6-10 KREATIV ATMUNG SACH INFORMATION ATEMVORGANG

Transkript

1 SACH INFORMATION Die Atmung ist die natürlichste Sache der Welt könnte man meinen. Atmen kann jeder. Wir atmen ein und wieder aus. Wir denken nicht nach, wir atmen einfach. Die Atmung steht unter den lebenswichtigen Funktionen ganz oben. Sie versorgt unseren Körper mit Sauerstoff.Täglich strömen unglaubliche Liter Luft durch unseren Körper. Bei Belastung erhöht sich der Sauerstoffbedarf. Wir nützen die Atemluft aber auch um Töne zu erzeugen. Während wir beim Sprechen ganz natürlich die ausgeatmete Luft verbrauchen, müssen wir beim Singen die Luft kontrolliert herauslassen. Wir müssen lernen die Luft nicht auf einmal auszuatmen, sondern richtig zu dosieren. Wirklich gute Sänger verbrauchen sehr wenig Luft und können dementsprechend lange mit einem Atem singen. Die meisten Menschen nützen aber nur einen kleinen Teil ihrer Lungenkapazität. Deshalb wird bei Gymnastik oder Yoga so viel Wert auf Atemübungen gelegt. Wir sollten wenigstens hin und wieder die weniger beanspruchten Teile der Lunge entleeren. Der Anfang des Übels liegt schon in der Kindheit. Während Babys noch richtig atmen, verlieren wir spätestens wenn wir lernen schön zu stehen, die natürliche Atmung. Dazu kommt noch, dass sich die Haltung vieler Kinder immer mehr verschlechtert. Bedingt durch Kindergarten und Schule wird das Sitzen zur wichtigsten Körperhaltung. Im Sitzen ist das Zwerchfell zwischen Oberkörper und Eingeweide eingezwängt und kann sich nicht ausdehnen. Es entsteht eine schon bei Kindern weit verbreitete Störung, die Hochatmung. ATEMVORGANG Das Zwerchfell ist die größte Muskelplatte in unserem Körper. Es trennt Brustraum und Bauchraum voneinander. Zusammen mit der Zwischenrippenmuskulatur ist es für die Einatmung zuständig. Die Lunge ist eigentlich nur ein Luftbehälter. Die richtige Atmung kann man auch sehr gut bei Babys beobachten. Beim Einatmen hebt sich die Bauchdecke, beim Ausatmen oder Schreien wird sie eingezogen. Das Zwerchfell sieht im Ruhezustand wie eine Kuppel aus. Atmet man ein, wird das Zwerchfell abgeflacht um den Brustraum zu vergrößern. Der Bauchraum wird zwangsläufig kleiner und die dort befindlichen Organe drücken die Bauchdecke nach außen. Beim Ausatmen drückt die Bewegung an der frischen Luft stärkt die Lungenfunktion und versorgt den Körper mit viel Sauerstoff. OÖ.Werbung/Höfer Die gezeigte Position ist besonders geeignet um sich auf die eigene Atmung zu konzentrieren. Die hochgestellten Beine entlasten das Kreuz, der Körper bleibt locker. Mit Hilfe der Hand kann man die Atembewegung besser nachvollziehen. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 2.5

2 SACH INFORMATION Bauchmuskulatur das Zwerchfell wieder nach oben und hilft die Luft aus der Lunge zu entleeren. Bei der Hochatmung wird hauptsächlich die ZUSAMMENFASSUNG: Die Atmung hat in erster Linie eine lebenserhaltende Funktion, sie ist aber auch an der Tonerzeugung beteiligt. Die Menschen verlieren im Kleinkindalter die natürliche Atmung, man kann und sollte sich aber diese wieder aneignen, schon aus gesundheitlichen Gründen. Bei der falschen Atmung wird das Zwerchfell kaum eingesetzt, während die richtige Atmung durch ein Zusammenspiel von Zwerchfell und Bauchmuskulatur funktioniert. Beim Singen kommt es auch auf die kontrollierte Ausatmung an. Je sparsamer die Luft eingesetzt wird, umso kompakter wird der erzeugte Ton. Brustmuskulatur benutzt, das Zwerchfell ist sehr wenig oder gar nicht aktiv an der Atmung beteiligt. Wesentlich für das Singen ist die Ausatmung so in der Hand zu haben, dass die Stimmbänder zum Schwingen kommen, aber nicht zu viel Luft zwischen den Muskeln durchgedrückt wird. Beim Einatmen die Arme locker nach oben führen, der Körper wird nicht gestreckt. Beim Ausatmen den Körper locker nach vorn fallen lassen. Langsam hochkommen, Kopf nicht heben und mit der Bewegung langsam wieder einatmen. 2.5 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

