anhand derer sich umstrittene Koranstellen in unsere Zeit übersetzen lassen. Bazargan war kurz nach der Kulturrevolution von 1979 der erste Premierminister Irans. Nach ein paar Monaten realisierte er, dass Ajatollah Chomeini eine klerikale Diktatur aufbaute, und trat zurück verstarb er mit 88 Jahren in Zürich. Bazargan war zwar ein streng gläubiger, konservativer Muslim, aber eben auch ein Liberaler. Er forderte seine Glaubensbrüder auf, sich ihre eigene Meinung über ihre Religion zu bilden und sich nicht auf den Klerus zu stützen. Mehdi Bazargan empfiehlt, die Mehrdeutigkeit des Korans auszuhalten und die jeweiligen Aussagen im Kontextihrer Entstehung zu begreifen. Er zeigt auf, wie etwa das im Koran postulierte Freundschaftsverbot gegenüber Christen und Juden an anderen Stellen stark relativiert wird. Wie dieses Verbot im Kontext der zunehmenden Spannungen zwischen den Religionsgruppen im alten Medina zu verstehen ist. Mehdi Bazargan und Klaus von Stosch, das ist ihnen gemeinsam, interpretieren jeglichen martialischen Gehalt des Korans als einen Aufrufzur Selbstverteidigung. Was bringt die Lektüre dieser beiden Bücher? Laien lernen die umstrittenen Koranstellen in einer liberalen Lesart kennen, die keine absolute Deutungshoheit für sich beansprucht. Eine Antwort auf die Frage, was man dem politisch orientierten, gewaltbereiten Islamismus entgegensetzen soll, erhalten sie damit aber nicht. Aus dem Blickwinkel der beiden Autoren erscheint der Koran als eine Art Steinbruch. Von eckigen, grauen Kieselsteinen bis zu runden, farbigen Edelsteinen hält er alles bereit. Daraus kann sich grundsätzlich nehmen, wer will. Ob seine Vorgehensweise einer Rationalität folgt oder nicht, ist für die Rezeption unwesentlich. Das Mosaik, das er aus den Steinchen baut, wird immer anders aussehen. Und es wird sich immer jemand finden, der darin Schönheiterkennt. ANZEIGE FESTIVAL INTERNATIONAL DU FILM TORONTO NOMINATION GOLDEN GLOBE BESTER FRENDSPRACHIGER FILM Gael García Bernal Luis Gnecco Mercedes Morán N E R U D A Der neue Film von PABLO LARRAÍN («JACKIE») Endlich wird dem chilenischen Literatur-Nobelpreisträger Pablo Neruda filmisch Reverenz erwiesen! JETZT IM KINO 26.Februar 2017 NZZ amsonntag 21

22 Sachbuch Geschichte Um neuanzufangen, strichen viele deutsche Nachkriegsfamilien die NS-Zeit aus ihren Erinnerungen. Zwei Bücher erzählen vom Verdrängen und seinen Folgen VerstricktindenSchweigepakt Florian Huber: Hinter den Türen warten die Gespenster. Das deutsche Familiendrama der Nachkriegszeit. Berlin Verlag, Berlin Seiten, Fr Alexandra Senfft:Der lange Schatten der Täter. Nachkommen stellen sich ihrer NS-Familiengeschichte.Piper,München Seiten, Fr , E-Book VonKlara Obermüller Damals, 1958, war es der Film der Stunde: «Wir Wunderkinder», Kurt Hoffmanns leichtfüssig-witzige Satire über Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. In Deutschland herrschten Optimismus und die Sehnsucht nach Normalität. Die letzten Kriegsgefangenen waren heimgekehrt, die Ruinen in den Städten beiseitegeräumt. Was Diktatur und Krieg in den Seelen der Menschen angerichtet hatten, interessiertenicht. Als Aussenstehende konnte man sich bei der Begegnung mit Hoffmanns Filmfiguren nur schwer vorstellen, dass dies die gleichen Deutschen sein sollten, die wenige Jahre zuvor Todund Vernichtung über die Welt gebracht und dafür millionenfach gebüsst hatten. Der Historiker Florian Huber hat sich diesem irritierenden Befund noch einmal gestellt und ist den Dramen nachgegangen, die sich nach Kriegsende in deutschen Familien abgespielt haben. Sein Buch «Hinter den Türen warten die Gespenster» sei ein Wechselspiel von «historischer Reportage und Mentalitätsgeschichte», heisst es in der Verlagsankündigung. In der Tat hat der Autor neben historischer Fachliteratur und Erinnerungsbüchern bekannter Zeitzeugen vor allem Aufzeichnungen, Tagebücher und Briefe Unbekannter verwendet, um aufzuzeigen, wie die deutsche Nachkriegsgesellschaft mit den Gespenstern der Vergangenheit umgegangenist. Die Geschichtenall dieserwehrmachtssoldaten,kriegerwitwen, Spätheimkehrer und Nachkriegskinder machen sein Buch zu einem Leseerlebnis der besonderen Art. Das Wunder als Kraftakt Sehr anschaulich, bisweilen aber auch etwas gar blumig schildert Huber die Zustände in Deutschland nach dem Zusammenbruch: die Überlebenskämpfe der Frauen, die Ängsteder aus Krieg und Gefangenschaft heimkehrenden Männer, ihr Verlangennach Familie und Normalität, ihr Bemühen, zu vergessen und noch einmal neu anzufangen, ihre Enttäuschung, wenn dies nicht gelang und mittendrin die Nöte der Kinder, die hinter der Fassade