Erfahrungsbericht zu einem Praktikum in Ghana

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1 Erfahrungsbericht zu einem Praktikum in Ghana Schmid, Franziska Pädagogische Hochschule Weingarten Studienfächer: Geogrphie (HF), Englisch (LF), Deutsch (AF) Studienziel: Grundschullehrerin Semester: 6 Gastschule: God`s divine academy, Ho. Volta Region. Ghana. Zeitpunkt des Aufenthalts: Jahrgang: 1989

2 Erfahrungsbericht Vorbereitung des Aufenthalts Bis auf die erste Kontaktaufnahme mit dem Pastor der Schule in Ho, hat die Vorbereitung auf den Aufenthalt in Ghana in Zusammenarbeit mit meiner Mitbewohnerin Stephanie stattgefunden. Diese hatte an der PH einen Aushang mit der Schule entdeckt und mein Interesse geweckt, weswegen ich mich nach kurzer Zeit entschieden habe, nach Ghana mitzugehen. Nachdem wir uns beim Tropischen Institut in Freiburg über die nötigen Impfungen und gesundheitlichen Schutzmaßnahmen informiert hatten, haben wir diese in den kommenden Monaten durchgeführt. Aufgrund der hohen Nebenwirkungen diverser Malariaprophylaxe haben wir uns für Malerone entschieden, da dies das Medikament mit den geringsten Nebenwirkungen ist. Als nächsten Schritt haben wir das Visum bei der Ghanaischen Botschaft beantragt. Dies hat sich entgegen unseren Erwartungen als unkompliziert herausgestellt. Zudem haben wir eine Auslandsreiseversicherung abgeschlossen. Bedenken hinsichtlich möglicher Unruhen in Ghana waren nach einigen Recherchen im Internet schnell beseitigt, da sich herausgestellt hat, dass Ghana eines der politisch sichersten Länder in Afrika ist. Da die Amtssprache in Ghana Englisch ist, mussten wir uns sprachlich nicht weiter vorbereiten. In Bezug auf die Kultur haben wir uns in Internet und Reiseführer informiert und dementsprechende Kleidung mitgenommen. Da ich an der Schule eine Unterrichtseinheit für meine Wissenschaftliche Hausarbeit durchgeführt habe, hatte ich diese auch im Vorhinein vorzubereiten. Praktikum im Gastland Das sechswöchige Praktikum hat an einer Boarding-School in Ho stattgefunden. Diese wurde allerdings nicht nur von Internatsschülern, sondern auch von Tagesschülern besucht. Gegründet und geleitet wurde die Schule von Pastor Eric Kordorwu. Der Schulkomplex bestand aus der Nursery, acht Klassenräumen, einem Spielplatz und Hof, sowie den Schlafgebäuden, in welchen auch wir untergebracht waren. Zu dem Lehrpersonal zählten elf Personen, welche von der Nursery bis zur Form 3 unterrichtet haben. Am ersten Tag hatten wir Zeit in allen Klassen zu hospitieren. Nach Absprache mit dem Pastor und den jeweiligen Lehrern haben wir dann täglich in drei verschiedenen Klassen unterrichtet. Die Englischstunden in Form 2 und Klasse 5 haben hierbei in Form von Teamteaching stattgefunden. Die vierte Klasse habe ich hingegen allein unterrichtet. Das Unterrichten hat sich als ziemliche

3 Herausforderung herausgestellt, da die kulturellen Unterschiede im Bereich der Erziehung der Kinder, sowie dem Stil und den Methoden des Unterrichtens hier klar zum Ausdruck gekommen sind. Zu Beginn haben sich die Schüler sehr über uns gefreut und sich recht ruhig verhalten. Nach kurzer Zeit haben sie dann aber selbstverständlich auch angefangen, ihre Grenzen auszutesten. Sich durchzusetzen und für Ruhe zu sorgen hat sich zu Beginn dann als nicht ganz einfach herausgestellt. Dadurch, dass wir im Gegensatz zu den anderen Lehrern keine Gewalt angewandt haben, mussten sich die Schüler erst mal an unsere Regeln, sowie Formen der Bestrafung gewöhnen. Unsere Regeln wurden aber zunehmend befolgt und die Bestrafungen angenommen. In allen drei Klassen habe ich/ wir Englisch unterrichtet. In der vierten Klasse habe ich überwiegend Wortarten wiederholt. Bei Übungen zu Präpositionen und Steigerung von Adjektiven hat sich herausgestellt, dass die Schüler diese im Alltag zwar problemlos anwenden können, beim expliziten Bearbeiten dieser aber gravierende Probleme haben. Zudem hat ihnen das Groß- und Kleinschreiben, sowie Zeichensetzung noch ziemliche Schwierigkeiten bereitet. Auch ist in dieser Klasse die Spannweite der Leistungen klar zu erkennen gewesen. Während manche Schüler die Aufgaben schon von der Tafel abgeschrieben und bearbeitet hatten, haben andere noch nicht einmal mit dem Abschreiben begonnen gehabt. Ein großes Problem beim Unterrichten in allen unteren Klassenstufen war der Mangel an Heften und Stiften. Manche Schüler waren nicht richtig ausgestattet und konnten dementsprechend ihre Aufgaben nicht immer erledigen. Wir haben dann jedoch zumindest immer Stifte mitgebracht und zum Ende der Stunde wieder eingesammelt. In der fünften Klasse hat sich nach einigen Tagen und einfachen Übungen auch herausgestellt, dass auch diese Schüler große Schwierigkeiten mit den Wortarten haben. Da die Lehrer uns bezüglich des Unterrichtsstoffs generell keine Vorgaben gemacht haben, haben wir aus eben genanntem Grund die Wortarten wiederholt. Da die Klasse mit 15 Schülern eine kleine war, haben wir hier oft in Gruppenarbeit arbeiten lassen. Diese war den Schülern gänzlich unbekannt, weswegen es noch etwas Übung bedarf hat. Die Schüler hatten aber zunehmend Spaß an dieser Form des Lernens. Aufgrund der Klassengröße und Konstellation habe ich mich dafür entschieden, meine Unterrichtseinheit für die WiHa hier durchzuführen. Diese hat dann in der fünften Woche stattgefunden. Die Schüler haben sich sehr wissbegierig gegenüber der deutschen Kultur gezeigt und gut mitgearbeitet.

