Frühlingstörn 1 Kos Kos 30. April 08. Mai 2016

Transkript

1 Unterdorf 57 CH SEON Tel: Frühlingstörn 1 Kos Kos 30. April 08. Mai 2016 Der erste Törn der Saison ist immer eine Wackeltour. Funktioniert alles, ist nichts beim Winterservice vergesssen gegangen? Lindi und Lucien, als unsere ältesten Gäste, mussten als Testsegler herhalten. Wie könnte es anders sein natürlich war nicht alles in Butter. Dennoch genossen sie die Tour bis nach Levita und zurück nach Kos. Siga, Siga Wie heisst doch das Lieblingswort der Griechen: siga, siga ( Immer mit der Ruhe ). Naja, meine Geduld ist ja bekanntlich ziemlich weitläufig und Regi hat eher Mühe, das iselin-sche Tempo zu mässigen. Aber nachdem wir schon im Februar einige Tage auf dem Schiff gewesen waren um nach dem Rechten zu sehen (B&G Navigation installieren, neue Ankerwinch kontrollieren, neues Bimini bestellen ), dann waren wir schon einigermassen perplex, als wir uns drei Tage vor Törnbeginn nach dem Stand der Arbeiten erkundigten. Hallo Christos, wie läuft die neue Ankerwinch? - Siga,siga, wir haben sie noch nicht getestet. Hallo Slatko, ist das neue Bimini fertig? - Siga, siga, ich komme morgen vorbei. Nur Dejan, der Elektroniker hatte schon im Februar die neuen Navigationsdisplays von B&G ( for keen sailor ) montiert; aber erst, als wir abgereist waren, obwohl ich geplant hatte, das mit ihm zusammen zu montieren und zu testen. Ach, und da war doch noch das neue Beiboot, das wir schon im Oktober (!) bestellt hatten. Nun, bei unserem Besuch im Februar stellte sich heraus, dass nach wochenlanger Funkstille der Boss der Lieferfirma gestorben war und weder das Dingy liefern noch die Überholung der Rettungsinsel organisieren konnte. Das Zertifikat der Rettungsinsel brauchten wir aber unbedingt, um den schweizerischen Flaggenschein erneuern zu können. Aber eines muss man den Griechen lassen: Improvisieren können sie. Am Freitagabend, als Lindi und Lucien ankamen, war alles erledigt und bereit. Es entspricht halt einfach nicht unserem Arbeitsverständnis von Planen und Erledigen, aber dann muss ich an - 1 -

2 unsere Schüler denken und schmunzeln: Sie machen es genau so: siga, siga. dass sie nun ans Osterfest in den Hauptort fahren werden. Ein cooler und kühler Start Nur mit der Ruhe, siga, siga, war auch das Motto des ersten Segeltages. Ein kühler, aber konstanter Nordwind um die 10 Knoten brachte uns nach Kalymnos, genauer in die Bucht von Palionissos. Am Schluss zeigte der neue Plotter 18 Seemeilen an, eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 5.8 kn, ein Maximum von sieben und ein Minimum von vier, eine Segelzeit von 3h 43m 26s und eine Ankunftszeit um 16h 05 Uhr. Unglaublich, was diese Geräte alles speichern und rechnen. Unglaublich, was diese neuen Navigationsplotter alles aufzeichnen und darstellen können. Es wird noch einiges brauchen, bis ich alle Menüs und Möglichkeiten durchschaut habe. Doch was nützt all die Technik, wenn am Abend der Ankerplatz nicht stimmt. Deshalb hatte ich schon am Nachmittag telefoniert: Hi Nomiki, is your Taverna open? Do you have free mooring buoys?. Natürlich bereitete Nomiki für uns ein leckeres Abendessen mit Lamm (es war ja orthodoxe Ostern), wir waren nämlich neben einer Altherrencrew mit einer schönen X-50 Yacht die einzigen Gäste. Und kaum hatten wir fertig gespeist, räumte sie ab, löschte das Licht und ihr Mann brachte uns zurück auf die Sarabella. Sie erklärte uns, Die Taverna Ilias von Nomiki und der wunderschöne Mooringplatz davor. Doch etwas darf nicht unerwähnt bleiben. Lindi legt Wert auf ein erfrischendes Bad; sei dies morgens oder abends und ungeachtet der Wassertemperatur. Mit Respekt fotografierte Lucien das Bad von 18 Grad; und das in einem Alter von 80 Jahren! Lindi stürzt sich mit 80 (!) wagemutig ins sehr kühle Nass

