Ergänzend zum Ratgeber Sozialrecht. Depression. Informationen, Leistungen, Ansprechpartner. verständlich hilfreich praktisch.
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- Moritz Kopp
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1 Ergänzend zum Ratgeber Sozialrecht Depression Informationen, Leistungen, Ansprechpartner verständlich hilfreich praktisch
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3 depression Informationen, Leistungen, Ansprechpartner verständlich hilfreich praktisch Ergänzende Broschüre zum Ratgeber Sozialrecht Hinweis im Sinne des Gleichberechtigungsgesetzes Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung (z. B. Patient/Patientin) verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichberechtigung für beide Geschlechter.
4 1. informationen und Hintergrund Die Zahl depressiver Erkrankungen hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Gemäß Studien der Weltgesundheitsorganisation, der Weltbank und des European Brain Council sind Depressionen in Europa und Deutschland seit Anfang der 1990er Jahre noch vor anderen Volkskrankheiten, wie Diabetes mellitus oder koronaren Herzerkrankungen, die gesellschaftlich belastendste Krankheitsgruppe.1 Depressionen haben sehr unterschiedliche Erscheinungsformen und können gravierende Auswirkungen auf alle Lebensbereiche des Betroffenen haben. 1.1 Depressive Verstimmung oder Depression? Die meisten Menschen kennen traurige und mutlose Phasen, in denen ihnen scheinbar jede Energie fehlt und sie sich zurückziehen wollen. Von einer Depression im Sinne einer psychischen Erkrankung wird gesprochen, wenn die Symptome länger als 14 Tage anhalten und den Menschen deutlich beeinträchtigen. Neben der Niedergeschlagenheit gehören eine erhebliche Antriebsstörung und Interessenverlust zu den typischen Symptomen. Hinzu kommen sozialrechtliche Fragen, wie beispielsweise das Ende des Krankengeldbezugs, Reha, Rente oder die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises, die Patienten in einer solchen Situation überfordern können. 1.2 Eine altersunabhängige Erkrankung Depressionen treten grundsätzlich in jedem Lebensalter auf. Schon Kinder und Jugendliche können an einer Depression erkranken. Liegt das Erkrankungsrisiko bei Grundschülern bei 3,4 %, wird im Jugendalter von einer Erkrankungsrate von bis zu 8,9 % ausgegangen. 2 Bei Kindern äußert sich eine Depression häufig in Form von körperlichen Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen, großer Müdigkeit und Erschöpfung. Auch Verhaltensauffälligkeiten, z. B. häufiges Weinen, Aggressivität oder Apathie, können auf eine depressive Erkrankung hindeuten. Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher Selbstmordabsichten äußert, sollten Angehörige und Ärzte dies stets ernst nehmen. Am häufigsten werden Depressionen jedoch in der Altersgruppe der 25- bis 35-Jährigen diagnostiziert. 3 Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. 4 Doch auch im höheren Lebensalter gehören Depressionen neben demenziellen Erkrankungen zu den häufigsten Leiden. Fälschlich deuten Angehörige oder Fachkräfte die Symptome oft als Alterserscheinungen oder Lebenskrisen. Besonders bei diesen Patienten ist die Suizidgefahr groß. 5 4
5 Es gibt derzeit etwa 3,1 Millionen Betroffene in Deutschland. Etwa ein Viertel von ihnen entwickelt ein schweres Krankheitsbild. Das Risiko, im Laufe des Lebens an einer Depression (alle Formen) zu erkranken, liegt national wie international bei %. Das Lebenszeitrisiko an einer Dysthymie (anhaltende, länger als zwei Jahre bestehende depressive Störung) zu erkranken beträgt etwa 4 %. 6 Damit zählen Depressionen zu den häufigsten, aber hinsichtlich ihrer individuellen und gesellschaftlichen Bedeutung meist unterschätzten Erkrankungen. 1.3 Ursachen einer Depression Die medizinische Forschung geht davon aus, dass eine Depression durch das Zusammentreffen einer Vielzahl von Faktoren ausgelöst wird. Nach genetisch epidemiologischen Studien treten depressive Störungen familiär gehäuft auf. Angehörige ersten Grades haben ein etwa 50 % höheres Risiko als die Allgemeinbevölkerung, selbst an einer unipolaren depressiven Störung zu erkranken. 6 Zudem gelten belastende Lebensereignisse wie Todesfälle, eine schwierige Kindheit, Traumata oder körperliche Erkrankungen als mögliche auslösende Faktoren. 1.4 Merkmale einer Depression Eine Depression äußert sich in Gefühlen der Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und inneren Leere. Dem Betroffenen fällt es sehr schwer, selbst alltägliche Verrichtungen auszuführen; er verliert das Interesse an Dingen, die ihm sonst wichtig waren. Dies kann so weit gehen, dass der Patient schwer beeinträchtigt ist und Unterstützung im täglichen Leben benötigt. Zu den typischen Merkmalen einer Depression gehören: Niedergeschlagenheit Innere Leere Grübeln Antriebslosigkeit Unfähigkeit, Freude zu empfinden Interessenlosigkeit Minderwertigkeitsgefühle Hoffnungslosigkeit Sozialer Rückzug Leistungsabfall Konzentrationsprobleme Probleme, den Alltag zu bewältigen 1 Depressive Erkrankungen. Gesundheitsberichterstattung des Robert Koch Institutes. Themenheft Nummer 51, September Was sind Depressionen bei Kindern und Jugendlichen. Neurologen und Psychiater im Netz. Abgerufen unter 3 Psychiatriegespräch. Depressionen und depressive Zustände Häufigkeit (Epidemiologie). Abgerufen unter 4 Psychische Gesundheit. Depression und Affektive Störungen. Abgerufen unter 5 Deutsches Bündnis gegen Depression e. V. Im Alter. Abgerufen unter 6 DGPPN. S3-Leitlinie/Nationale Versorgungs-Leitlinie: Unipolare Depression. Version 1.3, Januar Abgerufen unter 5
