Predigt am in der Ev. Kirche in Denklingen Wie Gott durch Menschen Geschichte macht Teil 1 Pastor i. S. Uwe John
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- Meike Koenig
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1 Predigt am in der Ev. Kirche in Denklingen Wie Gott durch Menschen Geschichte macht Teil 1 Pastor i. S. Uwe John Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Liebe Schwestern und Brüder! Ich möchte mit Euch und ihnen heute und am nächsten Sonntag darüber nachdenken, wie Gott durch Menschen Geschichte macht. Also die Predigten des heutigen und des kommenden Sonntages sind sozusagen eine Mini- Predigtreihe. Wie Gott durch Menschen Geschichte macht Damit sind wir mitten in der biblischen Überlieferung. Denn der weitaus größte Teil der Bibel besteht aus Geschichten und aus Geschichte, die Gott mit und durch Menschen gemacht hat. Die Geschichte des lebendigen Gottes mit der Menschheit ist eine Geschichte, die sich in Zeit und Raum zu bestimmten Zeiten und mit konkreten Menschen abgespielt hat. Die biblischen Texte erzählen davon: Von der Treue und Barmherzigkeit Gottes, von vorbildhaftem Glauben und von menschlichen Abgründen. Und manchmal liegt der vorbildhafte Glaube und die menschlichen Abgründe in ein- und derselben Person. Eine Figur, für die das wie keine zweite gilt ist König David (Bild von Michelangelos David) Spätere Generationen in der Bibel sehen in David einen Mann nach dem Herzen Gottes. Doch die Geschichten über das Leben Davids zeigen Lichtund Schattenseiten. Da sind Glaube, Freundschaft und Liebe aber auch Zorn, Begehren und schwere Schuld.
2 Zwei Bibeltexte zeigen stellvertretend die Widersprüchlichkeit Davids. Es ist zunächst die Geschichte von Davids Designierung zum König. Vorhergegangen ist folgendes: Gott hat Saul, den ersten König von Israel verworfen. Nun schickt Gott den Richter Samuel nach Bethlehem, um dort einen von den Söhnen des Mannes Isai zum König zu salben. Lesung: 1. Sam 16, 4-13a Der zweite Text stammt aus der Zeit, als David schon lange König geworden ist. Es ist eine Geschichte, die uns David von seiner dunklen Seite zeigt. Lesung: 2. Sam 11, 1-27 König David ein Mann nach dem Herzen Gottes? Die Widersprüchlichkeit, die beiden Seiten in einer Person ziehen sich durch das ganze Leben dieses Mannes. Am Anfang steht die Erwählung das Versprechen, dass Gott ihn zum König machen wird. David wird als Harfenspieler an den Hof König Sauls geholt. Seine Musik beruhigt den psychisch kranken König. Dann steigt David zum Volksheld auf. Er besiegt den Philisterkrieger Goliath, wird zum Offizier in Sauls Armee und erringt glänzende Siege gegen die Erzfeinde Israels, die Philister. David ist eine Lichtgestalt! Das Volk feiert ihn mit den Worten: Saul hat tausend Philister erschlagen, David hat zehntausend erschlagen. Ein Sohn von Saul, Jonathan, wird Davids bester Freund. Die Königstochter Michal zu seiner Frau.. Damit steigt David in die Königsfamilie auf. Eine Traumkarriere! Doch gleichzeitig wächst in Saul Hass und Neid gegenüber David. Schließlich versucht er David umzubringen. David muß fliehen. Er versteckt sich in der judäischen Wüste und sammelt Männer um sich. David wird zum Bandenführer. Saul verfolgt ihn und zweimal passiert es, dass David die Gelegenheit hat Saul zu töten. Beim erstenmal benutzt Saul nichts ahnend eine Höhle als Toilette, in der sich David und seine Leute versteckt haben. Die Bandenmitglieder fordern David auf den König zu töten. Doch David sagt: Ich lege meine Hand nicht an den gesalbten König des Herrn. Statt dessen schneidet er ein Stück Stoff aus Sauls Mantel. Damit beweist David danach,