scheinbarer Normalität die Schuld- und Schamgefühle der Erwachsenen ahnten, ohne sie benennen zu können. Florian Huber spricht in seinem Buch von einem eigentlichen «Schweigepakt», den die deutsche Nachkriegsgesellschaft einging, um die verbrecherische Vergangenheit hinter sich 22 NZZ am Sonntag 26.Februar 2017 Hinterder Fassade scheinbarer Normalität schlummerten in den 1950er-Jahren vielfach Schuld- und Schamgefühle. zu lassen und jenen Kraftakt stemmen zu können, der als Wirtschaftswunder in die Geschichte eingehen sollte. Dass unter diesem Pakt diejenigen ganz besonders litten, die in Opferrespektive Täterfamilien hineingeboren worden waren, ist bekannt und gut dokumentiert. Bei Florian Huber kommen jüdische Überlebende und deren Kinder allerdings aus schwer verständlichen Gründen überhaupt nichtvor.sein Interesse gilt, neben der deutschen Durchschnittsfamilie, den Nachkommen von Nazi-Grössen, die bis heutemehr als alle andern vom Schweigebann der Elterngeneration gezeichnet sind. Hier braucht sich der Autor nicht auf anonyme Quellen zu stützen. Hier liegen Bücher vor, die von Betroffenen selbst geschrieben wurden: allen voran Ute Scheubs 2007 erschienene Auseinandersetzung mit ihrem Nazi-Vater, «Das falsche Leben», sowie Alexandra Senffts im gleichen Jahr publizierter Bericht «Schweigen tut weh», in dem die Autorin ihre Geschichte als Enkelin des 1945 in der Slowakei hingerichteten Hitler-Gesandten Hanns Ludin aufrollt und ihrer an diesem Erbe zerbrochenen Mutter ein erschütterndes Denkmal setzt. Der Zufall will es, dass fast zeitgleich mit Hubers Publikation auch vonalexandra Senfft ein neues Buch herausgekommen ist, das sich unter dem Titel «Der lange Schatten der Täter» wiederum mit den Biografien vonkindern aus Nazi-Familien befasst. Warum sie eine erneute Publikation zu diesem Thema für nötig erachtet, begründet die Autorin im Vorwort so: «Trotz der staatlich und gesellschaftlich erarbeiteten Erinnerungsformen herrschen in der biografischen Aufarbeitung weiter Verdrängen und Verschweigen und verhindern die Auseinandersetzung auf der persönlichen, der menschlichen Ebene.» HeilungseelischerWunden Nebeneinander gelesen, weisen die Bücher von Huber und Senfft zahlreiche Parallelen, aber auch erhebliche Unterschiede auf. Gemeinsam ist ihnen das Interesse an der individuellen Lebensgeschichte, an den Vorgängen innerhalb der Familie und deren Einfluss auf die Psyche des Einzelnen. Unterschiedliche Wege gehen sie in der Art ihrer Darstellung. Wo Huber erzählt und beschreibt, wo er Einzelschicksal an Einzelschicksal reihtund daraus nach und nach ein vielgestaltiges Panorama der deutschen Nachkriegsgeschichte entstehen lässt, geht Alexandra Senfft einen Schritt weiter. Sie analysiert die seelischen Mechanismen, die zu dem massiven Verdrängen von Scham und Schuld geführt haben, sie bringt Nachfahren aus Täterwie aus Opferfamilien miteinander ins Gespräch, und sie fragt nach den Auswirkungen, die das Verhalten der Elterngeneration weit über den engen Kreis der Familie hinaus auf das politische Klima im Deutschland bis in unsere Tage hat. WasAlexandra Senfft und Florian Huber miteinander verbindet, ist die Hoffnung, dass der Bruch des Schweigepakts zu einer Heilung seelischer Wunden führen und die Vergangenheit mit der Zeit ihre toxische Wirkung auf die Gegenwart verlieren möge. AKG IMAGES

23 Philosophie In einer Doppelbiografie stehensich Ludwig Wittgenstein und Martin Heidegger gegenüber FasteinKampf dergiganten Manfred Geier: Wittgenstein und Heidegger. Die letzten Philosophen. Rowohlt, Reinbek S., Fr ,E-Book Von Florian Bissig Martin Heidegger und Ludwig Wittgenstein sind, wenn nicht gerade dieletzten, wohl die letzten grossen, charismatischen und wirkungsmächtigen Philosophen. Nicht nur dies vereint sie, sondern eine ganze Reihe biografischer und intellektueller Parallelen im Lichte derer sich ihre gegensätzlichen Philosophien und Charaktere um so schärfer abheben. Nachdem mit der Veröffentlichung von Teilen von Heideggers «Schwarzen Heften» im Jahr 2014 neue Hinweise auf eine unheilbare Verknüpfung von Philosophie und antisemitischer Weltanschauung vorliegen, könnte man eine polarisierte Doppelbiografie erwarten. Doch Manfred Geier, bekannt als Biograf von Geistesgrössen wie Kant oder den Brüdern Humboldt, enthält sich verurteilender Kommentare und breitet sorgfältig die philosophiehistorischen Fakten aus. Heidegger und Wittgenstein wurden beide im Jahr 1889 geboren. Sie zogen beide im Alter von 14 Jahren von zu Hause aus. Beide schlugen zunächst einen anderen Bildungsweg ein, bevor sie, im Jahr 1911, von der Philosophie