6 Insbesondere bei Männern können sich Depressionen auch in erhöhter Nervosität, Gereiztheit, übermäßiger Aktivität, Arbeits- oder Sportsucht oder einem riskanten und aggressiven Lebensstil zeigen. Viele Patienten leiden zudem an körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, erhöhter Infektanfälligkeit, Libidoverlust oder Appetitlosigkeit. 1.5 Behandlung von Depressionen Depressionen sind in der Regel gut behandelbar. Meist wird eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten angewendet. Ergänzend helfen manchen Patienten Sporttherapie, Elektrostimulation, spezielle Ernährungsprogramme, Bewegung an der frischen Luft, Entspannungstechniken, Sonnen licht, Schlafentzug, kalte Güsse oder Lichttherapie (besonders bei sogenannter Winterdepression). TIPP Weitere Informationen zu Diagnose und Behandlung bieten die aktuellen Leitlinien S3 Leitlinie/ Nationale Versorgungs-Leitlinie: Unipolare Depression. Online abrufbar unter depression 6
7 2. Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse Menschen mit depressiven Erkrankungen benötigen professionelle Hilfe. Die ärzt liche und psychotherapeutische Behandlung, Heilmittelbehandlungen wie Ergotherapie sowie eventuell Soziotherapie gehören zum Leistungsspektrum der gesetzlichen Krankenkasse. 2.1 Psychotherapie bei Depressionen Bei psychischen Leiden sollten sich Betroffene fachkundige Hilfe holen insbesondere, wenn diese über einen längeren Zeitraum bestehen oder zunehmen. Ärzte können ihren Patienten bei möglichen Hemmungen, einen Therapeuten aufzusuchen, mit detaillierten Informationen über Behandlungsmöglichkeiten am effektivsten helfen. Die Psychotherapie ist neben der Verordnung von Arzneimitteln das wichtigste Instrument bei der Behandlung seelischer Probleme. Voraussetzungen für die Bewilligung einer Psychotherapie Es muss eine psychische Krankheit vorliegen Ein Behandlungserfolg ist zu erwarten, das heißt: Der Patient ist motiviert, hat die nötige Persönlichkeitsstruktur und ist in der Lage, sich auf die Therapie einzulassen Der Betroffene nimmt keine Suchtmittel bzw. ist nach maximal 10 Therapiestunden abstinent Der Patient stellt den Antrag auf Psychotherapie bei der Krankenkasse. Der Therapeut muss eine Kassenzulassung haben, eine ärztliche Überweisung ist nicht nötig. Der Psychotherapeut teilt der Krankenkasse die Diagnose, die Indikation sowie Art und Umfang der geplanten Therapie mit Ausschluss Gesetzliche Krankenkassen finanzieren keine Beratungen, die nur der beruflichen und sozialen Anpassung oder der beruflichen/schulischen Förderung dienen sowie alleinige Erziehungs-, Ehe-, Lebens- und Sexualberatung. Psychotherapeutische Behandlungsformen Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland bewilligen verschiedene psychotherapeutische Verfahren. Psychoanalytisch begründete Verfahren Hierbei handelt es sich um eine an den Ursachen orientierte Psychotherapie, die sich insbesondere mit der unbewussten Dynamik neurotischer, psychischer und somatischer Symptome befasst. Es werden zwei auf der Psychoanalyse basierende Ansätze angewendet: Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie konzentriert sich auf den aktuellen Konflikt, den therapeutischen Prozess und das Behandlungsziel Analytische Psychotherapie befasst sich mit zugrundeliegenden Persönlichkeitsstrukturen und ist auf längere Zeit angelegt 7
8 Verhaltenstherapie Basierend auf der Verhaltensanalyse wird bei dieser Therapieform davon ausgegangen, dass Verhalten erlernt wurde und so auch wieder verlernt werden kann. Mit Methoden, wie der Konfrontation mit auslösenden Reizen, mit Verhaltensübungen, Übungen des Modelllernens und psychologischen Selbstkontrolltechniken versucht der Therapeut, die Erkrankung mit seinem Patienten zu bewältigen. Alle Behandlungsverfahren können in einzel- oder in gruppentherapeutischen Sitzungen erfolgen. Behandlungsumfang Sowohl in den psychoanalytisch begründeten Verfahren als auch in der Verhaltenstherapie übernehmen die Krankenkassen bis zu 3 Behandlungsstunden pro Woche. Probestunden Ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis zum Therapeuten und die passende Therapieform sind für den Behandlungserfolg zentral. Daher können Betroffene Probestunden in Anspruch nehmen. Bei der analytischen Psychotherapie sind 8, bei den anderen Therapieformen 5 Probestunden möglich. Diese werden nicht auf die Therapie angerechnet. Behandlungsdauer Die Länge der Therapie ist abhängig von der Therapieform. In der Kurzzeittherapie können z. B. maximal 25 Stunden, in der analytischen Psychotherapie bis zu 240 Stunden verschrieben werden. Bei allen psychotherapeutischen Behandlungsformen können die Therapeuten und ihre Patienten eine Verlängerung beantragen, wenn der Therapieverlauf zeigt, dass das Behandlungsziel im ursprünglichen Zeitrahmen