I N F O R M A T I O N
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- Caroline Krämer
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1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer und Landesrätin Dr. Silvia Stöger am 3. Juli 2007 zum Thema "Schulgesundheit NEU" Weiterer Gesprächsteilnehmer: Hofrat Dr. Heinrich Gmeiner, Landessanitätsdirektion
2 Seite 2 "Schulgesundheit NEU" Derzeit obliegt die Schulgesundheitsvorsorge sowohl den Gemeinden als auch dem Land. Dieses unüberschaubare duale System wird ab 2008 von einem neues Schularztsystem ersetzt: ein Arzt wird sämtliche Aufgaben in der Schule übernehmen und im Angestelltenverhältnis mit dem Land OÖ stehen. Klinische Dokumentation und laufende Evaluierung sollen den Gesundheitsstatus der Volksschülerinnen und Volksschüler verbessern. Zuständigkeiten - Gemeinden und Land Die Aufgaben der Schulgesundheitspflege in den Pflichtschulen sind verfassungsrechtlich aufgeteilt zwischen den Gemeinden und den Ländern. Den Gemeinden obliegen die auf den Unterricht und den Schulbesuch ausgerichteten Tätigkeiten (z.b. Eignungsuntersuchung für Turnunterricht), die Agenden der allgemeinen Gesundheitsfürsorge (z.b. Ernährungsberatung) sind hingegen Landessache. Unüberschaubares duales System Derzeit führen dies für die Gemeinden die beauftragten Ärzte (zumeist die Gemeindeärzte) durch. Das Land bedient sich für seinen Aufgabenbereich 348 vertraglich beauftragter Beratungsärzte. Der Beratungsarzt führt Untersuchungen in der ersten, vierten und achten Schulstufe durch. Dieses duale System bringt durch seine Uneinheitlichkeit, Lückenhaftigkeit, Unüberschaubarkeit und fehlende Kontinuität eine
3 Seite 3 unzufriedenstellende Situation für Schüler, Eltern, Lehrer und Schulärzte. Neues Schularztsystem Die Oö. Landesregierung hat daher am 11. Juni 2007 beschlossen, ab 2008 ein neues Schularztsystem in den oö. Pflichtschulen (mit Ausnahme der Pflichtschulen in den Statutarstädten) einzuführen. Die Besonderheit an diesem neuen System ist, dass ein Arzt sämtliche Aufgaben der Schulgesundheitspflege in einer Schule übernimmt. Dieser wird in einem Angestelltenverhältnis (Vertragsverhältnis auf Angestelltenbasis) mit dem Land Oberösterreich stehen. Zu den Hauptaufgaben des Arztes im neuen System gehören: die jährlichen Untersuchungen aller Schüler und deren Dokumentation fortlaufende Überwachung des Gesundheitszustandes von Schülerinnen/Schülern die Abhaltung von Sprechstunden für Lehrer, Eltern und Schüler die Mitwirkung an gesundheitsbezogenen Projekten und Konferenzen die Mitwirkung bei vorbeugenden Maßnahmen zur Förderung und Erhaltung der Gesundheit der Schülerinnen und Schüler Mitarbeit bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten Es sollen Ärzte gefunden werden, die einen wesentlichen Anteil ihrer beruflichen Tätigkeit (rund 20 Wochenstunden) dem Schulgesundheitsdienst widmen. Dadurch und durch gezielte Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen soll die Schulgesundheitspflege auf höchstem fachlichen Niveau gewährleistet werden.
4 Seite 4 Annäherung der verschiedenen Schularztsysteme Die Bundesschulen verfügen über eigene Schulärzte, die pro 60 Schüler eine Arbeitsstunde in der Woche an der Schule zur Verfügung stehen. Die Statutarstädte haben die schulärztliche Tätigkeit für die Pflichtschulen in ihrem Bereich schon bisher eigenständig und umfangreich organisiert. Im Vergleich zu den Bundesschulen und den Pflichtschulen der Statutarstädte herrscht an den Volks- und Hauptschulen der Gemeinden eine schulärztliche Minderbetreuung. Mit dem neuen Schulgesundheitssystem sollen die Unterschiede in der Betreuung minimiert werden und speziell auf die Bedürfnisse in den Pflichtschulen abgestimmt werden. Angeboten wird das neue Schulgesundheitssystem vom Land OÖ allen Gemeinden, die die gemeindeärztlichen Aufgaben nach den Bestimmungen des Gemeindesanitätsdienstgesetzes 2006 geregelt haben. Nicht betroffen sind alle Gemeinden, deren Gemeindeärztin oder Gemeindearzt noch nach den Bestimmungen des ("alten") Gemeindesanitätsdienstgesetzes bestellt wurden. Bis zu deren Pensionierung läuft in diesen Gemeinden die schulärztliche Betreuung nach dem alten System. Dieser Übergang wird rund 30 Jahre dauern. Derzeit sind noch 251 der 305 Gemeindearztstellen (nach dem alten System) besetzt. Die Personalkosten werden im Jahr 2008 rund Euro betragen, im Vollausbau rund 1, Euro.
