ERASMUS SMS: STUDIERENDENMOBILITÄT (2012/13) ERFAHRUNGSBERICHT

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1 ERASMUS SMS: STUDIERENDENMOBILITÄT (2012/13) ERFAHRUNGSBERICHT PERSÖNLICHE ANGABEN Nachname* Vorname* Studienfach Angestrebter Studienabschluss an der Universität Ulm Der Aufenthalt erfolgte im Auslandsstudienaufenthalt Gastland und Stadt Gasthochschule -adresse* Schwarz Thandi Sarah Biochemie Master 7. Fachsemester Von 08/12 (MM/JJ) bis 12/12 (MM/JJ) Finnland, Turku Åbo Akademi University EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNG ZUR VERÖFFENTLICHUNG DES BERICHTS ja nein Dieser Bericht darf an interessierte Studierende der Universität Ulm weitergegeben werden Dieser Bericht darf auf der Internetseite des International Office der Universität Ulm veröffentlicht werden * Ich möchte, dass bei der Weitergabe bzw. Veröffentlichung des Berichtes mein Name anonymisiert wird * Ich möchte, dass bei der Weitergabe bzw. Veröffentlichung des Berichtes meine -adresse gelöscht wird ERASMUS STUDIERENDENMOBILITÄT ERFAHRUNGSBERICHT Seite 1 von 8

2 Die Planung des Auslandsaufenthalts war, bis auf die Auswahl der Kurse, eigentlich recht unspektakulär. Ich habe es mir auf jeden Fall viel komplizierter vorgestellt. Alle Deadlines sind vom International Office gegeben und mit diesen kann auch nichts schief gehen. Und dank der skandinavischen Zuverlässigkeit lief alles Organisatorische auch von der Gasthochschule aus reibungslos. Was ich auf jeden Fall empfehlen kann und was meinen Auslandsaufenthalt auf jeden Fall bereichert hat, war der EILC (Erasmus Intensive Language Course) in Schwedisch. Dieser fand im Monat vor dem eigentlichen Semester statt, im August. Schwedisch deswegen, weil es eine Amtssprache in Finnland ist und 6 % der Finnen schwedisch-sprachig aufwachsen. Zudem ist die Åbo Akademi eine der wenigen schwedisch-sprachigen Universitäten in Finnland und Schwedisch ist als Deutscher viel leichter zu lernen als Finnisch. Dieses wäre in den fünf Monaten Auslandssemester niemals gewinnbringend zu lernen gewesen, wobei ich jetzt schwedische Zeitungsartikel lesen, Gesprächen folgen und mich größtenteils beteiligen kann. Die Bewerbung hierfür lohnt sich auf jeden Fall. Es gibt zwar nur 32 Plätze für alle europäischen Studenten, aber einen Versuch ist es Wert bei mir hat es auch funktioniert. Hier wird nicht nur die Sprache gelernt, sondern es gibt auch kulturelle Stunden über Finnland. Zum Beispiel über Moomins, die finnische Sprache, Kultur und Geschichte, aber auch ein Picknick mit den Leuten vom Finnischkurs. Auch organisierte Ausflüge in Turku und Umgebung haben uns unseren Studienort ein bisschen näher gebracht. Das war für mich die beste Möglichkeit, in ein Auslandssemester zu starten. Eine der wichtigsten Deadlines, wenn man einen Platz für Sprachkurs und/oder Auslandsaufenthalt bekommen hat, ist die Bewerbung um einen Platz im Wohnheim. Dieses ist drei Monate vor dem gewünschten Einzugsdatum möglich. Ich habe das Zimmer bekommen, auf das ich mich beworben habe. Und wie ich von anderen Studenten gehört habe, hat es bei diesen auch funktioniert. Vorausgesetzt, sie haben sich frühzeitig beworben, sonst kann man auch etwas Pech haben. Ich kann nur empfehlen, sich für das Student Village oder für Halinen (finnisch: Haliskylä) zu bewerben. In