Sehr geehrte Damen und Herren,
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- Christoph Hase
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1 Begrüßung durch Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer beim Integrationsforum "Integration in Ausbildung und Beruf von (akademischen) Migrantinnen und Migranten" am 12. November 2009 in Nürnberg Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie zum diesjährigen Integrationsforum der Regierung von Mittelfranken und zur Verleihung des Mittelfränkischen Integrationspreises 2009 sehr herzlich. Das Integrationsforum steht in der Reihe "Integration im Dialog", die im Jahr 2004 von der Bayerischen Staatsregierung, insbesondere der damaligen Staatsministerin Stewens, initiiert worden ist. Nach der Auftaktveranstaltung der Regierung von Mittelfranken zu dieser Reihe im Jahr 2005, die auch in diesem Saal stattgefunden hat, ist dies das vierte Forum, auf dem wir eine zentrale Fragestellung der Integration aufgreifen und diskutieren. Es soll damit deutlich werden, dass Zuwanderung und Integration keine undurchschaubaren Geschehnisse sind, sondern dass sie in einem zunehmend durchorganisierten, geregelten Prozess ablaufen, der bereits zu guten Erfolgen geführt hat. Ziel der Veranstaltung ist es daher auch, gelungene Integration sichtbar werden zu lassen. Wir sind uns zugleich
2 - 2 - bewusst, dass die Integration der Migrantinnen und Migranten weiterhin erheblicher Anstrengungen bedarf. Wir appellieren daher in gleicher Weise an die Aufnahmebereitschaft der deutschen Gesellschaft wie an die Integrationsbereitschaft der Migrantinnen und Migranten. Ich möchte nachhaltig alle am Integrationsprozess Beteiligten motivieren, auf dem beschrittenen Weg weiterzugehen. Für das intendierte Ziel eine friedliches Zusammenleben in unserer vielfältiger gewordenen Gesellschaft lohnt sich jede Anstrengung, auf beiden Seiten: Auf Seiten der Migrantinnen und Migranten und auf Seiten der aufnehmenden Gesellschaft. Ich danke zunächst der Stadt Nürnberg, dass sie uns wieder in ihren Räumlichkeiten aufgenommen hat und ich danke Ihnen allen dafür, dass Sie heute hierher in die Villa Leon gekommen sind. Wir freuen uns über die große Resonanz, die dieses Forum gefunden hat und darüber, dass zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens daran teilnehmen. Obwohl ich gerne jeden einzelnen von Ihnen namentlich begrüßen möchte, darf ich mich aus zeitlichen Gründen auf einzelne Vertreter beschränken, und bitte Sie, zum Schluss meiner Begrüßung auch alle Ungenannten in Ihren herzlichen Applaus einzubeziehen:
3 - 3 - Nach dem Erlernen der Sprache ist die Eingliederung in Arbeit und Beruf die beste Voraussetzung, um sich als Zugewanderter in unserer Gesellschaft heimisch und aufgenommen zu fühlen. Daher gibt es zu recht zahlreiche Integrationsangebote, die bereits vor dem Kindergartenalter ansetzen und über die Schule bis zu Ausbildung und Beruf andauern. Können Migranten bereits ab Kindergartenalter hier aufwachsen, ist die Integration leichter und kann so gut gelingen, dass man mit 36 Jahren Bundesminister wird, auch wenn dieser selbst sogar sagt: "Wenn das Erste, woran Sie sich erinnern können, der Kindergarten in Hamburg-Harburg ist, stellt sich die Frage nach Integration nicht". Die Frage nach der Integration stellt sich allerdings dann in voller Schärfe, wenn der im Ausland erlernte Beruf, die in der früheren Heimat erworbenen Qualifikationen hier nicht anerkannt werden. Die statistische Erfassung der hiervon betroffenen Migrantinnen und Migranten ist aus unterschiedlichen Gründen, auf die ich hier nicht näher eingehen kann, schwierig. Die Anzahl der hochqualifizierten Migranten, die unterhalb ihrer Fähigkeiten beschäftigt sind, wird bundesweit mit Personen beziffert. Die Problematik betrifft darüber hinaus weitere Akademikerinnen und Akademiker: Frau Staatministerin Böhmer sprach im Juli 2009 von etwa zugewanderten Akademikern, deren berufliche Qualifikation in Deutschland