3 Panteli und Osterkrach Über Musikgeschmack kann man sich bekanntlich streiten, doch was uns am Ankerplatz vor Panteli auf der Insel Leros entgegen schmetterte, war nicht nur sehr laut, sondern auch sehr ungewohnt: Türkische Volksmusik mit viel atonaler Geigenmusik. Dazwischen wurde die Musik immer wieder von höllischen Krachern übertönt, was offenbar zur Ostertradition gehört. In Kalymnos sollen sie sogar Dynamit verwenden, hatte uns Nomiki erzählt. Da wir nur 13 Seemeilen gesegelt waren, stand nach einem ausgiebigen Lunch ein Spielnachmittag auf dem Programm schliesslich waren wir nicht zum Vergnügen da. Lindi und Lucien wurden ins Rummikub (einem Zahlenspiel) eingeführt und gewannen unverschämter weise gleich zweimal. Wir spielen Rummikub. Den Landausflug mit dem neuen Dinghy verschoben wir auf später und assen gemütlich an Bord. Lipsi und seine Leckereien Der Ankerplatz vor Panteli auf Leros, mit der imposanten Burg im Hintergrund. Zum ersten Mal konnten wir die auf Garantie überholte Ankerwinch testen. Doch das Getriebe gab keine vertrauensselige Geräusche von sich, obwohl Nikolas, der für die mechanischen Reparaturen in Kos verantwortlich ist, die Winde nochmals komplett zerlegt hatte. Maybe it s good, maybe not. Eine Baustelle bei so etwas Wichtigem lieber nicht! Wir werden sehen. Zur kleinen Insel Lipsi zieht es uns jedes Jahr. Der Hafen ist zwar rudimentär und bei starkem Meltemiwind berüchtigt für seinen Seitenwind und Schwell. Doch die ländlichen Vorzüge begeistern immer wieder unsere Gäste. Da ist erstens mal die Bäckerei, die ausgezeichnete Leckereien aller Art offeriert und zweitens gibt es hier einen Koch, der einem jedes Mal, kaum hat man angelegt, charmant auf sein Restaurant Manoli Tastes aufmerksam macht. Die Ankerwinch ist zwar überholt aber das Getriebe tönt immer noch nicht gesund. Die Bäckerei mit Leckereien aller Art

4 Dieses Jahr war er sogar in ein wunderbar restauriertes Gebäude einem 300-jährigen Wohnhaus einer reichen Farmerfamilie umgezogen. Trotz Saisonbeginn war seine Taverna voll und das Essen war wie jedes Jahr hervorragend. Sturm und Programmwechsel Eigentlich hatten wir heute Dienstag nach Arki segeln wollen, aber obwohl im Hafenführer der Windschutz bei allen Windrichtungen als gut angegeben wird, riet uns Nicolas von seiner Taverna in Arki ab. We have a lot of swell. Eine weitere unruhige Nacht wollten wir sicherlich nicht, also entschieden wir uns, die Marina von Leros anzulaufen wo man laut Führer wie in einem Ententeich liegt. Mit zwei Reffs im Gross rauschten wir Leros entgegen, Lucien hatte alle Mühe, die Sarabella auf Kurs zu halten. Koch und Eigentümer von Manoli Tastes Lucien hat alle Mühe bei 5 Bf die Sarabella auf Kurs zu halten. Lipsi Hafen am Abend vor der Südfront mit Wellen. Dass es am anderen Morgen Südwind haben wird, hatten wir erwartet, schliesslich lesen wir die Wetterberichte per SMS und Internet jeden Tag. Aber dass dies trotz Hafenmole einen solchen Swell produzierte, war dann doch des Guten zuviel. Deshalb verliessen wir den Platz, sobald wir gefrühstückt und Wasser gebunkert hatten. Die schmale Hafeneinfahrt wagten wir nur unter Motor zu durchfahren, da sonst eine Patenthalse gedroht hätte. Doch dann war der Spuk vorbei, die Wellen schoben uns in die Bucht von Lakki und eine Viertelstunde später waren wir sicher in der Ententeich-Marina vertäut. Wo wird man schon mit Küsschen im Büro empfangen, nachdem man vor zwei Jahren das letzte Mal hier war! Die Gastfreundlichkeit der Griechen ist immer wieder beeindruckend. Yes I remember you sagte auch der Chef des Yachtladens, als ich mich bei ihm wegen einem neuen Radio-Verstärker umschaute, der plötzlich den Geist aufgegeben hatte. Eigentlich war er schon am abschliessen, aber er suchte doch ein Modell, sagte, ich solle es mal mitnehmen zum ausprobieren und sie da, es passte, - 4 -

