Depressionen bei Kindern und Jugendlichen erkennen und behandeln
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- Elizabeth Albrecht
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Depressionen bei Kindern und Jugendlichen erkennen und behandeln Fachtagung psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen KVB Landesgeschäftsstelle München Dr. M. Barthlen Weis Dr.M.Barthlen Weis 1
2 Depressionen bei Kindern und Jugendlichen erkennen und behandeln Fachtagung Psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen KVB München Dr. med. Michaela Barthlen Weis
3 Warum ist dieses Thema so wichtig? Ca. 12 % aller Jungen und 20 % aller Mädchen leiden bis zu ihrem 18. Geburtstag mindestens einmal unter Depressionen. Das entspricht 4 8 % aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland, also mindestens 1 Kind / Schulklasse. Der Suizid ist nach den Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache für Jugendliche. Hohe Komorbidität Dr.M.Barthlen Weis 3
4 Depressionen.. häufigste psychische Erkrankung hohe Kosten für das Gesundheitssystem Abgrenzung von der normalen Entwicklung ist schwierig, deshalb oft nicht erkannt! stille Erkrankung : viele unspezifische Symptome hohe Rückfallgefahr gute Chancen die Krankheit zu bewältigen Dr.M.Barthlen Weis 4
5 Mögliche Auslöser/Risikofaktoren Sehr viel Streit, Erfahrung mit Gewalt oder Missbrauch fehlende Unterstützung und Zuwendung, Bindung!! Trennung der Eltern, Auseinanderbrechen der Familie Armut, Umzug Versagen in der Schule Liebeskummer, unerwünschte Schwangerschaft schwere Erkrankung oder Tod einer wichtigen Bezugsperson Kinder psychisch kranker Eltern! zahlreiche neurobiologische und genetische Ursachen Dr.M.Barthlen Weis 5
6 Wie kann ich eine Depression erkennen? Symptome teilweise sehr unterschiedlich und vielschichtig je nach Entwicklungsalter, teils untypisch im Vergleich zum Erwachsenenalter Kleinkindalter (1 3 Jahre) Vorschulalter (4 6 Jahre) Schulalter (7 12 Jahre) Pubertäts /Jugendalter (13 18 Jahre) Die nachfolgend genannten Merkmale müssen nicht gleichzeitig auftreten! Wichtig ist auch der Ausschluss körperlicher Ursachen der depressiven Symptome wie zum Beispiel Schilddrüsenfunktionsstörungen Dr.M.Barthlen Weis 6
7 Quelle : Bündnis gegen Depressionen e.v. 7
8 Altersunabhängige Merkmale der Depression Antriebslosigkeit Lustlosigkeit Ermüdbarkeit Traurigkeit sozialer Rückzug Dr.M.Barthlen Weis 8
9 Depression im Kleinkindalter Vermehrtes Weinen erhöhte Irritabilität Spielunlust Gestörtes Essverhalten Ausdrucksarmut Erhöhte Ängstlichkeit körperliche Beschwerden selbststimulierendes Verhalten Prävalenz ca. 1Prozent Dr.M.Barthlen Weis 9
10 mögliche depressive Symptome im Vorschulalter (4 6 Jahre) Introvertiertes Verhalten Stimmungslabilität aggressives Verhalten Appetitlosigkeit psychomotorische Unruhe Schlafstörungen, Alpträume Dr.M.Barthlen Weis 10
11 depressive Störungen im Schulalter ( 7 12 Jahre) Höhere Komorbidität mit Störungen des Sozialverhaltens und Hyperaktivität Prävalenz ca. 2 3 % Verbale Berichte über Traurigkeit, Zukunftsängste erhöhte Ängstlichkeit Ein und Durchschlafstörungen suizidale Gedanken und Aussagen Häufig somatische Beschwerden: Kopf und Bauchweh Schulleistungsschwierigkeiten Reizbares, aggressives Verhalten Dr.M.Barthlen Weis 11
