Stellungnahme zum Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO), Leipzig
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- Ernst Fleischer
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1 Stellungnahme zum Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO), Leipzig Beschluss des Senats vom 26. November 2015 Vorbemerkung Strategischer Nutzen Institutionelle Passfähigkeit Bewertung... 4
2 Vorbemerkung Die Leibniz-Gemeinschaft wurde durch die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz im März 2015 um eine Stellungnahme zur Aufnahme des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) in die Leibniz-Gemeinschaft gebeten. Der dafür zuständige Senat der Leibniz-Gemeinschaft nutzt den Senatsausschuss für Strategische Vorhaben, um die Stellungnahme des Senats zum strategischen Nutzen und der institutionellen Passfähigkeit des Vorhabens vorzubereiten. Grundlagen der Beratungen im SAS waren eine schriftliche Unterlage des GWZO sowie ein schriftlicher Bericht einer Leibniz-Kommission, die durch den Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft eingesetzt wurde. Die Kommission fertigte ihren Bericht auf Basis eines Besuchs des GWZO am 10. Dezember 2013 an. Der Kommissionsbericht wurde dem SAS in seiner Sitzung am 9. September 2015 durch ein Mitglied der Kommission vorgestellt. Der Senat hat in seiner Sitzung am 26. November 2015 den Vorschlag des SAS beraten. Beschluss des Senats: Der Senat nimmt den Bericht der Kommission zum GWZO zur Kenntnis. Der Senat gibt die folgende Stellungnahme ab und kommt zu der unten stehenden Bewertung: 1. Strategischer Nutzen Inhaltliche Passung Der programmatische Schwerpunkt des GWZO liegt in der Erforschung der Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa vom Frühmittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Das Forschungsprogramm ist mit seiner inhaltlichen Schwerpunktsetzung auf Ostmitteleuropa und in der Kombination von Komparatistik, Interdisziplinarität und Transnationalität einzigartig. Die Sichtbarkeit des GWZO im nationalen und internationalen wissenschaftlichen Umfeld ist herausragend. Das GWZO ist in internationalen Forschungsverbünden vernetzt und die Forschung des GWZO wird international rezipiert. Das GWZO pflegt bereits zahlreiche Kooperationsbeziehungen mit den Instituten der Sektion A ( Bildung und kulturelle Überlieferung ) hier insbesondere mit dem Herder-Institut und der Sektion B ( Wirtschaftliche und räumliche Entwicklung, demokratische Teilhabe und soziale Integration ). Darin besteht die hohe Passung zu den bestehenden Schwerpunkten innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft. Durch eine Aufnahme des GWZO in die Leibniz-Gemeinschaft ergibt sich das Potenzial, die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Leibniz-Gemeinschaft nachhaltig, umfassend und in herausragender Weise zu stärken. Es besteht zudem großes Potenzial für weitere Kooperationen, insbesondere im Rahmen des Leibniz-Forschungsverbunds Historische Authentizität
3 Durch die Berücksichtigung südosteuropäischer Regionen ergibt sich eine wertvolle Ergänzung des Portfolios der Leibniz-Gemeinschaft, da diese Regionen in keinem der Leibniz-Institute aus dieser Perspektive behandelt werden. Zum aktuellen Prozess der Bündelung der in der Leibniz- Gemeinschaft vorhandenen Expertise zu Osteuropa könnte das GWZO komplementäres Wissen beitragen. Das GWZO verfügt über eine überzeugende strategische Arbeitsplanung. Die in den letzten Jahren am GWZO aufgebauten Strukturen ermöglichen eine gezielte Umsetzung des Forschungsprogramms, und es stehen Mechanismen bereit, um auf neue Herausforderungen zu reagieren. Bedeutung für die strategische Entwicklung der Leibniz-Gemeinschaft Die interdisziplinäre Herangehensweise ergibt sich beim GWZO aus den dort bearbeiteten Themen und spielt in der Forschungspraxis eine erhebliche