3 dass er nicht von sich aus gegen Saul rebelliert. Beim zweitenmal schleicht sich David nachts in das Heerlager von König Saul und stiehlt einen Speer und eine Wasserflasche, die direkt neben dem schlafenden König lagen. Das sind zwei der stärksten Momente im Leben Davids. Er reißt die Macht nicht mit Gewalt an sich. Er will nicht König werden durch einen Mord. Er vertraut darauf, dass Gott einen anderen Weg mit ihm geht, um sein Versprechen wahr zu machen. David ein Mann nach dem Herzen Gottes. Doch die problematischen Seiten im Charakter Davids zeigen sich auch in dieser Zeit. Obwohl er offiziell noch mit der Prinzessin Michal verheiratet ist, heiratet David in dieser Zeit zwei andere Frauen: Ahinoam aus der Stadt Jesreel und die Witwe Abigajil. David und die Frauen ein schwieriges Kapitel, dass immer wieder eine traurige Rolle spielt. Dann geht David sogar zu den Philistern über. Er wird Söldner bei einem Philisterkönig. Seine Stellung nutzt er um gegen Räuberbanden in der judäischen Wüste vorzugehen. Damit hilft er seinem eigenen Volk. Aber ethisch ist das fragwürdig. Ein doppeltes Spiel! Als es zu einem Feldzug der Philister gegen Israel kommt erscheint David nicht mehr vertrauenswürdig. Er wird beurlaubt. In dieser Schlacht fällt König Saul und sein Sohn Jonathan. David wird danach in Hebron zum König über Juda gesalbt, d. h. ein Stammesteil des Gesamtvolkes Israel. Was dann folgt ist ein Bruderkrieg zwischen Juda und Israel, der sich über siebeneinhalb Jahre hinzieht. Mit Intrigen und politischen Morde. Und im Privatleben Davids wieder die Frauen. In einer kurzen Notiz wird geschildert, welche Söhne David in den siebeneinhalb Jahren geboren wurden und da wird deutlich, dass David noch weitere Frauen geheiratet hat. Schließlich wird David König über ganz Israel. Politisch beginnt eine Glanzzeit. David schlägt die Philister vernichtend. Er erweitert das Staatsgebiet Israels so groß, wie es nie wieder in der Geschichte sein wird. Er erobert Jerusalem und macht es zur Hauptstadt. Die Bundeslade mit den Tafeln, auf denen die 10 Gebote stehen holt er dorthin. Und so wird Jerusalem auch zum religiösen
4 Mittelpunkt. Auf dem Höhepunkt seiner Macht erhält David von Gott die Verheißung: Dein Königshaus und deine Königsherrschaft werden vor mir immer Bestand haben; dein Thron wird für alle Zeiten bestehen. (2. Sam. 7, 16) Das ist der Ursprung der Messiasverheißungen. Darauf beziehen sich die Verheißungen über Jesus, wenn sie sagen: ER kommt aus dem Haus und Geschlecht Davids. Ein großes Versprechen an einen zwiespältigen Menschen. Denn die Zwiespältigkeit zeigt sich auch in den Glanzzeiten Davids. Als er Jerusalem erobert hat, holt er seine erste Frau Michal mit Gewalt an den Königshof. Michal ist inzwischen mit einem anderen Mann verheiratet. Und im Bibeltext steht, dieser Mann weinte bitterlich als seine Frau ihm genommen wurde. Diese Handlung Davids geschieht wohl nicht aus Liebe, sondern aus fragwürdigen Gründen. Durch Michal ist David mit Haus Sauls verbunden und seine Herrschaft gegenüber den Nachkommen Sauls damit legitimiert. Dann der Ehebruch mit Bathseba und die Ermordung ihres Mannes. Die Geschichte, die sie gehört haben. Tiefster Abgrund Davids. Doch daneben auch menschliche und geistliche Größe. Denn nach dieser Tat kommt der Prophet Nathan zu David und führt ihm schonungslos vor Augen, was er getan hat. Dann ist da tatsächlich echte Buße und Umkehr bei David zu erkennen. Echte Größe und tiefes Versagen ineinander verschränkt. Die letzten Regierungsjahre Davids schließlich sind von Schwäche und Chaos geprägt. Man spürt in den biblischen Texten, dass David die Zügel nicht mehr in der Hand hat ER hat sein Haus nicht bestellt. Seine Nachfolge ist nicht geregelt. Es kommt zum Putschversuch durch einen seiner Söhne, Absalom. Nur mit Mühe und Not entgeht David dem Sturz durch dein eigenen Sohn. Verhindert hat er das nicht mehr selbst, sondern Leute aus seiner Regierung. Einige Jahre später rebelliert ein anderer Sohn, Adonija. Nur durch massives Zureden gelingt es Bathseba und dem Propheten Nathan David zu überzeugen, dass er seinen Sohn Salomo kurz vor seinem Tod als Nachfolger einsetzt. Die letzten Jahre Davids zeigen einen überforderten alten Mann. Und wieder Frauengeschichten.
