3. November Seminar Sozialer Wandel, theoretische Erklärungsansätze und empirische Befunde PD Dr. Beat Fux. Patrick Leemann, Nicole Zumbrunnen
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1 3. November 2008 Seminar Sozialer Wandel, theoretische Erklärungsansätze und empirische Befunde PD Dr. Beat Fux Patrick Leemann, Nicole Zumbrunnen 1
2 Biographie Wichtigste Werke Für Schumpeter bedeutende Zyklentheoretiker Begriff der Sozialökonomik Schumpeters Text : THE ANALYSIS OF ECONOMIC CHANGE Ausgangspunkt Innovationen Modell des Konjunkturzyklus Zwei Phasen Zyklus Modell Vier Phasen Zyklus Modell Drei Zyklen Schema Harry F. Dahms Text : From Creative Action to the Social Rationalization of the Economy: Joseph A. Schumpeter s Social Theory 2
3 Joseph Alois Schumpeter 8. Februar 1883 in Triesch (Treš), Tschechien Studium Universität Wien Rechts- und Staatswissenschaften 1906 Promotion Privatdozent für Politische Ökonomie Universität Wien 1909 bis 1921 Professur in Czernowitz und Universität Graz 1921 bis 1925 Präsident Biedermann-Bank Wien 1925 bis 1932 Professor für Finanzwissenschaft Universität Bonn 1932 bis 1950 an der Harvard University Departement of Economics 8. Januar 1950 (Gehirnblutung) in Taconic, Conneticut USA Quelle: 3
4 (Veröffentlichungen) 1911 Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung 1939 Business Cycles 1942 Captitalism, Socialism and Democracy 1954 History of Economic Analysis Josef Alois Schumpeter mit Redvers Opie in Bonn Quelle: 4
5 Clément JUGLAR, franz. Mediziner ( ) Entdeckte den Mechanismus sich abwechselnder Prosperitäten und Liquidationsprozesse. Stammvater der Zyklentheorie. Der nach ihm benannte Juglar- Zyklus weist eine Schwankungsbreite von 7-11 Jahren auf. Joseph KITCHIN, engl. Geschäftsmann ( ) Analysierte Datenreihen über Bankclearing, Großhandelspreise und Zinssätze zwischen 1890 bis Nachweis kurzer konjunktureller Schwankungen mit einer Dauer von 40 Monaten. Nikolai D. KONDRATIEFF, sowjet. Wissenschaftler ( ) Empirisch belegte er in seiner wissenschaftlichen Arbeit die Hypothese der "langen Wellen" im Wirtschaftsablauf. Diese werden durch tiefgreifende Veränderungen der Produktivkräfte ausgelöst und umspannen einen Zeitraum von Jahren. 5
6 Sozialökonomik befasst sich mit der Wechselbeziehung zwischen sozialem Handeln und ökonomischen Prozessen Von Max Weber geprägter Begriff (Geschichte und Theorie sollen sich verbinden) Schumpeter baut darauf sein neues Modell der ökonomischen Analyse auf Sozialökonomik bedeutet für Schumpeter eine Wirtschaftswissenschaft, die die Ökonomie in ihrem gesellschaftlichen Zusammenhang erfasst 6
7 (Fortsetzung) Schumpeter unterscheidet 4 Disziplinen Wirtschaftsgeschichte (für Schumpeter besonders wichtig) Wirtschaftsstatistik Ökonomische Theorie Wirtschaftssoziologie 7
8 Schumpeters Text (1935) THE ANALYSIS OF ECONOMIC CHANGE Schumpeter will den Veränderungsmechanismus aufzeigen der die wirtschaftliche Entwicklung determiniert Ausgangspunkt seiner Analyse: Wirtschaftsprozess als Kreislauf (Produktion und Konsumation) Permanentes Gleichgewicht Bild eines entwicklungslosen Kreislaufes der Wirtschaft unter gegebenen Verhältnissen Exogene Faktoren (Kriege, Revolutionen usw.) führen zu Datenänderungen Anpassung der Wirtschaft, führen aber nicht zu einer Entwicklung Wachstum sei auch keine Entwicklung, ebenfalls nur Anpassungsreaktion (keine qualitativ neuen Erscheinungen) 8
9 Schumpeters Text (1935) THE ANALYSIS OF ECONOMIC CHANGE Für Schumpeter entsteht wirtschaftliche Entwicklung durch die Produktive Revolution Diese bezeichnet Schumpeter als Innovationen Innovationen führen zu einer historischen, irreversiblen Umwälzung Neue, andersartige Kombination vorhandener Dinge und Kräfte Entwicklung ist die diskontinuierliche Durchsetzung neuer Kombinationen von Produktionsmitteln Das Kapital der Banken ermöglicht die Finanzierung der Innovationen (bedeutsame Rolle des Bankiers im Entwicklungsprozess) 9
10 Schumpeters Text (1935) THE ANALYSIS OF ECONOMIC CHANGE Schumpeters Modell des Konjunkturzyklus Annahme einer Gleichgewichtstendenz bzw. -Nähe (neighborhood of equilibrium) Nach jedem Abschweifen des Systems Rückkehr ins Gleichgewicht Ursachen, warum sich das System aus dem Gleichgewicht bewegt und Industrieller Wandel entsteht, sind: Äussere Faktoren Nichtzyklisches Wachstum Innovationen Diskontinuität der Innovationen erklärt die wellenförmige Bewegung des Entwicklungsprozesses. Diskontinuität weil Innovationen immer in Scharen auftreten (cluster) 10