5 Ein neuer Radio-Verstärker muss her Musik an Bord ist wichtig ohne irgendetwas löten oder Stecker tauschen zu müssen. Mit dreissig Knoten plus bliess es die ganze Nacht und wir lagen ruhig wie in Abrahams Schoss was für eine Wohltat! Und das für nur 35 Euro Liegegebühren. Arki der Geheimtipp Wie waren wir doch letztes Jahr enttäuscht, als das kleine Café mit Boutique von George und seiner Frau, wo weibliche Gäste immer wieder in Verzückung verfallen nicht wegen George, sondern wegen der Kleiderauswahl geschlossen war. Doch dieses Jahr war die Frau, die kaum ein Wort English spricht, aber die Herzlichkeit in Person ist, gerade am Einrichten. Siga, siga, sagte sie; wir verstanden auf Anhieb, was sie meinte. In Nicolas Taverna auf Arki ein Geheimtipp. Auch optisch ist die Taverna ein Blickfang. Nicolas Vater bastelt in der Winterzeit immer grosse Modellschiffe, die überall aufgehängt sind. Auch Nicolas mit seiner Taverna war hocherfreut, uns wieder zu sehen und grillte für uns einen super Red Snapper. Die Modellschiffe von Nicolas Vater. Patmos in Ruhe geniessen Nicolas grillt für uns einen Red Snapper. Im Sommer ist Patmos mit seinem mächtigen Burgkloster, von Kreuzfahrtschiffen überlaufen. Alle wollen sie den Offenbarungsort des heiligen Johannes und das Kloster sehen. Doch in dieser Zeit des Jahres sind wir fast die einzigen Touristen. Genüsslich sitzen wir im Café und geniessen die Glacés und Regi und Lindi durchstöbern die Boutiquen

6 Dingy. Wir erforschten die Insel zu Fuss, nicht ohne jedes Mal die Gatter der vielen Weideplätze immer wieder zu schliessen. Die feinen Meatballs holten wir uns in der Taverna, nicht ohne eine Stunde über Gott und die Welt mit einem der Brüder zu reden man hat hier oben ohne Internet und Telefonverbindung eben Zeit dafür! Glacé essen und Boutiqun durchstöbern. Die Sarabella haben wir ganz hinten in der ewig unfertigen Marina längsseits gelassen, wo man dem Ankersalat am Hauptquai aus dem Weg gehen kann. Die Bucht auf Levita, wo im Sommer alle 15 Mooringbojen besetzt sind. Genaus so harmonisch verlief der nächste Segeltag zurück nach Leros: Ohne eine Wende oder Halse segelten wir geradewegs auf die Bucht von Xenochampus zu und legten wieder an einer Mooringboje an. Die Sarabella liegt schön längsseits in der ewig unfertigen Marina. Zwei Tage segeln ohne eine Wende Man glaubt es nicht, aber es war tatsächlich so: unser Zwanzig-Meilen-Schlenker auf die Ziegeninsel Levita (1000 Schafe und Ziegen und eine Familie) legten wir mit konstanter Backstagbrise von 15 Knoten ohne ein Manöver zurück. Um zwei Uhr hingen wir schon an einer der Mooringbojen mit vier anderen Booten, gönnten uns eine Siesta und absolvierten endlich die Jungfernfahrt mit dem neuen Lindi steuert uns nach Leros. Mama Veta war das Restaurant unser Wahl, aber seit die Mama zurück nach Bulgarien gereist war, waren wir gespannt, ob die Honigfetakuchen noch genauso gut waren. Regi hat vor zwei Jahren das Rezept gekriegt und war die Testperson: Der Gesichtsausdruck sagt wohl alles

7 In der Bucht von Xenocampos (Leros) Zurück nach Kos Heute werden wir kaum mehr als fünf Knoten Wind haben, meinte ich am Sonntagmorgen, als wir die zwanzig Meilen bis Kos Marina unter den Kiel nahmen. Doch das Windglück sollte uns weiter beiseite stehen: Gut die Hälfte der Strecke konnten wir bei flotten 8-10 Knoten bewältigen, kreuzten die Meerenge zwischen Bodrum und Kos, ohne die Massen von Schwimmwesten zu sehen, wie wir sie letztes Jahr angetroffen hatten. Am Schluss hatten wir gut 75 Prozent unter Segel zurück gelegt und gesamthaft 180 Seemeilen in diesen idyllischen Dodekanes Inseln gesegelt. Törnstrecke (180 SM): 1: Kos 2: Palionissos (Kalymnos) 3:Panteli (Leros) 4:Lipsi 5: Leros Marina 6: Arki 7: Patmos 8: Levita 9: Xenocampos (Leros) 10: Kos Marina - 7 -