Schematherapie. Marc-Andreas Edel. Fliedner Klinik Gevelsberg. Foto: Peter Graaf

Transkript

1 Schematherapie Marc-Andreas Edel Foto: Peter Graaf

2 Schematherapie: Historie In den 1990er-Jahren von Jeffrey Young auf der Grundlage der Kognitiven VT für Patienten mit Borderline-PS entwickelt Young war Schüler von Aaron T. Beck, der die Schematherapie nicht akzeptierte Dritte-Welle-Verfahren (wie Achtsamkeits-basierte, dialektisch-behaviorale Verfahren und CBASP), inzwischen auch für andere PS, Substanzabhängigkeit und Depression Entwicklung vom schema-orientierten (Nordamerika) hin zum Modus-bezogenen (Deutschland, Niederlande) Vorgehen: Schemata werden beim Modus-bezogenen Vorgehen nur punktuell bzw. implizit adressiert Modus-Modell ist vermittelbarer und verständlicher

3 Schematherapie: Was ist neu? Alter Wein in neuen Schläuchen (Kognitive VT, Transaktionsanalyse, Gestalttherapie, Psychodrama, imaginative und hypnotherapeutische Techniken u. a.) Kombiniert (kognitiv-)verhaltenstherapeutische Lösungs- und Bewältigungsperspektive mit einer Klärungsperspektive 1. Wie kann ich aktuelle Probleme besser auf Prägungen in der Kindheit zurückführen? 2. Wie kann ich diese aktuellen Erlebens- und Verhaltensmuster verändern?

4 Schemata und problematische Modi Schemata sind negative Prägungen (Erfahrungen und Lernvorgänge) in der Kindheit (Grenzen wurden überschritten, Grundbedürfnisse nicht erfüllt, Lernen am Modell), die bei Ähnlichkeit einer aktuellen Beziehungs- oder Bindungssituation mit der prägenden Situation als Modi in der Gegenwart aktiviert werden Beispiele für Schemata: Verlassenheit/Instabilität Misstrauen Emotionale Entbehrung Unzulänglichkeit/Scham

5 Modi- Übersicht Modus des fröhlichen Kindes Spaß, Witz, Humor Experimen4erfreude, Neugier Unbeschwertheit, Gelöstheit unterstützt Gesunder Erwachsenenmodus Bedürfnisse Grenzen Werte Ziele Pflichten Bewusst wahrnehmen und umsetzen Gesunde Modi Weist zurück Kind- Modi (starke Emo=onen und Bedürfnisse) Verlassenes, einsames, trauriges, ängstliches Kind Wütendes Kind Impulsiv- undiszipliniertes Kind Eltern- Modi (starke nega=ve Gedanken und Überzeugungen über sich selbst) Bestrafend, selbstabwertend (z.b. du bist wertlos ) Leistungsfordernd (z.b. das musst du dir erst verdienen ) Emo4onal fordernd (z.b. du musst zuerst darauf achten, wie es dem anderen geht ) Problema=sche Modi (Ebene des Erlebens) Bewäl=gungs- Modi (Verhaltensweisen zur Verringerung der Konfliktspannung zwischen Kind- und Elternmodi und Vermeidung emo=onaler Schmerzen) Vermeidend (Flucht, Ablenkung, Konsum von Substanzen, Suizidalität, Dissozia4on etc.) Erduldend (Unterwerfung, Erstarrung, Lähmung, Co- Abhängigkeit etc.) Überkompensierend (destruk4ve Aggressivität, Streit, (Selbst- )Schädigung etc.) Problema=- sche Modi (Ebene des Verhaltens)

6 Modus- Analyse Name: Datum: Auslösende Situa4on: Kind- Modi (starke Emo=onen und Bedürfnisse) Eltern- Modi (starke nega=ve Gedanken und Überzeugungen über sich selbst) Bewäl=gungs- Modi (Verhaltensweisen zur Verringerung der Konfliktspannung zwischen Kind- und Elternmodi und Vermeidung emo=onaler Schmerzen) Wie hä[e ich im Modus des Gesunden Erwachsenen handeln können?:

7 Psychische Grundbedürfnisse im Fokus (nach Grawe) 1. Schutz und Stärkung des Selbstwerts 2. Orientierung und Handlungskontrolle 3. Positive Bindung und Beziehung 4. Spaß, Lust und Freude bzw. Vermeidung des Gegenteils Ziele: Selbstbeelterung und Selbstentfaltung Modus des Gesunden Erwachsenen stärken Modus des Fröhlichen Kindes aktivieren (Ressourcenaktivierung) Sich in Kindmodi akzeptieren, validieren, beruhigen, trösten, nachreifen lassen Elternmodi zurückweisen und beseitigen Bewältigungsmodi verstehen, validieren, entaktualisieren und ablegen

8 Imagination zur Stärkung des Gesunden Erwachsenenmodus

9 Techniken der Schematherapie Kognitive Techniken (Psychoedukation, Metakognition) Emotions- und Bindungsaktivierende Techniken (Metaphern, Geschichten, Imagination, Stuhldialoge, Rollenspiele, Empathische Konfrontation ) Verhaltensaktivierende Techniken (Übungen zur Erprobung und zum Training von Kompetenzen)

10 Empathische Konfrontation im Stuhldialog (narzisstischer Bewältigungsmodus)

11 Beziehung in der Schematherapie Begrenztes Beeltern (Limited (Re-)parenting) Zeitlich begrenzt Örtlich begrenzt Zur Selbstbeelterung anleitend Dialektisch: schützend/unterstützend herausfordernd/ermutigend Telefonkontakt möglich ( tut s auch)

12 Imaginatives Überschreiben bei Selbstwertproblemen (Kindmodus)

13 Stuhldialog (Emotional fordernder Elternmodus)

14 Literatur