4 - 4 - bislang nicht anerkannt worden ist. Darüber hinaus sind jedoch auch weitere, nicht-akademische Berufe, z. B. Krankenschwestern und Krankenpfleger, Altenpflegerinnen und Altenpfleger von der Anerkennungsproblematik betroffen. Die Studie "Brain Waste" aus dem Jahr 2007 kommt zu dem Ergebnis, dass nur 16 % der Zugewanderten mit ausländischen Abschlüssen in ihren erlernten Beruf tätig werden können, nach einer Studie der Universität Oldenburg aus dem Jahr 2002 sind es sogar nur 11 %. Beide Studien weisen damit aber in gleicher Weise auf die Problemlage hin: Es gibt eine große Gruppe von Migrantinnen und Migranten, die ihre erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten nicht beruflich nutzen können, sich trotz eines Studiums- und/oder eines Berufsabschlusses hier nicht mit ihrem erlernten Beruf ihren Lebensunterhalt verdienen können: Die Arbeitsmarktintegration auf dem Niveau der im Herkunftsland erworbenen Qualifikation ist also nur für Wenige erreichbar. Die Ursachen hierfür sind teils organisatorischer, teils sachlicher Art: Bereits bei der Zuständigkeit für die akademische Anerkennung, also die Anerkennung von Schulabschlüssen und Studienleistungen, wie bei der beruflichen Anerkennung, also z. B. bei der Zeugnisbewertung, bei der Aufnahme in eine Berufsorganisation oder bei der Genehmigung zur Führung einer Berufsbezeichnung, existieren je nach Bundesland unterschiedliche Regelungen. Sie unterscheiden sich auch danach, ob es sich um einen
5 - 5 - Spätaussiedler, um einen EU-Bürger oder um einen Drittstaatsangehörigen handelt. Sachliche Differenzierungen ergeben sich daraus, ob es sich um einen reglementierten oder nicht-reglementierten Beruf handelt; es stellt sich hier insbesondere die Frage der Gleichwertigkeit der Qualifikation. Daher wird von vielen Seiten ein Anerkennungsgesetz gefordert, durch das das Anerkennungsverfahren zügig und transparent gestaltet wird. Ein erstes Eckpunktepapier der betroffenen Bundesministerien liegt hierzu vor, es muss von der neuen Bundesregierung umgesetzt werden. Parallel dazu muss das Angebot für Ergänzungs- und Anpassungsqualifizierungen ausgebaut werden. Dieser weit ausdifferenzierten Problematik können wir uns mit dieser Veranstaltung nur ausschnittsweise annehmen, nur beispielhaft gleichsam wie mit einem spot-light Einzelfragen beleuchten: Frau Weihing, Mitarbeiterin der Tür an Tür Integrationsprojekte ggmbh in Augsburg, wird uns zunächst anhand der bereits erwähnten Studie "Brain Waste" in die Probleme und Chancen der beruflichen Anerkennung in Deutschland einführen. Frau Dr. Schneider 1 aus meinem Haus wird die wissenschaftlichen Ausführungen durch die Darstellung des praktischen Procedere anhand der Beruflichen Anerkennung von Ärztinnen und Ärzten durch die Regierung von Mittelfranken ergänzen. Wie eine 1 Evtl. wird Frau Pollack das Referat übernehmen, da Frau Dr. Schneider bis erkrankt ist.
6 - 6 - gezielte Vorbereitung auf die Prüfung zum Nachweis der Gleichwertigkeit des medizinischen Kenntnisstandes aussehen kann, zeigt uns Herr Dr. Klug vom Nürnberger Institut für Bildung und Beruf VIA. Im Anschluss an diesen Vortrag ist eine Diskussionsphase und danach eine Pause vorgesehen. Im zweiten Teil berichtet Frau Säuberlich vom Team Akademischer Bereich der Agentur für Arbeit in Nürnberg über das Modellprojekt INTERACTA, das sich zum Ziel gesetzt hat, akademische Migrantinnen für den deutschen Arbeitsmarkt fit zu machen. Danach stellt Frau Koch die Möglichkeiten vor, die der Garantiefons Hochschulbereich jungen Migrantinnen und Migranten bietet, die Hochschulreife zu erwerben, sich auf ein Hochschulstudium vorzubereiten und eine akademische Laufbahn anzustreben. Zum Abschluss dieses Teils berichten uns Frau Schuster und Frau Preuß über das Gemeinschaftsprojekt des Nürnberger Bildungszentrums, des Ausländerbeirates der Stadt Nürnberg, der Handwerkskammer für Mittelfranken/ FBM (= Gesellschaft zu Förderung der Berufsbildung im Handwerk Mittelfranken m. b. H.) und der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Nürnberg - "BLEIB in Nürnberg": Durch individuelle Beratung, Unterstützung und Qualifizierung soll die dauerhafte Eingliederung der Migrantinnen und Migranten in gesicherte Beschäftigungsverhältnisse ermöglicht werden.
7 - 7 - Es besteht dann wieder die Möglichkeit zur Diskussion. Im Anschluss wollen wir zur Verleihung der Mittelfränkischen Integrationspreise übergehen. Anrede Zu einem sinnerfüllten, gelungenen Leben gehört neben der Familie auch ein Beruf, in dem jeder die ihm gegebenen Fähigkeiten einsetzen kann, mit dem er sich und seine Familie ernähren kann. Hierzu auch den Migrantinnen und Migranten zu verhelfen, bedarf unser aller Anstrengung, angefangen von der Arbeit im Kindergarten, in den Schulen und Sprachkursen, bei der beruflichen Ausbildung und bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Ich bitte Sie, mit Ihrem Engagement nicht nachzulassen es lohnt sich in dreifacher Weise: für die Migranten, für die Aufnahmegesellschaft, denn sie ist dringend auf die Hebung dieser bislang verborgenen, ja vergeudeten Bildungsschätze angewiesen, aber auch für Sie selbst, wenn Sie zum Gelingen der Integration beigetragen haben.
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