Zur Notwendigkeit der Katastrophenprävention für kulturelle Einrichtungen. Dipl.-Restauratorin (FH) Alexandra Jeberien MA
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- Martha Knopp
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1 Zur Notwendigkeit der Katastrophenprävention für kulturelle Einrichtungen Dipl.-Restauratorin (FH) Alexandra Jeberien MA
2 Einleitung Nur sehr zögerlich beginnen kulturelle Einrichtungen, wie Museen und Bibliotheken, sich mit der Notfallplanung und Katastrophenprävention zu beschäftigen. Nur wenige Einrichtungen verfügen über einen implementierten Notfallplan. Bergung und Evakuierung von Sammlungsgut Notmassnahmen an havariertem Sammlungsgut
3 Einleitung Die Gründe für die ausbleibende Katastrophenprävention in deutschen Kultureinrichtungen sind divers: mangelnde Wahrnehmung der Gefahren knappe finanzielle Mittel zur Umsetzung fehlende personelle Ressourcen zur Vorbereitung fehlende Anleitungen zur Ausgestaltung eines Notfallplanes
4 Einleitung Notfälle und Katastrophen lassen sich zurückführen auf Naturgewalten, technische Zwischenfälle, menschliches Versagen
5 Einleitung Notfall vs. Katastrophe NOTFÄLLE sind Zwischenfälle die sich, mit entsprechender Vorbereitung, sowohl in Ursache und Ausmaß, unter Kontrolle bringen lassen. KATASTROPHEN stellen Notfallsituationen dar, die außer Kontrolle geraten sind und deren Ausmaß sich ab einem gewissen Grad nicht mehr begrenzen läßt.
6 Einleitung Charakteristika Katastrophen Ausmaß häufig sind große Gebiete / große Bereiche betroffen Schwere ziehen häufig jahrelange Korrekturen nach sich Unkontrollierbarkeit sind trotz Vorbereitungen oft nur bedingt zu kontrollieren
7 Notwendigkeit der Katastrophenprävention Insbesondere (Natur-)Katastrophen Haiti, Abruzzen, China, Birma und baulichtechnische Zwischenfälle Köln, Weimar haben die Grenzen der Schutzmechanismen für Kulturgüter aufgewiesen, das Ausmass von Notfällen und Katastrophen verdeutlicht und somit die Notwendigkeit zur Katastrophenprävention abermals unterstrichen
8 Grund I: Klimaveränderungen Ein erster Grund, die Katastrophenprävention anzugehen und umzusetzen, ergibt sich aus der veränderten Klimasituation, welche schon heute starke Verschiebungen aufweist und einen weltweiten Anstieg gravierender Unwetter zur Folge haben wird. u.a. belegt durch den Valencia Klimabericht 2007 und die Ergebnisse der Klimaforschungseinrichtungen, wie dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung /
9 Grund I: Klimaveränderungen 300 Anstieg der klimatisch bedingten Anzahl Katastrophen Ereignisse in Deutschland D seit Mitte des 20. Jhd, Grafik nach Münchener Rück Naturkatastrophen
10 Grund I: Klimaveränderungen Sturmfluten an den Küsten Sowohl Ost- als auch Nordseeküsten sind bedroht Kulturgüter in den Hanse- und Altstädten Wismar, Stralsund, Greifswald Überschwemmungen im Inland Niederschlagsmengen der Wintermonate steigend, Flüsse müssen größere Mengen transportieren / Überflutungen der Uferbereiche Köln, Bonn, Frankfurt Sturmtiefs und Orkane Häufigkeit und Intensität werden zunehmen und damit die Schäden an Umwelt aber auch Denkmalen und Monumenten häufig Museen.
11 Grund II: Technische Fehler Auch die Vorfälle und Ereignisse, welche aufgrund mangelhafter Vorsorge und Vorbereitung ein katastrophales Ausmass angenommen haben ( Olympia, Köln, Wien) machen den Bedarf zur Notfallplanung deutlich.
