2. SONNTAG NACH TRINITATIS, LUKAS 14, 16-24
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- Jan Fried
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1 2. SONNTAG NACH TRINITATIS, LUKAS 14, Jesus erzählte ein Gleichnis und sagte:»ein Mann hatte viele Leute zu einem großen Essen eingeladen. Als die Stunde für das Mahl da war, schickte er seinen Diener, um die Gäste zu bitten: 'Kommt! Alles ist hergerichtet!' Aber einer nach dem andern begann, sich zu entschuldigen. Der erste erklärte: 'Ich habe ein Stück Land gekauft, das muss ich mir jetzt unbedingt ansehen; bitte, entschuldige mich.' Ein anderer sagte: 'Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und will gerade sehen, ob sie etwas taugen; bitte, entschuldige mich.' Ein dritter sagte: 'Ich habe eben erst geheiratet, darum kann ich nicht kommen.' Der Diener kam zurück und berichtete alles seinem Herrn. Da wurde der Herr zornig und befahl ihm: 'Lauf schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Gelähmten her!' Der Diener kam zurück und meldete: 'Herr, ich habe deinen Befehl ausgeführt, aber es ist immer noch Platz da.' Der Herr sagte zu ihm: 'Dann geh auf die Landstraßen und an die Zäune draußen vor der Stadt, wo die Landstreicher sich treffen, und dränge die Leute hereinzukommen, damit mein Haus voll wird!'«jesus schloss:»das sollt ihr wissen: Von den zuerst geladenen Gästen kommt mir niemand an meinen Tisch!«Liebe Gemeinde, was für Gedanken kommen einem in den Sinn, wenn man diese Geschichte hört? Vielleicht denken Sie an ihr Gemeindefest. Vor 14 Tagen hatten Sie eingeladen. Ich war auch dabei, aber ich kann es nicht beurteilen. Waren Sie zufrieden mit der Beteiligung? Waren viele gekommen? Oder hatten Sie den Eindruck: Schade, hätten ruhig mehr sein können? Mein erster Gedanken war: Poh, das ist ja mal ein Text für den Pastor der Wiedereintrittsstelle. Der lädt ein, wieder einzutreten, zu Kirche zu gehören und wie sind die Reaktionen darauf? Vielleicht so ähnlich wie in der Geschichet: Ja, nee, ich habe gerade ein Baugrundstück gekauft, das Geld ist knapp. Nee, ich hab grade einen Termin im Autohaus, hab ein super Gespann bestellt, Doppelturbo, 180 PS. Oder, ich hab grad geheiratet aber wir haben kaum Zeit füreinander. Sonntags ist der einzige Tag, wo wir mal ausschlafen, zusammen frühstücken. Aber ich frage mich: Lässt sich diese Geschichte vergleichen mit dem, was ich mache, Leute zum Kircheneintritt zu bewegen. Lad ich ein zu einem Fest? Zu etwas, was unglaublich attraktiv ist? Wo man sich eigentlich drum reißen müsste, da mit dabei zu sein? Und wie geht Ihnen das, wenn Sie von Kirche reden, jemanden einladen, mitzukommen, mit dabei zu sein? Ich überlege weiter und erinnere mich an Gespräche, die ich oft bei
2 Goldenen Hochzeiten hatte, wo die Beiden mir erzählen, wie sie sich damals (vor 50 Jahren) auf dem Feuerwehrball oder Schützenfest kennengelernt haben. So kurz nach dem Krieg, im Dorf, auf dem Land. Das waren noch Zeiten. Da hat das ganze Dorf auf das Fest hingefiebert. Ein Mal im Jahr war das. Und dann war was los! Und natürlich waren alle dabei. Fast alle. Es war etwas Besonderes, Außergewöhnliches. Es riss heraus aus dem Alltag, der Routine, dem normalen Trott. Man feierte zusammen, lernte neue Leute kennen, war ausgelassen und fröhlich, kam sich nahe. Viele Beziehungen sind auf diesen Festen zustande gekommen, die dann zur Hochzeit führten. Und da es damals so selten war, dass mal ein richtiges Fest war, gingen natürlich alle hin, und nicht nur aus Pflichtbewusstsein, oder Angst, was die anderen sagen würden, wenn man nicht dabei wäre, sondern aus Freude. Ich denke, so war es zur Zeit Jesu auch, wenn da Hochzeit gefeiert wurde. Nicht nur ein Tag, mehrere Tage, und alle feierten