noch nicht, aber mit einer Verlängerung sehr wahrscheinlich erreicht werden kann. Eine Umwandlung von Kurzzeit- auf Langzeittherapie ist möglich. Dabei werden die bereits geleisteten Stunden auf die Langzeittherapie angerechnet. Eine Therapieeinheit dauert mindestens 50 Minuten. Psychotherapieanbieter Jeweils unter der Voraussetzung der kassenärztlichen Zulassung können Patienten wählen zwischen: Psychologischen Therapeuten nach Bedarf für Erwachsene, Kinder und Jugendliche: Diplompsychologen, die sich zum Psychotherapeuten weitergebildet haben Ärztlichen Psychotherapeuten nach Bedarf für Erwachsene, Kinder und Jugendliche: (Fach-)Ärzte, die eine Ausbildung bzw. eine Zusatzweiterbildung im Bereich Psychotherapie oder Psychoanalyse haben; diese dürfen im Gegensatz zum psychologischen Psychotherapeuten auch Medikamente (Psychopharmaka) verschreiben Kinder- und Jugendpsychotherapeuten (Ausschluss: Erwachsene) häufig Diplompsychologen, aber auch studierte Pädagogen, Sozialpädagogen und Sozial wissenschaftler TIPP Ausführliche Informationen und Adresslisten mit kassenärztlich zugelassenen Therapeuten erhalten Patienten bei ihrer Krankenkasse. 8
9 2.2 Soziotherapie Unter Soziotherapie wird die fachspezifische ambulante Betreuung von schwer psychisch kranken Menschen verstanden, die keine ärztlichen und ärztlich verordneten Leistungen eigenständig in Anspruch nehmen können. Wer kann Soziotherapie verordnen? Grundsätzlich können nur Ärzte eine Soziotherapie verordnen, die hierfür eine Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung haben. In der Regel sind dies Fachärzte für Psychiatrie und Nervenheilkunde, die zusätzlich eine Kooperation in einem gemeindepsychiatrischen Verbund oder einer vergleichbaren Versorgungsstruktur vorweisen müssen. Andere Vertragsärzte, wie zum Beispiel Hausärzte, haben die Möglichkeit, ihre Patienten dorthin zu überweisen. Für die Verordnung werden spezielle Vordrucke verwendet. Ausnahme: Hat der überweisende Arzt Zweifel, dass der Patient den Facharzt aufsucht, kann er eine Verordnung mit maximal 3 Therapieeinheiten ausstellen und einen soziotherapeutischen Leistungserbringer hinzuziehen. Ziel ist es, dass der psychisch kranke Mensch die Überweisung wahrnimmt. Voraussetzungen Eine Soziotherapie kann verordnet werden, wenn ein Krankenhausaufenthalt hierdurch verkürzt oder ganz vermieden werden kann oder wenn eine Krankenhausbehandlung erforderlich wäre, aber nicht durchführbar ist. Für Menschen, die an folgenden schweren psychischen Erkrankungen leiden, kommt eine Soziotherapie infrage: Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis (z. B. Schizophrenie, wahnhafte Störungen) Störungen des Affekts (z. B. depressive Episoden mit psychotischen Symptomen) Zusätzlich müssen weitere Einschränkungen beim Patienten auftreten: Probleme beim Antrieb, der Ausdauer und Belastbarkeit Einschränkungen im planerischen Denken und Handeln mit fehlendem Realitätsbezug Störungen im Verhalten, in der Konfliktlösung sowie mangelnde Kontaktfähigkeit Störungen der Kognition, wie der Fähigkeit zur Konzentration, zum Merken, zum Lernen sowie zum problemlösenden Denken Mangelnde/s Krankheitseinsicht und -verständnis Probleme beim Erkennen von Konflikten und Krisen Um die Therapieziele erreichen zu können, sollte der Patient ausreichend belastbar und motiviert sein, über Kommunikationsfähigkeiten verfügen und einfache Absprachen einhalten können. Umfang und Inhalte Die Dauer der Behandlung hängt von der individuellen Krankheit des Patienten ab. Meist wird die Soziotherapie als Einzelmaßnahme in einem Zeitraum von maximal 3 Jahren mit insgesamt 120 Stunden erbracht. In besonderen Fällen kann die Therapie auch in der Gruppe mit einer maximalen Größe von 12 Teilnehmern erfolgen. 9
10 Nur Sozialarbeiter/Pädagogen und Fachpflegekräfte für Psychiatrie mit Berufserfahrung sowie einer speziellen Zulassung dürfen die Soziotherapie übernehmen. Der behandelnde Arzt kann den Patienten bei der Auswahl einer geeigneten Einrichtung unterstützen. Behandler und Patient erstellen gemeinsam den Betreuungsplan, in dem die Anamnese, die Diagnose, die Therapieziele mit den erforderlichen therapeutischen Maßnahmen, die zeitliche Strukturierung und die Prognose enthalten sind. TIPP Bei Krankenkassen, sozialpsychiatrischen Diensten und Fachärzten für Psychiatrie und Nervenheilkunde erhalten Patienten Listen der örtlich zugelassenen Anbieter von Soziotherapie. Kostenübernahme Die beantragte Therapie muss vorab von der zuständigen Kranken kasse geprüft und genehmigt werden (Ausnahme: 3 Therapieeinheiten zur Sicherstellung des Facharztbesuchs). Hierbei kann die Kasse den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) mit einbeziehen. Der Versicherte muss pro Kalendertag einen Eigenanteil in Höhe von 10 % der Kosten übernehmen, mindestens 5 und höchstens 10 pro Tag. TIPP Eine Soziotherapie sollte immer frühzeitig beantragt werden, um mögliche Wartezeiten beim Leistungserbringer zu vermeiden. 10
