Der Geschmack zweier Kulturen Studierende des RVK besuchten in Istanbul

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1 Der Geschmack zweier Kulturen Studierende des RVK besuchten in Istanbul Familien unserer Partnerschule Nachdem das RVK im Februar Gastgeber von Schulen aus vier Nationen war, ging es für vier Studierende und zwei Lehrer vom 12. bis 18. Mai zum ersten Mal auf einen Gegenbesuch - nach Istanbul, um im Rahmen des Projektes "My Right To Be Heard" eine andere Kultur zu erleben und an der Überwindung von Fremdenfeindlichkeit zu arbeiten. Unsere Studierenden, Gülcan Temtek und Elmas Oktas aus derars2v und Thomas Lorenz aus der E2 in Hemer, lernten nun die Familien ihrer türkischen Freundinnen und Freunde kennen. Merve, Özge und Abdurrahman hatten im Februar bei unseren Studierenden und ihren Familien gewohnt. Nur unser vierter Studierender, Arben Berisha aus der E2FHR, war beim Projekt neu dabei und kannte seinen Gastgeber Ugurcan erst über Facebook. Abflug in Düsseldorf Mit großer Freude empfingen uns die türkischen Studierenden in der Ankunftshalle des Flughafens Sabiha Gökcen auf der asiatischen Seite Istanbuls, der Stolz, uns ihre Stadt zu zeigen, und die Wiedersehensfreude nach zwei Monaten des Wartens waren ihnen ins Gesicht geschrieben. Projektleiter Ergin Sendag holte die Lehrer Dennis Kuck und Martin Wegner ab und ermöglichte ihnen einen ersten Einblick in das Wohnumfeld der Partnerschule: die Stadt Sultanbeyli hat etwa Einwohner (Wikipedia) und liegt etwa 35 km östlich des Bosporus, eine der zahllosen Teilstädte der 15-Millionen-Metropole Istanbul. Schon die Fahrt vom Flughafen offenbarte die schier unendliche Größe und das anhaltende Wachstum dieses wirtschaftlichen Herzens der Türkei. Herr Sendag charakterisierte die Stadt unserer Partnerschule: "In Sultanbeyli leben hauptsächlich Einwanderer aus dem Osten der Türkei, die Väter sind meist Arbeiter auf den Baustellen und in den Fabriken der Stadt. Diese Familien sind eher traditionell und religiös, es sind anständige Leute, es macht viel Spaß, hier zu arbeiten." Entsprechend herzlich und familiär war der Empfang unserer Studierenden in den Familien. Thomas Lorenz: "Es waren mehrere Erwachsene Geschwister mit ihren Familien und auch Onkeln von Abdurrahman da, als ich ankam. Man sah, was für ein Ereignis unser Besuch ihnen war." Am Montagmorgen absolvierten die Studierenden mit ihren Gastgebern schon den ersten Programmpunkt, eine gemeinsame Vorstellung im türkischen Klassenverband. So lernten die türkischen Schüler ihre Gäste aus Frankreich, Italien, Schweden und Deutschland besser kennen.

2 Unsere türkischen Gastgeber bereiteten uns dann einen sehr aufwändigen Empfang: Zunächst begrüßte der Schulleiter, Herr Salih Kazan, der selbst auch im Februar das RVK besucht hatte, die Gäste. Die türkischen Schüler hatten Lieder in allen Sprachen der Gäste einstudiert und präsentierten eigene traditionelle Tänze in entsprechenden Trachten. Der zweite Programmpunkt am Montag war der Besuch der türkischen Hilfsorganisation Kimse Yok Mu? Übersetzt heißt dies ungefähr Ist hier/da jemand? : Es ist der Ausruf, den die Suchtrupps beim großen Erdbeben 1999 in Istanbul in den Trümmern unzählige Male wiederholten. Die Erdbeben-Katastrophe war der Anlass, eine moderne Hilfsorganisation zu gründen, die inzwischen von Somalia bis Haiti weltweit arbeitet. Wir Projektteilnehmer wurden in einem interessanten Vortrag über die Geschichte und Tätigkeit dieser Organisation informiert. Von der Hilfsorganisation ging es in Schulbussen dann zum berühmten Ausflugsort Camlica, einem Hügel, der einen großartigen Ausblick auf den Bosporus bietet. Nach Westen eröffnet sich der Blick auf die bekannte Bosporus-Brücke und das moderne wirtschaftliche Zentrum der Türkei mit Büro-Hochhäusern, nach Osten erstreckt sich ein weites Häusermeer. Für die Studierenden war dieser Ausflug eine angenehme Erholung, zudem ist der CamlicaHügel eine der wenigen grünen Lungen der RiesenStadt, der etwas Abkühlung bietet.