ergriffen wurden. Sie schrieben beide relativ früh ihr philosophisches Hauptwerk und vollzogen später eine fundamentale Wende in ihrem Denken. Diese sich entsprechenden Stationen erzählt Geier in abwechselnden Blöcken. So wird der Leser hin- und hergerissen zwischen dem konservativen Kleinstadtmilieu im schwäbischen Messkirch und der privilegierten Existenz einer der reichsten Wiener Familien; zwischen einer zielstrebigen Professorenkarriere und einer rastlosen Existenz an verschiedenen Ecken Europas; und zwischen zwei eigenwilligen philosophischen Temperamenten, hinter denen ebenso disparate Charaktere standen. Sexualitätausgeklammert Die Kindheitmit ihren Prägungenkommt dabei leider gar kurz. Dass sich drei Brüder Wittgensteins das Leben nahmen, oder dass sich der devote Messner-Sohn Heidegger plötzlich vomelterlichen Willen emanzipierte: das bleiben trockene Fakten. Unverständlich ist auch, wieso Geier zentrale Themenkomplexe wie die Sexualität und das Judentum in den Anhang verbannt, statt sie dort einzubringen, wo sie die Karriere, den Lebenswandel und den Denkweg erhellen würden. Mag sein, dass Heideggers Promiskuität, mit der er seine Elfriede fünf Jahrzehnte lang quälte, nicht im engeren Sinn mit Zwei ganz unterschiedliche Stile und Charaktere:Ludwig Wittgenstein (1920er-Jahre) und Martin Heidegger (Marbach, 1938). seinem Denken zusammenhängt. Doch Wittgensteins schamhafte Beschäftigung mit seinem Sexualtrieb erhellt durchaus seinen Umgangmit Fragen der Ethik und der Grenzen der Philosophie. Ebenso gehört Heideggers Verquickung von Metaphysik und Antisemitismus in den Kontext seines Rektorats an der Universität Freiburg 1933/34 und seiner NSDAP-Mitgliedschaft. Erhellend ist Geiers ausführliche Darstellung von Heideggers «Sein und Zeit» (1927) und Wittgensteins «Tractatus logico-philosophicus» (1921) und ihren Entstehungsprozessen. Heidegger hat seine Daseinsanalytik, die das «In-der- Welt-sein» des Menschen phänomenologisch beschreibt und dessen Sein als Sorge charakterisiert, in ruhiger Abgeschiedenheit in seiner Todtnauberger Skihütte verfasst. Wittgenstein dagegen schrieb den «Tractatus» während des Ersten Weltkriegs buchstäblich im Granathagel an der Front. Das Werk exerziert Probleme einer Bildtheorie der Sprache und der logischen Form durch und zieht dem, was sinnvoll gesagt werden kann, eine enge Grenze. So war Wittgensteins Buch geeignet, Heideggers expressionistische Äusserungen über Angst, Sorge, Sein und Nichts als nicht-verifizierbare und damit unsinnige Rede zuüberführen. Doch ein direkter Kampf der Giganten fand nicht statt. Wittgensteins schneidiges Sagbarkeitskriterium der Schlusssatz des «Tractatus» lautet: «Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.» gegen den Metaphysiker Heidegger in Anschlag zu bringen, das übernahmen Exponenten des Wiener Kreises. Wittgenstein selber war längst weiter als seine Jünger. Das, worüber er RUE DES ARCHIVES /KEYSTONE zu schweigen empfohlen hatte, beschäftigte ihn immer dringlicher. Mit seinen moralischen und religiösen Intuitionen rannte er gegendie Grenzen der Sprache und des Sinns an. Er las die Bibel, Augustinus, Kierkegaard und Heidegger. Einerraunt,der andreringt In seinem zweiten Hauptwerk, den «Philosophischen Untersuchungen», das er nach seinem Krebstod 1951 unvollendet hinterliess, hatte sich Wittgenstein der Sprache zugewendet, wie sie tatsächlich im menschlichen Miteinander gebraucht wird.damit entwickelte er sich weg vom «Autor des Tractatus», wie er sich gerne spitzfingrig auf sein früheres Selbst bezog, und in gewisser Weise in Richtung vonheideggers früher Phänomenologie. Derweil zog es aber Heidegger, mit den «Beiträgen zur Philosophie», weg vom Seienden, das bloss ist, und hin zum «Seyn», das «west», und damit weg von der Lebenswelt und hin zu einem noch esoterischeren Philosophiestil. Der unterschiedliche Stil ist es denn am Ende, der die beiden Gestalten in auffälligster Weise trennt, als Philosophen wie als Menschen. Der eine raunt zu einem elitären Kreis wissender Hörer und lästert über die degradierten Massen, während der andere seine Millionen verschenkt, Bauernkinder unterrichtet und seine Professur aufgibt, um im Spital Freiwilligenarbeit zu leisten. Der eine ringt ständig um die richtige Haltung, während der andere hartnäckig alle Fragen danach überhört. Der Doppelbiograf Geier hat dennoch recht, die zwei Charaktere nicht gegeneinander auszuspielen und so den Blick auf zwei philosophische Werke frei zu halten, welche die Philosophie nachhaltig geprägt haben. DEUTSCHES LITERATURARCHIVMARBACH 26.Februar 2017 NZZ amsonntag 23