mit. Tja und heute ist es das ganz anders: Vor allem in der Stadt. Ein Fest? Nein, mindestens drei Großveranstaltungen parallel! Lange Nacht der Mussen, großes Fun-Kinderfestival auf dem Trammplatz, Lister Meile Fest, Schorsenbummel am Kröpke. Man weiß gar nicht, wofür man sich entscheiden soll. Überall Fest, Party, Event, Highlight. Nicht mitgerechnet all die anderen Feiern wie Abiball, Kindergartenfest, Abschlussgrillen im Verein. Und dann die privaten Feiern von Geburtstag bis Familientreffen. Ein Fest jagt das Andere. Wir leben schon lange nicht mehr in einer Zeit, wo man ab und zu mal 'ne Feier hat. Heute ist kein Wochenende mehr ganz frei, alles überschneidet sich, und man muss einfach auswählen. Vor allem, man muss sich zugestehen, dass nicht alle an allem teilnehmen können. Man schafft das nicht mehr! Das muss man akzeptieren. Kein Vorwurf also, wenn eine Entschuldigung kommt, warum ich nicht teilnehmen kann, denn ich weiß, es ist wirklich zu viel. Allerdings war es in der Geschichte, die Jesus erzählte, etwas anderes. Es war ein besonderes Fest und ein besonderer Gastgeber! Was hier zur Debatte stand, war nicht einfach nur eine fröhliche Party, mal ein netter Abend bei gutem Essen, Tanz und Musik. Unverbindlich angeboten, wer Lust hat, kann kommen. Nein, es war ein besonderes Fest. Gott lädt ein, mit ihm zusammen ein Fest zu feiern. Gott lädt ein, teilzuhaben an seinem Reich und zum Volk Gottes dazuzugehören. Und das Schöne daran ist: Die Zugehörigkeit bedeutet nicht: Oh, man, jetzt ist der Spaß vorbei.
3 Wenn ich mich drauf einlasse, dann bin ich geknechtet, dann kann ich nicht mehr tun und lassen, was ich will. Dann ist alles verboten, was Laune macht. Nein, zu Gott zu gehören bedeutet: Dabei zu sein bei einem großem Fest, das Spaß macht, das fröhlich ist, bei dem man nichts bereut, weil es einfach nur Freude macht. Zu spüren, ich bin gewürdigt, persönlich eingeladen, dem Gastgeber liegt viel an meiner Gesellschaft. Das ist doch was faszinierendes. Diese Umschreibung für das Christsein finde ich großartig. Oft fragen Konfis: Muss ich zum Gottesdienst gehen, und wie oft, geht es nicht auch ohne? Und dann klingt Gottesdienstbesuch wie so eine Last, schrecklich, muss man durch... Die Erwachsenen sagen: Ich kann auch ohne Kirche ein guter Christ sein, ich kann auch ohne Gemeinde glauben. Da ist ja vielleicht was daran und man sollte und kann niemanden den Glauben absprechen, aber es klingt so, als sei Glaube mit Kirche und Gemeinde eine Last, etwas, was man lieber nicht hätte, was man lieber alleine macht. Hier im Gleichnis ist vom Fest die Rede, und das ist schön. Zu einem Fest geht man gerne, das macht Spaß, das ist nicht gezwungen, da kommt Freude auf, und so wünschte ich mir Kirche und Gemeinde, und Glauben. Als etwas, wo man nicht das Gefühl hat: da wird mir abgenötigt, da geh ich hin aus schlechtem Gewissen oder so, sondern das Gefühl: Hier kann mein Leben in Feststimmung kommen. Aber erstaunlicherweise ist die Reaktion nicht mal in der Geschichte so: Obwohl Fest, obwohl mit ganz besonderer persönlicher Einladung gewürdigt, die Leute sagen ab, und führen als Begründung sehr merkwürdige Dinge an: Dinge, für die man nicht auf das Fest verzichten hätten müssen. Etwas kaufen und besehen, das kann jederzeit geschehen, oder verschoben werden, ohne Verlust zu machen, und zu heiraten ist ok, aber man hätte auch zusammen kommen können. Es waren faule Ausreden. Es war nicht, weil man wirklich keine Zeit hatte, es war, weil man wirklich nicht wollte, und so hat es der Hausherr verstanden! Das beleidigte ihn, zurecht! Denn der Gastgeber verliert damit sein Gesicht. Ihm wird deutlich gemacht, dass sein Festmahl nicht den obersten Rang hat. Damit wird er gesellschaftlich ausgegrenzt, denn sein Umfeld signalisiert ihm, du bist nicht so wichtig. Und das nicht, weil der Gastgeber zu wenig angeboten hätte. Ich
