. Mit der 35-Stunden-Woche zu einer besseren Pflege-(Qualität)

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1 . Mit der 35-Stunden-Woche zu einer besseren Pflege-(Qualität) Viele Leserbriefe und Artikel in den Fachmedien befassen sich mit dem Burn-Out, der Verzweiflung und Überlastung bei Pflegekräften. Es ist die Rede von Pflegenotstand und Pflegepersonalnotstand. Bei allem sucht man heute den Schuldigen meist in der Pflegeversicherung. Es kursieren die abenteuerlichsten Vorschläge über Arbeitszeitverkürzung und flexible Arbeitszeit. Bei all dem wird vergessen, dass die einfachsten Lösungen auch schon einmal die Besten sein können. Es gibt bereits seit Jahrhunderten eine Arbeitszeitordnung, die den größten Teil der genannten Probleme auf überraschend einfache Weise löst und damit wie geschaffen ist für den Pflegeberuf, die 7-Tage-Woche Im Hause Maranatha wird sie seit zehn Jahren mit Erfolg praktiziert. Hiervon profitieren die Bewohner, die Mitarbeiter und die Pflegeeinrichtung. Das geht doch nicht - ist oft die erste Reaktion, wenn ich von der 35-Stunden-Woche rede. Dabei dient die 35-Stunden- Woche allen. Dem Pflegebedürftigen, dem Pflegenden und der Pflegeeinrichtung. Alle kennen die 12-Tage-Woche - sie sprechen natürlich von der 6-Tage-Woche, und die 10-Tage-Woche - sie sprechen dann von der 5-Tage-Woche, den Schichtdienst, den Schaukeldienst und natürlich auch die Überstunden. Jeder kennt die unzureichende Freizeit, den Frust, wenn mal wieder der Feierabend geplatzt ist, die Familie leidet, und die Freunde nicht mehr kommen es ist ja Dienst. Die Pflegedienstleitung kennt das Chaos bei der Dienstplangestaltung, weil viele Mitarbeiter Wünsche anmelden, von denen die meisten gar nicht erfüllt werden können. Mit Zittern wartet sie auf die ersten Krankmeldungen, weil damit der Dienstplan schon wieder ausgedient hat. Mit teurer Software wird versucht, das Chaos zu beherrschen. Aber es werden nur die Symptome behandelt. Mitarbeiter in der Pflege erzählen von diesem Pflegealltag in Fachzeitschriften und auf Messen. Heimbetreiber versuchen all zu oft, die Vorschriften des Pflegeversicherungsgesetzes für diese Probleme verantwortlich zu machen. Die Würde des Menschen ist unantastbar Ich erlebe, dass Mitarbeiter in der Pflege wie Wegwerfartikel behandelt werden, als hätten wir im Überfluss davon. Zuwenig werden eingestellt. Zuviel Arbeit wird ihnen aufgebürdet. Arbeitszeiten werden wieder verlängert. Gibt es wirklich keinen Ausweg aus diesem Teufelskreis? Im Hause Maranatha wird seit zehn Jahren gezeigt, dass es auch anders geht. Neben der Würde der Pflegebedürftigen ist hier auch die Würde der Pflegenden ein Anliegen. Sie sind bereit, alles zu geben. Ist es dann nicht recht und billig, ihre Arbeitsbedingungen menschenwürdig zu gestalten? Die besten Arbeitsbedingungen sind gerade gut genug. Mit dem Pflegeversicherungsgesetz haben wir erstmals ein Mittel in der Hand, wieder mit Würde zu pflegen. Wir brauchen nur die Möglichkeiten, die es bietet, einzusetzen. Dieser Beitrag soll zeigen, dass wir nicht mehr Reglementierung benötigen, und nicht immer einer verlieren muss, wenn der andere gewinnt.