11 2.3 Wiedererlangung verlorener Kompetenzen durch Ergotherapie Die erfolgreiche Behandlung einer Depression kann unter Umständen durch Ergotherapie unterstützt werden. Die Ergotherapie umfasst verschiedene Behandlungsverfahren, die sich mit der Ausführung konkreter Betätigungen befassen, um verlorene Handlungsfähigkeit im Alltag wiederherzustellen. Sie soll motorische, sensorische und psychische Funktionseinschränkungen behandeln. Ziele Die Ergotherapie ist zunächst darauf ausgelegt, verlorene körperliche und geistige Kompetenzen wiederzuerlangen. Ist dies nicht möglich, sollen alternative Handlungsweisen erlernt werden, die die Selbstständigkeit im Alltag und im Beruf ermöglichen und Defizite ausgleichen. Ziel ist es, die maximale Lebensqualität und Selbstständigkeit in allen Bereichen der persönlichen, häuslichen und beruflichen Lebensführung zu sichern und die gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Weitere Ziele der Ergotherapie können sein: Wiedererlangung von emotionalem Erleben Aktivierung Wiedereingliederung in die Gesellschaft Lebenskrise bewältigen Verbesserung der eigenen Körperwahrnehmung Erleben von Erfolgserlebnissen Einüben neuer Denkmuster und Förderung des Selbstvertrauens Stärkung von Motivation, Belastbarkeit und Ausdauer Wirtschaftliche Eigenständigkeit, Fähigkeit zur Berufsausübung bzw. Weiterführung der Ausbildung Inhalte und Therapiemethoden Die Durchführung der Therapie erfolgt je nach Belastbarkeit und individuellen Einschränkungen in Einzel- oder Gruppensitzungen. Zu Beginn der Behandlung erstellen der Ergotherapeut und der Betroffene zusammen einen Behandlungsplan. In diesem legen sie genau die Ziele der Behandlung fest und in welchem Bereich des Alltags die Handlungsfähigkeit eingeschränkt ist und auf welche Weise die Therapie erfolgen soll. Abhängig vom Krankheitsbild können verschiedene Einzelmaßnahmen zusammengefügt werden. Solche Einzelmaßnahmen sind bei einer Depression beispielsweise: Trainieren des Alltags und der selbstständigen Versorgung: Haushaltsführung, Einkaufen, Umgang mit Geld, Telefonieren, Zeiteinteilung, Medikamenteneinnahme Anleitung zur Tagesstrukturierung Psychische Stabilisierung und Hilfestellung bei seelischen Problemen Vermittlung von Entspannungstechniken Training kommunikativer und sozialer Fähigkeiten Beratung und Anleitung von Angehörigen im Umgang mit dem Betroffenen Schulung der Aufmerksamkeit und Konzentration 11
12 Methoden: Grundsätzlich kann Ergotherapie anhand folgender Therapiemethoden erfolgen: Handwerkliche Techniken Lebenspraktische Übungen Gruppenarbeit Kreativ-gestalterische Therapiemittel (Musik, Kunst) Bewegungsübungen Denk- und Gedächtnisaufgaben Beispiel: Ein Patient mit einer depressiven Erkrankung, mit welcher Antriebsmangel und Selbstzweifel einhergehen, lernt in einer ergotherapeutischen Gruppenmaßnahme anhand der Arbeit mit Ton, kleine Erfolge zu erleben. Zudem wird der Patient aktiviert und seine Belastbarkeit und Ausdauer werden nach und nach gestärkt. Die Gruppenaktivität stärkt gleichzeitig die sozialen Kompetenzen. Zusätzlich zur handwerklich-gestalterischen Tätigkeit gibt der Ergotherapeut dem Erkrankten eine Anleitung zur Tagesstrukturierung, um seine Selbstständigkeit im Alltag zu fördern. Durchführung Ergotherapeutische Behandlungen können während eines Krankenhausaufenthalts oder einer Maßnahme der Rehabilitation erfolgen. Im Rahmen der betrieblichen Wiedereingliederung kann Ergotherapie auch direkt am Arbeitsplatz eingesetzt werden. Darüber hinaus gibt es ambulante Praxen für Ergotherapie. Unter besonderen Umständen, d. h. wenn der Erkrankte nicht in der Lage ist die Praxis für Ergotherapie selbst aufzusuchen, sind auch Hausbesuche möglich. Wie erhalten Patienten Ergotherapie? Eine Ergotherapie gilt als Heilmittel und muss vom behandelnden Arzt verordnet werden. Eine Verordnung umfasst in der Regel 10 Behandlungseinheiten. Eine Therapiemaßnahme dauert üblicherweise zwischen 30 und 60 Minuten. In welchem Abstand die Maßnahmen erfolgen, hängt von der individuellen Situation des Betroffenen ab. 12
13 TIPP Die Verordnung des Arztes bedarf zwar keiner Genehmigung durch die gesetzliche Krankenkasse, jedoch muss die Maßnahme innerhalb einer bestimmten Frist beginnen, es sei denn auf der Verordnung ist ein späterer Behandlungszeitpunkt eingetragen. Eine Ergotherapie muss innerhalb von 14 Tagen nach Ausstellung der Verordnung beginnen. Danach verliert die Verordnung ihre Gültigkeit. Kostenübernahme Die Kosten für eine Ergotherapie übernimmt in der Regel die gesetzliche Krankenkasse. Ab Vollendung des 18. Lebensjahres muss der Patient eine Zuzahlung von 10 % an den Leistungserbringer leisten, plus 10 pro Verordnung, jedoch nicht mehr als die tatsächlich entstehenden Kosten. Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine Befreiung von der Zuzahlung möglich. 13
14 3. Behinderung und Schwerbehinderung Dauert eine depressive Erkrankung länger als 6 Monate, können Patienten einen Antrag auf Anerkennung einer Behinderung bzw. Schwerbehinderung beim zuständigen Versorgungsamt stellen. Je nach Grad der Behinderung, der ihnen dabei zuerkannt wird, haben sie Anspruch auf verschiedene Rechte und Vergünstigungen. Grad der Behinderung bei Depressionen Die Feststellung einer Behinderung und des Grads der Behinderung (GdB) erfolgt nach den Vorgaben der Versorgungs medizinischen Grundsätze. Depressionen sind dem Punkt Neurosen, Persönlichkeits störungen und Folgen psychischer Traumen zugeordnet. Es werden folgende Anhaltswerte für die Höhe des GdB genannt: Krankheitsbild Grad der Behinderung (GdB) Leichtere psychovegetative oder psychische Störungen 0 20 Stärker behindernde Störungen mit wesentlicher Einschränkung der Erlebnis- und Gestaltungsfähigkeit (z. B. ausgeprägtere depressive, hypochondrische, asthenische oder phobische Störungen, Entwicklungen mit Krankheitswert, somatoforme Störungen) Schwere Störungen (z. B. schwere Zwangskrankheit) Mit mittelgradigen sozialen Anpassungsschwierigkeiten Mit schweren sozialen Anpassungsschwierigkeiten