4 stell mir vor, es war eines der reichhaltigsten Angebote. Daran lag es nicht. Eher zeigt diese Geschichte: Es könnte das Beste und Komfortabelste und Schönste sein, und doch haben Leute keine Lust drauf und wollen nicht. Das ist das Ungewöhnliche. Eigentlich würde das niemand machen. Das muss man sich mal vorstellen: Das wäre ja, als wenn Bundespräsident Gauck mich persönlich zum Fest in Schloss Bellevue einladen würde, oder Barak Obama mich in Weiße Haus in Washington einladen würde, und ich sage: Tut mir leid, aber Montag ist immer Aldi Tag, da gibt es so tolle Schnäppchen und das will ich nicht versäumen. Das würde doch keiner machen. Aber mit Gott passiert das, und ich glaube, das will Jesus den Leuten mit dieser Geschichte vor Augen führen. Die Frage ist: Wer wird hier angesprochen? Wer sind die, die da zuerst angesprochen werden, und die, die an den Straßen und Zäunen stehen. Wir sind ja heute hier, in der Kirche, im Gottesdienst. Sind wir also seiner Einladung gefolgt? Und die anderen sind die, für die Gottesdienst ein Fremdwort ist, die sich um Gott überhaupt nicht kümmern? Wir sind getauft und Kirchenmitglieder. Sind wir die zuerst eingeladenen und die Ausgetretenen, oder die nicht Getauften sind die, die dann gerufen werden? Aber sind wir die, die sich hier entschuldigen, und die anderen kommen? Wo reihen wir uns ein, als Gemeinde, als Einzelner. Wo werde ich gerufen? Wenn ich die Geschichte recht verstehe, macht sie deutlich, wie sich die Botschaft Gottes nicht nur an eine ausgewählte Gruppe sondern an die ganze Welt richtet. Das es nicht nur eine Einladung an die schon Gläubigen, die Privilegierten ist, sondern eine Einladung an alle. Soziale Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe, Stammeszugehörigkeit, Bildung spielen keine Rolle. Alle sind eingeladen. Aber seltsamer Weise schätzen die Privilegierten diese Einladung am wenigsten und meinen, sie hätten schon genug. Wo reihe ich mich ein? Ich will die Frage nicht beantworten, weil es jeder für sich bedenken muss. Aber ich möchte auf eine Sache aufmerksam machen, die in dieser Geschichte vielleicht die Wichtigste ist:...,damit mein Haus voll werde sagt der Gastgeber zu den Boten. Und das ist das Wichtigste für Gott. Gott möchte nicht allein bleiben. Gott freut sich nicht daran, alles für sich zu haben, oder nur mit besonders Ausgewählten, Privilegierten zu feiern. Er möchte Gemeinschaft mit allen. Dazu lädt er ein, und das
5 ist das Ziel. Sein Haus soll voll werden, keiner soll abseits stehen, keiner soll denken, da gehöre ich nicht dazu. Gott grenzt nicht aus. Keiner muss einen Glaubenstest bestehen, einen Mitgliedsausweis vorzeigen, von ihm aus können alle dazugehören: die, die glauben und die, die nicht glauben. Die, die zu einer Glaubensgemeinschaft gehören und die, die keine haben. Seine Einladung ergeht an Reiche und Arme, Gesunde und Kranke, Große und Kleine, Gerechte und Ungerechte. Saubere und Dreckige. Keiner ist ausgenommen. Mit allen möchte Gott ein Fest feiern, für alle will er der sein, von dem es im Wochenspruch heißt: Kommet her zu mir alle, ich will euch erquicken. Es ist die Einladung, im Glauben und Vertrauen auf Gott zu entdecken, wie mein Leben Festcharakter bekommen kann, durch Ihn. Wie es einen ganz anderes Klang bekommt, wie es kraftvoll und frei wirt. Ob ich das annehme, oder lieber den tollen Schnäppchen unserer Welt hinterherlaufe, muss jeder für sich entscheiden, aber eines ist sicher: Ein Platz ist für jeden frei und nichts schöner, als wenn sein Haus voll werde. Hannover, P. Stephan Lackner
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