Das Berlin-Lichtenberger Hausarztmodell
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- Thilo Sachs
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1 22. Forum Psychiatrie und Psychotherapie Paderborn 14./ Integrative Kooperationsmodelle zwischen Konsiliarpsychiatrie und allgemeinmedizinischer Primärversorgung Das Berlin-Lichtenberger Hausarztmodell Dr. Ronald Burian Prof. Dr. Albert Diefenbacher MBA Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, Berlin
2 Überblick Ausgangssituation Die Schere: Behandlungsbedarf vs. Ressourcen Eine Bruchstelle: Sektorübergreifende Kommunikation CL im Allgemeinkrankenhaus als Chance Methodik des Berlin-Lichtenberger Hausarztmodells Kommunikation bei stationären Patienten Telefonische Konsiliarsprechstunde für Hausärzte Austausch via Fortbildung Ergebnisse Schlussfolgerungen und Ausblick
3 Die Schere: Behandlungsbedarf vs. Ressourcen (I) Wo werden Patienten mit F-Dx behandelt? Hohe Morbidität: Prävalenz psychischer Störungen in der Allgemeinbevölkerung liegt bei ca. 30% Ambulant: ICD 10 F-Dx: Über 75% werden ausschließlich vom Hausarzt behandelt Stationär: ICD 10 F-Dx: Bis zu 60% werden in somatischen Abteilungen behandelt (Trautmann&Beesdo-Baum 2017, Gaebel et al 2013)
4 Die Schere: Behandlungsbedarf vs. Ressourcen (II) Wird der Behandlugsbedarf gedeckt? Psychiatrische Dx heißt nicht per se fach-psychiatrischer oder - psychotherapeutischer Behandlungsbedarf Dennoch: 2/3 der Hausärzte beklagen Versorgungslücke für schwer betroffene Patienten. Wartezeit auf PT im Durchschnitt 3 Monate (BPTK 2011) USA: 30 Mio. Patienten erhalten Antidepressiva, aber nur 25% geht es besser
5 Die Schere: Behandlungsbedarf vs. Ressourcen (II) Hat die Versorgungsschere Konsequenzen? Bei Diagnose schwere Depression : Mortalität bei alleiniger HA- Behandlung etwa doppelt so hoch wie bei fachpsychiatrischer Therapie (Gaebel et al. 2013) -> Suizide? Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen sterben ca Jahre früher -> diagnostic overshadowing?
6 Die Schere: Behandlungsbedarf vs. Ressourcen (IV) Fazit Die Morbidität psychischer Erkrankungen ist hoch, subjektive Belastung und Mortalität ebenfalls. Die Behandlungswege sind komplex und Interventionen oft nicht leitliniengerecht (Trautmann et al. 2017) Zuordnung (z.b. stepped care ) stimmt oft nicht und strukturierte Kooperationen fehlen (Ungewitter et al. 2010) Eine bessere Ressourcenallokation scheint notwendig, wird aber nicht umgesetzt.
7 Eine Bruchstelle: Sektorübergreifende Kommunikation KEH Studie (Burian et al. 2008) repliziert Schnyder (1996): 80 Die Übermittlung von CL- Empfehlungen von stationär somatisch nach ambulant ist schlecht Medikation Psychoth. Soziales Diagnost. Facharzt
8 Bridging the gapscrossing the bridge Journal of Psychosomatic Research 86 (2016) Contents lists available at ScienceDirect Journal of Psychosomatic Research Crossing the bridge A prospective comparative study of the effect of communication between a hospital based consultation-liaison service and primary care on general practitioners' concordance with consultation-liaison psychiatrists' recommendations Ronald Burian, Miriam Franke, Albert Diefenbacher Dept. of Psychiatry, Psychotherapy and Psychosomatics, Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, Herzbergstrasse 79, Berlin, Germany
9 CL im Allgemeinkrankenhaus als Chance Allgemeinkrankenhaus= virtueller psychiatrischer Versorgungssektor CL-Dienst hat eine Filterund Lotsenfunktion keine Aussage unvollständig teilweise vollständig 0 Anruf Brief Kontrolle Kommunikation ist essentiell und erfolgreich (Burian et al. 2008)
10 Fazit Der Übergang vom Allgemeinkrankenhaus zur Weiterbehandlung beim Hausarzt wird ohne gezielte Intervention zur Bruchstelle Ein Telefonat zwischen CL-Dienst und Hausarzt erhöht die Konkordanz von unter 20 auf über 80%
11 Das Berlin-Lichtenberger Hausarztmodell Chronologie 2003/2004: CL- Hausarztstudie im KEH 2005: Telefonkommunikation CL-Dienst Hausarzt bei stationären Patienten in der Somatik 2010: Integration von Allgemeinmedizin in eine psychiatrischpsychosomatische Tagesklinik 2012: Telefonische Konsiliarsprechstunde (TKS) 2012: Aufbau einer Konsiliarambulanz im Rahmen der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) 2013 Aufbau der interdisziplinären Fortbildungsreihe: Psychiatrie und Psychosomatik für Hausärzte 2016 Tagesklinik für Psychosomatik in Kooperation mit Konsiliarsprechstunde und - ambulanz