Rolle. Die Projekte des GWZO sind in thematischen Forschungsbereichen zusammengefasst und werden durchgängig interdisziplinär bearbeitet. Die thematische Bündelung und die interdisziplinäre, breit gefächerte Bearbeitung der Forschungsfragen dürften allein in einem entsprechend angelegten institutionellen Kontext möglich sein. Allein aus dem Fokus des GWZO Ostmitteleuropa ergibt sich ein hoher Grad an Internationalität der Forschung am GWZO, der sich auch im Anteil der ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und in der Zusammensetzung des Wissenschaftlichen Beirats spiegelt. Das GWZO ist als An-Institut eng mit der Universität Leipzig verbunden. Ausdruck dieser und weiterer Hochschulkooperationen sind das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Lehre, die Ausbildung des Nachwuchses und die gemeinsame Berufung des Institutsdirektors und des stellvertretenden Institutsdirektors durch die Universität Leipzig. Die vier Publikationsreihen des GWZO folgen dem Prinzip von Open Access: Alle dort veröffentlichten Beiträge stehen im Internet frei zur Verfügung. Das GWZO ist in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses stark engagiert. Über mehrere Promotionsprogramme besteht die Möglichkeit einer strukturierten Ausbildung. Durch die Option, an kooperierenden Hochschulen Lehrveranstaltungen anzubieten, haben die Mitarbeiter überdies die Gelegenheit, die für den weiteren wissenschaftlichen Werdegang wichtigen Erfahrungen auch in der Lehre zu sammeln. Bezüglich der Realisierung der Chancengleichheit am GWZO besteht derzeit noch dringender Nachholbedarf: Während im wissenschaftlichen Bereich derzeit etwa 30 % der Stellen mit Frauen besetzt sind, ist nur eine von sieben Stellen mit Leitungsaufgaben durch eine Frau besetzt (14 %). 2. Institutionelle Passfähigkeit Governance Die Organisation und die Rechtsform des GWZO sind bereits jetzt denen vieler Leibniz- Einrichtungen angepasst. Sie unterstützen die Forschungsarbeiten der Wissenschaftlerinnen - 3 -
4 und Wissenschaftler in angemessener Weise und stellen in der vorliegenden Form eine optimale Voraussetzung für eine mögliche Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft dar. Der Jahresetat des GWZO setzt sich zusammen aus einer Grundfinanzierung des Landes Sachsen und einer befristeten Projektförderung durch das BMBF dar. Die sollte als institutionelle Förderung zukünftig die Grundlage für die Einwerbung von Drittmitteln in angemessenem Umfang bilden. Der Senat empfiehlt, dem Institut die Spielräume des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes vollständig zu erschließen. Die Maßnahmen zur Qualitätssicherung über den Wissenschaftlichen Beirat des GWZO entsprechen den üblichen Verfahren in der Leibniz-Gemeinschaft. Hinzu kommt im Falle des GWZO die Rechenschaftslegung gegenüber dem Projektträger des BMBF. 3. Bewertung Der Senat gibt die folgende Bewertung ab: Der Senat erachtet den strategischen Nutzen der Aufnahme des GWZO für die Leibniz- Gemeinschaft für exzellent. Der Senat erachtet die institutionelle Passfähigkeit des GWZO für exzellent. Das Vorhaben der Aufnahme des GWZO wird durch den Senat als insgesamt exzellent bewertet
5 27. März 2014 Kiel Bericht der Kommission der Sektion A der Leibniz- Gemeinschaft zum Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) Einleitung 2 Zusammenfassendes Votum der Sektionskommission 4 Forschungspolitische Bedeutung mit Blick auf die bestehende Forschungslandschaft 5 Überregionale wissenschaftspolitische Bedeutung des Forschungsgebietes 6 Ergänzung und Verstärkung bestehender Kompetenzen in der Leibniz-Gemeinschaft 7 Synergien mit anderen Leibniz-Einrichtungen 7 Perspektiven der gemeinsamen finanziellen Förderung 8 1
