Wenn die Nacht zum Tag wird
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- Franka Etta Fischer
- vor 6 Jahren
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1 RICC ARDO A. STOOHS Wenn die Nacht zum Tag wird Schlafstörungen in der zweiten Lebenshälfte und was Sie dagegen tun können
2 EINLEITUNG Wir alle schlafen manchmal schlecht. Entweder können wir überhaupt keinen Schlaf finden und wälzen uns von einer Seite auf die andere. Oder wir schlafen rasch ein, erwachen jedoch nach kurzer Zeit, starren hellwach ins Leere und beginnen zu grübeln. Manchmal fühlen wir uns am Tag wie gerädert, obwohl wir glauben, eigentlich ausreichend geschlafen zu haben. Doch wann handelt es sich um eine harmlose, vorübergehende Schlafstörung und wann ist der Besuch eines Arztes ratsam? Was können wir selbst tun, um unsere Schlafqualität zu verbessern? Wer ist besonders empfänglich für Schlafstörungen? Welche Schlafstörungen gibt es überhaupt und wie können sie behandelt werden? Schlafstörungen haben viele Gesichter und Ursachen. Sie können jeden treffen, egal ob jung oder alt, Mann oder Frau. Gleichwohl treten Schlafstörungen in der zweiten Lebenshälfte, das heißt nach dem 50. Lebensjahr, besonders häufig in Erscheinung. Erst in den letzten Jahren hat sich die Wissenschaft vermehrt der Erforschung der Zusammenhänge von Schlaf und Alter gewidmet nicht ohne Grund, denn wir Menschen werden immer älter. Deutliche Verbesserungen der sozioökonomischen Gegebenheiten und die Fortschritte in der medizinischen Forschung und Versorgung während der letzten Jahrzehnte haben hierzu maßgeblich beigetragen.
3 16 EINLEITUNG Im Jahr 1998 waren 16 Prozent der Deutschen älter als 64 Jahre. Dieser Anteil wird bis zum Jahr 2020 auf 23 Prozent und bis zum Jahr 2050 auf 32 Prozent anwachsen. Die Lebenserwartung wird bis zum Jahr 2050 um weitere zehn Jahre steigen. Während unsere Politiker verzweifelt versuchen, an der Geburtenschraube zu drehen und Konzepte zur Erhöhung des Renteneinstiegsalters zu entwickeln, machen sich Forscher Gedanken darüber, wie die natürlichen biologischen Veränderungen, die mit dem Altern einhergehen, in der Form beeinflusst werden können, dass Älterwerden nicht zwangsläufig mit einer Einschränkung der Lebensqualität gleichzusetzen ist. Zentraler Bestandteil der viel beschworenen Lebensqualität ist zweifelsfrei der Schlaf. Zahlreiche Studien belegen, dass Komponenten von Lebensqualität wie die Fähigkeit, tägliche Einkäufe selbst zu verrichten, sich selbst anzuziehen, die Zähne zu putzen und soziale Funktionen wahrzunehmen, davon abhängen, wie gut man schläft. Bekommt man während der Nacht kein Auge zu, ist man morgens wie gerädert, kann sich nicht konzentrieren und möchte auch nicht so recht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Doch was bedeutet Schlaf eigentlich für unser Leben, wie lange schlafen wir, wer außer uns Menschen ist auf ein erholsames Nickerchen angewiesen und seit wann ist das Phänomen Schlaf überhaupt nachweisbar?