15 4. psychosoziale Informationen und praktische Tipps Menschen reagieren auf Belastungen und einschneidende Lebensereignisse sehr unterschiedlich. Es gibt daher keine allgemeingültige Gebrauchsanleitung, wie eine Depression überwunden werden kann. Betroffene und Angehörige können aber lernen, mit der Erkrankung und ihren verschiedenen Symptomen besser umzugehen. Hierbei können behandelnde Ärzte oder Fachpersonal unterstützend zur Seite stehen. 4.1 Empfehlungen für Patienten mit Depressionen Jeder Mensch und somit jede depressive Erkrankung ist anders. Allgemeingültige Ratschläge gibt es daher nicht. Aus Erfahrungen mit depressiven Patienten lassen sich aber verschiedene hilfreiche Empfehlungen ableiten: 1. Wissen und (Er-)Kennen der Erkrankung Depression und ihrer Symptome Wenn der Betroffene die Erkrankung und ihre Symptome kennt, sieht er sie nicht mehr als Ausdruck persönlichen Versagens. Er erkennt depressive Episoden frühzeitig und sucht schneller Hilfe. Essenziell ist zudem das Wissen, dass depressive Erkrankungen behandelbar sind. Dadurch sind Betroffene offener für eine Therapie und dafür, Selbsthilfegruppen, sozialpsychiatrische Dienste oder andere Beratungsstellen in Anspruch zu nehmen. 2. Tagesstruktur erhalten An einer Depression erkrankte Menschen fühlen sich oft nicht in der Lage aufzustehen und hinauszugehen. Dadurch verschlechtert sich die Stimmung, es entsteht ein Teufelskreis. Der Tag sollte daher so gut wie möglich strukturiert werden. Betroffene sollten morgens zu einer bestimmten Zeit auf stehen, einen Spaziergang machen, zu festen Zeiten eine Mahlzeit zu sich nehmen und leicht zu bewältigende Aufgaben erledigen. Diese Aktivitäten helfen gleichzeitig, weniger zu grübeln. Angehörige können sie dabei tatkräftig unterstützen. 3. Aktiv bleiben Auch wenn es schwer fällt, sollten Betroffene möglichst viele Dinge unternehmen, die ihnen Freude machen. Sport und körperliche Betätigung sind sehr zu empfehlen. Kleine Ziele, die keinen Stress und damit mögliche negative Gedanken erzeugen, wirken sich vorteilhaft auf das Befinden aus. Schon ein Spaziergang kann sehr hilfreich sein. Neue Hobbys auszuprobieren kann ebenfalls sehr positiv wirken. 15
16 4. Rückzug vermeiden Auch wenn sie den Wunsch nach Rückzug verspüren, sollten Menschen mit depressiven Erkrankungen versuchen, den Kontakt zu Freunden und Verwandten aufrechtzuerhalten und miteinander Dinge zu unternehmen, die Spaß machen. TIPP Im Notfall ist die Telefonseelsorge unter (0800) oder (0800) rund um die Uhr kostenfrei und anonym zu erreichen. Weitere Infos unter: 5. Suchtmittel vermeiden Drogen und Alkohol scheinen belastende Gedanken kurzfristig zu betäuben, führen aber langfristig zu weiteren Schwierigkeiten und verschlimmern die Gesamtsituation. Von Suchtmitteln ist daher dringend abzuraten! 6. Stimmungstagebuch führen Gefühle sind momentane subjektive Empfindungen, die bei objektiver Betrachtung oft relativiert werden können. Hier kann ein Tagebuch helfen, in dem Patienten individuelle Auslöser für negative Stimmungen und bereits erprobte, hilfreiche Gegenstrategien notieren können. Sie können Tages- und Wochenpläne mit einfachen, realistischen Zielen erstellen, positive Ereignisse festhalten und weitere Ideen entwickeln, die für sie sinnvoll sind. 7. Angehörige einbeziehen Der Kontakt mit Freunden und Verwandten ist sehr wichtig. Für sie kann der Umgang mit einem Menschen, der an einer Depression leidet, jedoch sehr belastend sein. Für den Erhalt einer guten Beziehung ist es unerlässlich, sich gegenzeitig zu respektieren und die persönlichen Grenzen zu akzeptieren. 8. Mit Suizidgedanken richtig umgehen Wenn Patienten Suizidgedanken haben, sollten sie darüber unbedingt mit nahen Freunden, Angehörigen, einem Arzt, Mitarbeitern des sozialpsychiatrischen Dienstes, der Telefonseelsorge oder anderen Notdiensten sprechen. Bei akuten Krisen sollten sie auch nachts das nächstgelegene Krankenhaus oder den ärztliche Notdienst aufsuchen. 16