Halinen sind die Wohnungen mit drei Zimmern kleiner, es hat mehr WG-Charakter mit gemeinsamer Küche und Bad. Dies liegt ein wenig weiter weg von der Innenstadt als das Student Village, aber mit dem Fahrrad braucht es nur etwa fünf Minuten länger. Ich habe nur gutes darüber gehört. Ich selbst habe im Student Village gewohnt. Das ist eine Wohnanlage für Studenten, auch auf der Stadtkarte eigentlich ein eigener Stadtteil. Hier wohnen sowohl Austausch- als auch einheimische Studenten, wobei die Häuser nicht gemischt sind. Das ist ein bisschen schade, da man keine finnischen Zimmernachbarn hat und somit der Kontakt zu den sowieso eher zurückhaltenden Finnen nicht unbedingt erleichtert wird. Nichtsdestotrotz ist es eine schöne Wohnlage. Man hat sein eigenes Zimmer mit Eingangsbereich, Bad und Kühlschrank. In einem Haus gibt es drei Stockwerke, 12 Studenten auf einem Stockwerk mit gemeinsamer Küche. Diese wird natürlich auch als Gemeinschaftsraum gerne und intensiv genutzt. Die Sauna ist in einem der Gebäude, streng getrennt natürlich, aber zu öffentlichen Zeiten in der Miete beinhaltet. Waschmaschinen finden sich auch in den zwei Gebäuden nebenan. Für diese muss man sich im Internet eine Zeit reservieren, während des Semesters auch schon mal eine Woche vorher. Waschmaschine beladen, Programm auswählen und dann nein, keine Münzen einwerfen, sondern mit dem Handy eine Nummer anrufen und die jeweilige Maschine freischalten. Funktioniert meistens problemlos. Apropos Handy: solltet ihr daheim noch ein altes Handy ohne Simlock haben, nehmt dieses mit. Eine finnische Handynummer ist natürlich Pflicht (wir haben eine Prepaid-Karte vom International Office bekommen) und das günstigste Handy kostet dort 40. Gibt es zwar in tollen Farben, muss aber nicht unbedingt sein. ERASMUS STUDIERENDENMOBILITÄT ERFAHRUNGSBERICHT Seite 2 von 8

3 Und zum Fahrrad: Ich kann nur empfehlen, sich gleich zu Beginn um ein Fahrrad zu kümmern. Man kann zwar auch alles problemlos laufen oder den Bus nehmen, aber Turku ist eine recht Fahrrad freundliche Stadt zumindest ist alles flach. Wir haben alle Fahrräder für 50 bekommen. Das sind keine Spitzen- Räder, aber sie bringen einen von A nach B und das auch teilweise bei Schnee. Die besten Fahrräder gibt es natürlich noch zu Beginn des Semesters. Das Studium bzw. die Semester in Turku oder in Finnland sind anders aufgeteilt als in Deutschland. Daheim geht ein Kurs meist über das ganze Semester und wird mit einer Klausur abgeschlossen. In Finnland ist das Semester nochmals in zwei Abschnitte unterteilt, sogenannte Terms. Der zweite Schwedischkurs war der einzige Kurs, der über das ganze Semester ging. Alle anderen waren maximal ein Term lang oder sogar nur einen Monat. Der Stoffumfang ist jedoch vergleichbar zu Deutschland, er wird nur durch die kürzere Zeit intensiver vermittelt. Die Prüfungen sind auch während des Semesters, jeweils ein bis zwei Wochen nach dem letzten Vorlesungstermin. Essays sind in Finnland eine beliebte Prüfungsart, beispielsweise geschrieben über einzelne Vorlesungsthemen. Arbeitsintensive Gruppenarbeiten zu anspruchsvollen Fragestellungen und individuelle Problembearbeitung werden auch groß geschrieben. Man lernt also, sich auf jede erdenkliche Art und Weise mit einer bestimmten Fragestellung auseinander zu