24 Sachbuch Gesellschaft Mohamed Amjahid, ein junger «Zeit»-Journalist, schreibt über alltäglichen Rassismus und schreckt in seinem Bericht nicht vor Stereotypen zurück Vorurteilegibt s hübenwiedrüben Mohamed Amjahid: Unter Weissen. Wases heisst, privilegiert zu sein. Hanser Berlin, Berlin S.,Fr , E-Book VonHolger Heimann In seinen Flüchtlingsgesprächen schrieb der Dichter Bertolt Brecht Anfang der 1940er-Jahre: «Der Pass ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Pass niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.» Auch 75 Jahre später ist die Farbe des Passes entscheidend dafür, wie frei sich ein Mensch bewegen darf. Wer das Glück hat, einen deutschen Pass zu besitzen, kann in fast 100 Länder problemlos, das heisst ohne Visumspflicht, einreisen. Afghanen hingegen können derart leicht lediglich zwei Staatsgrenzen passieren. Die türöffnende Potenz spiegelt ziemlich genau die wirtschaftliche Macht und geopolitische Stellung eines Landes wider. Wer am richtigen Ort geboren wurde, für den verschwinden Grenzen. Wer weniger begünstigt ist, dem stehen sie als Barrieren umso deutlicher im Weg. Der junge Journalist Mohamed Amjahid (*1988) hat jetzt ein Buch darüber geschrieben, was es heisst, den falschen Pass zu haben, mithin nicht zu den Begünstigten zu gehören und das keineswegs nur mit Blick auf das Reisen. Amjahid kam als Kind marokkanischer Gastarbeiter in Frankfurt zur Welt. Weil AlsKind marokkanischer Gastarbeiter erlebt Mohamed Amjahid regelmässig, wasesbedeutet, «anders» auszusehen ( ). OGÖTZ SCHLESER seine Eltern in Deutschland nie recht heimisch wurden, kehrten sie zurück nach Marokko: «Sie haben andauernd auf uns herabgeschaut. Wir waren Ausländer, egal, was wir gemacht haben», klagt die Mutter gegenüber ihrem Sohn. Der geht nach dem Abitur trotzdem zurück nach Deutschland, wird Redakteur beim renommierten «Zeit»-Magazin. Der Aufstieg hat den Journalisten aber nicht davor bewahrt, immer wieder als anders wahrgenommen zu werden. Sein südländisches Aussehen führt dazu, dass eine Frau in der Berliner U-Bahn ihre Handtasche fest umklammert. Bei Routinekontrollen der Polizei wird er regelmässig aus der Menge gepickt. Am Münchner Hauptbahnhof drängt dem perplexen Reporter eine Flüchtlingshelferin mit den Worten «Soap is good» ein Stück Seife auf. Das Buch ist voll von solchen Erlebnisberichten eigenen und fremden. Amjahid hat ein beinah übergenaues Sensorium für Situationen entwickelt, in denen er offenen oder verdeckten Alltagsrassismus am Werke sieht. Dabei drängt sich ihm die Frage auf, wie es zu gesellschaftlicher Ausgrenzung kommt und wie sich Muster der Ablehnung etabliert haben. Seine Antwort dazu ist nicht neu: Ein Denken in Stereotypen und simplen Verallgemeinerungen hilft, Vorurteile und damiteine einmal gefasste Weltsicht zu bestätigen. Alle Nordafrikaner werden so zu Gewalttätern und potenziellen Vergewaltigern abgestempelt. Amjahid plädiert demgegenüber ähnlich wie unlängst die Publizistin Carolin Emcke für Differenzierung. Er fordert, den Einzelnen in den Blick zu nehmen und nicht eine vage, konstruierte Allgemeinheit. Emcke ist sogar noch weiter gegangen und hat von der Lust gesprochen, die Vielfalt auszuhalten. Wie weit rassistisch grundierte Vorurteile verbreitet sind, das erlebt Amjahid jedoch auch in der eigenen Familie. Seine Mutter wünscht sich von ihm nichts sehnlicher als ein Enkelkind mit blauen Augen. «Deine Freundin muss weiss und rein sein», sagt sie. Der Sohn sieht darin ein Erbe des Kolonialismus. Die einstigen Diener haben sich die Sicht ihrer früheren Herren zu eigen gemacht, glaubt er. Wie schwer es offenbar ist, weitestgehend vorurteilsfrei durch die Welt zu gehen, belegt Amjahid allerdings auch unbeabsichtigt selbst. Frankreich ist für ihn das rassistischste Land Europas. «Man gehört in Frankreich erst dazu, wenn man gern Wein schlürft», schreibt er. Das mag bewusst überspitzt formuliert sein, für ein Buch, das zum genauen Hinsehen auffordert, ist es mindestens eine erstaunliche Einschätzung. Geschichte Der Medienhistoriker Martin Schmitt geht den Anfängen des Internets nach Das Netz, das aus der Kälte kam Martin Schmitt:Internet im Kalten Krieg. Eine Vorgeschichte des globalen Kommunikationsnetzes. Transcript, Bielefeld S., Fr , E-Book VonSarah Genner Die meisten blicken lieber in die digitale Zukunft. Dabei erklärt sich vieles besser mit einem Blick zurück. Der Medienhistoriker Martin Schmitt entkräftet in seinem Buch gängige Narrative über das dominante Medium des 21. Jahrhunderts. Insbesondere zerlegt er den Gründungsmythos einer emanzipatorischen Erzählung der Internetgeschichte. Oft wird fälschlicherweise das 1990 am CERN erfundene WWW mit dem Internet gleichgesetzt. Schmitt zeichnet nach, was viele vergessen: Die Grundlagen für das Internet, wie wir es heute kennen, waren bereits 1975 gelegt. 