17 Sportlicher Ausgleich Verschiedene Studien1 belegen, dass regelmäßige sportliche Betätigung bei Menschen mit depressiven Erkrankungen die Stimmung bessert. Bewegung kann daher eine therapeutische Behandlung sinnvoll ergänzen und möglicherweise sogar Depressionen vorbeugen.2 Bewegungsumfang Patienten sollten sich maßvoll bewegen, ein Zuviel kann zu Stress und Druck führen. Kleine Ziele sind leichter zu erreichen und bringen somit schneller Erfolgserlebnisse. Ideal ist es, fünf Mal in der Woche 30 Minuten Sport zu treiben und dabei die maximale Herzfrequenz (maxhf) zu erreichen (220 minus Lebensalter = maxhf). Aber auch Patienten, die zwei bis drei Mal wöchentlich trainieren, profitieren von einem positiven Effekt auf ihre Stimmung. Ein einmaliges Training pro Woche reicht aus, um den aktuellen Trainingsstatus aufrechtzuerhalten. Optimale Sportarten Ausdauersport hat sich bei depressiven Erkrankungen besonders bewährt, und er ist in der Regel kostengünstig. Wandern, Walking, Radfahren, Schwimmen, häusliches Training an Kardio geräten, Skilanglauf und Rudern können zudem fast alle Menschen ausüben. Auch Sportstudios, die Wert auf umfangreiche Beratung und Anleitung legen, sind empfehlenswert. Sport in der Gruppe kann den Spaßfaktor und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dabeizubleiben. Grundsätzlich sollten Menschen mit depressiven Erkrankungen körperliche Bewegung als einen positiven Teil des Lebens in ihren Alltag integrieren, zum Beispiel, indem sie, statt Aufzug zu fahren, Treppen steigen und kleinere Wege zu Fuß gehen. TIPP Menschen mit depressiven Erkrankungen sollten sich vor Trainingsbeginn von ihrem behandelnden Arzt durchchecken und beraten lassen, welche Sportart für sie am besten geeignet ist. Wie Sport bei Depressionen helfen kann: Es werden soziale Kontakte geknüpft Stresshormone nehmen ab. Endorphin, Dopamin und Serotonin die sogenannten Glückshormone werden dagegen vermehrt ausgeschüttet Körperliche Aktivität kann von depressiven Gedanken ablenken Das Erlernen einer neuen Sportart und die damit verbundenen Erfolgserlebnisse sowie körperliche Fitness allgemein stärken das Selbstbewusstsein Sport hat im Vergleich zur medikamentösen Therapie kaum Nebenwirkungen Regelmäßiges Training gibt dem Tag eine Struktur, die depressiven Menschen oft fehlt Das Gefühl, durch eigenes Handeln eine Verbesserung zu bewirken, stärkt das Selbstwertgefühl Bei Sport setzt der positive Effekt sehr schnell ein, bei Antidepressiva kann dies Wochen dauern TIPP Unter finden motivierte Patienten Gleichgesinnte, die mit ihnen joggen oder walken. Die Internetseite gibt einen Überblick über örtliche Vereine, informiert über lokale Fitnessstudios. 17
18 4.2 Verhaltensempfehlungen für Angehörige und Fachkräfte Eine Depression belastet nicht nur den Betroffenen, sondern auch die Menschen in seiner Umgebung, insbesondere die nahen Angehörigen. Es ist oft nicht leicht, mit dem Erkrankten zu leben und richtig mit ihm umzugehen. Man möchte gerne helfen, weiß aber nicht wie. Schnell gesellen sich zur Hilflosigkeit auch Schuldgefühle, Überlastung und Ärger über den Erkrankten. Wie können Angehörige Menschen mit depressiver Erkrankung unterstützen? 1. Die Depression als Erkrankung akzeptieren und ärztlichen Rat einholen Angehörige sollten die Depression als ernst zu nehmende Erkrankung akzeptieren. Viele Betroffene glauben nicht, dass ihnen jemand helfen kann oder fühlen sich nicht in der Lage, sich professionelle Hilfe zu suchen. Angehörige können hier die Initiative ergreifen und dabei unterstützen, einen Arzt aufzusuchen. 2. Sich informieren Angehörigen, die über die Erkrankung informiert sind, gelingt es besser, Verständnis für die Situation und die Gefühle des Betroffenen aufzubringen. Hintergrundwissen hilft dabei, keine falschen Erwartungen zu entwickeln, sich angemessen zu verhalten sowie Zurückweisungen und Aggressionen nicht persönlich zu nehmen. 3. Geduldig bleiben Menschen mit depressiven Erkrankungen sind oft traurig und verzweifelt; sie ziehen sich häufig von der Umwelt, auch von den engsten Freunden und Angehörigen, zurück. Sie sollten Geduld haben, Gesprächsbereitschaft signalisieren, die Gefühle des Patienten ernst nehmen und ihn daran erinnern, dass Depression eine behandelbare Krankheit ist. Keinesfalls sollten sie sich selbst von dem Erkrankten abwenden. 4. Auf die Wortwahl achten Unwissen, Hilflosigkeit und Ungeduld verleiten Angehörige und Freunde oftmals zu gut gemeinten, aber nutzlosen und sogar schädlichen Ratschlägen wie Kopf hoch, Ist doch nicht so schlimm, Reiß dich mal zusammen oder Lach doch mal. Doch depressive Patienten können das nicht erfüllen und fühlen sich unter Umständen in ihren Schuldgefühlen verstärkt. Angehörige sollten stattdessen konstruktiv argumentieren und immer wieder daran erinnern, dass eine Depression eine behandelbare Erkrankung ist, die nichts mit Willensschwäche zu tun hat. 5. Keine wichtigen Entscheidungen treffen Depressive Erkrankungen können die Sicht auf die Welt und die Einschätzung von Situationen verzerren. Familie und Freunde sollten daher darauf achten, dass der Betroffene wichtige Entscheidungen möglichst erst nach überstandener Erkrankung trifft. 1 Mayer, Karl C. Sport und Depression. Abgerufen unter 2 Hoffmann BM, Babyak MA, Graighead WE (2011) Exercise and pharmacotherapy in patients with major depression: oneyear follow-up of the SMILE Study. Psychosom Med 73:
