Migration, Desintegration, prekäre soziale Verhältnisse Praktische Arbeit in einem sozialen Brennpunkt
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- Max Simen
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1 Migration, Desintegration, prekäre soziale Verhältnisse Praktische Arbeit in einem sozialen Brennpunkt 24. Niedersächsischer Jugendgerichtstag 17. Oktober 2014, Braunschweig 1
2 Iduna-Zentrum 2
3 Iduna-Zentrum 3
4 Iduna-Zentrum Göttingen Der 1970 erbaute Hochhauskomplex des Iduna-Zentrums besteht aus zwei großen Wohnblöcken mit jeweils 17 Etagen, sowie den angeschlossenen Geschäftsbereichen. Der am Rande der Innenstadt gelegene Gebäudekomplex grenzt an die vielbefahrenen Berliner und Weender Straßen (gegenüber der Universität). Auf der Rückseite befindet sich ein großer Parkplatz. Grün- und Aufenthaltsflächen sowie Spielplätze sind in direkter Umgebung nicht vorhanden. Angrenzend liegt das Soziale Stadtgebiet Westlich Maschmühlenweg (seit 2009). 1-, 2- und 3-Zimmer-Apartments werden als Eigentumswohnungen einzeln vermietet. Vermieter stammen aus ganz Deutschland. Sie haben die Wohnungen als zur Steuerersparnis und zur Altersvorsorge in den 70er Jahren erworben. 4
5 Außenbereich 5
6 Bewohner/innen Ab Mitte der 90er Jahre sind viele Familien als Folge des Bürgerkrieges aus dem ehemaligen Jugoslawien und dem Kosovo in dem damaligen Wohnungsleerstand untergekommen. Viele der Familien stammen aus Großfamilien mit Roma-Hintergrund. Die kleinen Wohnungen sind vielfach mit bis zu 7 oder 8 Personen überbelegt. Im Iduna-Zentrum leben insgesamt über 500 Personen (davon ca. 90 junge Familien und Alleinerziehende mit ca. 70 Kindern im Alter bis zu 12 Jahren). Roma-Familien bilden mit weit über 200 Personen die größte und homogenste Bewohnergruppe. Sie sind mehrheitlich eingebürgert und leben vorwiegend von staatlichen Transferleistungen. Weitere Gruppe: Bewohner/innen im Transferleistungsbezug, die teilweise ein hohes Suchtpotenzial aufweisen und/oder an psychischen Erkrankungen leiden. Zudem: hohe Fluktuation junger Studierender. Das Iduna-Zentrum gilt in Göttingen als sogenannter sozialer Brennpunkt. 6
7 Bewohner/innen 7
8 Kinder, Jugendliche und Familien In dem Hochhauskomplex leben 70 Kinder mit Roma-Hintergrund im Alter bis zu 12 Jahren. Hinzu kommen 30 Jugendliche bis zu 18 Jahren. Überdurchschnittlich viele Kinder aus dem Sozialraum Iduna-Zentrum besuchen nach der Grundschulzeit eine Förderschule. 50 % der Jugendlichen verlassen die Schule ohne Abschluss. Aufgrund von Unkenntnis, Skepsis und Schwellenängsten werden diese Gruppen bislang vom bestehenden Hilfe- und Unterstützungssystem für Familien kaum oder gar nicht erreicht. Geringe Kenntnisse über Erziehungsstile sowie sprachliche und Bildungsdefizite drücken sich u.a. in Desinteresse der Eltern an Schule und KiTa, Versäumnissen bei gesundheitlichen Vorsorgeuntersuchungen, unregelmäßigem Schulbesuch der Kinder, Kinder- und Jugenddelinquenz oder bis tief in die Nacht auf der Straße spielenden Kindern aus. Insgesamt konzentrieren sich hier vor allem Familien, die hinsichtlich Bildung, Einkommen, gesellschaftlicher Teilhabe und sozialen Status Ausgrenzung erfahren. 8
9 Spielmöglichkeiten 9
10 Zielstellung Verbesserung der Bildungschancen für Kinder und Jugendliche mit Roma-Hintergrund gesellschaftliche Teilhabe durch Mitwirkungsprozesse ermöglichen regelmäßiger Schulbesuch und Erhöhung der Schulabschlussquoten Berufsausbildungen ermöglichen Erhöhung der Sprach- und Erziehungskompetenzen von Eltern Übernahme von mehr Erziehungsverantwortung Verbesserung der gesundheitlichen Kenntnisse (Ernährung, Bewegung, kindliche Gesundheit, Familienplanung, etc.) Sozialraum Iduna-Zentrum als Lern- und Begegnungsraum aufwerten 10