setzen. Gruppenarbeit, individuelle Bearbeitung, Essays und nicht zu vergessen die Abschlussklausur! In Finnland zahlt jeder Student, auch Austauschstudenten, einen Beitrag für die Student Union (54,50 pro Semester). Wenn man dies bezahlt hat, kann man sich den finnischen Studentenausweis bestellen, der kostet nochmal 17. Diesen braucht man zum vergünstigten Essen in der Mensa (wobei hier auch der Ausdruck der Überweisung für die Student Union reicht) oder zum Beantragen der günstigeren Busfahrkarte. Aber der Studentenausweis gilt auch als BahnCard 50 bei Bahn- und Fernbusfahrten. Schon bei einer Fahrt nach Helsinki, one way, hat man den Preis für den Studentenausweis wieder drin, also zuschlagen. Nur denkt daran, diesen Ausweis möglichst früh zu beantragen. Es kann zu Beginn des Semesters bis zu drei Wochen dauern, bis man diesen abholen kann. Mein Alltag war geprägt von Vorlesungen und Arbeiten für die Universität, aber natürlich auch von Treffen mit neu gewonnenen Freunden, Sport (Turku eignet sich wunderbar für ausgedehnte Jogging-Runden) und Veranstaltungen für Austauschstudenten. Die Vorlesungen haben selten vor 10 Uhr stattgefunden. Das ist sehr praktisch, da es im Laufe des Herbstes oder beginnenden Winters immer dunkler wird. Ja, auch am südlichsten Zipfel von Finnland. Wenn erst um 9 Uhr die Sonne aufgeht (oder es zumindest etwas heller wird draußen), ist an zu frühes Aufstehen natürlich nicht zu denken. Der Kühlschrank im eigenen Zimmer hält immer einen kleinen Snack bereit, meist eingekauft bei LIDL. Ja, auch den gibt es in Finnland, was den Studentengeldbeutel doch sehr schont. Lebensmittel sind in Finnland teurer als in Deutschland, aber bei LIDL finden sich dann auch heimische Produkte mit deutschem Aufdruck und zu vergleichbaren Preisen. Da Essen zu den wichtigsten Themen überhaupt gehört, hier eine etwas längere Ausführung: Zum Mittagessen empfehle ich unbedingt die Uni Mensen. Diese sind in verschiedenen Gebäuden der Uni verteilt, da auch die Uni an sich auf mehrere Gebäude über einen ganzen Stadtteil verteilt ist. Aber keine Sorge Stadtteil hört sich groß an alles ist in maximal 10 Minuten Fußmarsch sehr gut zu erreichen. Es gibt 5, 6 oder mehr Möglichkeiten, sein Mittagessen zu genießen allein von der Åbo Akademi, die anderen Universitäten nicht mitgezählt. In allen bekommt man bei Vorlage des finnischen Studentenausweises (Lyyra-Card) ein Mittagessen für 2,60. Dieses beinhaltet: Beilage soviel auf den Teller passt, meistens stehen eine Kartoffel-Variante und Reis oder Nudeln zur Auswahl. Dann entweder ein vegetarisches Gericht, was oft auch vegan ist, oder ein Fleischgericht. Zusätzlich gibt es eine Salat- Bar, an der man sich auf einem kleinen Teller seinen Salat zusammenstellen kann. Frisch, lecker, zu teuer, um es alles regelmäßig selbst zu kaufen! Zwei Scheiben Brot, jeweils ein Glas Milch oder Saft und ERASMUS STUDIERENDENMOBILITÄT ERFAHRUNGSBERICHT Seite 3 von 8