12 Das Berlin-Lichtenberger Hausarztmodell CL als Nucleus Kriterien: Pragmatisch/ Kleinschrittig In der Regelversorgung umsetzbar Kostendeckend/Refinanzierbar Interdisziplinär Netzwerkbildung Multiprofessionell- Einbeziehung der CL-Pflege Nutzbringend für Hausärzte und Patienten
13 Das Berlin-Lichtenberger Hausarztmodell Konsiliarische Telefonsprechstunde (KTS) Telefonkonsil als Psychiatrisches Standby : Hilfe für Hausärzte, Patienten mit psychischen Störungen schon im Frühstadium zu versorgen Reduktion schwerer Exacerbationen bei bekannter Erkrankung Reduktion von Notfallvorstellungen und Krankenhausaufnahmen Facharztüberweisungen nur in schweren, komplexen oder therapierefraktären Fällen nötig
14 Vorbereitung: Fragebogen an HÄ in der Region Fragebogen: 162 HÄ im Einzugsbereich Hohes Interesse an KTS und Fortbildung Bei Überweisung an PIA: schriftlicher Befund für psychiatrische Rückmeldung bevorzugt (65%) Telefonsprechstunde Interessiert an... Fortbildung Arzt Fortbildung Praxishelferin
15 Implementierung Wochentags 13:30-14:30 PIA- Sprechstundenassistentin vorgeschaltet 2 Ärzte im täglichen Wechsel Info an HÄ als Flyer per Post 1 mal im Quartal Fortbildung Psychiatrie und Psychosomatik für Hausärzte in Kooperation mit Institut für Allgemeinmedizin der Charite und dem Landesverband Berlin des BDI
16 Evaluation Für jeden Anruf wird ein Protokoll ausgefüllt Dient zur Dokumentation und Vorbereitung einer evtl. Mitbehandlung in der PIA Aber auch Auswertung der Leistungen der KTS
17 Steigende Nutzung Nutzung im Zeitraum Anrufe _12 10_12 11_12 12_12 01_13 02_13 03_13 04_13 05_13 06_13 07_13 08_13 09_13
18 30% Mehrfachnutzer Nutzungsprofil (N=197 Anrufe) Hausärzte (HÄ) Andere Nutzer HÄ 1 Anruf HÄ 2 Anrufe HÄ 3-5 Anrufe HÄ > 5 Anrufe
19 Anlass des Anrufs (N=197 Anrufe, Mehrfachnennungen möglich) Sonstiges: 15 Überweisungs- Wunsch : 89 Befundbesprechung erstmals: 110 Verlaufs- Besprechung: 8
20 Empfehlungen (N=197 Anrufe, Mehrfachnennungen möglich) 3% 3% 7% 14% Medikation Vorschläge für HÄ Interventionen 19% Vorstellung in der PIA Krankenhauseinweisung Tagesklinik KEH 54% Sonstige Dienste
21 Begleitforschung in Kooperation mit Charite Institut für Allgemeinmedizin Eine telefonische Konsiliarsprechstunde wird von Hausärzten sehr gut angenommen Wie hilfreich war die Telefonsprechstunde Zur Optimierung der Behandlungsstrategie Positiv rückgemeldet werden: tägliche Verfügbarkeit, individuelle Beratung Zur Optimierung der Gesprächsführung Für weiterführende Informationen Döpfmer et al % 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Sehr hilfreich Etwas hilfreich Unentschieden wenig hilfeich gar nicht hilfreich
22 Das Berlin-Lichtenberger Hausarztmodell CL-Ambulanz im Rahmen der PIA Mitbehandlung von Hausarzt Patienten mit schweren bzw. komplexen psychischen Erkrankungen (Anlehnung an stepped care ) Zuweisung v.a. über KTS Multiprofessionelle Therapie (Arzt/Pflege/Sozialdienst/Bewegungstherapie u.a.) Meist 2-3 Quartale, dann Rücküberweisung zum HA oder Weitervermittlung z.b. ambulante Psychotherapie Weichenstellung nach Schweregrad: evtl. Tagesklinik oder Stationäre Behandlung
23 Das Berlin-Lichtenberger Hausarztmodell Fortbildungsreihe Psychiatrie und Psychosomatik für Hausärzte 4 mal im Jahr: Mittwochs 18-20:00 Themen meist gemeinsam durch Psychiater und Allgemeinmediziner bzw. andere Fachrichtungen aufbereitet
24 Fazit und Ausblick Kontinuität bei Entwicklung von Kooperationen zwischen Hausärzten und CL-Psychiatern/Psychosomatiken ergibt eine hohe Zufriedenheit auf beiden Seiten Die Patienten profitieren von Kommunikation und Kooperation zwischen den Fachrichtungen Weitere Entwicklungen: Strukturierung von Stepped Care in Kooperation mit dem Institut für Allgemeinmedizin der Charité Berlin Entwicklung multiprofessioneller Behandlung auch im Hausarztbereich (s. Collaborative Care Katon, Unnützer et al.)? Replikation des Modells in anderen Regionen?
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26 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit
Vorstellung DGPPN-Zertifikat Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Konsiliar- und Liaison-Dienst
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