Spannungsfeld Sport, Kommunalpolitik und Umwelt
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- Catharina Sommer
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1 BSO ÖISS Kongress Sport und Gemeinde im Dialog 28. April 2011 Spannungsfeld Sport, Kommunalpolitik und Umwelt Eine Chancen / Risikoabwägung Prof. Peter Zellmann IFT Institut für Freizeit- und Tourismusforschung peter.zellmann@freizeitforschung.at Die Zeitenwende Vom Leben zum Erleben Leben um zu arbeiten? Arbeiten um zu leben? vom Prinzip der Lebenserhaltung zum Prinzip der Lebensgestaltung Kein Mensch kann mehr daran zweifeln, dass wir in eine neue Ära eingetreten sind aber die Zweifel wohin sie uns führt, wachsen täglich (Frank Schirrmacher, FAZ Hrsg. in: Die Presse am ) Das Ende des Industriezeitalters ist in den Herzen der Macher noch nicht angekommen! Paradigmenwechsel 1
2 Die qualitative Komponente der Zeitenwende Der Paradigmenwechsel im Detail: Die ganzheitlichen Lebensstile Das Aufholen bisher zu wenig beachteter Werte: weiblich und männlich Ökologie und Ökonomie Ratio und Emotio Spaß und Leistung Freizeit und Arbeit Familie und Beruf auch: jung und alt Das Sowohl als auch, die Harmonisierung, die Sehnsucht nach Lebensbalance ( Work-Life Balance) dominieren Freizeitorientierung Freizeitorientierung der Lebensstile Der Freizeitbereich wird zum eigentlichen Motor des gesellschaftlichen Wandels auf dem Weg in ein neues Zeitalter. Vom Lebensstandardhandeln zum Lebensqualitätsdenken Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Freundeskreis) ist den Menschen das wichtigste Anliegen Schaffen und leisten jenseits der Erwerbsarbeit Chancen für die demografischen Entwicklung und die Bedeutung für die Migration Ausgangslage 2
3 Die Ausgangslage für unser Thema Die Zeitenwende als Chance und Risiko für die Anbieter: Freizeitorientierung nützen Erlebnisorientierung verstehen Outdoororientierung Inszenierung des Angebots Ganzheitlichkeit der Lebensstile unterstützen Sportmotive: Gesundheit, Fitness >> Wellness >>Selfness Verständnis für Natur und Nachhaltigkeit verstärken Sportplatz Natur (Betreuung, Management) Freizeit- und Tourismusangebot sind als Einheit aufzufassen Strukturprobleme im Verbands- und Vereinssport bzw. Angebotsschwierigkeiten im Vergleich zu kommerziellen Anbietern Sportausübung EU Sportausübung in der EU Häufigkeit der Sportausübung in den Ländern der EU-27: S FIN DK IRL NL SLO L BE D M F GB CYEU27 E A LT EST P SK I CZ LV PL HU RO GR BG Mind. 5 mal pro Woche 1 bis 4 mal pro Woche Mehrmals pro Monat und seltener Nie Quelle: Spezial-Eurobarometer 334: Sport und körperliche Betätigung, 2010; Angaben in Prozent Sportausübung in Ö 3
4 Sportausübung in Österreich Bundesländervergleich Häufigkeit der Sportausübung in den österreichischen Bundesländern (Zusammenfassung der Ergebnisse von 2005 bis 2009 Metaanalyse): Vorarlberg Tirol Salzburg Burgenland Oberösterreich Gesamt Kärnten Steiermark Wien Niederösterreich Mind. 1 mal pro Woche Mind. Mehrmals pro Monat seltener Nie Repräsentativbefragung von Personen ab 15 Jahren in Österreich 2005 bis 2009; Angaben in Prozent Nie Sportausübung Sportausübung in Österreich Von 100 Personen üben folgende Sportarten aus: Repräsentativbefragung von Personen ab 15 Jahren in Österreich 2009; in Prozent regelmäßig gelegentlich mind. gelegentlich selten nie Wandern Rad fahren Schi fahren Laufen / Jogging Schwimmen Nordic Walking Kegeln / Bowling Tischtennis Federball / Badminton Mountainbike Eislaufen / Eishockey Turnen / Gymnastik Fußball Fitnesstraining Inline-Skating / Rollerskating Bergsteigen / Klettern Wellness (Bewegung, Yoga) Tennis Schilanglaufen Snowboard fahren Aerobic / Gymnastik Häufigste Sportarten Trend 4