11 Methoden wohnortnahe Unterstützungen niedrigschwellige Angebote unter Berücksichtigung der kulturellen Eigenheiten (Ramadan, Feste, hierarchische Clan-Strukturen, etc.) bedarfsgerechte Unterstützungen (z.b. keine klassischen Sprachkurse, Flankieren mit Kleinkinderbetreuungen, Kinder- Angebote immer für mehrere Altersgruppen gleichzeitig, keine gemeinsamen Angebote für Männer und Frauen, etc.) Mitwirkungsmöglichkeiten entwickeln (räumliche und inhaltliche Gestaltungen, Außengelände) soziale Isolation Überwinden vernetzte Angebote und enge Abstimmungen mit Partnern und Behörden Anbindung an schon bestehende Angebote außerhalb des Iduna- Zentrums zur Vermeidung von Ghettoisierung (Hausaufgabenhilfe, Beratungsstellen, Kitas, Kinder- und Jugendhäuser, etc.) 11
12 Jugendhilfe Göttingen e.v. freier Träger der Jugendsozialarbeit seit 1986 Streetwork, Anlaufstellenarbeit, Koordinierungsstelle Schulverweigerung Die 2. Chance, Schulsozialarbeit, Kompetenzagentur, Stadtteilarbeit, Gemeinwesenarbeit, Arbeit in Jugendvollzug und Jugendarrest, Arbeit mit bleibeberechtigten Familien ca. 35 Mitarbeiter/innen plus 25 Dozentinnen und Honorarkräfte in 14 unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Projekten lokale, regionale und landesweite Vernetzungen lokale Partnerschaften und trägerübergreifende Arbeitsfelder enge Abstimmung mit der Stadt Göttingen 12
13 Familientreff Iduna-Zentrum Chronologie seit Dez. 2011: Gespräche mit der zuständigen Hausverwaltung, der Stadtverwaltung und potenziellen Projektpartnern seit April 2012: Einwerben von Projektmitteln, Antragstellungen, etc. seit Dez. 2012: inhaltliche Vorbereitung der Arbeit mit Bewohnern und Netzwerkpartnern (Workshops, Netzwerktreffen, Experten- Interviews, Gespräche mit Zielgruppen, etc.) Mai 2013: Mietvertrag seit Juni 2013: Umbau und Herstellung der Projekträumlichkeiten gemeinsam mit Bewohner/innen seit August 2013: Start des Betriebs in den neuen Räumlichkeiten 13
14 Angebote für Kinder bis 12 Jahre altersspezifische Spiel- und Lernangebote für Kinder 3 bis 12 Jahre (3 x wchtl.) Begleitung zur Hausaufgabenhilfe (mo. fr.) Sprachförderunterricht für Grundschulkinder (2x wchtl.) Sport- und Bewegungsangebote (2x wchtl.) Mal- und Kreativangebot (2 x wchtl.) Vorleseangebot (1 x wchtl.) gesundes Kochen (2 x wchtl.) 14
15 Angebote für Jugendliche bis 18 Jahre Sport, Fitness und Boxen für männliche und weibliche Jugendliche Mädchengruppe (Musik, Tanz, Klönen, Kochen, Spielen, etc.) Schachgruppe Tischfußball / Kickertreff Einzel-Nachhilfe Outdoor-Aktivitäten City-Bound (das Lebensumfeld entdecken) individuelle Beratung / Begleitung / Unterstützung 15
16 Angebote für Eltern Sprachförderung für Frauen und Mütter (2 x wchtl.) (Sozial-) Beratung für Männer, Frauen und Familien (1 x wchtl.) Unterstützung bei Ämtergängen, Behördenkontakten, Vermieterangelegenheiten nach Bedarf Frauengruppe (Sprache, Gesundheit, Erziehung, Schule, Kita, etc.) + externe Partner (1 x wchtl.) gemeinsame Elterngespräche mit Schulen und Jugendamt nach Bedarf nächster Schritt: Sprache und Nähen 16
17 Wochenplan (bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Projektmitarbeiterin Corinna Scheer, Tel.: 0551/ oder Yasin Yilmaz) Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Uhr optional: Elterngespräche mit Schule, Jugendamt, Jobcenter, etc. 14 Uhr Begleitung zur Hausaufgabenhilfe Uhr Sprachaktivierung für Frauen und Kinderbetreuung optional: Elterngespräche mit Schule, Jugendamt, JobCenter, etc. Begleitung zur Hausaufgabenhilfe Einzelförderunterricht für Grundschulkinder Sozialberatung Begleitung zur Hausaufgabenhilfe Sprachaktivierung für Frauen und Kinderbetreuung optional: Elterngespräche mit Schule, Jugendamt, Jobcenter, etc. Begleitung zur Hausaufgabenhilfe Sportangebot in der Sporthalle der Brüder- Grimm-Schule für Kinder von 6-8 Jahren optional: Elterngespräche mit Schule, Jugendamt, Jobcenter, etc. Begleitung zur Hausaufgabenhilfe Frauengruppe (Sprache, Gesundheit, Erziehung) Uhr Fitness und Boxtraining für Jugendliche ab 14 Jahre Lernen, Spielen und Malen für Kinder (4 Gruppen) Netzwerkarbeit, externe Angebote Malen und Basteln für Kinder von 3-5 Jahren Einzelgespräche mit Frauen Uhr Jugendtreff Mädchengruppe für Mädchen von Jahren gesundes Kochen mit Kindern Jahre 17