19 8. Kinder des Patienten über die Erkrankung aufklären Sofern das Miteinander beeinträchtigt ist, sollten die Kinder des Patienten über die Erkrankung aufgeklärt werden. Auch kleine Kinder können verstehen, dass ein Elternteil krank ist und sich deshalb nicht wie gewohnt verhält. 9. Suizidgedanken immer ernst nehmen Äußert der Erkrankte Selbstmordgedanken, gilt es, diese unbedingt ernst zu nehmen und ärztliche Hilfe einzuholen. 6. Motivieren ohne zu überfordern Angehörige können Menschen mit depressiver Erkrankung dabei unterstützen, den Alltag zu bewältigen, dürfen ihnen aber nicht dauerhaft alle Aufgaben abnehmen. Sie sollten auf eine tägliche Routine achten, den Betroffenen zu kleinen Aktivitäten ermuntern und seinen Blick auf Erfolgserlebnisse richten. Gleichzeitig darf er nicht unter Druck gesetzt werden, indem zu viel von ihm gefordert wird oder der Angehörige auf seine eigenen Bedürfnisse aufmerksam macht. 7. Auf das eigene Wohlergehen achten Helfende sollten sich nicht überfordern. Sie müssen ihre Grenzen achten und weiter ihren eigenen Interessen nachgehen. Der Austausch mit Freunden und Familie über die eigenen Gefühle ist sehr wichtig. Zudem kann es hilfreich sein, eine Selbsthilfegruppe für Angehörige aufzusuchen oder andere Unterstützungsangebote zu nutzen. Verhalten in Krisensituationen In akuten seelischen Krisen sehen Menschen mit depressiven Erkrankungen häufig keinen Ausweg, sie fühlen sich hoffnungslos und verzweifelt. Äußert ein Betroffener Selbsttötungsabsichten, sind Angehörige und Freunde oft hilflos und geraten unter Druck, sie empfinden es vielleicht sogar als Erpressung. Was tun? Suizidgedanken immer ernst nehmen! Wenn der Erkrankte von Suizid spricht, sollten Angehörige und Freunde dies unbedingt ernst nehmen und Hilfe einholen. Es empfehlen sich im Umgang mit suizidgefährdeten Menschen zudem folgende Vorgehensweisen: 19
20 Sich bewusst machen, dass man als Angehöriger, Freund oder Partner nicht für die Situation verantwortlich oder schuldig ist Den Betroffenen nicht alleine lassen, ruhig bleiben, keine übereilten Aktionen in die Wege leiten Ein Gespräch anbieten, dieses am Laufen halten, aufmerksam zuhören und genauer nachfragen Sich Zeit nehmen, Zuwendung und Anteilnahme vermitteln; nicht bagatellisieren, abwerten oder moralisieren Ehrlich sein, keine falschen Versprechungen machen, sich nicht selbst überfordern Vermitteln, dass es Hilfe gibt und wie wichtig professioneller Beistand ist Den Erkrankten dazu animieren, mit dem behandelnden Therapeuten über die Suizidgedanken zu sprechen und darüber, was dies für die weitere Therapie bedeutet Am besten gemeinsam den Arzt oder Therapeuten aufsuchen Gegebenenfalls selbst den Therapeuten kontaktieren, wenn der Betroffene sich weigert, weitere Hilfe in Anspruch zu nehmen Bei akuter Selbst- und Fremdgefährdung kann eine Einweisung ins Krankenhaus gegen den Willen des Betroffenen notwendig sein (die sogenannte Zwangseinweisung) Der Rettungsdienst ist nicht befugt, Patienten gegen ihren Willen zu transportieren. Suizidgefährdete Patienten, die eine stationäre Aufnahme verweigern, müssen somit in Begleitung der Polizei in eine Klinik gebracht werden. Nahe Angehörige sollten daher den Betroffenen möglichst selbst in das zuständige psychiatrische Krankenhaus bringen Das Wichtigste auf einen Blick Den Betroffenen nicht alleine lassen Aktiv Zuhören und ernst nehmen Das Gespräch in Gang halten Gegebenenfalls den Therapeuten aufsuchen/kontaktieren Gegebenenfalls die Polizei verständigen, wenn sich der Betroffene weigert, ärztliche Hilfe anzunehmen 20
21 5. adressen und Ansprechpartner Allgemeine Informationen zu Depressionen Aktion Psychisch Kranke e. V. Auf der Internetseite der Aktion Psychisch Kranke e. V. sind zahlreiche Publikationen, Downloads und Projekte zum Thema Depression und psychische Erkrankungen zu finden. Kontakt: Semmelweisstraße 10, Leipzig Telefon: (0341) Telefax: (0341) info@deutsche-depressionshilfe.de Kontakt: Oppelner Straße 130, Bonn Telefon: (0228) Telefax: (0228) apk-bonn@netcologne.de Stiftung Deutsche Depressionshilfe Die Internetseite bietet u. a. ein Onlinediskussionsforum Depression, ein Kinder- und Jugendforum Depression, das Aktions netz Depression am Arbeitsplatz und das Psychiatriekonsil, in dem Experten online um Rat gefragt werden können. Psychiatrienetz Psychiatrienetzwerk verschiedener Verbände und Verlage. Internetseite mit Suchmaschine zu sozialpsychiatrischen Diensten, stationären und ambulanten Einrichtungen, Selbsthilfe und Angehörigengruppen, dem Selbsthilfe-Telefon sowie zahlreichen Informationen über Krankheitsbilder, Behandlungskonzepte, Psychopharmaka und Ähnliches. Service des Psychiatrienetzwerks: Selbsthilfetelefon (SeeleFon): (0228) oder (0180) Beratungszeiten: Mo. bis Do Uhr und Uhr Fr Uhr und Uhr seelefon@psychiatrie.de 21
22 Selbsthilfe Nakos Die NAKOS, eine Einrichtung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e. V., ist eine nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen. Neben der Beratungstätigkeit zur Gründung von Selbsthilfegruppen unterhält die Einrichtung eine umfangreiche Datenbank zu themenbezogenen, bundesweit tätigen Selbsthilfeeinrichtungen und zu örtlichen, themenübergreifend arbeitenden Selbsthilfekontaktstellen. Personen mit seltenen Erkrankungen und Problemen haben die Möglichkeit, bundesweit nach Gleichbetroffenen oder einer Selbsthilfegruppe zu suchen. Das Unterstützungs- und Serviceangebot der Einrichtung ist für Interessierte kostenlos. Relevante Anlaufstellen lassen sich in der Datenbank finden oder können telefonisch und schriftlich erfragt werden. Beratungszeiten: Di., Mi. und Fr Uhr, Do Uhr Kontakt: Otto-Suhr-Allee 115, Berlin-Charlottenburg Telefon: (030) Telefax: (030) Psychotherapie allgemein Gemeinsamer Bundesauschuss Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland. Er legt fest, welche Leistungen der medizinischen Versorgung von der gesetzlichen Krankenversicherung erstattet werden und beschließt Maßnahmen der Qualitätssicherung im ambulanten und stationären Gesundheitsbereich. Auf der Internetseite finden sich allgemeine Richtlinien zur Psychotherapie. Verbraucherzentrale Auf der Internetseite der Verbraucherzentrale kann ein kostenpflichtiger Ratgeber über Psychotherapie bestellt werden. 22