4 In Form 2 (Klasse 8) war der Englischlehrer die ersten Wochen unseres Praktikums nicht anwesend, weswegen wir bezüglich des Unterrichtsstoffes gänzlich auf uns gestellt waren. Deswegen haben wir uns entschieden die Lektüre The Giver zu lesen, welche in Amerika häufig gelesen wird. Wir hatten allerdings nur eine Ausgabe zur Verfügung, weswegen wir abwechselnd vorgelesen haben und die Schüler dann diskutieren, Aufsätze schreiben und Rollenspiele haben machen lassen. Zwischendrin haben wir immer wieder kleine Grammatikeinheiten eingeschoben. In der vierten Praktikumswoche waren wir an einer neu errichteten Schule in Agbozume. Aus diesem Dorf kommt Pastor Eric ursprünglich. Die Schule ging von der Nursery bis zur vierten Klasse. Es hat sich ziemlich schnell rausgestellt, dass außer einer vierzehnjährigen Viertklässlerin kaum einer Englisch spricht. Viele der jüngeren hatten sogar Problem uns zu verstehen. Dadurch, dass Stephanie eine Bindehautentzündung und ich Magen-Darm hatte, blieben nur noch drei Tage übrig, an den wir unterrichten konnten. Aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten haben wir eine Ralley durch das Dorf gemacht, bei der die Schüler verschiedene Mathe- und Sprachaufgaben lösen und Spiele machen mussten. Übersetzt hat hier die Viertklässlerin. Im Laufe des gesamten Praktikums ist uns aufgefallen, dass die Schüler hier große Probleme mit selbstständigem Arbeiten und kritischem Denken haben. Dies lässt sich meiner Meinung nach aber auf die schulische wie heimische Erzeihung zurückführen. Aufenthalt im Gastland Die Kultur in Ghana hat sich gleich zu Beginn als komplett anders als die deutsche herausgestellt. Schon auf unserem Weg von Accra nach Ho wurde uns Javu hinterher gerufen, was weiße Frau bedeutet. Dies erschien uns schon recht unfreundlich. Zudem wurden wir ständig angehisst gst. Zuerst haben wir gedacht, dies wäre aufgrund unserer Hautfarbe, haben dann aber schnell festgestellt, dass es hier allgemein genutzt wird, um die Aufmerksamkeit einer Person zu erlangen. Für mich war das allerdings trotz allem bis zum Ende noch sehr gewöhnungsbedürftig, da es in Deutschland eher als unhöflich aufgefasst wird. Manche Händler haben natürlich auch versucht uns über`s Ohr zu hauen, woraufhin wir das Handeln ziemlich schnell gelernt haben. Im Allgemeinen sind die Menschen uns gegenüber

5 aber sehr positiv eingestellt gewesen, waren hilfsbereit und haben sich gefreut, dass wir hier als Freiwillige an einer Schule unterrichten. Wir hatten viele interessante Gespräche mit Leuten unterschiedlicher Altersklassen, die wiedergespiegelt haben, wie unterschiedlich unsere Kulturen und Einstellungen sind. An der Lebensweise war auch zu erkennen, dass die Ghanaer eine ganz andere Mentalität haben und viel mehr von Tag zu Tag leben. Trotzdem, dass es viele arme Menschen gibt, sind die meisten lebensfroh und glücklich. Dies ist mit Sicherheit auch dadurch zu begründen, dass der Großteil Ghanas sehr gläubig ist und sich durch seinen Glauben bestärkt fühlt. Der Aufenthalt in Ghana war für mich ein einzigartiges Erlebnis. Ich habe sehr viele lehrreiche Erfahrungen gemacht, die mich sowohl als Lehrerin als auch Privatperson weiterbringen. Letztendlich bleibt mir nur zu sagen, dass ich jederzeit wieder hingehen würde und ich keinen einzigen Tag bereue.