12 Depressive Störungen im Jugendalter (13 18 Jahre) Starke Stimmungslabilität psychosomatische Beschwerden vermindertes Selbstvertrauen, Selbstzweifel Lustlosigkeit und Antriebsarmut, Interessenverlust, sozialer Rückzug! Gewichtsverlust Konzentrationsstörungen Ein und Durchschlafstörungen suizidale Gedanken, selbstverletzendes Verhalten Dr.M.Barthlen Weis 12
13 Depression im Jugendalter Häufig Komorbidität mit Substanzmissbrauch (Alkohol, Cannabis) Mehr Mädchen wie Jungen (2:1) Rückfallrisiko nach einer ersten Episode innerhalb von fünf Jahren erneut zu erkranken liegt zwischen 50 und 70 % Gedanken an Schuld und Wertlosigkeit: warum passiert es immer nur mir? Leistungsstörungen in Schule/Arbeit Dr.M.Barthlen Weis 13
14 Fallstricke bei der Erkennung und Behandlung von Depressionen Stark variierende Erscheinungsbilder die innere Gefühlswelt der Kinder und Jugendlichen ist auch für Eltern schwer beobachtbar vor allem Jugendliche sind Meister im Bagatellisieren ihrer wahren Gefühle ich bin doch nicht verrückt! Was ist normal, was nicht? Scham und Verleugnung, Angst vor Stigmatisierung Verkennung der Ernsthaftigkeit, der ist nur faul, die soll sich doch zusammenreißen Hohe Komorbidität, welche zunächst möglicherweise im Vordergrund steht. Zum Beispiel Essstörungen, Angststörungen, Drogen und Alkoholmissbrauch, Störungen im Sozialverhalten Dr.M.Barthlen Weis 14
15 Behandlung der Depression Psychotherapie Klinik Medikamente Jugendhilfe/Schule Einbindung der Familie Dr.M.Barthlen Weis 15
16 Kognitive Verhaltenstherapie Verbesserung der Kommunikation mit Familie und den Gleichaltrigen Strukturierung des Alltags Erfolgserlebnisse vermitteln Förderung sozialer Kompetenzen und Problemlösefähigkeiten Aufbau Selbstsicherheit Abbau negativer Denkweisen Lösungsstrategien zur Vermeidung von Rückfällen Dr.M.Barthlen Weis 16
17 Dr.M.Barthlen Weis 17
18 Medikamente Fluoxetin, einzige in Deutschland zugelassene Medikament bei Kindern und Jugendlichen ab dem achten Lebensjahr, immer in Kombination mit kognitivverhaltenstherapeutischer Psychotherapie 10 mg/ Tag, nach einer Woche gegebenenfalls Erhöhung auf 20 mg / Tag, mindestens 6 8 Monate Weitergabe nach Remission UAW: Kopfschmerzen, Erbrechen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Appetitminderung und cave! zu Beginn Verstärkung von Suizidgedanken Alternativen: Escitalopram, Citalopram, Sertralin Dr.M.Barthlen Weis 18
19 Was können Eltern tun? Gemeinsam schöne Dinge unternehmen Anregung von körperlicher Bewegung Förderung von sozialen Kontakten Erziehungsstil überdenken (Lob, Kritik, Strafe) Akzeptieren der Gefühle des Kindes/Jugendlichen Für das Kind präsent sein und am Ball bleiben Sich Rat einholen (Kinderpsychiater, Kinder und Jugendlichenpsychotherapeut) Selbstmorddrohungen nie ignorieren! Quelle Nevermann und Reicher,
20 Schule und Jugendhilfe Aufmerksamkeit bei längerfristigen und deutlichen Veränderungen im Verhalten eines Schülers (z.b. erhöhte Fehltage, Leistungseinbrüche, Konzentrationsstörungen) Ansprechperson sein, keine Verschwiegenheit versprechen Vermittlung weiterer Hilfe Jugendhilfe: Erziehungsbeistandschaft, sozialpädagogische Familienhilfe, Inobhutname Dr.M.Barthlen Weis 20
21 Dr.M.Barthlen Weis 21
22 Dr.M.Barthlen Weis 22
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