3 DIDAKTISCHE UMSETZUNG Die starke Belastbarkeit der Stimmen im Babyalter ist also auf die richtige Atmung zurückzuführen. Wenn man wenig Anstrengung beim Singen erreichen möchte, sollte man sich als Erstes mit der Atmung und da kaum zu trennen mit der Haltung beschäftigen.viele Fachleute sind sogar der Meinung, dass Kinderstimmbildung überhaupt in erster Linie aus dem Erlernen der richtigen Haltung und Atemtechnik bestehen sollte. In weiterer Folge kann man sich vermehrt anderen Problemen widmen. LERNZIELE: Die SchülerInnen sollen den Atemvorgang und die an der Atmung beteiligten Organe kennen lernen. Die Zusammenhänge zwischen Atem und Gesundheit, sowie Atem und Gesang werden herausgearbeitet. Das Erlernen der richtigen Atmung wird forciert. INFORMATIONSTEIL: Ob bei einem Kind Hochatmung vorliegt, ist leicht festzustellen. Gut sichtbare Zeichen sind, wenn beim Einatmen der Brustkorb gehoben und gedehnt wird und die Schultern hochgezogen werden. Beim Ausatmen fällt dafür der Brustkorb ein, das Kind hat oft einen Rundrücken und eine eher schlaffe Körperhaltung. Die Hochatmung äußert sich auch in extremer Kurzatmigkeit, die Kinder atmen laut ein, betonen ungewollt Silben, besonders am Anfang der Phrase. Die frühe Beschäftigung mit dem eigenen Körper fördert das Gesundheitsbewusstsein in späteren Jahren. INFO SERVICE: Mehr Infos finden Sie im Ordner Kreativ, Kapitel Gesang Gesunde Stimme - gesunder Körpern. ORT: Klassenraum,Turnsaal oder im Freien. In geschlossenen Räumen auf genügend Frischluftzufuhr achten. ZEITAUFWAND: nach längeren Unterrichtseinheiten als Auflockerung und Erfrischung. Man sollte aber vermeiden die Pausen für Übungen zu nützen. Die Pausen sollten den Kindern für eigene Spiele und dem Umgang mit anderen Kindern vorbehalten sein. Das Erforschen der eigenen Fähigkeiten macht den meisten Kindern viel Spaß. Die Stimme ist bei jedem Menschen einzigartig. Man sollte den stimmlichen Experimenten von Kindern viel Geduld entgegenbringen. MATERIALIEN: Matten und Decken für den Boden. Für alle Spiele am Arbeitsblatt: leere Luftballons, einige Trillerpfeifen, etwas Seidenpapier, Strohhalme, eine dünne Schnur. ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 2.5

4 DIDAKTISCHE UMSETZUNG Beim Ausatmen ist die Bauchdecke flach. Beim Einatmen wölbt sich die Bauchdecke nach außen. Das Zwerchfell wird flach um im Brustkorb Platz für die einströmende Luft zu machen. Durch den entstandenen Druck auf die Eingeweide kommt die Wölbung der Bauchdecke zustande. KOSTEN: je nachdem, was von zu Hause mitgebracht werden kann. UMSETZUNG: Man darf nicht vergessen, dass SchülerInnen eine viel geringere Lungenkapazität haben als Erwachsene. Bei den richtigen Atemübungen nicht übertreiben, die Kinder nicht überfordern. Auf ruhige, entspannte Weise atmen lassen, sonst besteht die Gefahr, dass die Kinder sich überatmen, richtig aufblähen, es könnte ihnen sogar schlecht werden. Die Atemübungen nicht zu lange durchziehen, mit spielerischen Übungen abwechseln. Für Atemübungen hat sich das Liegen auf dem Rücken mit leicht angewinkelten Beinen als sehr vorteilhaft erwiesen. Die Schwerkraft hilft dem Zwerchfell sich locker zu bewegen und es ist schwieriger sich beim Liegen zu verspannen. Man hört auch oft, dass im Liegen jeder Mensch richtig atmet.trotzdem gibt es Kinder, die es fertig bringen, im Liegen ausschließlich hoch zu atmen. Deshalb ist es wichtig alle SchülerInnen einzeln zu kontrollieren. Nach längerem Atmen im Liegen zuerst aufsitzen lassen und langsam aufstehen, durch Bewegung wieder den Körper auflockern. RICHTIGES ATMEN LEICHT GEMACHT Da die Bewegungen des Zwerchfells nicht leicht zu spüren sind, muss man am Anfang sehr schematisch vorgehen, im Liegen üben. Einatmen: Bauch raus (Brustkorb und Schultern bleiben ruhig). Ausatmen: Bauch rein (nur so lange, bis die elementare Bewegung erlernt wurde). Singen: trotz Ausatmen weit (nicht den Bauch einziehen) bleiben. Die Atembewegungen, die im Liegen erprobt werden, müssen dann auf das Stehen übertragen werden. Vorsicht bei der Ausatmungsphase, übertriebenes Einziehen der Bauchdecke ist zu vermeiden. 2.5 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH

5 ARBEITSBLATT Legt euch auf den Boden, die Kleidung soll euch nicht einengen. Eine Hand liegt auf dem Bauchnabel, die andere Hand auf dem Brustbein. Die Beine locker anwinkeln. Jetzt atmet ganz ruhig durch die Nase ein und aus. Was bewegt sich bei der Einatmung? Hebt sich eure Bauchdecke? Und der Brustraum? Der Brustkorb sollte möglichst ruhig sein, die Bauchdecke elastisch in die Höhe gehen. Gelungen? Wenn nicht, versucht nichts zu erzwingen. Genießt jeden Atemzug, folgt dem Weg des Atems in den Körper. Jetzt schaut einmal, wie viel Luft in eurer Lunge Platz hat. Bei diesem Experiment dürfen sich ausnahmsweise auch die Schultern heben. Stellt euch vor, ihr wollt ganz viele Geburtstagskerzen ausblasen. Atmet durch die Nase ein und füllt euren ganzen Oberkörper mit Luft. Es ist schon erstaunlich, wie viel Luft da hineingeht. Ihr könnt auch versuchen einen Luftballon mit einmaligem Einatmen aufzublasen. Geschafft? Aber solche Mengen Luft lassen sich schwer lenken, deshalb können wir das beim Singen nicht gebrauchen. Wenn ihr im Liegen die richtige Atembewegung schon gut könnt, dann könnt ihr aufstehen und wieder durch die Nase ein- und ausatmen.vergesst nicht richtig zu stehen: Die Knie nicht durchstrecken, Beine leicht gegrätscht, lockere Schultern und die Brust darf nicht einsinken. Gelingt es euch auch im Stehen in den Bauch einzuatmen? Achtet auf ruhige Schultern und Brustkorb. Spiele: Versucht eine locker um den Bauch gebundene Schnur anzuspannen. Versucht ein Stück Seidenpapier weiterzugeben, indem ihr es mit einem Strohhalm ansaugt. Wer kann mit einem Atemzug den längsten Pfeifton in einer Trillerpfeife hervorbringen? Wer schafft mit einem Atemzug die meisten kurzen Pfeiftöne hintereinander? ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH 2.5

6 ARBEITSBLATT Jetzt atmet in sechs Teilen auf f ein und in sechs Teilen auf tsch aus. Achtung, das f darf nur ganz leicht gemacht werden, sonst atmet ihr mit Druck ein. Legt beide Hände auf die Seite des Brustkastens auf Taillenhöhe, also auf die Flanken. Spürt ihr die ruckartige Bewegung des Zwerchfells? Als nächstes atmet ohne Druck ein und lasst die Luft langsam auf ein sch wieder aus. Achtung, nicht pressen, das sch soll ganz leicht sein.versucht die Luft ganz langsam auszulassen. Wenn ihr merkt, dass ihr nur mehr wenig Luft habt, nicht den Körper verspannen. Locker bleiben, trotzdem versuchen die ganze Luft auszuatmen. Wenn ihr nicht mehr könnt, Zwerchfell entspannen und ruhig einatmen. Das tut gut, nicht wahr? Ihr könnt auch einen kleinen Wettbewerb veranstalten: Wem gelingt es die Luft langsamer auszuatmen? Genauso geht es auch mit länger nicht atmen. Denkt an das Schwimmen: Wer kommt länger ohne Atem aus? Man kann Atemübungen auch mit Bewegung kombinieren. Beim Einatmen hebt langsam einen Arm, mit Beginn der Ausatmung lasst ihn wieder fallen. Hast du gewusst, dass in deiner Lunge immer eine Reserve von ca. 1,5 Liter Luft vorhanden ist? Wenn du Luft holst, dann atmest du ca. 0,5 Liter ein. Nehmt zu Hause einen Messbecher von eurer Mutter zur Hand und prüft nach, wie viel das ist. Jetzt lasst beim Ausatmen den Oberkörper nach vor fallen. Während ihr einatmet, kommt langsam hoch. Achtet darauf, dass die Atemluft auch in die weniger beanspruchten Teile des Rückens und die Flanken einströmt. Dafür reicht eigentlich die Vorstellung, wo die Luft hin soll. 2.5 ÖKO LOG NIEDERÖSTERREICH