3 Den Dienstag, den zweiten Projekttag, starteten die Studierenden in der Schule mit interkulturellen Spielen. Die Projektteilnehmer besuchten dann ein nicht-schulisches Frauen-Bildungszentrum in Sultanbeyli, das Kurse verschiedenster Art anbietet, vornehmlich Handarbeitstechniken, aber auch die traditionelle Ebru -Druckkunst oder alte osmanische Kalligraphie. Die Kurse bieten Frauen aus traditionellen Familien außerhäusliche Sozialkontakte, können aber auch in Erwerbsarbeit münden, erläuterte unser türkischer Gastgeber Ergin Sendag. Die Teilnehmer konnten sich auch selbst einmal an der Ebru-Druckkunst probieren. Gemeinsam ging es im Anschluss zu einem Mittagessen und Treffen mit dem Bürgermeister von Sultanbeyli, bei dem die Teilnehmer die traditionelle türkische Küche kennenlernen konnten. Den Höhepunkt dieses zweiten Projekttages bildete dann ein Workshop zu universellen moralischen Werten des Islam. Eingeleitet wurde die Veranstaltung in einem städtischen Tagungszentrum durch ein Grußwort des Bürgermeisters. Projektkoordinator erläuterte im Anschluss seine Sicht auf die Werte-Gemeinsamkeiten der monotheistischen Religionen, aber auch seine Vorbehalte gegen die Säkularisierung der Moderne. Hier sind unterschiedliche Sichtweisen deutlich. Leider fehlte die Zeit, um diese unterschiedlichen Sichtweisen zu diskutieren. Der dritte Projekttag, Mittwoch, führte die Projektteilnehmer ins historische Stadtzentrum Sultanahmet, der auf das alte Byzanz aufbaut. Das bedeutete zunächst einmal das Übersetzen nach Europa mit der Fähre, eines der besonderen Erlebnisse in Istanbul, bei

4 dem man die historischen Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus bewundern kann. Unser Weg führt uns dann zunächst zur Hagia Sofia, ehemals eine der ältesten und größten Kirchen der Welt, nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen eine Moschee und inzwischen ein Museum. Nach einer vorgezogenen Mittagspause begab sich die Projektgruppe dann in die Blaue Moschee, die in unmittelbarer Nachbarschaft mit der Hagia Sofia das Bild der Altstadt dominiert. Hier wurden wir vom Vorbeter der Moschee empfangen und konnten aus einer Ecke live das Mittagsgebet beobachten. Dritter Anlaufpunkt im historischen Zentrum war das Panorama-Museum zur Eroberung von Konstantinopel Es liegt jenseits der alten Stadtmauern, die immer noch einen gewaltigen Eindruck machen. Im Museum steigt der Besucher auf eine Aussichtsplattform, von der aus er Ausblick hat auf ein 360-Grad-Rundum-Gemälde, das das Schlachtfeld vor den Mauer der Stadt abbildet. Den Abschluss des Tages bildete ein Ausflug zum Taksim-Platz und zur Geschäftsstraße Istiklal. Hier konnten sich die Studierenden die mondäne Seite der türkischen Metropole anschauen.

5 Den Donnerstag verbrachten die Studierenden und Lehrkräfte des Projektes getrennt. Die Studierenden hatten Gelegenheit, eine größere Unternehmung mit der Gast-Familie zu machen, etwa einen Besuch einer der Inseln oder einen Besuch des großen Basars. Für die Lehrkräfte hieß es, den berühmten Topkapi-Palasts zu besichtigen. In diesem residierten die osmanischen Sultane bis Mitte des 19. Jahrhunderts, als am Bosporus-Ufer der neue DolmabahcePalast entstand. In Sultanahmet wurde die Projektgruppe auch Zeuge erster Proteste gegen Ministerpräsident Erdogan und die AKP, wie sie sich jetzt ausgeweitet haben. Der Tag schloss mit einem Besuch des Großen Basars. Den letzten Tag des Projektes, Freitag, läutete ein Besuch beim Journalisten- und Schriftstellerverband ein. Referent Ahmed Atlig erläuterte die Funktion des Verbandes, der maßgeblich zum zivilgesellschaftlichen Dialog zwischen verfeindeten ethnischen und religiösen Gruppen innerhalb der türkischen Gesellschaft sowie zwischen der Türkei und internationalen Partnern beigetragen hat. Nach dem Mittagessen ging es dann in Schulbussen an den Bosporus, wo ein Ausflugsboot die Teilnehmer erwartete. Für die Studierenden und Lehrenden war es ein großartiges Erlebnis. Während der Bootsfahrt erhielten alle Studierenden ihre Zertifikate für die Teilnahme an der Projektwoche vom türkischen Projektkoordinator Ergin Sendag überreicht.

6 Gruppenbild der Zertifikat-Feier mit Logo-T-Shirts Nach der Abschlussfeier auf dem Bosporus ging es für die Studierenden zurück in ihre Gastfamilien, wo der letzte gemeinsame Abend begangen wurde. Am Samstagmorgen hieß es dann früh aufstehen, denn schon um 10 Uhr ging der Flieger zurück nach Deutschland, der noch einmal über die beeindruckende Stadt seine Bahn zog, so dass man den Bosporus und das Goldene Horn aus der Vogelperspektive erleben konnte. Bericht: Dennis Kuck