11 Schumpeters Text (1935) THE ANALYSIS OF ECONOMIC CHANGE prosperitiy and depression Aufschwungsperiode Entfernung von der Gleichgewichtsnähe, ausgelöst durch Innovationen Abschwungsperiode Prozess der Liquidation, Neuanpassung der Wirtschaft und Rückkehr in die Gleichgewichtsnähe 11
12 Schumpeters Text (1935) THE ANALYSIS OF ECONOMIC CHANGE Phänomen Sekundäre Wellen (Massenpsychologische Effekte) Sie überlagern die primäre Welle, die durch Innovationen bzw. exogene Einflüsse geformt wird Positive Erwartungshaltung der Unternehmer verstärken den Aufschwung In der Abschwungsphase führen negative Überreaktionen zu einer negativen Abweichung von der Gleichgewichtsnähe Daher weist der Konjunkturzyklus in der Regel der 4 Phasen auf 12
13 Schumpeters Text (1935) THE ANALYSIS OF ECONOMIC CHANGE prosperity, recession, depression, revival Quelle: 13
14 Schumpeters Text (1935) THE ANALYSIS OF ECONOMIC CHANGE Schumpeters Annahme vieler gleichzeitig abrollender Zyklen, die sich überlagern Innovationen entfalten sich verschieden schnell in ihrem zeitlichen Verlauf (z.b. Bau der Eisenbahn) Grosse Innovationen die einen tiefgreifenden wirtschaftlichen Wandel auslösen, bewirken kurze wie auch langfristige Schwankungen Schumpeter beschränkt sich dabei auf 3 relevante Zyklen Kondratieff-Zyklen Jahre Juglar-Zyklen 7-11 Jahre Kitchin-Zyklen 40 Monate 14
15 Schumpeters Text (1935) THE ANALYSIS OF ECONOMIC CHANGE Quelle: 15
16 (1995): From Creative Action to the Social Rationalization of the Economy: Joseph A. Schumpeter s Social Theory Schumpeter ergänzte das statische Konzept (neoklassische) mit einer dynamischen Theorie. Er identifizierte endogene Kräfte die innerhalb der Wirtschaft agierten. Theorie des Unternehmers (entrepreneur) und das Konzept der entrepreneurial function In Schumpeters Theorie der Wirtschaftlichen Entwicklung unterscheidet er zwischen 2 Typen von Akteuren, die 2 verschiedenen Handlungsformen entsprechen: methodological individualism auch static-hedonistic action Manager-Typ dynamic-energetic or creative action Unternehmer-Typ 16
17 (1995): From Creative Action to the Social Rationalization of the Economy: Joseph A. Schumpeter s Social Theory Die soziale Rationalisierung der Wirtschaft Die Manager-Revolution (während den 1890er Jahren) ermöglichte die Entstehung des corporate capitalism. Dadurch Veränderung der Unternehmensführung (neue Organisation der Wirtschaft) Wechsel vom entrepreneurial capitalism zum managerial capitalism bedeutete für Schumpeter Sozialismus Für Schumpeter war der Aufstieg des Sozialismus ein komplexer Prozess: ständige organisatorische, politische und soziokulturelle Veränderungen und Anpassungen der Normen und Werte in der Gesellschaft 17
18 (1995): From Creative Action to the Social Rationalization of the Economy: Joseph A. Schumpeter s Social Theory Der Moderne Kapitalismus entwickelte sich in der Form von 3 verschiedenen Rationalisierungsprozessen: 1. Das Aufkommen des Wettbewerbsintensiven unternehmerischen entrepreneurial Kapitalismus als eine wirtschaftliche Rationalisierung der Gesellschaft 2. Das Aufkommen des Manager Kapitalismus als ein Prozess von organisatorischer Rationalisierung 3. Das Aufkommen des Sozialismus als ein Prozess von sozialer Rationalisierung der Wirtschaft in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft 18
19 (1995): From Creative Action to the Social Rationalization of the Economy: Joseph A. Schumpeter s Social Theory Der Prozess der sozialen Rationalisierung der Wirtschaft, die auf Schumpeters Vision von sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung beruht, ist die Tendenz, die Wirtschaft unter die Kontrolle der Gesellschaft zu stellen. Die Wirtschaft soll demnach im Interesse der Gesellschaft funktionieren. Durch das Aufkommen des Sozialismus (als Prozess) wird es möglich sich vorzustellen, dass es verschiedene Formen/Zustände von sozialem und wirtschaftlichem Leben zwischen Kapitalismus und Sozialismus gibt. 19
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