5 Da ist von zehn Nebenfrauen die Rede. Und es gibt eine befremdende Erzählung, dass man dem altersschwachen David eine Jungfrau ins Bett legt, um seine Lebensgeister zu wecken. Seltsam... Wer war David? Ein Mann nach dem Herzen Gottes oder ein schwacher und problematischer Mensch. Oder vielleicht beides? Ich glaube, wenn David ein Mensch unserer Tage wäre, eine politische oder religiöse Leitfigur, dann würden wir uns die Seele an ihm wund reiben. Es würde Menschen geben, die sagen: David ist eine großartige Persönlichkeit! Guckt euch doch an,, was er geleistet hat. Gott ist mit ihm! Und andere würden den Kopf schütteln und sagen: Und was ist mit seinen dunklen Seiten, dem privatem Versagen, mit Mord und Intrigen. Wir würden uns die Seele daran wund reiben, weil wir es uns nur schwer vorstellen können, dass Gott durch solch einen Menschen Geschichte macht. Wer war David? Die biblischen Autoren haben darauf eine Antwort gegeben, indem sie die widersprüchlichen Geschichten von David überliefert haben. Die Bibel, wie sie uns heute vorliegt ist ja in einem langen Prozess entstanden. Und so hat es unterschiedliche Geschichten über Leben und Regierungszeit Davids gegeben. Geschichten, die von Anhängern und Verehrern erzählt wurden und Geschichten, die seine Kritiker mit ihm erlebt haben. Die Autoren, die die Samuelbücher zusammengestellt haben, in denen die Geschichte Davids überliefert ist haben diese Geschichten gesammelt und aufgeschrieben. Sie haben der Versuchung widerstanden die Widersprüchlichkeit auszublenden. Es wäre einfach gewesen, nur die guten Dinge über David zu berichten. So sehen z.b. Berichte über die Pharaonen oder assyrische Könige aus. Loblieder auf die Herrscher. Die Schreiber der Bibel dagegen haben David weder kritiklos in den Himmel gehoben, noch haben sie ihn verteufelt. Sie haben die Widersprüchlichkeit dieses Charakters nebeneinander stehen lassen. Und damit haben sie uns eine wichtige Botschaft übermittelt: Die Botschaft, wie Gott durch Menschen Geschichte macht!
6 In der Bibel sind keine ungetrübten Heldengeschichten aufgeschrieben und das bedeutet: Gott macht Geschichte durch widersprüchliche und schwache Menschen. Das gilt für König David, es gilt ebenso für die anderen Gestalten der Bibel, für Abraham, Moses, Salomo und wie sie alle heißen. Und es gilt bis heute! Auch heute macht Gott Geschichte durch zwiespältige und schwache Menschen. Das ist nicht leicht auszuhalten. Wir Menschen neigen schnell dazu eindeutige Werturteile zu bilden. Haben wir mit einer Person Gutes erlebt oder stehen wir ihr nahe, übersehen wir schnell die dunklen und problematischen Seiten einer Persönlichkeit. Haben wir dagegen Verletzendes und befremdendes erlebt, sehen wir die Schwächen und Fehler schnell überdeutlich. Die Wahrheit das wollen uns die biblischen Autoren mit der Geschichte von König David lehren liegt dazwischen. Gott geht seinen Weg durch die Geschichte mit zwiespältigen und schwachen Menschen. Es gehört zur Geschichte Gottes mit seiner Menschheit, die sich in Raum und Zeit an bestimmten Orten und mit konkreten Personen abspielt. Das sollten wir wahrnehmen und bedenken. Für all das, was wir erleben, in unserer persönlichen Geschichte mit Gott, hier in der Gemeinde und in unserer Welt. AMEN - Ich habe heute hauptsächlich die Geschichte Davids mit ihnen betrachtet. Und am kommenden Sonntag, möchte ich darüber reden, was wir im Detail daraus lernen können, dass Gott seinen Weg durch die Geschichte mit zwiespältigen Menschen geht.
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