Anerkennende Beziehung in der Sozialen Arbeit
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- Marcus Schmitz
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1 Anerkennende Beziehung in der Sozialen Arbeit
2 Anna Riegler Anerkennende Beziehung in der Sozialen Arbeit Ein Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit zwischen Anspruch und Wirklichkeit
3 Mag. a Dr. in Anna Riegler Graz, Österreich Auf Basis der Dissertation an der Karl-Franzens-Universität-Graz, Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft, 2014 ISBN DOI / ISBN (ebook) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Springer VS Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
4 Danksagung Dankbarkeit ist das Gefühl, welches das Geben mit dem Annehmen auf einer Ebene der wechselseitigen Anerkennung verbindet (frei nach Paul Ricœur 2006). Mein besonderer Dank gilt meiner Doktorats-Betreuerin Regina Mikula, die mich in meiner Arbeit stets fördernd, reflektierend, richtungsweisend, korrigierend und motivierend angeleitet hat, mein Dank gilt auch meinen Forschungskolleginnen Lisa David und Corinna Stark, die an dieser Arbeit durch die gemeinsame Auswertung der empirisch erhobenen Daten wesentlich mitgewirkt haben, und nicht zuletzt richte ich ein tief empfundenes Dankeschön an meinen Mann Franz und meinen Sohn Max, die mich stets großartig unterstützen.
5 Vorwort Mit der Einladung, ein Vorwort zu dieser Publikation zu verfassen, verbinde ich eine Einladung an die Leserinnen und Leser, die gewohnten neoliberalen Vorstellungen zur Verwirklichung einer solidarischen und gerechten Gesellschaft loszulassen und zu einer partizipativen Sichtweise dessen zu gelangen, dass eine auf Humanität, Menschenrecht und den Gleichheitsprinzipien ausgerichtete Gesellschaft menschenwürdige Begegnungen, respektvolle Beziehungen und einen wertschätzenden Umgang miteinander braucht. Erst solche sozialen Grundsätze können diverse Anschlussmöglichkeiten zu einer realen Inklusion und gesellschaftlichen Partizipation ermöglichen. Im Bewusstsein einer zutiefst interessierten, zutrauenden und anerkennenden Haltung und Einstellung die ich mit der Autorin dieses Buches teile ist es mir eine besondere Freude, einleitende Worte zu verfassen. Ziel der hier vorliegenden Publikation, hervorgegangen aus einem Dissertationsprojekt, ist die Klärung der anerkennenden Beziehungsgestaltung in der Sozialen Arbeit und die darauf aufbauenden Möglichkeiten des Erlernens einer solchen durch biografische Reflexionsprozesse. Den hierbei gestellten Fragen nach dem Sinn und Wesen der Anerkennung wird auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Sphären nachgegangen. Die Autorin sieht eine wertschätzende Beziehungsform als Fundament sozialer Gerechtigkeit, denn Gerechtigkeit regelt die Bezugnahmen von Menschen zu anderen Menschen, sie betrifft also die wechselseitigen Interaktionen und sie enthält das Moment der Gleichheit. Ausgangspunkt bilden hierbei die Vorannahmen, dass weder die konkrete personale Beziehungsgestaltung alleine, noch äußere strukturelle Bedingungen ein höheres Maß an Gerechtigkeit herstellen können, sondern dass vielmehr ein wechselseitiges Bedingungsgefüge existiert, das die Voraussetzung für ein gelingendes Leben darstellt. Die Autorin sieht in diesem Spannungsverhältnis Anerkennung als ein substanzielles Kriterium, das auf verschiedenen Ebenen für die Beziehungsgestaltung in der Sozialen Arbeit zentral ist. Auf der Mikroebene (Individualebene) geht es zunächst um die Ausgestaltung von Anerkennungsverhältnissen, die Menschen befähigen, als autonome Subjekte am
6 VIII Vorwort Gemeinwohl teilzuhaben. Auf der Mesoebene (zwischen SozialarbeiterInnen und KlientInnen) kommt die Soziale Arbeit als Gerechtigkeitsprofession ins Spiel, und damit die Frage nach den Möglichkeiten, Voraussetzungen und Bedingungen einer anerkennenden Beziehungspraxis. Die Verbindung zur Makroebene (Gesellschaft) wird durch das Interdependenzverhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft hergestellt, indem Menschen gleichzeitig als die gesellschaftlichen Verhältnisse mit gestaltend und von ihnen beeinflusst gesehen werden. Indem Fragen nach dem Konnex von sozialer Gerechtigkeit und pädagogischer Interaktion bzw. Intervention in der praktischen Beziehungsgestaltung gestellt werden, geraten Theoriemodelle und Konzepte zur Gerechtigkeit und zum Anerkennungsbegriff in den Blick. Damit wird in dieser Forschungsarbeit nicht nur eine begriffliche Schärfung zentraler Gerechtigkeitstheorien vorgenommen, sondern auch am Beispiel unterschiedlicher Handlungsfelder (z. B. Wohnungslosigkeit, Schuldenbelastung, Asyl, Migration) empirisch untersucht, wie sich Beziehungen in der Interaktionspraxis unter welchen Bedingungen und mit welchen daraus resultierenden Konsequenzen gestalten lassen. Ausgehend von Rawls Gerechtigkeitstheorie bezieht sich die Autorin vor allem auf das Gerechtigkeitsmodell von Amartya Sen, den Befähigungsansatz einer menschenwürdigen Begegnung von Martha Nussbaum und auf das Konzept der Anerkennung von Axel Honneth. Die dabei eingenommene