5 Die fünf beliebtesten Sportarten im Jahresvergleich Von je 100 Befragten üben mindestens gelegentlich folgende Sportarten aus: Trend Rad fahren Wandern Laufen / Jogging Schi fahren Schwimmen Von je 100 Befragten üben NIE folgende Sportarten aus: Trend Wandern * Rad fahren * Schi fahren Laufen / Jogging Schwimmen * k. A. * Trendangabe bezogen auf die Zu- oder Abnahme der tatsächlichen Ausübung Repräsentativbefragung von jeweils ca Personen ab 15 Jahren in Österreich 1993, 2000, 2003 und 2009; in Prozent Vereinsmitgliedschaften Verliert der Staat seine soziale Kontrolle? Vereins- und Organisationswesen in Österreich Von je 100 Befragten waren / sind: Mitglied im Verein / Organisation %* 30 % Schätzung 2009 Prognose % 35 % Aufteilung der Mitgliedschaften Sportverein Sportverein 2009 Gesangs-, Musik-, Kulturverein Rotes Kreuz / Caritas Freiwillige Feuerwehr Alpiner bzw. Wanderverein Partei Tier / Umweltschutz 8 % 8 % 13 % Repräsentativbefragung von Personen ab 15 Jahren in Österreich und % 16 % 21 % 34 % 37 % * Ableitung aus der Untersuchung Die Freizeit in Österreich 1993 Trend: Nichtorganisierter Sport 5
6 Das System Sport im Wandel Von je 100 Befragten sind (regelmäßig) sportlich aktiv: Mitglieder in Sportvereinen (aktiv und passiv) (2005) Nicht-Organisierte Sportler Organisierte Sportler (aktive Mitglieder in Sportvereinen) Repräsentativbefragung von jeweils ca Personen ab 15 Jahren in Österreich 1987,1993, 1998;, 2009; Angaben in Prozent Motiavation zum Sport Motivation im Sport Von 100 Befragten, die Sport treiben, nennen als Motive: Gesundheit 63 % (EU %) Entspannung 42% (EU %) Fitness 40% (EU %) Gewichtskontrolle 34 % (EU-27 24%) SPORT Leistungsfähigkeit 39 % (EU %) Spaß 38 % (EU-27 31%) Zusammensein mit Freunden 39 % (EU %) Quelle: Spezial-Eurobarometer 334, 2010 Schlussfolgerungen Kommunalpolitik 6
7 Schlussfolgerungen für die Kommunalpolitik Die wichtigsten Zukunftsaspekte aus der Sicht des Sports Viel mehr Menschen müssen zum Sport finden: Das Potenzial sind die 66% Nichtsportler und Gelegenheitssportler Bedürfniserfassung vor Marktforschung Bessere Kooperation mit der Sportwirtschaft Projekt: Die Sportkammer Der Sport muss zu den Menschen kommen: Kooperationen mit Tourismus, Betrieben und Medien Der moderne Verein muss etwas (an)bieten! Die Schule als Partner des Sportvereins ganztägige Schulformen Schulautonomie fordern und fördern Lehrer/innen als Vorstandsmitglieder integrieren Kongressthema Das Kongressthema geht über den Sport hinaus Sport und Gemeinde im Dialog: Die Klammer von Sport, Kommunalpolitik und Umwelt: Freizeit- und Tourismus Freizeitpolitik ist Kommunalpolitik > Lebensqualität Warum Spannungsfeld? Vorteile: Politik und Wirtschaft Nachteile: Umwelt Ein Lösungsansatz: Kooperationen über bisherige Interessensgrenzen hinaus Die Überwindung des (scheinbaren) Gegensatzes von Gemeinnützigkeit und Wirtschaftlichkeit > Nachhaltigkeit Urlaubsformen Zukunft 7
8 Die Urlaubsformen der Zukunft ein großes Potenzial auch für den ländlichen Raum 1. Wellnesstourismus. Wohlgefühl rundum Ganzheitliches Wohlbefinden für Körper, Seele und Geist - Wohlfühl- Atmosphäre. 2. Highlights für Kurzurlauber Generation mit so viel Zeit und Bildung (Wissen, Interessen) wie nie zuvor, vor allem Singles und kinderlose Paare. Städte- bzw. Kulturtourismus: Die Welt kennen lernen! Eventtourismus: Da muss man dabei sein! Sporttourismus: Aktivsein ist in! Shoppingtourismus: Ich will es haben, ich habe es mir verdient! 3. Naturtourismus. Natur pur Natur mit allen Sinnen erleben. Jenseits des stressenden Alltags wird das Natürliche gesucht. Authentizität und Inszenierung sind kein Widerspruch Erlebnisraum Natur Erlebnisraum Natur Auf Verpackung, Vertrieb und Inszenierung der Erlebnisse kommt es immer mehr an (Horst Opaschowski) Beim erlebnisorientierten Handeln richtet sich der Anspruch ohne Zeitverzögerung auf die aktuelle Handlungssituation Man investiert Zeit, Geld, Aktivität und erwartet nun den Gegenwert auf der Stelle. (Gerhard Schulze) Die eigentliche Herausforderung für Politik, Wirtschaft.sind die Wünsche der Konsumenten Angenommen werden muss sie durch die Bildungsaufgaben eine Zukunftsaufgabe für den Sportunterricht Wirtschaften im ländlichen Raum 8