6 Einleitung Gemäß der Ausführungsvereinbarung WGL (AV-WGL; 1, Abs. 3) kann der Bund oder ein Land eine unabhängige wissenschaftliche Evaluation einer wissenschaftlichen Einrichtung durch den Wissenschaftsrat mit dem Ziel veranlassen, das Vorliegen der Voraussetzungen für die gemeinsame Förderung nach der AV-WGL zu prüfen. Der Beschluss der GWK-Ausschusssitzung vom 9. Februar 2010 sieht folgende Vorgehensweise vor: 1. Beabsichtigt der Bund oder ein Land, eine unabhängige wissenschaftliche Evaluation mit dem Ziel zu veranlassen, das Vorliegen der Voraussetzungen für die gemeinsame Förderung nach der AV-WGL zu prüfen, leitet das zuständige Fachressort das Verfahren nach 1 Abs. 3 AV-WGL durch ein die Absicht erläuterndes und begründendes Schreiben an den Ausschuss ein, mit dem es zugleich über den aktuellen Sachstand und die vorgesehene Entwicklung bezüglich folgender Aspekte unterrichtet: Forschungskonzeption; Klärung der Ressortzuständigkeit; Erreichen der Bagatellgrenze; wissenschaftliche und in der Regel rechtliche Selbständigkeit (außerhalb der Hochschule); eigenständige Haushalts- und Wirtschaftsführung; Trennung von Aufsichts-, Leitungs- und Beratungsgremien; klare Leitungsstruktur mit eindeutigen wissenschaftlichen und administrativen Verantwortlichkeiten; bauliche Substanz, sächliche und personelle Ausstattung; Umfang und Struktur der Drittmitteleinwerbung; klare Positionierung im nationalen und internationalen wissenschaftlichen Umfeld, Vernetzung mit Hochschulen, insbesondere gemeinsame Berufungen leitenden wissenschaftlichen Personals. 2. Der GWK-Ausschuss nimmt zu der Absicht unter folgenden Aspekten Stellung: forschungspolitischer Bedarf mit Blick auf die bestehende Forschungslandschaft; überregionale wissenschaftspolitische Bedeutung des Forschungsgebietes; Notwendigkeit der Institutionalisierung des Themas außerhalb der Hochschulen; Ergänzung/Verstärkung bereits bestehender Kompetenzen in der Leibniz-Gemeinschaft; 2
7 Synergien mit anderen Leibniz-Einrichtungen; Perspektive der gemeinsamen finanziellen Förderung. Der Ausschuss der GWK entwickelt sein Votum, das unter den genannten Aspekten die einzelnen Einrichtungen in einen übergreifenden und vergleichenden Zusammenhang stellt. Bei der Beurteilung des forschungspolitischen Bedarfs, der wissenschaftspolitischen Bedeutung des Forschungsgebietes und der Notwendigkeit einer Institutionalisierung stützt sich der Ausschuss auf externe Expertise. Vor diesem Hintergrund hat der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft den Sprecher der Sektion A ( Geisteswissenschaften und Bildungsforschung ) gebeten, im Benehmen mit der Sektion eine Kommission einzurichten. Die Mitglieder der Kommission haben die vorliegende Stellungnahme zum Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) aus fachlicher und forschungsstrategischer Sicht erarbeitet. Mitglieder der Sektionskommission waren: Prof. Dr. Olaf Köller, IPN (Vorsitz) Herr Bent Hinrichsen, IPN Prof. Dr. Ludwig M. Eichinger, IDS Prof. Dr. Sunhild Kleingärtner, DSM Prof. Dr. Johannes Paulmann, IEG Prof. Dr. Dietmar Neutatz, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (als externer Experte) mit Gaststatus nahmen an dem Informationsbesuch am GWZO teil: Prof. Dr. Peter Haslinger, (HI) Herr MinR Joachim Linek, Vertreter des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst Sachsen (SMWK) Frau MinR in Dr. Angelika Willms- Herget, Vertreterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Prof. Dr. Helmut Altrichter, Vertreter des wissenschaftlichen Beirats des GWZO Der hier vorgelegte Bericht gibt die Einschätzung der Sektionskommission hinsichtlich der Eignung des GWZO als mögliches Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft wieder. Das 3