4 EINLEITUNG 17 Der Schlaf älter als die Menschheit Die Forschung geht davon aus, dass der Schlaf mit der Entwicklung des Lebens außerhalb des Wassers vor 600 Millionen Jahren entstanden ist. Zwar gibt es keine Anzeichen dafür, dass Fische wie Menschen schlafen, doch zeigen auch sie Phasen geringerer Aktivität. Bei Säugetieren wie Delfinen oder Walen indes ist Schlaf eindeutig nachweisbar. Auch die meisten anderen Lebewesen auf der Erde brauchen Schlaf. Wäre der Schlaf nicht für das Überleben des Menschen wichtig, hätte die Evolution ihn schon lange wegrationalisiert. Kostbares Lebenselixier Seit Menschengedenken verbringen wir ein Drittel unserer wertvollen Lebenszeit schlafend. Wie viel mehr könnten wir schaffen, wenn wir nicht schlafen müssten! Sicherlich haben auch Sie schon einmal versucht, mit weniger Schlaf auszukommen, etwa wenn Sie aufgrund beruflicher Erfordernisse weniger schlafen oder eine weite Reise mit dem Auto antreten wollen und dafür einige Stunden früher als üblich aufstehen. Der Preis, den Sie dafür entrichten müssen, ist immer derselbe: Müdigkeit. Müdigkeit ist ein Alarmsignal unseres Körpers. Dieses Signal sagt uns, dass wir Schlaf brauchen. Je länger wir dieses Signal ignorieren, desto stärker wird es. Damit ist Schlaf ein Grundbedürfnis unseres Körpers wie Essen und Trinken. Experimenteller Schlafentzug bei Tieren führt nach 20 bis 30 Tagen unweigerlich zum Tod. Schlaf und Lebensalter Ob Jung oder Alt, alle brauchen Schlaf. Allerdings ändert sich das Schlafbedürfnis mit zunehmendem Alter. Je älter wir werden, desto weniger Schlaf benötigen wir.
5 18 EINLEITUNG Entgegen anders lautenden Behauptungen ändert sich das Schlafbedürfnis nach dem 50. Lebensjahr jedoch nicht mehr wesentlich. Es liegt derzeit bei siebeneinhalb Stunden. Diese siebeneinhalb Stunden beanspruchen aber immerhin noch fast ein Drittel des gesamten Tages. Obwohl die Schlafdauer nach dem Erwachsenwerden nahezu gleich bleibt, beeinflussen wichtige Veränderungen des Lebensrhythmus während der zweiten Lebenshälfte dennoch entscheidend unser Schlafverhalten und unsere Schlafqualität.
6 EINLEITUNG 19 Zahlreiche Studien belegen, dass ältere Menschen verstärkt Probleme mit dem Durchschlafen haben. Sie wachen nachts häufiger auf und haben mitunter erhebliche Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen. Eine vor wenigen Jahren durchgeführte Studie ergab, dass 15 bis 45 Prozent der älteren Menschen Probleme mit dem Einschlafen und 20 bis 65 Prozent Probleme mit dem Durchschlafen haben. Frauen sind überdurchschnittlich häufiger von Ein- und Durchschlafstörungen betroffen als Männer. Die Ursachen unzureichenden Schlafes während der zweiten Lebenshälfte sind mannigfaltiger Natur. So können beispielsweise zugrunde liegende Erkrankungen, die Einnahme bestimmter Medikamente oder schwierige Lebenssituationen unsere Schlafqualität erheblich beeinträchtigen. Sie haben vielleicht auch schon erlebt, was es bedeutet, wenn man nicht gut schlafen kann. Dieses Buch soll Ihnen verdeutlichen, dass Sie mit Ihrem Problem keineswegs allein dastehen. Aus der Sicht eines Schlafforschers und klinisch tätigen Arztes möchte ich Ihnen die Welt des Schlafes näherbringen. Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie verstehen, dass der Schlaf kein inaktiver Zustand ist, sondern ein strukturiert ablaufendes Programm, das Ihren Körper auf die Anforderungen des bevorstehenden Tages vorbereitet. Sie werden erfahren, dass Schlafstörungen in der zweiten Lebenshälfte keineswegs eine Ausnahmeerscheinung verkörpern. Ich möchte Sie über besonders häufige Formen der Schlafstörung sowie deren potenzielle Ursachen und Erscheinungsformen informieren und Ihnen Tipps vermitteln, wie Sie diesen Schlafstörungen vorbeugen können. Das Buch soll Sie darin unterstützen, zu erkennen, wann es an der Zeit ist, sich in die Obhut eines Arztes zu begeben, und wie Sie geeignete Spezialisten finden können, damit am Ende Ihrer Bemühungen der Behandlungserfolg steht. Ich werde mir in diesem Buch jederzeit Mühe geben, Sie nur über die medizinischen Methoden zu informieren, die als wissenschaftlich anerkannt gelten. Denn nur was nachprüfbar Erfolg beschert, wird Ihnen
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