24 NZZ am Sonntag 26.Februar 2017 Die zentrale Frage des Buchs fokussiert auf die Motivation der Akteure zum Bau eines weltweiten Computernetzwerks inmitten des Kalten Kriegs. Die Ursprünge waren in erster Linie militärisch motiviert. In den USA fand die zentrale ideelle Entwicklung statt. Allerdings waren in der Frühphase auch Grossbritannien, Frankreich und interessanterweise die Akustikforschung beteiligt. Das US-Department of Defence arbeitete seit 1969 an einem Computernetz, um dank einer netzartigen Kommunikationsstruktur nach einem Angriff eine ununterbrochene Verbindung zuermöglichen. Dieses ARPANET bestand anfangs aus vier vernetzten Computern. Durch die Standardisierungsmacht des Militärs setzte sich der bis heute zentrale technische Bestandteil TCP/IP durch. Viele ARPANET-Ingenieure waren geprägt vom anti-hierarchischen Denken der Gegenkultur Ende der 60er-Jahre. Bald begannen auch wissenschaftliche Institute das Netz zu nutzen. Während der digitalen Aufbruchszeit der 1990er-Jahre weckten die Anfänge der Internettechnologie erstmals grosses historisches Interesse, sie wurden aber einseitig optimistisch beschrieben: Die Autoren fokussierten auf die ökonomischen, sozialen und befreienden Potenziale, dystopischeüberwachungsaspekte kamen in wissenschaftlichen Arbeiten kaum vor. Schmitt rückt diese Teilverklärung der Internetvorgeschichte zurecht. Er zeigt, dass die Grundlagen des Internets seit den 1970ern genauso eine Technologie der Freiheit und Vergemeinschaftung waren wie der Überwachung und Kontrolle. Er widerlegt die Vorstellung, das Netz habe erst in jüngster Zeit Überwachungszwecken gedient. Mit seiner versierten Analyse mischt sich Martin Schmitt unter die führenden Internethistoriker.

25 Philosophie Von Platon bis John Rawls: Ottfried Höffe legt eine Geschichte des politischen Denkens vor WoraufgründetMacht? Ottfried Höffe: Geschichte des politischen Denkens. C.H. Beck, München Seiten, Fr , E-Book VonKatja Gentinetta Die Welt ist nichtmehr,wie sie war.vorbei das Grundvertrauen in die Demokratie, dahin die Zuversicht, so etwas wie Krieg könne es nicht mehr geben oder uns betreffen, vorüber die Vorstellung einer stabilen Welt, in der man sich darauf verlassen kann, dass andere für die eigene Sicherheit sorgen. Die Machtpolitik ist omnipräsent, ob in Russland, den USA oder dem «Islamischen Staat». Was hatdas zu bedeuten? Antworten auf diese Frage gibt die politische Philosophie seit der Antike. Dass es in der Politik zwar um Macht, aber genauso um Vorstellungen eines besseren Lebens, ja einer besseren Welt geht, und dass diese Spannung nur durch Legitimation von Macht, stabile Institutionen und die kluge Sorge um das Gemeinwesen lösbar ist, haben zahlreiche Denker reflektiert. Ottfried Höffes «Geschichte des politischen Denkens» legt dies eingehend und gut lesbar dar. Erwartungsgemäss und begründet setzt die Darstellung mit Platonund Aristoteles, den beiden Urvätern der politischen Philosophie, ein. Sie unterscheiden sich nicht in allen, aber in wenigen wichtigen Punkten. Ob ein intellektuell versierter und integrer Philosophenkönig regieren muss oder die Gesetze herrschen sollen, weil auf die Menschen kein Verlass sei, eröffnet gleich zu Beginn die wichtigste Frage, die sich bis heute und gerade dieser Tage wieder greifbar stellt: Worauf gründet politische Macht? Und wie kann sie eingegrenzt werden, um Willkür zu verhindern? Zwischen den antiken Auseinandersetzungen mit guten und schlechten Regierungsformen und den neuzeitlichen Postulaten von Frieden, Freiheit und Gleichheit etwa mit Hobbes, Locke, Rousseau und Kant stehen zum einen die verschiedenen gottesstaatlichen Programme des Mittelalters, deren Begründungen genauso beunruhigen wie vergleichbare Vorhaben der Gegenwart. Machiavelli nimmt als erfahrener und nüchterner Ratgeber des Machterwerbs und -erhalts ebenfalls eine eigne Position ein. Er führt seinen Lesern illusionslos vor Augen, dass Machtpolitik auch im Interesse des Gemeinwesens sein kann. Auch Marx und Nietzsche erhalten ihr Kapitel, bevor zum Schluss John Rawls mit seiner späten, aber nachhaltigen «Theorie der Gerechtigkeit» und seiner dem Pluralismus verpflichtetenliberalen Demokratie diskutiert wird. Das Buch schliesst mit einem Ausblick auf eine «Weltrechtsordnung» als notwendige Fortsetzung der politischen Philosophie mitblick auf die Globalisierung. Das Kompendium