5 Seite 5 Die Rolle des Schularztes Die Schulärzte sind die Experten für alle Gesundheitsfragen der Schüler. Zu den Aufgabengebieten gehört nicht nur die Untersuchungstätigkeit, sondern auch Vortragstätigkeit, Mitwirkung an Gesundheitsförderungsprojekten und Beratungstätigkeit für Schüler, Eltern und Lehrer. Weiters sind sie das Bindeglied für alle Gesundheitsförderungsaktivitäten, die das Land für die Schüler organisiert. Zentrale Datenbank Die Untersuchungsdaten werden mit einem neuen EDV-System in einer zentralen Datenbank erfasst, sodass jeweils aktuelle Daten als Basis für gesundheitspolitische Entscheidungen zur Verfügung stehen. Laufende Evaluierung Um quantifizieren zu können, wie weit es mit dem neuen Schulgesundheitssystem gelingt, den Gesundheitsstatus von Volksschülern zu fördern, zu erhalten und zu verbessern, wird die klinische Dokumentation mit den Aufzeichnungen zur Überweisung, Intervention etc. verknüpft. Seit dem Schuljahr 2005/2006 wird beobachtet, welche Konsequenzen aus den Untersuchungsergebnissen "Unter- und Übergewicht" gezogen werden. Dokumentiert wird dabei, welche Empfehlungen die Schulärzte den Eltern bzgl. dieser Diagnose geben, wie weit den Empfehlungen gefolgt wird und
6 Seite 6 ob der Gesundheitszustand sich im Laufe der Volksschulzeit verändert. In gleicher Weise geschieht dies seit dem Schuljahr 2006/2007 bei "Haltungsschäden und Auffälligkeiten des Bewegungsapparates". Derartige Evaluierungen sollen zukünftig ständig erfolgen, um den größtmöglichen Nutzen aus den einzelnen Komponenten der Schulgesundheitspflege zu gewinnen. Ziel dabei sind die optimale Betreuung und Beratung der einzelnen Schüler und die laufende Weiterentwicklung und Optimierung der einzelnen Komponenten der Schulgesundheitspflege. "Schulgesundheit Neu" wurde umfangreich erprobt In einem von Gesundheits-Landesrätin Dr. Silvia Stöger in Auftrag gegebenen Pilotprojekt der Landessanitätsdirektion wurden die Eckpunkte des neuen und zeitgemäßen Schulgesundheitssystems entwickelt und ausreichend erprobt. Das Pilotprojekt erstreckte sich über zwei Schuljahre auf elf Schulen in vier Städten und Gemeinden mit insgesamt rd Schülerinnen und Schülern sowie vier Schulärztinnen. Aufgrund des Ergebnisses des Pilotprojektes und der begleitenden Evaluierung formulierte das Projektteam folgende Empfehlung: Derselbe Schularzt soll die Schüler vom Schulanfang bis zum Ende der Pflichtschulzeit betreuen und begleiten. Dies wird dadurch erreicht, dass ein Schularzt eine Hauptschule und alle VS betreut, aus der die (überwiegende Zahl der) Schüler überwechseln.
7 Seite 7 Ein Arzt übernimmt sämtliche ärztlichen Aufgaben der Schulgesundheitsspflege (Aufgaben vom bisherigen dualen System Gemeindearzt/ Schulberatungsarzt). Eine über das Schuljahr gleichmäßig verteilte Erreichbarkeit des Schularztes wird durch eine vorteilhafte Terminisierung der Arztuntersuchungen angestrebt. Erste Klassen zu Schulbeginn Klassen mit Schulveranstaltung (Projektwoche) unmittelbar vor der Veranstaltung Übrige Klassen so terminisiert, dass eine gleichmäßige Verteilung der Einsatzzeiten über das Schuljahr resultiert. Dadurch sind im Großen und Ganzen keine eigenen Einsatzzeiten für Sprechstunden erforderlich. Als Basis für gesundheitspolitische Entscheidungen und längerfristige Planungen sollen die Untersuchungsdaten EDVgestützt dokumentiert und ausgewertet werden. Grundsätzlich wäre eine flächendeckende EDV-Anwendung wünschenswert. Eine speziell auf Schulärzte ausgerichtete Fortbildung ist notwendig, um den methodischen und praktischen Wissenstand den jeweiligen gesellschaftlichen und schulischen Problemstellungen anzupassen und den Fachdialog zwischen den Schulärzten zu fördern.
8 Seite 8 Die Qualität schulärztlicher Tätigkeit soll durch die drei Eckpunkte Datenvergleich speziell auf Schulärzte ausgerichtete Aus und Weiterbildung regelmäßige Evaluierungen gesichert werden. Pro Schüler soll den Schulärzten 20 Minuten Betreuungszeit zur Verfügung stehen. Darin enthalten sind Untersuchungszeit, Sprechstunden, Teilnahme an Projekten, Konferenzen, Elternabenden u.a. sowie organisatorische Tätigkeiten. Zusammenfassende Beurteilung des Projektteams "Hier wird ein Modell für ein modernes, den medizinischen Anforderungen entsprechendes, kostengünstiges und zweckmäßiges Schulgesundheitssystem präsentiert, mit dem die derzeitige Schlechterstellung von Hauptschülern gegenüber AHS-Schülern in der medizinischen Versorgung abgeschwächt werden kann." Untersuchungsergebnisse aus dem Pilotprojekt Bei den Untersuchungen zeigten sich in einem hohen Prozentsatz Auffälligkeiten, die einerseits weitere ärztliche Abklärung und Behandlung erforderten und andererseits Befunde darstellen, bei denen weiterführende präventive Maßnahmen notwendig und möglich sind: 41 Prozent (!) der Kinder zeigen Auffälligkeiten des Bewegungsapparates (insbesondere der Wirbelsäule und der Beine bzw. funktionelle Einschränkungen).
9 Seite 9 20,2 Prozent der Kinder haben Übergewicht, davon 5,6 Prozent sogar Adipositas. 7 Prozent haben erhöhte Blutdruckwerte. Dabei ist ein klarer Zusammenhang mit dem Übergewicht feststellbar: Deutlich mehr übergewichtige (23 Prozent) und adipöse (35 Prozent) als normalgewichtige (4 Prozent) Kinder haben einen erhöhten Blutdruckwert. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Präventionsmaßnahmen in den Schulen, insbesondere auch der Einführung des neuen Schularztsystems.
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