18 Familientreff Iduna-Zentrum beteiligte Arbeitsgebiete der Jugendhilfe Gö. Die Jugendhilfe Göttingen e.v. vernetzt ihre verschieden Angebote im Familientreff: LiSA: Lernen in Schule & Alltag sozialraumorientierte Schulsozialarbeit an drei Grundschulen Ein Platz für Gemeinschaft Integrationsprojekt für Jugendliche und Familien zur Stärkung der Willkommenskultur Elternarbeit und frühe Hilfen für junge Eltern, Alleinerziehende und Kinder mit Migrationshintergrund im Iduna-Zentrum Anlaufstelle Innenstadt (Beratung und Begleitung, Schulverweigerung, Streetwork) für Jugendliche bis 27 Jahre FairBleib Südniedersachsen Arbeit mit bleibeberechtigten Menschen ab 15 Jahren 18
19 Zugang und Ansprache der Zielgruppe sozialraumorientierte Schulsozialarbeit von LiSA (Lernen in Schule & Alltag) als Schlüssel bei der persönlichen Kontaktherstellung Unterstützung und Vermittlung bei schulischen Konflikten Vertrauensaufbau zu Eltern durch Hausbesuche Bekanntheit bei einem Teil der Roma-Eltern war dadurch bereits vorhanden Träger Jugendhilfe war aus früherer Zeit als vertrauensvoller Partner bekannt gutes Wissen um kulturelle Eigenheiten und Familienstrukturen hilft Fehler zu vermeiden 19
20 Netzwerk Brüder-Grimm-Grundschule Dezernat Jugend, Schule und Ordnung (Dezernent) der Stadt Göttingen Jugendamt der Stadt Göttingen Kita Reformierte Gemeinde ev. Jugendhilfe Obernjesa e.v. St. Jakobi-Gemeinde Büro für Integration der Stadt Göttingen Hausverwaltung Haus & Grund Eigentümergemeinschaft Kontaktbereichsbeamtin der Polizei Amtsgericht Göttingen Finanzamt Göttingen Jugendhilfe Göttingen e.v. (LiSA, Anlaufstelle Innenstadt, Schulverweigerung Die 2. Chance, FairBleib Südniedersachsen, Projekt Kontakt) 20
21 Stärkung von Familien Aktivitäten im FIZ löst Spannungen innerhalb der beengten Wohnverhältnisse Spracherwerb fördert Kontaktaufnahme Nachbarschaftskonflikte nehmen ab gesündere Ernährung und körperliche Bewegung tragen zu mehr Wohlbefinden bei soziale und familiäre Isolation wird abgebaut (insbesondere bei Müttern und Frauen) Mütter erhöhen ihre Erziehungskompetenzen Mütter und Väter lernen kind- und altersgerechten Umgang mit den Kindern (z.b. beim Spielen) Schule und Bildung bekommen höheren Stellenwert Konflikte mit Behörden nehmen ab (z.b. sind Jugendamtsinterventionen deutlich zurückgegangen, Sozialbehörden erkennen Teilnahme an Sprachförderkursen an) Fehlzeiten an Schulen nehmen deutlich ab mehr Kinder besuchen eine Kita 21
22 Zugehörigkeit, Beteiligung, Teilhabe Aktivitäten fördern die Anerkennung durch die Mehrheitsgesellschaft (Kinder, Jugendliche und Eltern berichten stolz über ihr FIZ Roma-Clan-Struktur hat großen Einfluss auf die Arbeit (Clanstruktur vs. Individualisierung) Kinder, Jugendliche, Eltern und Netzwerkakteure sind in die Angebotsentwicklung aktiv eingebunden (Workshops, Bedarfsabfragen, etc.) einige Familienmitglieder unterstützen die Angebote aktiv und sind Keypersons in die Familien-Strukturen aktive Mitarbeit bei der Gestaltung/Renovierung der Räumlichkeiten (höhere Identifikation) bei Festen und kleineren Feierlichkeiten kommen die Familienmitglieder generationsübergreifend zusammen 22
23 23
24 24
25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 25
26 Familientreff Iduna-Zentrum Ansprechpartner/in Yasin Yilmaz Tel.: , mobil: Corinna Scheer Tel.: Christian Hölscher Tel.: , mobil:
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