liest sich auch wie eine 2000-jährige Geschichte europäischer Politik. Die politische Philosophie, die seit Aristoteles zur Kategorie der «praktischen Philosophie» gehört, wird auch deshalb lebendig, weil die verschiedenen Theorien in die jeweilige historische Situation eingebettet und mit den persönlichen Erfahrungen der Denker verknüpft werden. Der Philosophie zuordnen muss man das Sachbuch trotzdem, weil es sich einer klaren Begrifflichkeit und präzisen Auseinandersetzung mit den verschiedenen Positionen verpflichtet. Jedes Kapitel schliesst mit weiterenlektüreempfehlungen. Der Autor klammert nichtokzidentale Kulturen aus nicht etwa, weil es dort kein systematisches politisches Denken gäbe, sondern weil ihm die notwendige Faksimile FaszinierendesInsektenleben Eine Puppe,eine Raupe und ein Falter auf einer Bananenpflanze drei Stadien einer Metamorphose,sichtbar gemacht auf einem Bild. Zu verdanken haben wir es Maria Sibylla Merian ( ). Ihr Werk «Metamorphosis insectorum Surinamensium» wurde 1705 veröffentlicht und liegt hier als Faksimile vor. Merian, in Deutschland geboren und als Künstlerin ausgebildet, beobachtete erst in Europa das Insektenleben und reiste 1699 nach Surinam, um die dortigen Insekten zu erforschen. Durch die Strapazen der Reise erkrankte sie Sprach- und Kulturkenntnis fehlt. Eine solche (Selbst-)Beschränkung ist nachvollziehbar und richtig. Dass hingegen die einzige und wichtige Denkerin der politischen Philosophie, Hannah Arendt, fehlt, ist bedauerlich. Nicht aus «genderpolitischen» Gründen, sondern wegen ihrer hohen Aktualität, was die gedankliche Durchdringung des Totalitarismus betrifft. Ihr Werk «Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft» sei deshalb als weitere wertvolle Lektüre empfohlen. Katja Gentinetta ist politische Philosophin und Unternehmerin; sie doziert an verschiedenen Universitäten derschweiz. schwer und kehrte bald in die Niederlande zurück. Im Gepäck: Zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen von Insekten Material, das sie ausarbeitete und zu diesem magischen Werk fügte. Zu Merians faszinierendem Leben ist kürzlich auch eine Biografie erschienen (Barbara Beuys: Maria Sibylla Merian. Künstlerin, Forscherin, Geschäftsfrau. Insel, 2016). Simone Karpf Maria Sibylla Merian: Die Verwandlung der surinamischen Insekten. Lambert Schneider, Darmstadt S., 111 farb.illustr., Masse: 560/370 mm., Fr Februar 2017 NZZ amsonntag 25

26 Sachbuch Tiere Ein passionierter Ornithologe erzählt aus seinem Leben für die Vögel Bitte füttern aber richtig! Peter Berthold: Mein Leben für die Vögel. Franckh-Kosmos, Stuttgart Seiten, Fr , E-Book Peter H. Barthel, Paschalis Dougalis: Was fliegt denn da? Franckh-Kosmos, Stuttgart Seiten, Fr , E-Book VonAndréBehr Manche Leser dürften sich an die Zeiten erinnern, als Natur- und Umweltschützer dazu aufriefen, die Vögel im Winter nicht zu füttern. Einer, der sich vehementgegen diesen unreflektierten Übereifer stemmte, war der deutsche Ornithologe Peter Berthold. Mit dem Buch «Vögel füttern aber richtig» stellte er 2006 klar, was erfolgreicher Vogelschutz ist und wäre. Es wurdeüber Mal verkauft. Nun hat der mittlerweile emeritierte Professor der Universität Konstanz seine Autobiografie vorgelegt. Sie ist genauso unangepasst geschrieben, wie sein Leben verlief in Zittau an der Ostgrenze von Sachsen geboren, fand Peter Berthold nach Umsiedelung und Vertreibung und letztendlich Flucht aus der DDR erst in Baden-Württemberg eine erste Heimat. Bereits in früher Kindheit hatte er seine Liebe zu den Vögeln entdeckt, nach dem Gymnasium in Nagold nahe dem Schwarzwald und einigen ornithologischen Reisen in weiten Teile Europas entschied er sich für ein Studium der Biologie. Als langjähriger Forscher und Direktor an der Vogelwarte in Radolfzell am Bodensee wird er heute weltweit insbesondere als Experte der Genetik sowie der Evolutionsbiologie des Vogelzugs geschätzt. Wohltuend an Bertholds Lebenserinnerungen ist, dass er sich an keiner Stelle scheut, seine Meinung zu vertreten. So erfährt man einiges über die Geschichte der Ornithologie sowie die Problematik im Umweltschutz. Trotz vermehrter Forschung gibt es immer weniger Vögel. Wenn man sie verstehen und schützen will, so weiss Berthold, muss man ihre Habitate genauso begreifen wie die Landwirtschaft als ihren Hauptkonkurrenten oder die Dynamik grassierenden Halbwissens in Wissenschaft, Medien und Politik. Weltweit gibt es über Vogelarten. Nur wenige davon sind in Europa regelmässig zu sehen. Der neu überarbeitete Kosmos-Führer «Was fliegt denn da?» beschreibt 540 Arten, die man bei uns als