8 Meinungsbild der Kommission beruht wesentlich auf der Vorstellung des GWZO im Rahmen der Sitzung der Sektion A am 14. Mai 2013 in Marburg, auf umfangreichen Unterlagen, die der Sektionskommission vor ihrem Informationsbesuch zur Verfügung gestellt wurden, und auf den Eindrücken von Gesprächen während des Informationsbesuchs am GWZO in Leipzig am 10. Dezember 2013 mit der Leitung und Mitarbeitern des GWZO, insbesondere mit Herrn Prof. Dr. Lübke, Herrn Prof. Dr. Troebst, Herrn Prof. Dr. Hardt, Herrn Dr. Arnold Bartetzky, Frau Dr. Christine Gölz, Herrn Prof. Dr. Frank Hadler und Frau Anja Fritzsche. Die Gespräche mit den Vertretern der Zuwendungsgeber, Frau MinR in Dr. Willms-Herget (BMBF) und Herrn MinR Linek (SMWK) sowie dem Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates Herrn Prof. Dr. Altrichter rundeten den Eindruck ab. Der Bericht der Sektionskommission wird dem Senatsausschuss für Strategische Vorhaben (SAS) vorgelegt. Zusammenfassendes Votum der Sektionskommission Die Sektionskommission hat auf der Basis der eingereichten Unterlagen und der Begehung den Eindruck gewonnen, dass es sich beim GWZO um eine Einrichtung mit einem beeindruckenden Forschungsprogramm handelt, das in seiner thematischen Tiefe und Breite, der Qualifikation der Mitarbeiter, den organisatorischen Voraussetzungen und der (finanziellen) Unterstützung von Bund und Land her ein sehr gutes Beispiel für gelungene außeruniversitäre Forschung ist. Inhaltlich ist die Schwerpunktsetzung auf den gesamten ostmitteleuropäischen Raum einzigartig. Das Zentrum übernimmt Forschungsaufgaben, die an deutschen Universitäten oder anderen Leibniz-Einrichtungen unterrepräsentiert sind. Die Arbeiten sind thematisch in Projektverbünden zusammengefasst und werden durchgängig interdisziplinär bearbeitet. Diese thematische Bündelung und die interdisziplinäre, breit gefächerte Bearbeitung der Forschungsfragen dürften allein in einem entsprechend angelegten institutionellen Kontext möglich sein. Von seinem Forschungsprofil her sowie mit seinen etablierten institutionellen Strukturen passt das GWZO demnach sehr gut in die Leibniz-Gemeinschaft. Das Programm (s.u.) stellt eine thematische Erweiterung der Osteuropa-Forschung innerhalb der Sektion A der Leibniz-Gemeinschaft dar, arrondiert das Forschungsprogramm der historischen Institute in der Sektion, und bietet viele Optionen für enge Kooperationen. Hervorgehoben sei hier vor allem die Komplementarität der Arbeiten zu 4
9 denen des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung. Sie bildet eine vorzügliche Voraussetzung für eine vertiefte Kooperation. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern handelt es sich durchgängig um hoch qualifizierte, engagierte und eigenständige Personen, die mit ihrem Enthusiasmus die Forschungsagenda des Zentrums mittragen und weiterentwickeln. Die Organisations- und Governancestrukturen des GWZO ähneln bereits jetzt denen vieler Leibniz- Einrichtungen. Sie unterstützen die Forschungsarbeiten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in angemessener Weise und stellen in der vorliegenden Form eine gute Voraussetzung für eine mögliche Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft dar. Der Bund (BMBF) und das Land Sachsen unterstützen das GWZO in vorbildlicher Art und Weise. Dies betrifft im Übrigen auch die Zusagen für eine angemessene Finanzierung nach einer möglichen Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft. Insgesamt kommt die Kommission zum Eindruck, dass das GWZO mit seinen Forschungen die Leibniz-Gemeinschaft und innerhalb der Gemeinschaft die Sektion A erheblich bereichern würde. Forschungspolitische Bedeutung mit Blick auf die bestehende Forschungslandschaft Das interdisziplinäre und international ausgerichtete Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO) an der Universität Leipzig erforscht in vergleichender Perspektive die Geschichte und Kultur des Raumes zwischen Ostsee, Schwarzem Meer und Adria vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart. Gegenwärtig sind in Forschungsprojekten des Zentrums ca. 50 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem In- und