23 Psychotherapeutensuche Bundespsychotherapeutenkammer Auf der Internetseite der Bundespsychotherapeutenkammer können Betroffene deutschlandweit online nach psychologischen Psychotherapeuten und nach Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche suchen. Beratungszeiten: Mo. bis Fr Uhr Kontakt: Klosterstraße 64, Berlin Telefon: (030) Telefax: (030) info@bptk.de Deutsche Psychologenakademie Die Deutsche Psychologenakademie des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V. bietet auf ihrer Internetseite verschiedene Möglichkeiten zur Online-Suche nach Psychotherapeuten. Beratungszeiten: Mo. und Di Uhr und Uhr, Mi. und Do Uhr Kontakt: Psychotherapie-Informationsdienst (PID), Am Köllnischen Park 2, Berlin Telefon: (030) Telefax: (030) pid@dpa-bdp.de Bertelsmann-Stiftung Auf der Internetseite der Bertelsmann-Stiftung und der Dachverbände der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen (z. B. Verbraucherzentrale Bundesverband e. V.) können neben Psychotherapeuten auch Ärzte anderer Fachrichtungen, Krankenhäuser und Pflegeheime gesucht werden. Allgemeine Information sind ebenfalls hier zu finden. Kontakt: Carl-Bertelsmann-Straße 256, Gütersloh Telefon: ( ) Telefax: ( ) info@weisse-liste.de Kassenärztliche Bundesvereinigung Internetseite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, die der Dachverband der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland ist. Hier ist die für das Bundesland zuständige Kassenärztliche Vereinigung zu finden, auf deren Internetseite anhand von Suchmaschinen der passende Psychotherapeut regional gefunden werden kann ( Die meisten Kassenärztlichen Vereinigungen bieten zudem eine Telefonberatung. Kontakt: Herbert-Lewin-Platz 2, Berlin Telefon: (030) Telefax: (030) info@kbv.de 23
24 Beratung TelefonSeelsorge Bei der TelefonSeelsorge handelt es sich um ein bundesweites Angebot der Evangelischen und Katholischen Kirche in Deutschland. Ausgebildete ehrenamtliche Mitarbeiter beraten kostenlos und anonym. Es besteht die Möglichkeit zur telefonischen, - oder Chatberatung. Beratungstelefon: (0800) oder (kostenfrei rund um die Uhr) Rehabilitation Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation psychisch kranker Menschen Auf der Internetseite der Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation psychisch kranker Menschen finden sich allgemeine Informationen über Rehabilitation und eine Suchmaschine für wohnortnahe RPK-Einrichtungen. Kontakt: Geschäftsstelle BAG RPK e. V., Annette Theißing c/o beta-reha, Günther-Wagner-Allee 13, Hannover Telefon: (0511) Telefax: (0511) theissing@beta89.de Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung Internetseite der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendund Eheberatung e. V. im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Online-Suchmaschine für regionale Beratungsanbieter zu sozialpsychiatrischen Diensten und anderen Beratungsstellen. Kontakt: Neumarkter Straße 84c, München Telefon: (089) Telefax: (089) info@dajeb.de 24
25 auch ONLINE: Ihr Informationsportal zu sozialrechtlichen Ansprüchen und Leistungen bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen. Für Patienten, ihre Familien und Fachpersonal. 25
26 Impressum Herausgeber: neuraxfoundation ggmbh Elisabeth -Selbert -Straße 23, D Langenfeld Telefon: ( ) E -Mail: info@neuraxfoundation.de Sitz der Gesellschaft: Langenfeld Amtsgericht Düsseldorf: HRB Vertreten durch die Geschäftsführerin: Dr. Sylvia Gerke 1. Auflage: Stand Fotos und Illustrationen: istockphoto.com/jeffbergen, CentralITAlliance, kzenon, FilippoBacci, AntonioGuillem, jacoblund, KatarzynaBialasiewicz, kupicoo, thenounproject.com/icon Island Alle Rechte vorbehalten 2017 neuraxfoundation Der Ratgeber einschließlich aller Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung inner- oder außerhalb des Urheber rechts ist ohne Zustimmung des Herausgebers unzulässig und strafbar. Weder das Werk noch Teile hiervon darf/dürfen auch nicht auszugsweise in irgendeiner Form oder durch irgendein Verfahren genutzt, verbreitet, vervielfältigt, reproduziert, über setzt, mikroverfilmt oder in elektronische Systeme bzw. Datenver arbeitungsanlagen eingespeichert und/oder verarbeitet werden. Mit freundlicher Unterstützung von Für die getroffenen Angaben in diesem Werk wird seitens Redaktion und Herausgeber keine Haftung übernommen. 26
27
28 Wo Sie diesen Ratgeber bestellen können: neuraxfoundation ggmbh Elisabeth -Selbert -Straße 23 D Langenfeld Telefon: ( ) E -Mail: info@neuraxfoundation.de
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