Brutvögel, Durchzügler oder seltene Gäste beobachten kann. Das handliche Bestimmungsbuch liefert dazu nicht nur die notwendigen Abbildungen und Informationen. Über eine App bekommt man auch Zugriff auf 188 Vogelstimmen. Ein atemberaubendes Konzert. Das amerikanische Buch Auch derraummacht Amerikagross Landschaftist Schicksal. Dies ist kein neuer Gedankeund fand nach1900 eine theoretische Ausformunginder «Geopolitik», welche die physische Beschaffenheitder Erdoberfläche als Grundlagehistorischer Entwicklungen und strategischer Pläne betrachtet. Dabei gelten in der angelsächsischen Welt die Werkevon SirHalford Mackinder ( ) und Nicholas Spykman ( ) als bahnbrechend. Wiekeinanderer populärer Sachbuchautor in den USAgewinnt RobertD.Kaplan den Studien des Britenund des niederländischen Amerikaners immer wieder neue Einsichtenab. Nach Ausflügen an das südchinesische und das SchwarzeMeer kehrt Kaplan in seinem sechzehntenbuch Earning the Rockies.How GeographyShapes America sroleinthe World (Random House, 201 Seiten) in die USAzurück und schreibt über eine Reise quer durch seine Heimatvon Stockbridge, Massachusetts, an den gigantischen Hafen der Kriegsmarineimkalifornischen SanDiego. VonEminenzen wiehenrykissinger als «brillant» gelobt, bietet der Band schwere Kost in zugänglicher Form und erscheintals Mischungaus Reisebericht, strategischer Analyse und Meditation über das Wesen und diebestimmung der USAinZeiteninnerer und globaler Verwerfungen. Kaplanhat das Buch vordem Wahlsieg DonaldTrumps abgeschlossen. Aber angefangen bei der Spaltungder Nation in kosmopolitische Städter und übergewichtige, isolationistische Provinzler jenseits der Küsten, ist er brandaktuell. Die zentrale Fragefür Amerika untertrump beantwortet Kaplan ohne Namensnennungdes neuen Präsidenten ganz eindeutig: Die Nation darf und kann sich Majestätische Rocky Mountains: Sinnbild fürdie mächtigen USA?RobertD. Kaplan geht der Frage nach, wasgeografieund Strategie verbindet. nichtaus derwelt zurückziehen zu sehr sind Amerika und die anderen Kontinente miteinanderverflochten. Die USAsind aber in Kaplans Augen auch schlichtzustark, um sich nun aus der Welt herauszuziehen. Es sind die Quellen dieser Kraft, die Kaplan auf seiner Reise erkundet. Dabei haterneben Mackinder und Spykman auch Klassikerdes Historikers BernardDeVoto( ) im Gepäck. Dieser hatdie Erschliessungdes Westens im 19.Jahrhundert alsprägend für die nationale Identitätbeschrieben. Die dafür notwendige, immense Anstrengunghabe den Amerikanern den Drang verliehen, nach der Zivilisierungder menschenfeindlichen Weiten auch in den pazifischen Raumund dann in die ganzewelt hinaus zu greifen. Die mehrwöchigefahrt führt Kaplan auch zurück ROBIN LOZNAK /AP in die eigene Vergangenheit. Heute64, haterdie gleichen Landschaften als Teenager und Mann Mittedreissig bereist. DerAusspruch «Earningthe Rockies» stammtabervon Kaplans Vater. Derbeschrieb damitdie Erfahrung jener Pioniere, die vommississippi-talher die «amerikanische Wüste» westlich des 100. Längengrades durchquerten und dafür mitdem majestätischen Anblick der Rocky Mountains belohntworden sind. In New York geboren, war der Vater 1942 als Rekrut zurausbildungindas «Herzland»imMittleren Westen gekommen. Dort hatteermiterlebt, wie endlose TruppentransporteanEisenbahn-Knotenpunkten zusammengeführt wurden. Kaplan zitiert diesen Anblick als Beleg für das immense Machtpotential, welches aus derkontinentalen Tiefedes amerikanischen Raumes heraus Freiheitund Stabilität in die übrigewelt tragensollte. Kaplan machtiniowaeineähnliche Erfahrung, als er einen Güterbahnhof für Mais besucht. In den enormen Getreidemengenerkenntereine Ressource, welche der «imperialen Klasse in Washington» die Weiterführungder im Zweiten Weltkrieg übernommenen Ordnungsrolle Amerikasinder Welt ermögliche. Dafür sollteheutemehr denn je die Pioniererfahrunginden Steppen des Westens als Orientierungdienen: ein frugaler Einsatz verfügbarer Mittel im Dienstepragmatischer Ziele. Anscheinend stösst diese BotschaftKaplans auch in der Trump-Regierungauf offene Ohren. Derneue Verteidigungsminister General James Mattis lobt das Buch auf dem Umschlag als «Juwel» und «wegweisend». VonAndreas Mink 26 NZZ am Sonntag 26.Februar 2017