Ausland tätig. Sie bearbeiten Projekte in thematischen, interdisziplinär aufgestellten Clustern. Das Zentrum ist in seiner inhaltlichen Schwerpunktsetzung auf Ostmitteleuropa einzigartig. In der Leibniz-Gemeinschaft erweitert das GWZO das Portfolio durch seine Befassung mit der geographischen Ausdehnung von der Ostsee bis zur Adria. Es ist mit dieser Ausrichtung thematisch komplementär zum Herder-Institut aufgestellt. Im Laufe der Begehung wurde deutlich, dass sich aufgrund dieser Agenda viele Perspektiven für Kooperationen ergeben, insbesondere mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung und dem Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG). Weiterhin ist das GWZO aufgrund seiner thematischen Ausrichtung prädestiniert 5
10 dafür, sich im Falle einer Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft an dem Forschungsverbund Historische Authentizität zu beteiligen. Überregionale wissenschaftspolitische Bedeutung des Forschungsgebietes Schon in den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu den Regionalstudien (area studies) in den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen aus dem Jahre 2006 wurde hervorgehoben, dass es sich beim GWZO um eine einzigartige Einrichtung für die interdisziplinäre, transnationale und komparative Erforschung Ostmitteleuropas handelt (S.23). Die im GWZO entwickelte Forschungsrichtung Visuelle Geschichtskultur, die den kunstwissenschaftlichen Ansatz der visual culture studies mit der geschichtswissenschaftlichen Konzeption von Geschichtskultur kombiniert, wird international weit rezipiert. Gleiches gilt für die am GWZO initiierten Forschungen zur Transnationalisierung Ostmitteleuropas sowie deren empirischen und theoretischen Erträge, die in internationalen Forschungsverbünden erzielt wurden. Im Bereich der Mittelalterforschung hat sich die ebenfalls in internationaler Kooperation begonnene Wiederaufnahme scheinbar bereits abgeschlossener Erforschung mittelalterlicher Ruinen (der spätantikfrühmittelalterliche Fundplatz Keszthely-Fenekpuszta in Ungarn und die Červenischen Burgen in Polen) als aktuell und außerordentlich erfolgreich erwiesen. Die überregionale wissenschaftspolitische Bedeutung des GWZO zeigt sich u.a. daran, dass es ihm gelingt, in erheblichem Ausmaß internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anzuziehen. Nach Auffassung der Kommission ist die Arbeit des GWZO damit von überregionaler Bedeutung und von gesamtstaatlichem Interesse. Zum Zeitpunkt der Begehung befand sich das GWZO am Ende der ersten Projektförderphase durch das BMBF (2 x 6 Jahre), die zweite Förderphase läuft seit Januar Mit der möglichen Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft streben Bund und das Land Sachsen eine nachhaltige Finanzierung durch die Länder und den Bund an. Die bisherige Projektförderung soll dementsprechend in eine dauerhafte institutionelle Förderung übergehen. Eine mögliche Institutionalisierung des GWZO in der Leibniz-Gemeinschaft sollte nicht dazu führen, dass die enge Vernetzung des GWZO mit anderen Einrichtungen in Sachsen, mit der Leipziger Universität und internationalen Partnern aufgegeben wird. 6
11 Vielmehr sollte das GWZO auch dann die sehr produktiven regionalen und internationalen Kooperationen fortführen. Das passt ebenso zur Internationalisierungsstrategie der Leibniz-Gemeinschaft wie es dem Selbstverständnis der Leibniz-Institute als natürliche Partner der Hochschulen entspricht. Ergänzung und Verstärkung bestehender Kompetenzen in der Leibniz- Gemeinschaft Die geographische und thematische Ausrichtung der Arbeiten des GWZO erstrecken sich auf das Gebiet von der Ostsee bis zur Adria. Sie reichen durch die Berücksichtigung südosteuropäischer Regionen über den Forschungsraum des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung (HI) hinaus. Dieses Gebiet ist in solch einer Breite bislang