2 1. Die 12-Tage-Woche Man spricht von der 6-Tage-Woche, obwohl der Mitarbeiter erst nach 12 Tagen für 2 Tage frei hat, wenn nicht durch den Ausfall eines Kollegen alles anders kommt. Frühdienst und Spätdienst wechseln sich ab. In vielen Einrichtungen muss zudem am Dienstwochenende von morgens bis abends gearbeitet werden. Sie kennen das: Vom Vormittag hat man nicht viel im Spätdienst, da etwas länger geschlafen wird. Bis man vom Frühdienst zu Hause ist, bleibt vom Nachmittag auch nicht mehr viel übrig. Hilft der Partner nicht mit im Haushalt, bleibt vieles liegen. Am freien Wochenende geht nur wenig, da der Stress der letzten 12 Tage abgebaut werden muss. Freundschaften zerbrechen, weil die Freunde bessere Arbeitszeiten haben. Man wird mehr und mehr sozial isoliert. 2. Die 10-Tage-Woche Obwohl man von der 5-Tage-Woche spricht, muss dennoch zwei Wochen durchgearbeitet werden. Die 5-Tage-Woche funktioniert in der Pflege nicht so richtig, da die Pflegebedürftigen auch am Wochenende versorgt werden müssen. Sicher, es gibt einen zusätzlichen freien Tag unter der Woche, doch der ist nötig, um all das zu erledigen, wozu man sonst nicht kommt. Ansonsten gelten die gleichen Probleme wie bei der 12-Tage-Woche. 3. Die 7-Tage-Woche Die 7-Tage-Woche ist wohl die älteste Zeiteinteilung. Trotz vieler Versuche in der Geschichte, andere Zeiteinteilungen zu schaffen, konnte sie bisher nicht überzeugend ersetzt werden. Die 7-Tage-Woche in der Pflege heißt: Der Mitarbeiter arbeitet 7 Tage hintereinander von morgens etwa 6:55 h bis abends 19:00 h und hat dann 7 Tage frei. Von Sonntag bis Freitag können alle Aufgaben erledigt werden, die in der Pflege anfallen. Am Samstag bleiben dann nur noch die Aufgaben, die auf keinen anderen Tag verlegt werden können. Da nach den gesetzlichen Arbeitszeitvorschriften maximal 10 h täglich gearbeitet werden dürfen, ist die darüber hinaus gehende Zeit Pause = Freizeit. Aus arbeitsrechtlichen Gründen findet der Wechsel von der Arbeitswoche zur Freiwoche nicht am Sonntag/Montag statt. Unter der Voraussetzung, dass keine Pflegeabteilung mit weniger als 2 Mitarbeitern besetzt ist, beginnt die Arbeitswoche für einen Mitarbeiter am Freitag, für den zweiten am Samstag und endet dementsprechend am Donnerstag bzw. am Freitag. Sollten Pflegeabteilungen mehr als 25 Bewohner betreuen, empfiehlt es sich, den Wochenwechsel für eine Mitarbeitergruppe am Donnerstag, für die andere Gruppe am Samstag vorzunehmen.

3 Wo liegen nun die Vorteile der 7-Tage-Woche? 35-Stunden-Woche 7 Tage in der Arbeitswoche mit 10 h Arbeitszeit täglich sowie der dazugehörigen Freiwoche, ebenfalls 7 Tage, ergibt die rechnerische 35-Stunden-Woche. Höherer Verfügbarkeit des einzelnen Mitarbeiters für pflegerische Aufgaben als in jedem anderen Arbeitszeitmodell. Die Mittagsübergabe entfällt Morgen- und Abendübergabe werden kürzer. In der Regel reichen 5 bis 10 Minuten aus. Am Wochenende ist die gleiche Besetzung wie unter der Woche. Weniger Krankheit Da sich die Arbeit auf 12 Stunden (10 Arbeitsstunden) verteilt, sinkt die Belastung der Mitarbeiter. Weniger Belastung bedeutet auch weniger stressbedingte Krankheit (im Hause Maranatha unter 1 % p.a. insgesamt). Mehr Zufriedenheit Der Erholungswert von Pausen, in denen der Mitarbeiter außer Haus gehen kann, ist bis heute noch kaum erforscht. Jeder Vollzeitmitarbeiter hat täglich 2:05 h Pause: ca. 9:30 h Frühstückspause (0,5 h), ca. 12:15 h/13:30 h Mittagspause (1:05 h), ca. 16:00 h/16:30 h Nachmittagspause (0,5 h). 7 Tage wirkliches Frei - Zeit für Partner, Kinder, Freunde, Kultur, usw. Die Arbeitsbelastung verteilt sich gleichmäßig über den ganzen Tag. Spitzenbelastungen gehören der Vergangenheit an. Überstunden gibt es nicht mehr! Mehr Urlaub - bis zu 9 Wochen im Jahr. Mehr Zeit für Bewohner Durch die gleichmäßige Verteilung der Aufgaben über den Tag ergibt sich mehr Zeit für den einzelnen Bewohner. Die psychosoziale Betreuung mit dem Bewohner als Menschen ist jetzt möglich (im Hause Maranatha ca. 2 h tgl.) Planungssicherheit Die Dienstplangestaltung wird ganz einfach. Hat ein Mitarbeiter in der ersten Woche des Jahres Dienst, so hat er auch in der 51. Woche Dienst. Das gleiche gilt für die geraden Wochen. Bei einem Ausfall muss lediglich für einen kurzen Zeitraum eine Ersatzkraft gestellt werden, der Dienstplan bleibt ansonsten unberührt. Für Urlaub und Familie besteht die gleiche Planungssicherheit Weniger Fehlerquellen Im Schichtdienst sind bei jeder Dienstübergabe die Informationen aus zwei Schichten weiterzugeben. Wie oft kann hierbei vorkommen, dass etwas nicht oder nur unvollständig weitergegeben wird? Da in der 7-Tage-Woche die tägliche Übergabe nur den letzten, eigenen Berichtszeitraum betrifft (Tag oder Nacht), werden infolge dessen Fehler und Informationslücken fast ganz ausgeschlossen. Für die wöchentliche Übergabe steht ein ganzer Tag/zwei Tage zur Verfügung - es arbeitet immer ein MA der einen Schicht mit einem MA der anderen Schicht.