4 Wasser sind auch noch inklusive. Für - ich wiederhole es nochmals - 2,60. Man könnte meinen, das Essen schmeckt auch nach diesem Preis, aber dem ist nicht so. In mindestens zwei der über sechs Mensen kochen Chefköche, die früher einmal Sternerestaurants in Turku geleitet haben. Man bekommt also keinen Fraß vorgesetzt, sondern ausgewählte Produkte, die auch noch äußerst schmackhaft zubereitet wurden. 2,60 ist auch nur der Studentenpreis, für Gäste kostet das Essen auch locker sieben oder acht Euro. Auch noch äußerst praktisch ist die Åbo Akademi-App für alle Smartphones. Da kann man in der Vorlesung schon mal schauen, wo man denn heute Essen will, weil es natürlich in jeder Mensa etwas anderes gibt. Was natürlich bei einem ERASMUS-Aufenthalt auch eine große Rolle spielt, ist die Freizeit und das Reisen. Dies kann man einerseits gestalten, indem man sich für angebotene Veranstaltungen anmeldet. Aber auch selbst kann man einiges organisieren. Da die Leute aus dem Sprachkurs zum Studium auch in andere Städte Finnlands gegangen sind, hatten wir einige Anlaufstationen in zum Beispiel Helsinki und Vaasa. Von Helsinki aus, kann man nach Tallinn fahren. Auch die Reisen nach St. Petersburg und, wenn man will Moskau, starten in Helsinki. Nach Stockholm kann man direkt von Turku aus fahren, die Fähre legt dort im Hafen ab. Am besten über Nacht und für ein verlängertes Wochenende. Naantali und Tampere bieten sich für Tagesausflüge an. Pflicht ist natürlich auch Lappland. Wenn man beim Hinflug einen Stopp in Riga macht, soll sich dies auch als Tagesausflug lohnen. Die meisten hatten 6 Stunden Aufenthalt, damit kann man doch gut was anfangen. Zur Winterkleidung: Diese müsst ihr nicht unbedingt von daheim mitbringen. Ganz beliebt in Finnland sind Second Hand Läden, genannt Uffs. Hier bekommt man Schneehosen manchmal schon für drei Euro. Diese halten auch den fast -30 C in Lappland stand und es spart auf jeden Fall Platz im Gepäck. Nun noch zum Finanziellen. Die Lebenshaltungskosten in Finnland sind, trotz Mittagessen für 2,60 und LIDL, ein wenig höher als in Deutschland. Wenn dann noch Reisekosten dazu kommen, sollte man mit einem Budget von durchschnittlich 900 bis 1000 pro Monat ausgehen. Das klingt nach viel, aber meistens bleibt es bei einem Auslandssemester und man sollte so viel wie möglich mitnehmen. Das Studium und die Freizeitgestaltung unter einen Hut zu bringen ist auch etwas, was man in einem Auslandssemester lernt, oder lernen kann. Ich war viel mehr auch länger unterwegs als ich es daheim normalerweise bin, musste aber mindestens genau so viel für die Uni tun. Hinzu kommt, dass man in Englisch studiert, was am Anfang auch etwas Umstellung und mehr Aufwand bedeutet. Eine der besten Erfahrungen war der Sprachkurs am Anfang des Auslandssemesters. Die Reise nach Lappland zähle ich auch zu den besten Erfahrungen. Außerdem ist es großartig, nun so viele Kontakte in den unterschiedlichsten Ländern zu haben. Es war auch sehr interessant zu sehen, wie das Studium in anderen Ländern organisiert ist und das Studieren in Englisch. Allerdings war das Studium auch das Nervenaufreibendste. Die Kurszeiten werden erst etwa eine Woche vor dem Semester bekannt gegeben. Die meisten meiner Kurse lagen um die Mittagszeit, drei Kurse überschnitten sich. Dann wurden mitten im Semester wieder die Zeiten verändert, also hätte man doch einen Kurs machen können, der vorher nicht möglich war. Dieser hatte jedoch schon angefangen. Das war, wie man sich vorstellen kann, etwas ärgerlich. Alles in Allem fünf lohnende Monate, die ich niemals würde missen wollen. ERASMUS STUDIERENDENMOBILITÄT ERFAHRUNGSBERICHT Seite 4 von 8

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