nicht durch die Institute der Leibniz-Gemeinschaft abgebildet. Dennoch sollte der fachlichen Nachbarschaft der beiden Institute bei einer möglichen Neuaufnahme Rechnung getragen werden. Die Kommission hat den Eindruck gewonnen, dass die Vernetzung des GWZO mit dem Herder-Institut ausgebaut werden sollte. Dazu sollten die in Marburg 2010 zwischen beiden Instituten zu diesem Zweck begonnenen Gespräche zielstrebig fortgeführt werden. Eine Aufteilung dahin gehend, dass das Herder- Institut die Infrastruktur bereithält, das GWZO die Forschungsarbeiten erledigt, ist dabei auf Grund der Neudefinition des Infrastrukturauftrags für Leibniz-Institute nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr sieht die Kommission, dass GWZO und HI im Falle der Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft eine Forschungskooperation auf Augenhöhe aufbauen sollten, bei der die jeweiligen Stärken der beiden Partner zum Tragen kommen können. Was die interne Forschungsorganisation am GWZO angeht, so wäre eine noch stärkere Profilierung der zentralen Fragestellungen der vier Cluster wünschenswert. Vor allem sollte der Zusammenhang der Clusterthemen in einem Gesamtforschungsprogramm des GWZO klargestellt werden. Dies würde weiter klären, wie groß die Verstärkung bestehender Kompetenzen innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft ist. Synergien mit anderen Leibniz-Einrichtungen Für das GWZO ergeben sich vielfältige Anknüpfungspunkte für Kooperationen in der Leibniz-Gemeinschaft. Kooperationsbeziehungen sind sowohl zu Instituten der Sekti- 7
12 on A Geisteswissenschaften und Bildungsforschung als auch der Sektion B - Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften denkbar, zum Teil bestehen solche Beziehungen bereits. Dies betrifft Kooperationen mit dem Georg-Eckert-Institut, Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung, dem Germanischen Nationalmuseum, dem Institut für Zeitgeschichte, dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum, dem Zentrum für Zeithistorische Forschung, GESIS, dem Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa und natürlich dem Herder-Institut. Großes Potenzial sieht die Kommission für die Mitarbeit im Leibniz-Forschungsverbund Historische Authentizität. Gleichzeitig sieht die Kommission, dass zur Herstellung zukünftiger Synergien klargestellt werden sollte, wie genau das Kooperationsverhältnis zwischen GWZO und Herder-Institut zu gestalten ist. Große Chancen liegen unbestritten auch in der Zusammenarbeit mit dem IEG, das bislang noch nicht mit dem GWZO vernetzt ist. Perspektiven der gemeinsamen finanziellen Förderung Der aktuelle Jahresetat des GWZO liegt bei rund 3,5 Mio.. Dieser Etat stellt eine Mischung aus einer Grundfinanzierung des Landes Sachsen (1,2 Mio. ) und einer befristeten Projektförderung durch das BMBF dar. Bund und Land haben in Aussicht gestellt, das Budget in Höhe von 3,5 Mio. in die gemeinsame Bund-Länder-Finanzierung zu überführen. Die Kommission würdigt aufgrund der Gespräche während der Begehung die Bemühungen aller Gesprächspartner, eine dauerhafte Finanzierung des GWZO, die deutlich über der Bagatellgrenze liegt, zu realisieren. Auf der Grundlage der Bewertung der Forschungsleistungen, der existenten Infrastruktur und der zu erwartenden Synergien innerhalb der Leibniz Gemeinschaft hat die Kommission der Sektion A einmütig festgestellt, dass das GWZO für eine Mitgliedschaft in der Leibniz Gemeinschaft attraktiv und sowohl für den Leibniz- Forschungsverbund Historische Authentizität als auch für die Verbesserung der Forschungslandschaft in Deutschland im Bereich der Osteuropaforschung strategisch bedeutsam ist. Eine positive Behandlung im Senatsausschuss für Strategische Vorhaben sowie im Senat der Leibniz-Gemeinschaft sieht die Kommission daher als gut begründet an. 8
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