4 Ausgeglichene Bewohner Der Bewohner erlebt den Mitarbeiter jetzt als Bezugsperson, die Zeit für ihn hat. Dies hat seine Zufriedenheit zur Folge. Wer zufrieden ist, wird auch ausgeglichener und macht weniger Arbeit. Dadurch bekommt der Mitarbeiter weniger Stress und wird ebenfalls ausgeglichener. Der Schichtwechsel wird durch den gleitenden Übergang vom Bewohner kaum noch wahrgenommen. Seine Geborgenheit wird nicht mehr gestört. Ein Positivkreislauf ist in Gang gesetzt. Wochenenddienst Am Wochenende sinkt die Belastung im Gegensatz zu jedem anderen Arbeitszeitmodell, da mit der gleichen Anzahl Mitarbeiter wie unter der Woche nur noch die unvermeidlichen Aufgaben wahrgenommen werden. Die andere Zeit steht uneingeschränkt dem Bewohner und seinen Angehörigen zur Verfügung. Endlich Zeit für die psychosoziale Betreuung. Weniger Ausfallzeiten durch Krankheit und Urlaub. Durch die Verteilung der Aufgaben auf 10 Arbeitsstunden wird die übliche tägliche Spitzenbelastung auf einen Mittelwert verringert. Der Erholungswert der langen täglichen Pausen ist weit höher, als allgemein vermutet wird. Wer seine Pausen klug einteilt, geht ausgeruht in den Feierabend! Schließlich folgen auf nur sieben Tage Arbeit sieben Tage Freizeit. Der Mitarbeiter kann im Gegensatz zu allen anderen bekannten Arbeitszeitmodellen in einzigartiger Weise Beruf und Familie miteinander verbinden. Arbeitsbedingte Erkrankungen (Stress) sind daher im Hause Maranatha praktisch nicht mehr vorhanden. Bei einer z. B. 14-tägigen Akuterkrankung verringert sich die Ausfallzeit auf eine Woche. Das bedeutet für die verbliebenen Mitarbeiter höchstens eine Woche Mehrbelastung, wenn der Arbeitgeber keine Aushilfe einstellt. Da Betriebe mit bis zu 30 Mitarbeitern über eine Umlageversicherung bis zu 80 % der Personalkosten bei krankheitsbedingtem Ausfall erstattet bekommen können, kann hier ein Großteil der Kosten für eine Aushilfe abgefangen werden. Bei einem 3-wöchigen Urlaub eines Mitarbeiters ist nur für eine Woche eine Aushilfe erforderlich, da der Mitarbeiter ja auch in seiner Freiwoche Urlaub hat. Jeder Vollzeitmitarbeiter hat die Möglichkeit, bis zu 3 mal 3 Wochen (also 9 Wochen) im Jahr Erholungsurlaub zu nehmen. Dennoch fehlt er nur 3 Wochen im Betrieb. Jede Freiwoche kann zu einem Kurzurlaub von 7 Tagen genutzt werden! Zeit und Geld Der Mitarbeiter ist in 14 Tagen bei längeren Erholungspausen um 3:55 h weniger von zu Hause weg als im Schichtdienst bei der 38,5 h - Woche. Bei 7 km Entfernung von der

5 Wohnung zur Arbeitsstelle spart der Mitarbeiter bereits bei DM 0,52 je km jährlich DM 837,20 an Fahrtkosten. Durch die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich erhöht sich die Stundenvergütung und damit die steuerfreien Zulagen für Dienst zu ungünstigen Zeiten. Zudem hat der Mitarbeiter mehr Zeit, sein Geld auszugeben. Voll- und Teilzeit Ein Vollzeitmitarbeiter arbeitet max. 23 Wochen im Jahr. Ein Teilzeitmitarbeiter - z. B. 0,5 Planstelle - hat die Wahl zwischen 23 Wochen Vor- oder Nachmittags, oder 12 Wochen ganztägig. Aushilfen können flexibel nach Bedarf eingesetzt werden, um Krankheit Oder Urlaub abzudecken. Qualität Durch den zeitversetzten Schichtwechsel ist in jeder Schicht an jedem Tag die gleiche Besetzung möglich. Die geringere Belastung durch die Arbeitsverteilung auf 12 Stunden verhindert Stress und Burn-Out. Da für den einzelnen Bewohner mehr Zeit bleibt, steigt seine Zufriedenheit und die Qualität seiner pflegerischen Versorgung. Bei sorgfältiger Planung der Aushilfen ist zu jeder Zeit eine sichere Pflege gewährleistet. Weitere Information: Das Haus Maranatha wurde 1992 in Heddesbach eröffnet. Bei einer Belegung In allen Pflegestufen bietet es derzeit 12 Heimbewohnern Platz, die von vier Fachkräften und drei Auszubildenden betreut werden. Wer mehr zur 7-Tage-Woche erfahren möchte, wende sich an Johannes Paetzold, Haus Maranatha, Bauernpfad 1, Heddesbach, Tel / , -60, Fax Und im Internet unter