9 Wirtschaften im ländlichen Raum die Einheit von Tourismus und Landwirtschaft Wir können in den ländlichen Räumen (in den Bergen) nicht alles erhalten wie es ist (Adolf Ogi, BR Schweiz, UNO Beauftragter). Die Zeitenwende erfasst alle Lebensbereiche Auf die Inszenierung des Angebotes kommt es an Es geht um die Vereinigung scheinbar unvereinbarer Gegensätze: Harmonie von Wirtschaft und Ökologie Verantwortung in zweierlei Hinsicht Es hängt von uns allen, von kluger und offener Meinungsbildung und von konsequenten Schlüssen ab, ob es bergauf oder bergab geht mit dem ländlichen Lebens- und Wirtschaftsraum. Tourismus und Landwirtschaft Tourismus und Landwirtschaft Grundlagen für neue Einkommensquellen Eine ideale Ergänzung zum überlieferten Wissen und der Lebenseinstellung der Landbevölkerung stellt die Wellnessbewegung dar: Medizinpraktiker (z.b. Kneipp Anwendungen, Naturheilkunde, Hausmittelanwendung), Ernährungsberatung (Biokost) und - zubereitung, bis zu Heilmasseuren, sowie Kosmetik, Fußpflege als Nebenerwerbstätigkeiten. Wichtig in diesem Zusammenhang ist eine neu zu definierende Zusammenarbeit zwischen den Landwirtschafts- und Tourismusschulen: Durch das neue Berufsangebot kann einerseits die Jugend in der Region gehalten werden und andererseits entstehen für die Gäste von morgen entsprechend moderne, zukunftsfähige Angebote. Und: Der Sportunterricht muss unter den Aspekten des Kongressthemas in diesen Schulen besser verankert werden Neue Berufsfelder 9
10 Ein wichtiger Aspekt für die Kommunalpolitik: Neue Berufsfelder im ländlichen Raum Erscheinungsbild Management: Landschaftspflege/Radwege/Wanderwege/Wein lehrpfade Informations- und Betreuungsmanagement: Gäste- und Betriebsbetreuer/innen Ressourcen- bzw. Angebotsmanagement: Urlaub am Bauernhof, Sportplatz Natur, Erlebnisraum Natur, Kursangebote aus dem Bereich der Dorftradition Für Selbstständige: Direktvermarktung, Dienstleistungsangebote Ausblick Zukunftsaufgabe der (Kommunal)Politik: Sport, Wirtschaft und Umwelt im Einklang Sport ist mehr als ein Wirtschaftsfaktor Die volkswirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus: Wintertourismus und Sommertourismus sind grundverschieden! Kooperation mit Schulen, der Bildungsaspekt: Schulsportwochen Landschulwochen Aufgabe der Kommunalpolitik ist die Moderation des Prozesses Die Zukunft gemeinsam gestalten Mitgestaltung, Mitbestimmung, bottom up Prozesse fördern Biedenkopf 10
11 Basisdemokratie das bottom up Prinzip Nur wenn sich die Gemeinden diese Macht zurückholen, die ihnen den Raum zur Gestaltung und auch für Experimente gibt, nur dann wird es gelingen, die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen wieder umsetzbar zu machen. Wir brauchen eine Internalisierung der Verantwortung, das heißt, dass die Menschen und die Gemeindepolitik wieder die Herrschaft über das, was in ihrer Lebenswelt passiert, übernehmen müssen. Prof. Kurt Biedenkopf (2010) Schluss BSO ÖISS Kongress Sport und Gemeinde im Dialog 28. April 2011 Spannungsfeld Sport, Kommunalpolitik und Umwelt Nach einer Chancen / Risikoabwägung überwiegen die Chancen, eine fundierte Zukunftsanalyse vorausgesetzt Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Haben Sie noch Fragen, Widersprüche, Ergänzungen? Bleiben wir im Gespräch: Prof. Peter Zellmann IFT Institut für Freizeit- und Tourismusforschung peter.zellmann@freizeitforschung.at 11
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