Subjektperspektive Menschen als moralische Subjekte zu verstehen legt inhaltliche Bezüge (z. B. Dimension der Menschenwürde, Gleichheit und Freiheit) zu aktuellen gesellschaftlichen Problemlagen (z. B. Bettelverbot) frei, die als begriffliche Kategorisierungen die empirische Forschung stützen. In dem die Autorin Gerechtigkeitstheorien mit dem Befähigungsansatz in Beziehung setzt, gelingt es ihr in einer dichten Beschreibung darzustellen, wie Gerechtigkeit als Möglichkeit und Verwirklichungschance aufgefasst werden kann. Aus der Perspektive der autonomen Subjektwerdung gelingt mit Paul Ricœur eine Hinwendung zum Handlungsfeld der Sozialen Arbeit, nämlich dieses Handlungsfeld der Hilfeleistung und des Hilfe-Empfangens als wechselseitigen Reflexionsprozess anzuerkennen. Indem die Soziale Arbeit als Gerechtigkeitsprofession verortet wird, bekommt diese eine wesentliche professionsspezifische Dimensionierung. Soziale Arbeit eröffnet Erfahrungsfelder für Werterfahrungen und Wertbindungen, da Werte wie Anerkennung und Partizipation gerade im Kontext der gelebten Beziehungsgestaltung konkret werden. Demgemäß werden in der empirischen Studie Gespräche und zusätzliches Datenmaterial zur Beziehungsgestaltung zwischen SozialarbeiterInnen und KlientInnen ausgewertet und zu fünf interessanten Beziehungsfiguren verdichtet. Es ist der Verdienst dieser hier vorliegenden Forschungsarbeit zu erkennen, dass in einer anerkennenden und respektvollen Beziehungsgestaltung ein großes Veränderungspotenzial liegt, das zu einem Mehr an sozialer Gerechtigkeit und zu einem Mehr an Autonomie und
7 Vorwort IX Partizipation führt. Mit dieser Arbeit ist der Anspruch auf eine menschenwürdige Begegnung im Sinne der Anerkennung verbunden und damit leistet die Autorin einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung der Sozialen Arbeit und zur sozialen Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Regina Mikula
8 Inhalt Danksagung... V Vorwort... VII 1 Anerkennende Beziehungsgestaltung ein unabdingbarer Bestandteil Theorien sozialer Gerechtigkeit mit Blick auf Befähigung und anerkennende Verhältnisse Gerechtigkeit als Befähigungs- und Verwirklichungschance Verwirklichung in Freiheit, Chancengleichheit und in fairen Prozessen Befähigung in menschenwürdiger Begegnung Gerechtigkeit durch Anerkennungsverhältnisse Philosophische Wurzeln der Anerkennungstheorie Sozialpsychologische Wurzeln der Anerkennungstheorie Psychoanalytische Wurzeln der Anerkennungstheorie Anerkennungsverhältnisse, deren Missachtung und Weiterentwicklung Anerkennungsverhältnisse in der Sphäre der Liebe Anerkennungsverhältnisse in der Sphäre des Rechts Anerkennungsverhältnisse in der Sphäre des Verdienstes Die Missachtung von Anerkennungsverhältnissen Die Weiterentwicklung von Anerkennungsverhältnissen Gerechtigkeit Bedingung und Prozess... 59
9 XII Inhalt 3 Das Subjekt als Produkt und Produzent gesellschaftlicher Verhältnisse Herausforderungen an das Individuum in modernen westlichen Gesellschaften Das Konzept der Figurationen Subjektwerdung vor dem Hintergrund der Reproduktion gesellschaftlicher Verhältnisse Bildungsstiftende anerkennende Interaktion als Grundlage der Entwicklung von Subjektivität Autonome Subjektwerdung im Rahmen des Hilfeprozesses Der Wert der Aussetzung der sozialen Vorverurteilung für die Subjektwerdung Subjektwerdung zwischen Autonomie und Abhängigkeit Soziale Arbeit als Gerechtigkeitsprofession Soziale Arbeit und Beziehung Verortung in der Einzelfallhilfe Soziale Arbeit und Befähigung Soziale Arbeit und Menschenrechte Soziale Arbeit und differenzsensible Inklusion Anerkennende Beziehungsgestaltung in der Sozialen Arbeit Die professionell helfende Beziehung in der Sozialen Arbeit Die Verständigungsorientierung Das dialogische Prinzip Ansprüche an die Praxis der anerkennenden Beziehungsgestaltung in der Sozialen Arbeit Empirische Untersuchung zur anerkennenden Beziehung in der Sozialen Arbeit Aufbau der Untersuchung Stichprobe Erhebung Auswertung Ergebnisse Beziehungsgestaltung in der Sozialen Arbeit Die Beziehungsfiguren Beziehungsfigur 1: Beziehung als ein Pendeln zwischen funktionaler Asymmetrie und dem Bemühen um eine Begegnung von Mensch zu Mensch
10 Inhalt XIII Beziehungsfigur 2: Beziehung als ein Gegenüberstehen von hierarchischer Distanziertheit und dem einseitigen Bemühen um eine Begegnung von Mensch zu Mensch Beziehungsfigur 3: Beziehung als Begegnung im hierarchischen, beweisführenden und sich beweisen müssenden Verhältnis Beziehungsfigur 4: Beziehung als ein Pendeln zwischen funktionaler Asymmetrie und der sympathisierenden Begegnung von Mensch zu Mensch Beziehungsfigur 5: Beziehung als Begegnung zwischen direktiv versorgender Anleitung und widerständiger Autonomie Resümee Beziehung in der Sozialen Arbeit unter verschiedenen Bedingungen mit verschiedenen Konsequenzen Die Bedeutung einer anerkennenden Beziehungsgestaltung in der Sozialen Arbeit für die soziale Gerechtigkeit zwischen Anspruch und Wirklichkeit Ein Ausblick auf das Erlernen anerkennender Beziehungsgestaltung Bibliografie
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