27 Agenda Comic-Klassiker Little Nemo träumt Agenda März17 Basel Mittwoch, 15. März,19Uhr Peter von Matt:Sieben Küsse. Lesungund Gespräch. Moderation: Katrin Eckert, Fr Literaturhaus, Barfüssergasse 3. Info und Tickets: Donnerstag, 16.März, 19 Uhr Urs Faes: Halt aufverlangen. Lesungund Gespräch. Moderation: Alexander Honold, Fr Literaturhaus (s. oben). Bern Dienstag, 7. März, 20Uhr Ariane vongraffenried, Rolf Hermann: Babylon Park &Das Leben ist ein Steilhang. Lesung, Fr Stauffacher Buchhandlungen, Neuengasse 25/37. Reservation: Mittwoch, 22.März, 20 Uhr PeterBeck: Korrosion. Lesung, Fr Orell Füssli, im Loeb, Spitalgasse 47/51. Reservation: FABIANSTAMM /NZZ Wer kennt ihn nicht,den kleinen Niemand im Schlummerland, der Nacht für Nacht die wildesten Abenteuer zu bestehen hat? Winsor McCay( ), ein Pionier des Comic,hat die Figur erfunden und gezeichnet.die Geschichten erschienen 1905 bis 1911 wöchentlich in der Tageszeitung «New York Herald» sowie 1911 bis 1913 im «New York American». Sie bezaubern bis heute weniger wegen der Plots als wegen der wunderbaren, an den Jugendstil erinnernden Zeichnungen. Die 220«Little Nemo»- Folgen, die 1905 bis 1909 erschienen, liegen nun in einem prächtigen Nachdruck vor.als Bettlektüre ist Bestseller Februar 2017 Belletristik 1 2 Elena 3 Elena 4 Milena 5 Jonas 6 AlexCapus: 7 Sebastian 8 Paulo 9 Tana 10 Martin Suter:Elefant. Diogenes. 352 Seiten, Fr Ferrante: Die Geschichteeines neuen Namens. Suhrkamp. 624 Seiten, Fr Ferrante: Meine geniale Freundin. Suhrkamp. 540 Seiten, Fr Moser:Hinter diesen blauen Bergen. Nagel&Kimche. 256 Seiten, Fr Lüscher:Kraft. C.H. Beck. 237 Seiten, Fr DasLeben istgut. Hanser. 240Seiten,Fr Fitzek: DasPaket. Droemer/Knaur. 368 Seiten, Fr Coelho:Die Spionin. Diogenes.192 Seiten,Fr French: Gefrorener Schrei. Fischer. 656Seiten,Fr Lucinda Riley: Die Schattenschwester. Goldmann. 608 Seiten, Fr er nicht geeignet,denn er misst 35 mal 45 cm und wiegt 4,2 kg. Ergänzt wird er durch eine 150-seitige, reich illustrierte Studie zum kulturellen Kontext der Serie,die der deutsche bildende Künstler und Kunsthistoriker Alexander Braun verfasst hat.er ist ein Kenner und Sammler:2011 hat er die German Academy of Comic Art gegründet,2012/13 eine umfassende Retrospektive zum Werk von Winsor McCay kuratiert.manfred Papst Alexander Braun: Winsor McCays «Little Nemo». Gesamtausgabe Taschen, Köln Seiten, durchgehend farbig illustriert,fr Sachbuch 1 2 Petervon 3 Giulia 4 Shlomo 5 Eckartvon 6 GuinnessWorld 7 Daniele 8 Wilhelm 9 Ajahn 10 Philipp Gurt: Schattenkind. Literaricum. 422 Seiten, Fr Matt:Sieben Küsse. Hanser. 288 Seiten, Fr Enders: Darm mit Charme. Ullstein.288 Seiten, Fr Graber:Der Junge,der nicht hassen wollte. Riverfield. 224 Seiten, Fr Hirschhausen: Wunder wirken Wunder. Rowohlt. 496Seiten,Fr Records Hoffmann und Campe. 256 Seiten, Fr Ganser:Illegale Kriege. Orell Füssli. 320 Seiten, Fr Schmid: Gelassenheit. Insel. 118 Seiten, Fr Brahm: Der Elefant,der das Glück vergass. Lotos. 240Seiten,Fr René Hildbrand: Schweizer Politik zumlachen. Weltbild. 176 Seiten, Fr ErhebungGfK EntertainmentAG im Auftrag des SBVV; Preise laut Angaben vonwww.buch.ch. Zürich Mittwoch, 1. März,19.30 Uhr Juan Gabriel Vásquez: Die Reputation. Lesungund Gespräch.Moderation: HildegardKeller, Fr Literaturhaus, Limmatquai 62. Reservation: Freitag, 3. März,20Uhr Simon Chen,Rhea Seleger u.a.: Poetry Slam «Menschenwürde». Kollekte. Maxim Theater, Ausstellungsstrasse 100. Infos: Montag, 6. März, 20Uhr Simone Meier: Fleisch. Lesungund Gespräch. Moderation: Corina Caduff, Fr Kaufleuten, Pelikanplatz. Infos: Donnerstag, 9. März, 20Uhr Mitra Devi:Henkersmahl. Buchvernissage. BuchhandlungHirslanden, Freiestrasse 221. Infos: Dienstag, 14.März, 20 Uhr Zsuzsa Bánk: Schlafen werden wir später. Lesung und Gespräch, Moderation: Guido Kalberer, Fr Kaufleuten (s.o.). Dienstag, 14.März, 19.30Uhr Hanya Yanagihara: Ein wenig Leben. Lesungu. Gespräch, Moderation: Rafael Newman, Fr Literaturhaus (s.o.). Freitag, 17.März, 20 Uhr Lukas Bärfuss: Hagard. Buchvernissage. Moderation: Jennifer Khakshouri, Fr Kaufleuten (siehe oben). BücheramSonntagNr. 3 erscheintam Weitere Exemplareder Literaturbeilage «Bücher am Sonntag» können bestelltwerden per Fax oder sonderbeilagen@nzz.ch. Oder sind solangevorrat beim Kundendienst dernzz, Falkenstrasse11, 8001 Zürich, erhältlich. DOMINIC STEINMANN /KEYSTONE 26.Februar 2017 NZZ am Sonntag 27

28 ZSUZSA Foto Gaby Gerster BÁ NK Die Autorin des Bestsellers Die hellen Tage mit ihrem neuen Roman DIENSTAG UHR IMFESTSAAL Ticketpreise: 25. /15. (mit einer Karte der Zürcher Kantonalbank, AHV/IV oder mit Legi) Spezialangebot: 75. (inkl. 2-Gänge-Menü) Unser ganzes Programm finden Sie auf kaufleutenliteratur.ch. Besuchen Sie uns auch auf Twitter und Facebook. Gebührenfreie Ticket-Reservation: KAUFLEUTEN.CH Mit einer Karte der Zürcher Kantonalbank erhalten Sie eine Reduktion von10. CHF für sämtliche «Kaufleuten-Literatur»-Veranstaltungen. Mehr unter

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