12 Grund II: Technische Fehler Zu den häufigsten Ereignissen dieser Art zählen, laut einer IFLA* Studie von 2004 Feuer und Brände. * The International Federation of Library Associations and Institutions Gründe für eine Feuerkatastrophen nach IFLA: 72 % Brandstiftung 25 % Baumaßnahmen / Renovierunge 3 % weitere
13 Grund II: Technische Fehler Nov 20, 1992: Windsor Castle; Ursache elektrisches Gerät Verlust mehrerer Räume samt Inventar Nov 26, 1992: Hofburg Vienna; Ursache Kabelbrand April 12, 1997: Dom Turin; Ursache Brandstiftung Guarini Kapelle aus dem 17. Jahrhundert verbrannt April 3, 2004: Burg Hillander Berg Athos; Ursache Kamim 2/3 des Klosters Mai 24, 2004 Kunstdepot Saatchi London, vermutlich Brandstiftung 100erte Arbeiten der BritArt verloren Sept 9, 2004: Anna-Amalia Bibliothek Weimar; Ursache schadhafte Elektrik bis zu Bücher verloren April 4, 2009 dem Kupferdach Schloß Arenberg Salzburg; Ursache Schweiß- und Lötarbeiten auf
14 Grund III: Berufsethos Letztlich weisen viele Richtlinien und Kodices nationaler und internationaler Verbände und Vereinigungen* auf die Notwendigkeit und Verpflichtung hin, Kulturgut zu erhalten und sich hierbei vorbeugend auf eine Notsituation vorzubereiten. *vergleiche Ethische Grundsätze für Archivarinnen und Archivare; Code of Ethics for Librarians; E.C.C.O. Professional Guidelines II - CODE OF ETHICS; ICOM Code of Ethics
15 Initiative ergreifen Katastrophen und Notsituationen (Fluten, Stürme) lassen sich natürlich nicht von einzelnen Mitarbeitern der Museen und Sammlungen verhindern oder aufhalten...! Daher besteht für Museen, Bibliotheken und Archive umso mehr die Notwendigkeit, sich vorbeugend mit den Prinzipien des Katastrophenschutz auseinander-zusetzen, Vorsorge zur Bergung und Sicherung des Sammlungsgutes zu treffen und Planungstools zu erarbeiten.
16 Initiative ergreifen Im Rahmen des präventiven Kulturgüterschutzes bedeutet dies, einen Bergungs- und Notfallplan gegen entsprechende Gefahren zu erstellen. Zur Notwendigkeit vgl. auch Standards für Museen des Deutschen Museumsbundes, S. 16: [...] Die Vorbeugung beginnt bereits mit der Auswahl und der Ausstattung eines geeigneten Gebäudes, um den größtmöglichen Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen, Vandalismus, Diebstahl und Naturkatastrophen zu gewährleisten. Für nicht auszuschließende Katastrophen, wie z. B. Feuer, Hochwasser u. ä., liegen festgelegte und eingeübte Notfall-pläne vor. [...]
17 Initiative ergreifen Gefährdungen bei Neubebauung meiden Wasser- / Ufer- / Hanglagen; Achtung vor alten Baumbeständen (Stabilität prüfen) Einrichtung evaluieren, Risiken (er)kennen und begegnen Technik und Anlagen beständig warten regelmäßige Kontrollen / Übungsalarm
18 Initiative ergreifen Bewußtsein für die Notfallprävention innerhalb der Einrichtung schaffen Notfallteam bilden / Projektleitung Notfallplan erarbeiten / in allgemeine Evakuierungspläne des Hauses einbinden Netzwerke bilden: städtisch / regional, Ressourcen teilen
19 Fazit Die Notfall- und Katastrophenplanung in kulturellen Einrichtungen ist in Deutschland noch wenig entwickelt. Gefährdungen durch Umwelteinflüsse, bauliche Defizite oder den Menschen sind in den vergangenen Jahren nachweislich gestiegen und machen eine umfangreiche Notfallplanung erforderlich. Mit den aktuellen Ereignissen vor Augen, sollte jede Einrichtung bestrebt sein, die Katastrophenprävention zu etablieren!
20 Netzwerke zur Notfallprävention Kompetenzzentrum Bestandserhaltung (KBE) der Berlin-Brandenburgischen Bibliotheken und Archive Regionaler Notfallverbund der Stadt Hannover Notfallnetzwerk der kulturellen Einrichtungen in Erfurt Notfallverbund Museumsufer Frankfurt / Main Nationaler Aktionstag der Allianz schriftliches Kulturgut erhalten: Notfallgruppe Forum Bestandserhaltung: Blue Shield: CoOl - Conservation Online: Denis - Deutsches Notfallvorsorge-Informationssystem des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz:
21 Literatur zur Notfallprävention Christoph Wenzel, Notfallprävention und -planung für Museen, Galerien und Archive (Kölner Beiträge zur Präventiven Konservierung, Band 1) Köln 2007 ICOM Österreich, Bedrohte Museen: Naturkatastrophen Diebstahl Terror Bodenseesymposium in Bregenz Dorge, Valerie; Jones, Sharon L., Building an Emergency Plan A guide for museums and other cultural instututions, Los Angeles 1999 Siehe auch:
22 Literatur zur Notfallprävention
23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dipl. Rest. Alexandra Jeberien HTW Berlin / Studiengang Konservierung und Restaurierung / GT Wilhelminenhofstr. Dipl.-Restauratorin 75a; (FH) Alexandra Berlin Jeberien MA alexandra.jeberien@htw-berlin.de
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